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MKmfferNMM Nationale Tageszeitung kür Londwirischaff und Da« „Wtlrdrufter Tagebla«' erschein» werklag« nachm «Uhr Bezug«pr. monail LRM srei Hau«, bei Poftbestellung l.SV RM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer lv Rvt Alle Poftanstalien, Pnstbolen. unsere Au-Iräger u GeschästSNelle nehmen zu leder Zei, Be- . ., n.. stellungen entgegen Im Falle höherer Gewalt oder Wochenblatt für WllsdrUss U. UMgegeNd sonstiger Belriebsstorun. gen befiehl kein Anspruch ' "7 " „ , aus Lteserunq der Zei- tuug oder Kürzung der Bezugspreise« Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beilieg» alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufltegender Preisliste Nr 6. —-Ziffer-Gebühr: 20 Rpig — Porgesch^te» bene Erscheinungstage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt — Anzetgen-Annabm« blS vormittags 10 Uhr - , Für die Richtigkeit de, durch Fernruf übermit. Fernsprecher: Amt Wllsdrufs 206 telten Anzeigen überneh. «men wir keine Gewähr — Bei Konkurs unt Zwangsvergleich erlischt jeder Anspruch auf Nachlaß. Dos Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen und des Stadt- rats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. Nr. 242 — 95. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, den 15. Oktober 1936 Sie Gesundung der Landwirtschaft Am Schulden nnd Zinsen — Die Kreditlage der deutschen Landwirtschaft Seit mehreren Jahren wird in gemeinsamer Bearbei tung vom Reichsnährstand und der Deutschen Rentenbank- Kreditanstalt die Entwicklung der Verschul dungslage und des Zinsendienstes der deutschen Landwirtschaft untersucht. Es ist selbstverständlich, daß diese Arbeit von besonderem volks wirtschaftlichen Interesse ist, denn durch diese Untersuchun gen gewonnene Vergleichsmöglichkeiten zwischen den ein zelnen Betriebsgrötzenklassen und den einzelnen Wirt schaftsgebieten lassen wichtige kreditpolitische Rück- schlüsse zu. Die neuerliche Veröffentlichung weist gegenüber den früheren nunmehr insofern eine Veränderung auf, als in den Mittelpunkt insbesondere die Darstellung der Kre ditlage der Erbhöfe getreten ist. In Anbetracht der bisherigen Erfolge bei den anderen landwirtschaftlichen Betrieben im Hinblick auf die Schuldenregelung und die Senkung der Zinslasten sowie der durch die nationalsozia listische Agrarpolitik herbeigeführten Steigerung der Ver kaufserlöse bleibt eben als wichtigste Lösung der Zukunft die Entfchuldnng der Erbhöfe, die durch die Verordnung vom 20. Juni 1936 in Angriff genommen worden ist. Höhe. Struktur und Entwicklung der Erbhof verschuldung während des Wirtschaftsjahres 1934/35 wer den in allen Einzelheiten dargestellt. Darüber hinaus sind in den ost- und mitteldeutschen Betrieben die Betriebe unter Erbhofgrötze zum Vergleich berangezogen. Besonderen Wert gewinnt die jetzt vorliegende Arbeit durch die Tat sache, daß die Erhebung für das Wirtschaftsjahr 1934/35 auf rund 13 500 Betriebe ausgedehnt wurde, während in den Vorjahren nur 5000 bis 6000 Betriebe in die Unter suchung einbezogen wurden. Zum erstenmal wurden auch die Gebiete nach Landesbauernschaften und Landesbauern schaftgruppen geordnet, um so zu einer für die heutigen Verhältnisse praktischeren Uebersicht zu kommen. Daneben blieb die Einteilung in die Wirtschaftsgebietsgruppen Ost deutschland, Mitteldeutschland, Nordwestdeutschlaud und Westsüddeutschland bestehen. Nicht einbegriffen werden konnten die Ergebnisse der Landesbauernschaft Saarpfalz, da hier das landwirtschaftliche Buchstellenwesen noch im Aufbau begriffen ist, und das notwendige Mate rial daher noch nicht vorlag. Die Ergebnisse der vom Reichsnährstand und der Deutschen Rentenbankkreditanstalt gemachten Unterfuchung zeigen nun, daß die Gesamtverschuldung der Landwirtschaft auch im Wirtschaftsjahr 1934/35 (vom 1. Juli 1934 bis zum 30. Juni 1935) weiter zurück- g e g a n g e n ist. Und zwar macht der Rückgang für diese Zeit etwa 2,0 v. H. aus. Die Verallgemeinerung der nach der vorliegenden Untersuchung ermittelten Werte ergibt für den 1. Juli 1934 eine absolute Höhe der Verschuldung von 11,6 Milliarden Mark. Dagegen ist die Verschuldung nach dem Stand vom 1. Juli 1935 auf etwa 11,3 Milliarden Mark festgestellt. Nicht berücksichtigt ist dabei die Belastung der Landwirtschaft mit Renten- und Altenteilen, die nach dem Stand vom 1. Juli 1935 etwa eine Milliarde Mark betragen hat. Aus der Verschuldungsbewegung ist zu er kennen, daß die Bauern und Landwirte in gewissem Um fange in der Lage waren, Kreditrückzahlungen vorzunehmen. Weiter erklärt sich der Verschuldungsrück gang aus den Auswirkungen der Umschuldungsmaß nahmen der Osthilfe und des Schuldenregelungsgesetzes. Vor allen Dingen kommt in' dem Verschuldungsrückgang auch schon zum Ausdruck, daß in einem großen Teil der deutschen Landwirtschaft, namentlich bei den Erbhöfen, die sonst jährlich zu beobachtende Neuverschuldung aus Kauf und Erbgang nicht mehr eintritt. Während die Verschuldung der Erbhöfe — in Mark je Flächeneinheit berechnet — in Mitteldeutsch land und in Nordwestdeutschland geringer war als bei den Großbetrieben, war die bäuerliche Verschuldung in Ost deutschland wesentlich stärker als die der Großbetriebe. Nach dem Stand vom l. Juli 1935 machte die Verschuldung der Erbhöfe hier 737 Mark, die der Betriebe über Erb hofgrötze dagegen 625 Mark je Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche aus. Für Mitteldeutschland lauten die entsprechenden Zahlen für die Erbhöfe 702 Mark, für die Großbetriebe 752 Mark, und für Nordwestdeutsch- land 552 Mark für die Erbhöfe und 572 Mark für die Großbetriebe. Für Westsüddeutschland liegen in An betracht der Struktur der dortigen Landwirtschaft Unter suchungen über die Großbetriebe nicht vor, wie auch für Ostdeutschland, für Mitteldeutschland und für Nordwest deutschland hier keine Zahlen über die Betriebe unter Erb hofgröße ausgezeichnet sind. Für Westsüddeutschland ist die Verschuldung der Erbhöfe und der landwirtschaftlichen Betriebe unter Erbhofgrötze gegenübergestellt: sie beträgt für Erbhöfe 468 Mark und für die Betriebe unter Erbhof- größe 513 Mark je Hektar landwirtschaftlicher Nutzungs fläche. Die kleinen landwirtschaftlichen Be triebe in Westsüddeutschland zeigen gegenüber den bäuerlichen Betrieben vor allen Dingen eine höhere Ministers in Pari; lind Landon. Der Straßburger Zwischenfall — Das Vordringen des Bolschewismus in Frankreich und England. In Paris und in London hatten die Kabinette Beratungen, in denen einmal die außenpolitischen, aber auch die durch das aktive Vorgehen der Bol schewisten entstandenen innerpolitischcn Fragen zur Er örterung standen. Der französischeMini st errat, der unter dem Vorsitz des Präsidenten der Republik zusammentrat, hat sich natürlich auch mit dem Strassburger Zwischen fall beschäftigt. Wie man aus Paris erfährt, hat der französische Ministerpräsident Löon B l u m im Anschluß an den deutschen Protestschritt den Kommunistenhäuptling Thorez um sofortige Vorlage eines Stenogramms seiner Rede ersucht. Thorez hat darauf entgegnet, daß er den Text seiner Rede in oer kommunistischen Presse ver öffentlichen werde. Ist dieses erfolgt, wird die Volks frontregierung prüfen, ob Abschnitte der Rede gegen das Gesetz über Beleidigung ausländischer Staatsoberhäupter verstoßen. Im übrigen beschäftigte sich der Ministerrat mit den Finanzreformgesetzen, die dem Parlament vorgelegt wer den sollen, und auch über die immer fühlbarer werdende Preissteigerung gerade für Waren des täglichen Bedarfs. Nach einer Mit teilung der Präfektur in B o r d e a u x hat sich z. B. dort die Lebenshaltung beträchtlich verteuert. Die Richtziffer vom 10. Oktober stellt sich auf 555,20 gegen 505,66 im Juni 1936. In Paris wird am 16. Oktober der Milch preis um 10 Centimes für das Liter erhöht werden. Streitsperren auf wichtigen Schiffahrtskanälen Der von Kommunisten eingefädelte Streik der Flußschiffe!, der sich auch auf das Gebiet der Marne ausgedehnt hat, erfuhr eine wertere Verschärfung dadurch, daß die streikenden Schiffer mit ihren Fahrzeugen Sperren über den Rhein-Marne-Kanal und über den Marne-Saone-Kanal in der Gegend von Vitrh—Le Frangois errichtet haben. Dadurch wird der gesamte Verkehr auf diesen beiden wichtigen Wasser straßen abgeschnitten und jede Zufuhr für die zahlreichen Industriebetriebe unmöglich gemacht. Auch auf der Seine oberhalb und unterhalb von Paris, wo die Schiffer, wie gemeldet, seit mehreren Wochen im Streik stehen, sind mehrere Kahnsperrcn zusammengefahren worden, die den gesamten Flußverkehr stillegen. Arbeitswillige müssen auf marxistischen Gewerkschastsbefehl feiern Wie aus Tourcoing gemeldet wird, sollen 479 von insgesamt 8ll Arbeitern einer Wollspinnerei, die auf Befehl des marristischen Gewerkschaftsverbandes (CGT.) die Fabrik besetzt hielten, eine Bittschrift um Wiederaufnahme der Arbeit eingereicht haben. Bisher sei es jedoch nicht möglich gewesen, dem Wunsche der Mehr heit der Arbeiter zu entsprechen, und das Werk sei weiter hin besetzt. Unerwünschter Besuch Litwinows in Paris Sehr unerwünscht für die französische Negierung W unerwartet der Außenkommissar der Sowjets, Litwi now, plötzlich in der französischen Hauptstadt ein getroffen. Die französische Oeffentlichkeit nimmt an, daß es das Ziel des Sowjetagenten ist, die französischen Hilfs truppen der Sowjets noch mehr zugunsten der zusammen brechenden spanischen Volksfront zu mobilisieren. Man nimmt vor allem an, daß Litwinow auf die französische Regierung einen starken Druck ausüben will, damit diese die katalanische Sowjetrepublik als selbständiges Staats wesen anerkennt. Aus jeden Fall dürfte der Moskauer Sendling die Führer des französischen Bolschewismus aufstacheln, und man nimmt in Pariser politischen Kreisen an, daß die Straßburger Rede des Generalsekretärs der Kom munistischen Partei Frankreichs, Thorez, nickt ohne vorherige Verständigung mit den Vertretern der Sowjet regierung gehalten worden ist. Die fanzösische Zeitung „M atin" meint, daß Litwinow es ferner nötig habe, sich durch persönliche politische Erfolge bei den maßgebenden Männern des Moskauer Kreml in ein besseres Licht zu setzen. „Vorsätzliche Provokationen" Frankreichs Presse sucht die Thorezrede abzuschwächen Die Erregung in den europäischen Staaten über die Straßburger Hetzrede des französi schen Kommunisten Thorez ist immer noch sehr groß. Von den italienischen Zeitungen anerkennt „P opolo dj Roma" die berechtigte Entrüstung des deutschen Volkes und unterstreicht die würdige Haltung der deutschen Presse, die zwar in scharfer Form reagiere, aber trotzdem ihre beherrschte Haltung bewahrt habe, wodurch der Protest der Reichsregierung nur noch mehr Gewicht und Bedeutung er- halte. Der Pariser Korrespondent des „M essaggero" bezeichnet das kommunistische Vorgehen als ..vorsätzliche Provokation, mit denen die Zwietracht zwischen dem roten Frankreich und dem Deutschland Hitlers verschärft werden soll". — Uebereinstimmend wird aus Paris das Bestreben der französischen Regierungskreise zur Abschwächung des Zwischenfalls erwähnt. Die gesamte Pariser Presse beschäftigt sich mit dem Schritt, den der deutsche Geschäftsträger am Quai d'Orsay, dem Sitz des französischen Auswärtigen Amtes, unternommen hat. Der „M a t i n" spricht von einer deutschen Note, die absichtlich maßvoll und höflich gehalten sei. Die kommunistischen Kundgebungen in Straßburg, die Karikatur des Führers und die rednerischen Ausfälle Thorez' hätten nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Ländern sehr lebhafte Erregung ausgelöst, die mit Frankreich zu einer europäischen Friedenspolitik zu gelangen versuchten. „Petit Parisien" kommt mit der Ausrede, Thorez fei nicht Mitglied der französischen Regierung, und seine Belastung bei den Realschulden, während die Aufwertungs- schulden in den kleinen Betrieben niedriger sind. Die Ver - schuldungsabnahme der Landwirtschaft im Wirt schaftsjahr 1934/35 u m r u n d 2. v. H. bedeutet einen durch schnittlichen Rückgang der Schulden um 12 Mark je Flächeneinheit. Eine Untersuchung der Gesamtschulden unter Auf teilung in Aufwertungs-, Real- und Personalschulden läßt erkennen, daß es zwischen den bäuerlichen und den land- wirtschaftlichen Betrieben in den einzelnen Wirtschafts gruppen grundsätzliche Unterschiede nicht gibt. In Ost deutschland, in Mittel- und in Nordwestdeutschland ist in den bäuerlichen Betrieben der Anteil der Aufwer tungsschulden an der Gesamtverschuldung ebenso groß ivie in den größeren landwirtschaftlichen Betrieben. In den westsüddeurschen kleinen landwirtschaftlichen Be trieben treten die Auswertungsschulden dagegen anteils mäßig sehr zurück. Aus die Realschulden entfallen in den bäuerlichen und landwirtschaftlichen Betrieben je weils fast die gleichen Anteile an der Gesamtverschuldung, ein Verhältnis, das ebenso für die Personalschulden gilt. Dagegen läßt sich feststellen, daß mit steigender Betriebs größe sowohl je Flächeneinheit als auch anteilsmäßig die Renten- und Altenteilslasten abnehmen. Darüber hinaus lassen die Untersuchungen erkennen, daß auch im Wirtschaftsjahr 1934/35 der Z i n s e n d i e n st in der Landwirtschaft zurttckgegangenist, und zwar ist hier die Entlastung ftärker als der Rückggng oer Pericyuioung. Wayreno oie Pericyuwung — wie ooen dargestellt — um 2 v. H. abgenommen hat, ist bei den Zinsen eine Entlastung um mehr als 10 v. H. fest zu st eilen gewesen. Gegenüber dem Höchststand der Zinsbelastung im Wirtschaftsjahr 1931/32 hat dir Zinslast der deutschen Landwirtschaft eine Abnahme um mehr als ein Drittel erfahren. Während die Zinslast im Wirtschaftsjahr 1931/32 1.01 Milliarden Mark ausmachte, ist für das Wirtschaftsjahr 1934/35 ein Betrag von 0,65 Milliarden Mark errechnet worden. Die günstigen Auswirkungen der nationalsozialistischen Agrar politik werden am deutlichsten bei einem Vergleich zwischen Zinslast und Verkaufserlösen. Im Wirtschaftsjahr 1931/32 verlangte die Zinslast allein 13,6 v. H. der Ver kaufserlöse, im Wirtschaftsjahr 1934/35 ging dieser Anteil aus 7,8 v. H. zurück. Ein Vergleich dieser Zahlen beweist, daß dadurch die Voraussetzungen sür die zahlreichen Betriebsinvestierungen in der Landwirtschaft geschaffen wurden, durch die wieder um erst die Erfolge in der Erzeugungs schlacht möglich waren. Die Entwicklungstendenzen in der Kreditlage der deutschen Landwirtschaft lassen er kennen, daß sich der günstige Fortschritt auch in Zukunft feststellen lassen wird. Jedenfalls ist durch die hier er kennbare Entwicklung eindeutig zu beweisen, daß die Maßnahmen der nationalsozialistischen Agrarpolitik den Gesundungsprozeß der Landwirtschaft mit größtem Erfolge eingeleitet und weitergeführt haben. Karlheinz Backhaus.