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MsdnOrÄMM Nationale Tageszeitung für die Landwirtschast, Nr. 14 — 90. Jahrgang Sonnabend, den 17. Januar 1931 Wilsdruss-Dresden Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Postscheck: Dresden 2640 Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstreniamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Tageblatt" an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: ^Bei Abholung in i und den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 NM., bei Postbestellung ^trag- * - gebühr. Einzelnummern Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P°ftb°tenundun, r-gnund DclchLflssttlltu ! U 2-2 nehm-n zu jeder Zeil B-. Neuungen entgegen. 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Nicht klagen, nicht grübeln, was einstens war, Was die Väter im Sturme erzwungen. Nicht fragen, warum ihrer Enkel Schar Das Schicksal so niedergezwungen! Nicht quälend die Seele zermartert, warum Der Sieg unsern Händen entrissen — Nicht klagen, nicht zagen, nur kalt und stumm Die Zähne zufammengebissen! Erschüttert, verblutend das Reich. Doch es steht! Noch groß in Qualen und Schmerzen. Und die alte, die heilige Fahne weht In Millionen kerndeutscher Herzen! Was auch zu Trümmern und Scherben ward — Den Geist soll uns keiner zerschlagen! Die Flamme der Not hat uns eisern und hart Geschmiedet in lichtlosen Tagen. Wir senken beschämt nicht heute das Haupt; Wir rufen zu ernstem Besinnen: Das Schicksal hat uns unsre Größe geraubt, Daß wir sie uns wiedergewinnen! Die Flammen des 18. Jänner sind Ein Vermächtnis unserer Ahnen, Sie sind für Kind und für Kindeskind Ein ewiges heiliges Mahnen! Schon geht ein Raunen durchs deutsche Land, Ein frühlingshaft heiliges Wehen: Die deutsche Seele will aus dem Brand Der Not und des Leids neu erstehen. Wir klagen heut nicht, wir grübeln heut nicht, Warum uns so Bittres geschehen — Wir schreiten durch Nacht, doch wir streben zum Licht, Und wir werden einst auferstehen! Felix Leo Göckeritz. „Nimmer wird dasReich zerstöret.. Am Sockel des Kaiser-Wilhelm-Denkmals in Koblenz, dort am „Deutschen Eck", wo sich der Rhein und die Mosel miteinander vermählen, steht die Inschrift: „Nimmer wird das Reich zerstöret, Wenn ihr einig seid und treu!" Als dieses Reich vor 60 Jahren gegründet, der deutsche Einheitstraum Wirklichkeit geworden war, da ahnte Wohl niemand, welch furchtbaren Feuerproben es dereinst aus gesetzt werden sollte. Schwer genug wurde diese Einheit des deutschen Volkes erarbeitet und erkämpft, nicht leicht war es, diese Einheit immer tiefer in den Seelen zu ver- ö" der Selbstverständlichkeit zu machen, die sie m England , nd in Frankreich längst geworden war. Aber noch viel schwerere Jahre standen uns bevor, nachvem r m Feuer des großen Krieges diese Einheit noch fester geschmiedet worden war. Bismarcks Werk, das Gebäude, das er errichtet hatte, war äußerlich vollendet, wurde allmählich auch tm Innern wohnlich gemacht, — und doch war die Ländereifersucht noch längst nicht überwunden. Eigentlich verkörperte nach außen hin nur der Träger der Krone diese Einheit. Schars wurde derCharakterdesReiches als Bunde s- staat betont und nur wenig hatten die Ereignisse von 1871 an der Buntscheckigkeil seiner Landkarte geändert. Wie anders ist das alles geworden! In den Weltkrieg zogen wir als Deutsche und als Deutsche kehrten wir wieder zurück. Das einzige Gut, das wir heimbrachten, war die Einheit des Reiches, die nun noch lange Jahre hindurch verteidigt werden mußte. An diese bösen Zeiten soll erinnert werden, weil sie neben den. Gefahrvollen doch vor allem gezeigt haben, daß der Einheits - gedanke, das Fe st halten am Reich, nun wirklich zur Selbstverständlichkeit geworden war. In Nord und Ost gewännet» wir die Abstimmungssiege, obwohl die Hundert tausende, die sich für das Verbleiben bei der Heimat ent schieden haben, nur allzu genau wußten, daß ihrer ein schlechtes Wohnen im Gebäude des Deutschen Reiches harrte. Um so schwerer tras es uns, daß trotz dieser Willenserklärung, ja, ohne die deutschen Menschen auch nur zu befragen, viele Hunderttausende mit Gewalt hinausgezerrtwurden, daß das von dem damaligen englischen Ministerpräsidenten verkündete „ehrliche Spiel" um das Schicksal Oberschlesiens zum un ehrlichen Hohn und Wortbruch geworden ist. Übel ge lohnt wurde den Deutschen, daß sie einig und treu ge blieben waren. Noch furchtbarer, noch gefahrdrohender war die Feuerprobe auf die Reichseinheit und Reichstreue im Westen. Unzählige deutsche Menschen jedes Alters und Geschlechts hatten Schwerstes zu tragen in zähem, ohne Waffen aus unserer Seite geführten Kampfe und Hunderte gaben Blut und Leben hin in der Verteidigung der Heimat. Mitten in Deutsch land flatterten die Fahnen des Eroberers und es schien zu Ende zu sein mit des Reiches Einheit. Das Gebäude wankte und bebte, — und doch ist es wieder gelungen, es zu stützen und zu erhalten. U n s zu erhalten und Ern kommenden Geschlechtern. Tief und unvertilg bar ist so der Gedanke der Einheit hineingebrannt worden in unsere Herzen. Geflohen, verdorben, gestorben sind jene, die in schwerer Notzeit zusammen mit den äußeren Feinden auch von innen her diese Einheit zu zerstören versuchten. Und im Ausland, wohin sie sich vor dem Arm der strafenden Gerechtigkeit geflüchtet haben, trifft sie heimliche Verachtung. Nicht feiern, nicht lärmvoll preisen wollen wir den 18. Januar, wenn wir des Tages gedenken, an dem des Reiches Einheit entstanden ist. Es ist kein Anlaß zu lauter Freude und beim Rückblick trauern wir um die zahllosen Opfer, die gebracht werden mußten, damit das Reich uns bliebe. Noch stärker, noch fester sind wir zur Schicksalsgebundenheit eines Volkes zusammengeführt und zusammengepreßt worden; aber Millionen Menschen deutschen Blutes wurden und werden mit Gewalt ferngehalten, sich zu dieser Verbundenheit freiwillig hinzuzugesellen, so sehr auch wir zueinander streben. Sechzig Jahre sind nur eine kurze Zeit in der Ge schichte eines Volkes, aber in diesen sechs Jahrzehnten ist doch die äußerlich geschaffene Einheit des Reiches zur inneren, zur selbstverständlichen Einigkeit geworden. Seine Form wurde anders, aber der Inhalt blieb, der erst nur eine Hoffnung war, dann aber zur Wirklichkeit, zur Gewißheit wurde. „Ich bin geboren, deutsch zu fühlen, bin ganz auf deutsches Denken ein gestellt", hebt ein bekannter Spruch an. Und an dem Tage, an dem wir nun aus das sechzigjährige Bestehen des Reiches zurückblicken dürfen, da richten sich diese Blicke auch auf jenen Mann, der einst des Reiches feier liche Gründung miterleben konnte und jetzt an der Spitze dieses Reiches steht, das er im Feuer der Schlachten mit gewinnen, im Weltkrieg mitverteidigen half. Das Bei spiel, das in schwerster Zeit, als alles wieder auseinander zubrechen schien, er uns allen gegeben hat und das in den harten Kämpfen der Gegenwart ihn, den Reichsprä sidenten von Hindenburg, hoch hinaushob über den Streit des Tages, ist aber doch nur die Ausführung dessen, was jener Dichter dann in dem Wort zusammenfaßt: ..Erst kommt dein Volk, dann alles andere!" Die Kaiserproklamation im Spiegelsaal des Schlosses zu Versailles am 18. Januar 1871. (Nach dein Gemälde von Anton von Werner.)