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WMnOrTagMIi Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Dat „Wilsdruffer Tageblatt" erscheint werktags nachm. 4 Uhr. Bezugspr. monatl.L RM. frei Haut, bei Postbcstellung IM RM. zuzügl. Bestellgeld. Einzelnummer 10 Rpf. Alle Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle nehmen z» jeder Zeit Bc- , ., ,, ... . stellungen entgegcn. Im Falle höherer Gewalt oder Wochenblatt fllk Wilsdruff U. UMgegeNV sonstiger Betriebsstörun. gen besteht kein Anspruch — ' auf Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingejandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beilicgt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegender Preisliste Nr. 5. — Ziffer-Gebühr: M Rpfg. — Borgeschrie bene Erscheinungstage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigcn-Annahme bis vormittags Ist Uhr. .. Für die Richtigkeit der durch F-rnrus übermit. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 teilen Anzeigen llbcrneh. men wir keine Gewähr. — Bet Konkurs und Zwangspcrglcich erlischt jeder Anspruch auf Nachlaß. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen bet ördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 275 — 94. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Dienstag, den 26. November 1935 Postscheck: Dresden 2640 Das Wunderwerk der Oeutschlandhalle. Auf dem Berliner Ausstellungsgelände ist Europas größte Sporthalle, die Deutschlandhalle, fertiggestellt worden. Reichsminister Dr. Goebbels Hal ein Danktelegramm an alle am Bau Beteiligten gesandt. Am 29. November wird die Halle der Öffentlichkeit übergeben werden. In rastloser Eile wurde in der Neichshauptstadt seit Monaten an einem großen Bau gearbeitet, der direkt neben den Ausstellungshallen am Funkturm von Tag zu Tag wuchs. Die D e u t s ch l a n d h a l l e, die im Rahmen der Olympia-Bauten errichtet wurde, soll ein neuer Mittelpunkt des Hallensports werden, eine würdige Sportstätte für die Olympischen Spiele. Jetzt ist der Bau fertiggestellt, und man kann schon sagen, daß er alle Er wartungen noch bei weitem übertroffen hat. Ein wahres WunderwerkoerBaukunstist hier entstanden, das nicht nur dem Sport dienen wird, sondern auch für Groß kundgebungen und kulturelle Veranstaltungen geeignet ist. Nichts ist vergessen worden, alle Möglichkeiten sind aus genutzt worden, damit hier ein Werk erstand, würdig seines stolzen Namens. Schon die Größe allein zeigt, daß hier etwas Einzig artiges in seiner Art geschaffen wurde. Für 15 000 bis 20 000 Zuschauer ist hier Platz vorhanden, je nach dem, was für Veranstaltungen hier abgewickelt werden. Die große Halle hat eine Länge von 160 Meter, eine Breite von 120 Meter und eine Höhe von 25 Meter. Keine einzige Säule stört die Sicht, da das Dach freitragend ausgebildet ist. Man kann also sagen, daß auch auf dem billigsten Platz, auf dem „Heuboden", jeder Zuschauer die Ereignisse in der Arena auf das beste verfolgen kann. Dabei , hat man aber gleich dafür gesorgt, daß der Zu- und Abgang der Tausende ungehindert vor sich gehen kann. Zu jeder Platzgattung führen gesonderte Treppen, die alle jeweils in einen großen Umgang münden, von dem aus erst die Türen in den eigentlichen Zuschauerraum gehen. Damit vermeidet man, daß Störungen an die ab laufenden Ereignisse in der Arena herangetragen werden. Das ist besonders wichtig, weil man ja die Halle auch für Theatergroßaufführungen benutzen will. Man hat für solche Aufführungen auch noch ver schiedene andere Spezialeinrichtungen geschaffen. So haben sich die Rundfunktechniker mit ihrem Rat der Bau leitung zur Verfügung gestellt, damit auch die akustischen Verhältnisse der Halle dem Wert aller anderen Einrich tungen nicht nachstehen. Man wird akso von sämtlichen Plätzen das gesprochene Wort genau so deutlich hören, wie man den Vorgängen in der Arena mit den Augen folgen kann. Selbstverständlich ist der Bau entsprechend auch für große Konzerte und chorische Massenauf führungen geeignet. Die Lichtverhältnisse sind be sonders gut, weil man hier eine ganz neue Lösung ge funden hat. Zahlreiche Lampen mit einer Gesamtlicht stärke von 72 000 Watt erleuchten durch indirekte Be strahlung die große Halle taghell, ohne daß heruntcr- hängende Tiefstrahler den Blick hemmen. Außerdem hat man aber an der Decke eine eigene, rundherumlaufende Scheinwerfergalerie gebaut, von der aus jeder Punkt der Halle besonders angcstrahlt werden kann. Der Sport steht natürlich an erster Stelle bei den ge- Vlanten Veranstaltungen. Fast sämtliche Hallensportarten können hier gezeigt werden. Fast die einzige Ausnahme bildet der Eissport. Man mußte aber aus den Einbau einer Kunsteisbahn verzichten, weil man sonst verschiedene andere Dinge hätte weglafsen müssen. Das Glanz stück der Deutschlandhalle ist die ungefähr 210 Meter lange hölzerne Radrennbahn, die die schnellste Hallenbahn der Welt werden soll. Sie ist von dem besten Rennbahn bauer der Welt, dem Deutschen Clemens Schür mann konstruiert worden. Diese Bahn kann in 48 Stun den auf- und in 12 Stunden abgebaut werden. Darunter liegt eine eigene Aschenbahn für die Leicht athleten. Wieder darunter hat man dann noch eine Reitbahn für die großen Reit- und Fahrturniere an gelegt. So ist es hier möglich, daß die großen Turniere unter besten Vorbedingungen und vor einem großen Zu schauerkreis stattfinden. Man könnte noch vieles anderes mehr aufzählen, was Ar den neuzeitlichen und vorbildlichen Einrichtungen der Deutschlandhalle gehört. Erwähnt sei nur noch, daß im Kellergeschoß Umkleide-, Wasch- und Massageräume für ungefähr 1000 Menschen vorhanden sind, daß hier ein Arzt sein Laboratorium aufgeschlagen hat, in dem auch, falls nötig, gleich an Ort und Stelle Röntgenauf nahmen gemacht werden können. Auch für die Presse- manncr ist bestens gesorgt, sie haben eigene Räume er halten, wo ihnen Telephon und Schreibmaschinen zur Verfügung stehen. Alles ist mit großem Weitblick geplant und durchgeführt worden, und alle, die hier als Zu schauer, als aktive Sportler oder als Teilnehmer von Knndgebungen in die Deutschlandhalle kommen werden, werden begeistert sein von der Arbeit, die man hier geleistet hat. ee. Rem Wege der deutschen MWst. Ministerpräsident Siebert vor der Deutschen Handelskammer in Zürich. Der bayerische Ministerpräsident und Finanzminister Siebert hielt Montag abend auf Einladung der Deutschen Handelskammer in der Schweiz im Börsensaal in Zürich eine großangelegte Rede über das Thema „Neue Wege der deutschen Wirtschaft". Der Saal war bis zum letzten Platz gefüllt. Unter den An wesenden sah man u. a. den deutschen Gesandten in Bern, Freihcrrn von W e i z s ä ck e r, die Mitglieder der deutschen Kolonie und der Ortsgruppe Zürich der NSDAP, sowie Hunderte von führenden Persönlichkeiten des schweizerischen Finanz- und Wirtschaftslebens. Seit der nationalsozialistischen Revolution ist es das erstemal, daß in Zürich ein an verantwortlicher Stelle stehender Mann des neuen Deutschland das wirtschaftliche Ge schehen im heutigen Deutschland aus eigener Erfahrung heraus beleuchtete. Ministerpräsident Siebert ging zuerst kurz auf die Lage der deutschen Wirtschaft vor drei Jahren und auf die Gründe dieser Lage ein. Er führte die schlimmsten Bedingungen des sogenannten Friedensver- trages, ihre politischen, finanziellen und wirtschaftlichen Folgen für Deutschland vor, den Wahnsinn der Erfül lungspolitik, das Ende des ersten Abschnittes der deut schen Tragödie der Jahre 1918—1923 in der Inflation, die Entwicklung der Scheinblüte infolge der Schuldenwirt schaft bis zum Zusammenbruch der Wirtschaft. Daß bei dieser Lage Deutschlands die alten ausgetretenen Geleise des Wirtschafts- und Soziallebens nicht geeignet waren, die furchtbare wirtschaftliche und politische Not des deut schen Volkes zu wenden, wies der Vortragende nach. Die neu zu beschreitenden Wege hätten zunächst eine neue Wirtschaftsgesinnung im deutschen Volle auslösen müssen, wenn sie Erfolg bringen sollten. Der Minister präsident schilderte den Inhalt dieser neuen Wirtschafts gesinnung, die von den Wirtschaftskreisen als oberstes Ziel der staatlichen Wirtschaftsführung die Bedarfs deckung der Volksgemei ns chaft fordert. Der neue Staat stellte den Plan auf, nach dem die Gebiete des Wirtschaftslebens sich zu entwickeln haben. Die wirt schaftliche Weltanschauung im neuen Deutschland sei eine bewußt sozialistische. Dann kam der Vortragende ein gehend auf die Neuorganisation der Wirtschaft zu sprechen und führte aus,-daß das größte Ziel in materieller Hin sicht zunächst die Rettung der Landwirtschaft und die Wiederbeschäftigung des deutschen Arbeiters gewesen sei. Sodann beleuchtete er - die finanziellen Seiten des deutschen Wirischasts- Problems und kam dann eingehend auf die Wirkungen der neuen Wirtschaftswege zu sprechen, die in der Wiedereinstellung von über vier Millionen Erwerbslosen in den Arbeits prozeß, der Mehrung der Steuereingänge, der Erhöhung des Volkseinkommens und den anderen volkswirtschaft lichen Folgen sich sinnfällig äußerten. Er sprach über die Rohstofslage Deutschlands, das in keiner Weise Von der Welt sich abschließe, aber von ihr auch die Aufnahme der deutschen Waren verlangen müsse, behandelte die Frage des Warenaustausches und kam speziell auf die Regelung des R e i s e v e rk e h r s mit der Schweiz zu sprechen. Herzlicher EWsW König Georgs io Wechenlmd Ueber eine Million Griechen in Athen. Triumphzug vom Hasen Phaleron zur Stadt. Mit herzlicher Freude ist König Georg N. von Griechenland bei seinem Einzug vom griechischen Volk empfangen worden. Von Korfu bis Athen haben Hundcrttauscnde ihrem König zugejubelt und damit be kundet, daß das griechische Volk die Rückkehr ihres Mon archen schon lange ersehnt hatte. Sonntag abend war der Kreuzer „Helli", mit dem König an Bord, vor dem festlich illuminierten Patras eingetroffen. Die Kais und Molen waren dicht besetzt von einer begeisterten Menschenmenge, die dem König während seiner Vorbeifahrt znjubelte. Sämtliche Dörfer am Ufer des Peloponnes hatten Freudenfeuer entzündet. Die „Helli" fuhr so dicht wie möglich an der Küste ent lang, wodurch es dem König ermöglicht wurde, immer wieder die Ergebenheitskundgebungen der Bevölkerung zu beobachten. Am Montag gegen 2 Ubr früh fuhr der Kreuzer „Helli" mit den Begleitschiffen dieStratzevon Korinth durch, deren beide Ufer sowie die Eisenbahn brücke von Landleuten aus dem Peloponnes und dem griechischen Festland voll besetzt waren. Schon vor dem Beginn des Morgengrauens herrschte am Montag in den Straßen Athens die stärkste Bewegung. Die ganze Stadt zeigte sich in buntem Flaggen schmuck. überall sah man Flaggen, Wappen und Bilder des Königs. Musikkapellen spielten flotte Märsche, dar unter das besonders begeistert aufgenommene Königslied, das in der Zeit der Republik verboten war. übereine MillionGriechen erwarteten in den Straßen Athens bis hinaus zu dem sechs Kilometer entfernten Alt-Phale- ron ungeduldig den nach zwölf Jahren Verbannung zurückkehrenden König Georg. Die Ankunst im Hafen M-Phaieron. Am Montagvormittag gegen 10 Uhr traf König Georgin Begleitung des Thronfolgers Prinz Paul im Hafen von Alt-Phaleron ein und begab sich sofort an Land. Der König wurde dort vom Ministerpräsidenten General Kondylis, der während seiner Abwesenheit die Regentschaft geführt hatte, begrüßt und mit den Mit gliedern der Regierung bekannt gemacht. Feierlicher Einzug in die Hauptstadt. Auf seinem Wege nach Athen nahm der etwa 50 Kraftwagen umfassende königliche Zug seinen Weg durch die sechs Kilometer lange schnurgerade Svnaros-Allee. die mtt Fahnen und Girlanden reich geschmückt tvar. Hinter einem dichten Spalier von Truppen aller Waffengattun gen säumte eine riesige Menschenmenge die Straße. Immer wieder erschollen jubelnde Hochrufe aus den König und den Thronfolger, die ununterbrochen grüßten. Am Tor des Hadrian hielt der Zug. Hier hatten der Bürger meister von Athen, Kodzias, sowie die Bürgermeister aller anderen griechischen Städte, die Präsidenten der Stadtverwaltungen und anderer Körperschaften Aufstel lung genommen. Die Königsflagge wurde gehißt, und die Musik spielte den Königsmarsch. Kanonenschüsse gaben das Zeichen zu einem allgemeinen Glockenläuten. Dann entbot der Bürgermeister von Athen dem König den Willkommengrutz der Landeshauptstadt. Auf die Be grüßungsansprache antwortete König Georg dank erfüllt und bezeichnete die Begrüßung als Sinnbild der nationalen Einigung und Ver- brüderung. Dann setzte der Festzug seinen Weg in die Stadt fort. Durch festlich geschmückte Straßen ging es zur Kathe drale, wo ein feierliches Hochamt abgehalten wurde. Im Anschluß an das Hochamt fuhr der König zu dem Grabmal des Unbekannten griechischen Soldaten, um dort in Begleitung des Thronfolgers einen Kranz niederzulegen. Aus der Geschichte des Herrscherhauses. Durch die Volksabstimmung vom 3. November hatte sich das griechische Volk mit überwältigender Mehr heit für die Wiedereinführung der Monarchie und die Rückberufung König Georgs II. aus den griechischen Thron ausgesprochen. König Georg II. entstammt dem dänischen Königshause. Sein Großvater war der zweite Sohn König Christians IX. von Dänemark und bestieg im Jahre 1863 als König Georg l. den hellenischen Königsthron. Unter seiner 50jährigen Regierung wurden u. a. die jonischen Inseln, Thessalien und ein Teil von Epirus erworben, die Angliederung Kretas vorbereitet und der erfolgreiche Balkankrieg gegen die Türkei geführt. Nach seiner Ermordung im Jahre 1913 folgte ihm König Konstantin, der besonders durch sein ent schiedenes Eintreten für die Aufrechterhaltung der griechi schen Neutralität im Weltkriege rühmlich bekannt ge worden ist, während sein Gegenspieler, Ministerpräsident Venizelos, mit aller Macht Griechenland in das Lager der Entente hinüberzusühren suchte. Die Gemahlin König Konstantins, die Prinzessin Sophie von Preußen.