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LWdmfferTagM« Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei P ost d Stellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Bostanstalten und Post boten, unsere Austräger u. Gcfchästsslelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- W0MeNvlat1 sUk WllsdrUff U. UMflk^eNd gegen. Fm Falle bichcrer Gewalt,Krieg od. sonstiger - - Betriebsstörungen besteht tzeiu.,Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandtcr Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegendem Tarif 9?r. 4. — Nachweisungs-Gebühr: 20 Rpfg. — Vorgeschriebene' Erscheinungstage und Platzvorschristcn werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen - Annahme bis vormittags W Uhr. - , ee die Richtigkeit der durch Fernruf übermit- ' AkNl retten Anzeigen übernehM' Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 139 — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 18. Juni 1935 HeWeßung und Wohnungsfrage. Die Bereitstellung von 70 Millionen Mark für die Schaffung von 65 000 Siedlerstellen und die kürzlichen Beratungen des Deutschen Mietertages, bei denen auch der Kampf gegen die Wohnungs not erörtert wurde, lassen die folgenden Aus führungen recht aufschlußreich erscheinen. Ls ist ein auch heute noch häufig verbreiteter Irrtum, daß es dem Nationalsozialismus allein darum zu tun ist, die "Anzahl der Eheschließungen an sich zu vergrößern. Die Statistik erweist, daß die Kurve der Eheschließungen sich nicht nur in den vergangenen Jahren ziemlich stetig erwies, sondern auch mit der Verhältniszahl 9,7 auf 1000 (1933) etwas höher lag, als es in anderen Ländern der Aall war. Bulgarien gibt 9,0 an, dann folgen Polen Mit 8/3, Schweden mit 7, Italien mit 6,8. Wenn sich die Eheschließungen auch von 510 000 im Jahre 1932 auf 631000 im Jahre 1933 und 731 000 im Jahre 1934 er höhten, so haben wir leider noch lange keinen Grund .zu der Annahme, daß unser Geburtensoll, das zur Erhal tung der nackten Bevölkerungszahl notwendig ist, schon in absehbarer Zeit erreicht werden könnte. Wenn wir trotz hoher Eheschlietzungsziffern einen katastrophalen Geburtenrückgang erlebten, so ist die Ursache hierfür in einer geistigen Krise zu suchen, die sich besonders stark in den wirtschaftlich sichergestellten Kreisen auswirkte. Um aber denen entgegenzukommen, die sich der Ver antwortung für Volk und Rasse Wohl bewußt gewesen sind, denen aber die materiellen Mittel zur Gründung einer kinderreichen Familie fehlten, hat der neue Staal es sich zur Aufgabe gemacht, die Familienbildung durch Sicher st ellung von Arbeitsplätzen zu ge währleisten, und auch das Ehestandsdarlehen spielt in diesem Zusammenhang eine überaus wesentliche Rolle. Insgesamt sind bisher 400 000 Ehestandsdarlehen gewährt worden, und zwar waren es 1933 141 559, im Jahre 1934 224 619 und in den ersten Monaten 1935 30 000. Nachdem die Freimachung von Arbeitsplätzen, Ge währung von Ehestandsdarlehen und andere Maßnahmen eine materielle Grundlage geschaffen haben, geht es jetzt darum, den nötigen Raum für die neu zu gründenden Familien sicherzustellen. In der Wohnungsfrage sieht es in mancher Beziehung noch recht schlecht aus. Der Wohnungs markt kann nur schwer den an ihn gestellten Anforde rungen entsprechen. Es war in den letzten Jahren zum größten Teil eine Wohnpolitik betrieben worden, die sich auf die Kleinfamilie spezialisierte. Vorgesorgt worden war nur für das Ehepaar mit keinem, höchstens einem Kind. Wie die Reichsstatistik ausweist, gab es 1934 in Deutschland 16 693 000 Wohnungen, davon 3125 000 Neu bauwohnungen und 7 864 000 Kleinwohnungen. Da es sich nun bet den Neubauten, was Anzahl und Größe der Zimmer anbelangt, in der Hauptsache auch um Klein wohnungen handelt, sind also rund zwei Drittel aller Wohnungen sogenannte Kleinwohnungen (1 bis 3 Räume einschließlich Küche). Durch den inzwischen eingetretenen Umschwung stehen wir nun heute vor einer wichtigen Aufgabe: wir müssen Raum schaffen für die kinderreiche Familie. Wie unzulänglich die Wohnverhältnisse fiir diese sind, zeigt das Beispiel der Großstadt. So stand in Hamburg einer Eheschließungsziffer von 15 840 (1934) ein Angebot von neuen oder umgebauten Wohnungen in Höhe von 3777 gegenüber. Allerdings werden auch jährlich zahlreiche Altwohnungen frei, doch werden andererseits im Laufe der Zeit auch viele von ihnen un bewohnbar. Wir halten demzufolge bei der letzten Woh nungszählung in Hamburg rund 20 000 Wohnungen weniger als Haushaltungen, d. h. es leben noch immer viele Familien in Teilwohnungen. Daß dieser Notbehelf die Familienbildung stark behindert, liegt auf der Hand. In den dichtbevölkerten Industriegebieten liegen die Verhältnisse besonders ungünstig. So sind beispielsweise in Gleiwitz 70,6 v. H. aller vorhandenen Wohnungen Kleinwohnungen, in Beuthen 72,9 v. H., in Elbing 73,9 v. H. und in Ratibor sogar 76,1 v. H. Das heißt, der Industriearbeiter hat für seine Familie den geringsten Raum, während Städte mit ländlichem Einschlag ungleich günstigere Verhältnisse aufweisen. In Braunschweig sind nur 18,1 v. H. aller Wohnstätten Kleinwohnungen, in Hannover sind es 20 und in Oldenburg 20,3. Die Förderung des Arbeiter- und Angestellten-Wohn- stättenbaus stellt eines der wichtigsten Probleme unserer Zeit dar. Aus dieser Erkenntnis heraus haben sich jetzt führende Verbände und Ämter des Wohnungsbaus und Siedlungswesens zusammengetan und Grundsätze und Richtlinien herausgearbeitet, die für das ganze Reich Geltung haben werden. Gleich wichtig wie die Erbauung gesunder und ausreichender Mietwohnungen sowie Eigen heime ist die Kleinsiedlung. Auf allen drei Gebieten wird man in der kommenden Zeit mit Aktivität Vorgehen. ! Ser MW gegen die Stenersönder. Staatssekretär Reinhardt über Wiederherstellung der Steuerehrlichkeit. Staatssekretär Reinhardt sprach im großen Saal des Ausstellungspalastes in Dresden aus einer fachwissen schaftlichen Tagung vor fast I700 Reichssteuerbeamten aus ganz Deutschland. Er behandelte die für die Herstellung der Steuerehrlichkeit und die Hebung der Steuermoral be sonders wichtige Frage der Betriebsprüfung. Ohne Steuer, so führte Reinhardt u. a. aus, gebe es keinen Staat, und ohne Staat keine Daseinsmöglichkeit. Die Steuer sei kein Opfer des einzelnen, sondern der Kostenbeitrag, den er für die Erfüllung der Aufgaben des Staates aufzubringen habe. Einer der wichtigsten Grundsätze nationalsozialistischer Steuerpolitik sei, daß die Steuer sozial-gerecht sein müsse. Diese Gerechtigkeit werde durch Steuerhinter ziehungen aufs schwerste gefährdet. Betrug und Diebstahl seien als eins der schwersten Verbrechen gegen die Volksgemeinschaft angesehen worden. Die Betriebsprüfung »volle nun den Staat und alle anständigen Volksgenossen gegen derartige Steuer hinterziehungen schützen. Sie diene damit der Stärkung und Erhaltung der mate riellen Kraft des Staates und der anständigen Volks genossen. Sie müsse planmäßig sein und alle Betriebe erfassen. Den anständigen Betriebsführer wolle sie aufklären und vor unbewußten Übertretungen der Steuergesetze be- wahren. Sie werde sich vielfach auch zum Vorteil der Steuerpflichtigen auswirken. Darüber hinaus wolle die Betriebsprüfung Verständnis zwischen Steuerverwaltung und Wirtschaft schaffen, den Steuerbeamten mit den Ver hältnissen der Wirtschaft vertraut machen und eine ver trauensvolle Zusammenarbeit zwischen beiden Herstellen. Der Staatssekretär betonte, daß die Betriebssührung verpflichtet sei, den Betriebs prüfer bei der Erfüllung seiner Aufgaben in jeder Weise auch positiv zu unterstützen. Der Reichsfinanzhos habe mit seiner Recht sprechung anerkannt, daß das Finanzamt berechtigt sei, nach eigenem Ermessen jederzeit eine Betriebsprüfung durchzusühren. Neben den planmäßigen Betriebs prüfungen würden in besonderen Fällen außerplanmäßige Betriebsprüfungen durchgeführt werden müssen, so z. B. bei Anträgen auf Steuerstundung oder »neun der Ver dacht der Steuerhinterziehung bestehe. An Hand zahlreicher Einzelfälle wies Reinhardt »mch, daß es mn die Steuermoral i« Deutschland immer «och sehr bedenklich bestellt sei, wenn auch in den beiden letzten Jahren eine merkliche Besserung eingetreten sei. Dis Buchprüfungen würden, wenn sich der Apparat'einmal richtig eingespielt habe, jährlich einige hundert Millionen Mark bisherhinterzogenerSteuergelder erfassen. Die Arbeit der Buchprüfer werde daher für die künftige Gestaltung des Haushaltsplanes von außerordentlicher Bedeutung sein. Zum Schluß kündigt Staatssekretär Reinhardt an, daß vom nächsten Jahr ab jeder Steuerbeamte die Buchführung und das Abschluß- und Bilanzwesen voll kommen beherrschen müsse, andernfalls er die Prüfung nicht bestehe. „Msdingt gediegene Finanzwirtschafi* Staatssekretär Grauert über die Finanzpolitik der Gemeinden. Auf einer kommunalpolitischen Sondertagung des Gauparteitages Osthannover gab Staatssekretär Grau ert in einer Rede einen Rückblick über dse Jahre, die seit der Machtübernahme hinter uns liegen. Wenn es in den verflossenen zwei Jahren dank der großzügigen Maß nahmen der Reichsregierung und dank ihrer Initiative auf dem Gebiete der Arbeitsbeschaffung gelungen sei, den unmittelbar drohenden Zusammenbruch der Gemeinde finanzen im ganzen Reich durch die Entlastung der Aus gabenseite von einem großen Teil der Wohlfahrtsauf- Wendungen sowie durch die Verbesserung der Einnahme seite abzuwenden und die Gemeinden durch die große gesetzliche Umschuldung von dem Druck ihrer außerordent lich hohen kurzfristigen Verbindlichkeiten zu befreien, so könne das nicht hoch genug eingeschätzt werden. Damit sei aber die dauerhafte Sanierung der Gcmeindefinanzen, ohne die eine wirkliche Gesundung der gesamten öffentlichen Finanzwirtschaft und der Volkswirtschaft überhaupt nicht möglich sei, noch nicht erreicht. Die wichtigste Aufgabe der kommenden zwei Jahre müsse es sein, dieses Werk zu vollenden. Aus den finanzrechtlichen Vorschriften, die in die Deutsche Gemeindeordnung ausgenommen worden sind, behandelte der Staatssekretär die Frage des Haushalts ausgleichs. Was von den Gemeinden unter allen Um ständen verlangt werden müsse, sei eine unbedingt gediegene Finanzwirtschaft, ein Fernhallen von finanzpolitischen Experimenten jeder Art. Staats sekretär Grauert streifte dann das Gemeindeumschul dungsgesetz und das Arbeitsbeschafsungsprogramm. Er betonte, daß sich die erhebliche Besserung der Arbeitsmarktlage insbesondere bei der Erhöhung der Steuereinnahmen bemerkbar mache. Die Erträgnisse, die den Gemeinden infolge der staatlichen Maßnahmen aus der wirtschaftlichen Belebung zuflössen, müßten dazu benutzt werden, den Etat nicht nur auszu gleichen, sondern ihn aus eine gesunde Basis zu stellen, d. h. es müßten Rücklagen gemacht werden, damit in dem Augenblick, wenn die Mittel aus dem Reiche nicht mehr in die Wirtschaft flössen, die Gemeinden von sich aus, so wie es auch früher gewesen sei, die Initiative ergreifen könnten. Jetzt werde die Wirtschaft mit zen tralen Mitteln angekurbelt, wenn das-aber nicht mehr möglich sei, müßten die Gemeinden und Städte, die dann gesundet wären, diese Aufgabe übernehmen. Rutsche Kunst und Kulturleben. Große Rede des Reichsministers Dr. Goebbels anläßlich der zweite»» Reichstheaterfestwoche. Die große Kundgebung der Reichs theaterkammer anläßlich der zweiten Reichs theaterfe st Woche in Hamburg am Montagnach mittag erhielt ihre besondere Bedeutung durch eine grundlegende Rede von Reichsminister Dr. Goebbels über das deutsche Kunst- und Kulturleben. Mit stürmi schen Kundgebungen begrüßt, nahin Reichsminister Dr. Goebbels das Wort. Immer wieder wurde die Rede des Ministers von stärksten Zustimmungskundgebungen unterbrochen, und als Dr. Goebbels geendet hatte, setzte ein minutenlanger Beifall ein. Mit dem Gesang der Lieder der Nation fand die Kundgebung der Reichstheaterkammer ihren Abschluß. Reichsminister Dr. Goebbels wohnte am Abend der Festvorstellung von Dietrich Eckarts „Heinrich der Hohenstaufe" im Staatlichen Schauspielhaus bei. Auf der Kundgebung der Reichsthcaterkammer führte Reichsminister Dr. Goebbels u. a. aus: Die Kunst ist eine Leidenschaft, die den ganzen Menschen erfordert und ausfüllt. Wer einmal von ihr ergriffen ist, kommt nicht mehr los davon. Es aibt keil» größeres Glück unter den Menschen, als ihr dienen zu dürfen, und ein Staatsmann . kann sich nichts Höheres zur Ehre anrechnen, als ihr die Wege bereiter» zu helfen. Die Kunst ist nichts anderes als der plastische Ausdruck eines Volkstumes, denn der Kün st- ler ist das lebendigste Kind seines Vol kes. Je tiefer er seine Wurzeln in das Schollenreich seines Volkstumes hineinversenkt, um so höher wird er sich entfalten können. Das ist auch die einzige Möglichkeit, über die Grenzen eines Landes hinaus in die Welt zu wirken. Wir müssen protestieren gegen eine Bühnen- und Filmkunst, die versucht, uns Menschen vorzustellen, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt, die entweder Schwarz in Schwarz oder Weiß in Weiß gezeichnet sind. Wir fordert» dagegen Menschen, die aus dem Leben hcrausgenommen sind, Menschen von Fleisch und Blut, die die Sorgen, Qualen und Freuden unserer Zeit auch in der eigenen Brust beherbergen. Die eben geschilderten Mängel fanden wir auf der Bühne vor, als wir in Deutschland die Macht übernahmen. Es ist uns vielfach der Vorwurf gemacht worden, daß »vir die deutsche Kunst zu einer bloßen Propagandaange legenheit herabwürdigten. „Herabwürdigten", wieso? Ist die Vrovaaanda eine Sacke, zu der man etwas anderes