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Juni dieses Jahres jährt sich zum sechzehnten Male der Tag, an dem in Versailles die Unter- fchrist unter ein Instrument gesetzt werden mutzte, für das verblendete Haßpolitiker bis heute die „Achtung vor der Heiligkeit der Verträge" gefordert haben, von dem aber die Gutgesinnten und Vernünftigen in der ganzen Welt «rtcilen, daß es noch nie in der Weltgeschichte «inen „Vertrag" gegeben habe, der so nnheilig war wie der von Versailles. Nichts ist bezeichnender für die Unvernunft, die in Versailles geherrscht hat, als die einfache Feststellung, daß allein zur Berichtigung der Fehllösung der Repara- lionsfrage in diesem Zwangsvertrag 35 — sage fünfund dreißig — internationale Konferenzen stattfinden mußten, bis man an einem anderen Gedenktage dieses Diktates, im Juni 1932, in Lausanne unter dieses betrübliche Kapitel den endgültigen Schlußstrich setzte, der aber das Chaos nicht mehr beseitigen konnte, das der Reparationswahn sinn der „Sieger" in der Weltwirtschaft angerichtet hatte. Es liegt ein tiefer Sinn darin, daß C le men ceau, der alte Tiger, der Mann, dessen Geist die Verhandlungen in Versailles beherrschte, die deutschen Delegierten in jenen Junitagen des Jahres 1919 zwang, die Unterschrift an genau derselben Stelle zu leisten, an der es Bismarcks genialer Staatskunst gelungen war, das Deutsche Reich zu schmieden: im Spiegelsaal des Königsschloffes von Versailles. Clemenceau wollte dadurch den Abgeordneten einer ganzen Welt, die da versammelt waren, sinnfällig vor Äugen führen, was dieser Vorgang nach seinem Willen fein sollte: die Rückgängigmachung des 18. Januar 1871, Lie Wiederzcrstörung von Bismarcks Werk. Auf drei Säulen war die Gewaltpolitik von Versailles gegründet: erstens die langdauernde Rhein- und Saarbesetzung, die nach fünfzehn Jahren die Ziele der französischen klassischen Politik des „großen" und „Keinen Rhein" verwirklichen sollte, zweitens die unerfM bar« Reparation, die man mit der Rheinlandbesetzung Lurch die Sanktionsklausel verknüpfte, um die dauernde Abtrennung der Rheinlande zu sichern, und drittens die vorzeitige, einseitige Wehrlosmachimg des deutschen Volkes. Bei keiner Gelegenheit ist das brutale Ziel dieser Politik von Versailles so klar zum Ausdruck gekommen, wie bei der denkwürdigen Kabmettssitzung vom 25. April 1919, deren Protokoll der Geschichtsschreiber Mermeix der Nach welt übergeben hat. In dieser Sitzung erhob sich Clemenceau und sprach, zu Poincars gewandt, die historischen Worte.: „Herr Präsident, Sie sind viel jünger als ich. In 15 Jahren werde ich nicht mehr sein. In 15 Jahren werden die Deutschen nicht alle Bedingungen des Vertrages erfüllt haben. Wenn Sie mir dann die Ehre erweisen wollen, mein Grab zu besuchen, so bin ich über zeugt, Sie werden mir sagen können: ,Wir stehen am Rhein, und da bleiben wir!"' Der Mann, der dieses sprach, ist längst ins Grab ge sunken. Die Vorsehung hat es gewollt, daß Poincare khm gerade im fünfzehnten Jahre danach gefolgt ist. Er kann nicht mehr zum Grabe Clemenceaus wallen und sprechen: „Wir stehen am Rhein, und da bleiben wir!" Aber genau fünfzehn Jahre nach Inkrafttreten dieses Clemenceau-Diktates, am 13. Januar 1 9 35, sind die Saarländer an die Urne getreten und haben sich in über wältigender Treue zu Deutschland bekannt und damit die letzte Schlacht am Rhein geschlagen. Das Jahr 1935 ist ein Gedenkjahr besonderer Art: 15 Jahre nach Inkrafttreten des Gewaltdiktates! Das bedeutet die Vollenduna eines Zeitabschnittes. Denn 15 Jahre sollte die Rheinlandbesetzung, 15 Jahre auch das Völkerbundsregime an der Saar dauern. Die Rhein länder haben den Tag der Freiheit schon 1930 erlebt, die Saarländer haben die Fremdherrschaft bis zur Neige aus- kosten müssen. Fünfzehn Jahre nach der Weissagung Clemenceaus über ist R h e i n u n d S a a r b es r ei t. Die erste Säule der Gewaltpolitik von Versailles ist zerbrochen, so wie die zweite Säule, die unerfüllbare Reparation, schon vor drei Jahren in Lausanne zerbrach. Dafür muß aber ein Ver treter jener unvernünftigen Politik, der größte französische Saarpropagandist, Jean Revire, in seinem Buch k6rckron8-nk)U8 la Larrs? betroffen zugeben: „Das vor zehn Jahren besiegte Deutschland steht heute da als ein junges Volk, ein mächtiger Block." Der entscheidende Kampf um Deutschlands Wehrs reiheit und Gleichberechtigung war dem neu erwachten Deutschland unter Hitlers Füh rung Vorbehalten. Die Ereignisse haben sich überstürzt in diesem historischen Jahr 1935, dem fünfzehnten Jahr nach Inkrafttreten des Unrechtvertrages. Kaum war am 1. März 1935 das Saaraebiet dem Reich wieder über geben worden, da erfolgte am 1 6. M ä rz 1 9 3 5 der letzte entscheidende Schritt. Adolf Hitler verkündete das neue deutsche Wehrgesetz und stellte damit die deutsche Wehrlwheit und die volle deutsche Souveränität wieder her. Die letzte Säule von Versailles ist damit zerbrochen, Ser MtmerttU er« m dm MrhW. Die Verwendung von U-Booten im Kriegsfall. Im Londoner Unterhaus richtete Admiral Cam pell (Konservativ) an den Ersten Lord der Admiralität die Frage, ob im Verlauf der letzten Besprechungen mit den Deutschen geklärt worden sei, welches die Politik der deutschen Regierung bezüglich der V er Wendung von U-Booten im Kriege sei. Sir Bolton Eyres- Monsell erklärte hierauf: Während der Besprechung der Einzelfragen bezüglich der bestehenden Seeverträge erklärten die deutschen Vertreter, daß Deutschland bereit sei, sich an die Regeln bezüglich der U-Bootkriegführung zu halten, wie sie in Teil IV des Londoner Vertrages von 1930 niedergelcgt seien, und daß sie bereit seien, sie anzuneh men, ohne Rücksicht darauf, ob sie auch von allen anderen Mächten angenommen würden. Das bedeutet, daß Deutschland dem zugcstimmt hat, daß cs niemals wieder zu dem greifen wird, was man während des Krieges als unbeschränkten U-Boot- lrieg bezeichnet hat. (Stürmischer Beifall.) Eyres-Monsell erklärte dann, daß den Londoner Vertrag von 1930 England, die Vereinigten Staaten, Japan, Frankreich und Italien unterzeichnet hätten, daß bisher aber durch ihn n n r England, die Ver einigten Staaten und Japan gebunden seien, da Frankreich und Italien ihn nicht ratifiziert hätten. Der oppositionelle Arbeiterabgeordnete Thone fragte, ob die Frage der Abschaffung der Ü - Bo o t e erörtert worden sei, für die sich die Deutschen immer wie der erklärt hätten. Eyres-Monsell erwiderte hier auf, daß die deutschen Vertreter wiederholt hätten, sie seien ebenso wie die Engländer für die Abschaffung der Unterseeboote, aber bedauerlicherweise stimmten gegen wärtig einige andere Länder hiermit nicht überein. Der oppositionelle Arbeiterabgeordnete Bevan wollte hieraus wissen, ob eine Nation, die sich vor einer Nieder lage sehe, dann auch eine solche Bestimmung einhalten Werde, wenn der Sieg durch die Verletz ungdes Abkommens erreicht werden könnte. Eyres- Monsell erwiderte darauf, daß das eine Politik der Verzweiflung sein würde und daß das heißt, daß man unter solchen Umständen keinen Vertrag mit irgendjemand schließen könnte; denn das würde die Rückkehr zu Kriegsregeln des Dschungels bedeuten. Der Abgeordnete Bevan versuchte weitere Bemerkungen zu machen, die jedoch von dem allgemeinen Beifall für die ihn abfertigende Bemerkung des Ministers unter gingen. * Frankreich fordert auch Sicherheit zur See. Kriegsmarincminister Pietri unterrichtete den Marineausschutz der Kammer über das deutsch-englische Flottenabkommen und die Rückwirkungen, die das Abkom men auf die französische Flottenpolitik hervorzurufen ge eignet sein könnte. Nach Anhören des Ministers nahm der Marineaus schuh folgende Entschließung an: „Der Marineausschuß der Kammer stellt fest, daß das zwischen Deutschland und Großbritannien abgeschlossene Flottcnabkommcn die Flottenbestnmnnngen des Versailler Vertrages hinfällig macht. Er ist der Auffassung, daß das Washingtoner Ab kommen nur in Anbetracht dieser Flottenbestimmungen des Versailler Vertrages von Frankreich angenommen wurde, und er ist der Auffassung, daß das deutsch-englische Flottenabkommen Frank reich die vollständige Freiheit in bezug auf sein»/ Marincpolitik geben muß bis zum Abschluß neuer allgemeiner Abkommen. Der Ausschuß fordert die Negierung auf, alle Maßnahmen zu ergreifen, damit Frankreich ständig auf dem Atlantischen Ozean und im Mittelmeer über Scestrcftkräfte verfügt, die ausreichen, um seine Sicherheit zu gewährleisten." Der Ausschuß nahm hierauf den Bericht über das laufende Flottenbauprogramm an. Wie verlautet, soll Kriegsmarineminister Pietri vor dem Marineausschuß erklärt haben, daß die französische Flotte unter Berücksichtigung der im Bau befindlichen Schiffe 54 Prozent der englischen betrage. Dieses Verhältnis erscheine nm so beruhigender, als sich hierunter Linienschiffe befänden, deren Offensiv-, Defen siv- und Beweglichkeitseigenschaften noch von keiner an deren Marine erreicht worden seien. Die Nordsee- und Kanalfront werde im übrigen dank der besseren Bezie hungen zu Italien verstärkt werden können, da bestimmte im Mittelmeer stehende Kriegsschiffe freigemacht werden könnten. Es wurde über Abessinien gesprochen. Das Schlußkommunique über die zweite Unterredung zwischen Mussolini und Eden. Ueber die Abschlutzbesprechung zwischen Mussolini und Eden wird von italienischer Seite folgendes amtliche Kommunique ausgegeben: „Minister Eden hat eine weitere einstündige Unter redung mit dem Regierungschef geführt. Die verschie denen europäischen Probleme wurden einer Prüfung un terzogen. Es wurde hierbei festgestellt, daß die in dem Londoner Kommunique vom 3. Februar und in den Be schlüssen von Stresa festgelegtcn Linien im Interesse der Festigung Europas weitsrentwickelt werden können. Im Verlauf der Unterredung ist auch die abessinische Frage behandelt worden." Zn der Besprechung zwischen Mussolini und Eden über die abessinische Frage wird von zuständiger englischer Seite erklärt, daß die beiderseitigen Gesichtspunkte mit der größten Offenheit nnd Vollständigkeit dargelegt wor den seien. Ueber Einzelheiten könne noch nichts gesagt werden. Jugendwelche Vorschläge seien jedoch von Eng land nicht gemacht worden; desgleichen werden die Ge rüchte über eine Verständigung in der abessinischen Frage von englischer Seite aufs bestimmteste demen tiert. Italienische Note an Abessinien. Zurückweisung der italienischen Vorbehalte durch die abessinische Regierung. Die italienische Regierung ließ inAddi s. Abeba eine Note überreichen, in der erklärt wird, daß« die abessinische Regierung kein Recht habe, in der «Provinz Jimma die Regierungsgewalt auszuüben und dieses Gebiet unter die Oberhoheit Abessiniens zu stellen., Italien, das sich in seinen Interessen bedroht fühlt, bezieht sich in der Note auf frühere Abmachungen mit dem ehe- maliaen Provinzchcf Abbad Jiftar. „Ein Schlußstrich unter Versailles", so ist die Nachricht vom 16. März in der öffentlichen Meinung der ganzen Welt ausgenommen worden. In keiner der großen Fragen, die Versailles auf geworfen hat, ist die Rechtslage so klar auf deutscher Seite Wie bei der Wehrfragc. Wilsons Programm ging von dem Grundsatz der Gleichheit aller Nationen in der Rüstungsfrage aus. Es bedeutete schon eine Verletzung des Wilson-Programms und des Vorfriedcnsvertrages vom 5. November 1918, daß man Deutschland zur Vor leistung in der Abrüstung zwang. Eine weitere Durch brechung des Wilsonschen Abrüstttngsplanes ist in Art. 8 Versailler Vertrag dadurch ersolgt, daß Clemenceau die Ersetzung des Wilsonschen Begriffes „innere Sicherheit" durch „nationale Sicherheit" erzwang. Aber das Mindestmaß von Rechten, das Deutschland im Versailler Vertrag blieb, rechtfertigt allein Deutsch lands A nspruch nnfWiede r a nfrtt st n n g n n d volle W e h r s r e i h e i t. Denn fo gewiß cs ist, dag Deutschland nach Teil V Versailler Vertrag vorweg ab- rüsten mußte, so gewiß ist es, daß es sich dabei um einen echten zweiseitigen Vertrag handelt, nach dem die Gegner zur Nachfolge in der Abrüstung innerhalb angemessener Frist verpflichtet waren. Aus Art. 8 Versailler Vertrag ist zu folgern, daß eine Zeil von zehn Jahren als angemessene Frist anzusehen ist. Die Gegner haben diese Frist ver streichen lassen. Sie sind seit langem im Verzüge. Die Rechtsfolge ist klar. Deutschland ist zum Rücktritt von diesem Teil des Versailler Vertrages berechtigt und hat in der Rüstungsfrage seine Handlungsfreiheit und Rechts gleichheit zurückerlangt. Wilson hatte gegen die Geheimdiplomatie und dis Paktomanie der Porkriegspolitik angekämpft. Er trat offen mit seinem Programm der 14 Punkte hervor. Er ist gescheitert. Hente ist Adolf Hitler mit feinem Programm der 13 Pu n kte vor die Öffentlichkeit der Weli getreten. . Versailles ist überwunden. Noch einmal hat die Mensch heit die Gelegenheit, den wahren Frieden zu organisieren im Wege gegenseitiger Verständigung und im Geiste wer Gerechtigkeit. Die Völker ersehnen den Frieden, der das „Chaos von Versailles" beendigen soll.