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Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und ^>as »DiVsdrnAer Tageblatt- erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. 1- Haus, bei Postbestellung 1.80 RW. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern lO Rpfg. Alle Postanstalten und Post- Loten, unsere Austräger u. — Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- W0MeNVLatt sUt WllsdrUff U. UMNeaeNd gegen. Im Falle höherer <vemalt,Krieg/od. sonstiger — > » — Betriebsstörungen besteht aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. 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Das war kein Wunder, denn die Marine war schon vor dem Kriege das sichtbare einigende Band aller Deutschen. Die Söhne aus allen deutschen Volksstämmen kamen in ihr zusammen, lernten sich gegenseitig kennen und ver stehen, begriffen draußen in der weiten Welt die Be deutung Gesamtdeutschlands und wurden sich der Tatsache bewußt, daß sie nicht nur Preußen, Bayern, Sachsen, Wüttemberger, sondern in erster Linie Deutsche waren. Nicht umsonst hat Tirpitz die Marine damals schon als den „Schmelztiegel des deutschen Volkes" bezeichnet. Und diese Erkenntnisse, diesen weiten Blick, dies Verständnis für die großen Zusammenhänge in der Welt, das brachten die blauen Jungen bei ihrem Urlaub in die engere Heimat zurück, teilten es ihren Verwandten und Bekannten mit. So wuchs auch in den stillen Tälern Thüringens, in den Wäldern des Schwarzwaldes und auf den bayerischen Höhen allmählich das Verständnis für diese Dinge, so begriff man auch im Binnenlands mit der Zeit die Notwendigkeit deutscher Seemacht und See- geltung. , Die Novemberrevolution hat diese Einstellung des Volkes nur für kurze Zeit zu verschütten, niemals aber zu ersticken vermocht. Schon lange, als noch volksfremde Regierungen uns beherrschten, war die Liebe und Be geisterung für die Marine wieder zum Durchbruch gekommen. Und man konnte sie mit Freude und Genug tuung überall feststellen. Ob es am Skagerraktage in Berlin war, ob es sich um die alljährliche Flottenschau in Swinemünde handelte, zu der Tausende und aber Tausende der Marine ihren kurzen Besuch machten, ob die sommerlichen Badegäste an der Nord- und Ostsee die Gelegenheit zu einer kurzen Besichtigung von im Hafen oder auf der Reede vor Anker liegenden Kriegsschiffen benutzten, ob schließlich gelegentlich kleine Schiffsverbände oder Übungsabteilungen der Marine im Binnenlande er schienen: immer kam eine herzliche Begeisterung zum Vor schein, die sich je länger, je mehr steigerte. Jeder Deutsche, der einmal auf einem Kriegsschiff gewesen ist, der einmal unsere blauen Jungen besucht hat oder sie bei ihrem harten Dienst beobachtet hat, ist stolz auf diese Schar, die in treuer Pflichterfüllung die deutsche Flagge aus den Weltmeeren zeigt, den deutschen Handel schützt und an unseren langgestreckten Küsten die Wacht hält. Und wenn das schon damals der Fall war, als kurzsichtige Partei- Politiker das Volk von allem Wehrhaften und Heldischen künstlich sernzuhalten suchten, um wieviel mehr dürfen wir uns heute dieser selbstverständlichen Tatsache freuen, da wir uns wieder als wehrhaftes, selbstbewußtes Volk unter straffer Führung fühlen können, da uns Adolf Hitler endlich wieder Wehrhoheit und Wehrpflicht zurück gegeben hat. Die enge Verbundenheit zwischen Volk und Marine wäre jedoch nicht vollständig, wenn nicht auch in der Kriegsmarine selbst ein prachtvolles Verständnis für die große Volksgemeinschaft vorhanden wäre. Man muß es nur beobachten können, wie unsere blauen Jungen überall die Gäste an Bord herzlich empfangen und begrüßen, wie sie mit Stolz und Freude ihre Besucher durchs Schiff führen und ihnen alles zeigen, was es nur zu sehen gibt, aus der richtigen Erkenntnis heraus, daß erst dann, wenn der Besucher einen Einblick in Wohn- und Arbeitsstätte des Seemannes genommen hat, er wirklich die Pflichten und Aufgaben des Seemannes begreifen kann. Und dann die Jugend. Mit welcher stürmenden Begeisterung stürzt sie sich auf alles, was zur Marine gehört! Mir welcher Freude sehen unsere Matrosen gerade die gesunden, frischen deutschen Jungen bei sich an Bord! Nun soll in diesen Tagen ein neues Mittel erprobt werden, um Volk und Marine noch näher aneinander zu bringen: die Marine-Volkswoche in Kiel! Die meisten Schiffe der Flotte sind dort in diesen Tagen zusammengezogen. Tägliche Veranstaltungen aus dem Dienst der Marine, tägliche Besichtigungen der Kriegs schiffe und verschiedener Landanlagen werden abwechseln mit festlichen und fröhlichen Veranstaltungen, bei denen die Matrosen mit den Gästen aus allen Teilen des Reiches in engste Fühlung kommen werden. Aus diesen Ver bindungen und Beziehungen werden sich neue, immer festere Bande zwischen Volk und Marine knüpfen, die lebendiger Ausdruck gegenseitigen Verstehens sind. Die Sicherheit eines Volkes ruht auf einer zuver lässigen Wehrmacht, seine ganze Zukunft auf der Grund lage wahrer Volksgemeinschaft. Beides ist nicht vonein ander zu trennen. Und wenn das deutsche Volk ein Welt volk sein will, dann darf es im besonderen die enge Gemeinschaft mit seiner Kriegsmarine nicht vernach lässigen. Volk und Marine gehören zusammen. Dietrich Mahdorn. Völk Md RtMt Wm MMM. Auftakt zu der Manne-Volkswocke in Kiel. Die Marine-Volks Woche in Kiel, die von unserer Kriegsmarine veranstaltet wird und bis zum 15. Juni dauert, hat ihren Auftakt genommen. Die Marine-Volkswoche soll die Verbundenheit nicht nur der Landschaften an der Küste, sondern auch aller deutschen Gaue mit Seefahrt und Flotte auszeigen. Sie soll kurz zeigen, daß das Volk und seine Marine zu- sammcngehörcn. Das Straßenbild Kiels ist ganz außerordentlich belebt. Viele auswärtige Gäste sind cingetrosfen. über all sieht man Autos mit den Kennzeichen der verschieden sten deutschen Landschaften, aber auch viele ausländische Wagen sind zu bemerken. Bereits im Laufe des Diens- tagoormittag waren eine große Zahl Einheiten der Flotte im Kieler Hafen eingetroffen. Die gesamte Flotte — Panzerschiffe, Linienschiffe, Kreuzer, Torpedoboote, Schnellboote, Minensuch- und Räumboote und Hilfs schiffe — werden während der Marinewoche im Kieler Hafen zusammengezogen. Im Rahmen der Marine-Volkswoche werden auch die ersten internationalen Marine-Pokal-Segelwettfahrten um den vom verewigten Reichspräsidenten Generalfeld marschall von Hindenburg am 17. Januar 1934 gestifteten „Hindenburg-Erinnerungspokal" veranstal tet. Die zu diesen Wettkämpfen in Kiel eingetrofsenen polnischen, schwedischen, dänischen und holländischen Marineoffiziere wurden am Dienstag im Stations gebäude vom Chef der Marinesiation der Ostsee, Vize admiral Albrecht, im Beisein des Führers des Marineregattavereins, Konteradmiral Bastian, und des Kommandanten von Kiel, Kapitän zur See Mewis, herzlich begrüßt. Von der Vinetabrücke ging es in drei Chefbooten an Bord des mitten im Kieler Hafen liegenden Flottenflagg schiffes „Schleswig-Holstein", wo der Flottenchef, Vizeadmiral Foerster, die Offiziere der fremden Nationen im Namen der deutschen Flotte als Kameraden herzlich willkommen hieß. Auf der Stationsjacht „Nixe" fuhren die ausländischen Offiziere dann durch das weite schöne Regattarevier. Während der Fahrt hieß Konteradmiral von Bastian, der vom Befehlshaber der Kriegsmarine beauftragte Leiter der Ersten Internationalen Marine-Pokal-Segel- wettfahrt, die Gäste auf dem Felde des Sports will kommen. Später wurde das Marine-Ehrenmal in Laboe besichtigt. Jn der Ehrcnhalle fand eine kurze schlichte Gefallenenehrung statt. Anschließend legten die Offiziere der ausländischen Kriegsmarinen Kränze zu Ehren der Helden des Welt krieges nieder. Konteradmiral Bastian dankte für die ritterliche Hochachtung und pietätvolle Kameradschaft, die aus diesem Akt spreche. Die ausländischen Offiziere be stiegen dann den 84 Meter hohen Turm des Marine- Ehrenmals, dessen obere Plattform einen wundervollen Rundblick bietet. Danach wurden die ausländischen Offiziere im Empfangssaal des Kieler Ratha S s e s durch Oberbürgermeister Behrens in der Kriegsmarinestadt Kiel herzlich willkommen geheißen. Auf Anregung des Rcichsbundes deutscher Seegeltung war am 6. Juni in Berlin eine Stafette des deutschen Wassersports von Berlin über Spree, Havel, Elbe und Kaiser-Wilhelm-Kanal gestartet, um der Marine in Kiel durch eine Adresse, die vom Ruder boot zum Kanu und Motorbogt weitergegeben wurde, die Grüße und Wünsche des deutschen Binnenlandes zu über bringen. Deutschlands Wassersportjugend, der ja Liebe und Verständnis für die Seefahrt Lebenselement ist, hatte sich in den Dienst dieser Sache gestellt. Zur Eröffnung der Marine-Volkswoche wurde in Kiel der Gruß an die Marine übergeben. Und noch ein zweiter Sendbote aus dem Binnenlands war unterwegs nach Kiel. Die Schiffe der unter dem Protektorat des Reichsbundes deutscher Seegeltung stehenden Schiffsmodellbauschule Potsdam waren gleichfalls am 6. Juni in Potsdam „in See ge gangen" mit Bestimmungshafen Kiel. Die Modelle Schlachtkreuzer „Hindenburg", Kreuzer „Königsberg", Dampfer „Bremen", Dampfer „Hamburg" und Tank dampfer „Franz Klasen" fuhren über Fluß und Strom, den Lebensadern des Volkes, die zum offenen Meers führen, nach Hamburg. Diese einzigartigen Modelle, die sich mit eigener Maschinenkraft fortbewegen, liefen nach Passieren des Kaiser-Wilhelm-Kanals gleichzeitig mit der Stafette in Kiel ein als Sendboten der deutschen Heimat an ihre blauen Jungen. Die Verlosung der Boote für die Wettfahrt um den Hindenburg-Erinnerungspokal, die im Segel revier der Förde ausgetragen wird, hatte folgendes Er gebnis: Deutschland segelt „Atair", Holland „Aldebaran", Polen „Polaris", Schweden „Bellatrix" und Dänemark „Nigel". Sogleich nach der Auslosung begannen dis fünf Wettfahrbesatzungen mit den ersten Trimm versuchen. Die Botschaft der Waffersporiverbände an die deutsche Kriegsmarine. Die Botschaft, die die Stafette der deutschen Wassersportverbände überbrachte, lautet: „Der deutsche Wassersport sendet anläßlich der Marine-Volks- Woche Kiel 1935 als sichtbares Zeichen seiner Verbunden heit mit der deutschen Kriegsmarine diese Urkunde. Der Geist und das Wesen deutschen Seemannstums sind und bleiben immer allen Wassersport treibenden deutschen Sportsleuten Antrieb und Vorbild. Berlin-Charlotten burg, im Brächet 1935. Deutscher Reichsbund für Leibes übungen. Der Reichssportführer von Lschammer und Osten." Wz mi Mes sir Msih-eiMeVerMiWg Sie Aoiwendigkeit der desW- englischen Vrr-Sn-igmg. Englands Thronfolger zu dem Besuch englischer Front kämpfer in Deutschland. Der englische Thronfolger, derPrinzvonWales, hielt auf der Jahresversammlung der britischen Front kämpfervereinigung „British Legion" in der Londoner Queens Hall eine Rede, die einen deutlichen Hinweis auf die Notwendigkeit einer deutsch-englischen Verständigung enthält und daher stärkste Beachtung verdient. Der Thron folger Englands erklärte sich mit der Absicht der British Legion, eine Abordnung nach Deutschland zu senden, um engere Beziehungen zu den Frontkämpfern des ehemaligen Gegners herzustellen, in jeder Hinsicht einverstanden und führte zum Schluß seiner Ansprache folgendes aus: „Als ich kürzlich mit dem Präsidenten der British Legion sprach, warf er die Frage auf, die sich auch mir aufgedrängt hatte, daß nämlich Vertreter der britischen Frontkämpfervereinigung Deutschland einen Besuch ab- statten sollten. Ich bin der Meinung, daß es keine Körperschaft oder Organisation gibt, die geeigneter wäre, den Deutschen die Hand der Freundschaft entgegenzustrccken als die chemaligen Frontkämpfer, die im Weltkrieg gegen sie gekämpft und die das alles jetzt vergessen haben." W Starker Andruck der FrmndsOaMeste des Prinzen von Wales. Die gesamte Londoner Presse verzeichnet in größter Aufmachung die freundschaftlichen Äußerungen des Prin zen von Wales über Deutschland. Jn Schlagzeilen wer den die wichtigsten Stellen aus der Erklärung des Prin zen von Wales Hervorgehoben. Der „S1 a r" leitet seinen -Bericht über die heutige Versammlung der Britischen Legion mit den Worten ein: Die Freundschaftsgeste des Prinzen von Wales gegenüber Deutschland wird einen wohltuenden Einfluß auf die europäischen Beziehungen haben. Jn einer Berliner Reutermeldung wird daraus hingewiesen, daß in Deutschland alles ge schehen werde, um dem Gedanken, der der Entsendung einer Abordnung des britischen Frontkämpserverbandes zugrunde liege, zu einem vollen Erfolg zu verhelfen. Das heutige Deutschland habe seit jeher die Ansicht vertreten, daß die Frontkämpfer der verschiedenen Nationen zu sammenkommen müßten, um einen neuen Krieg zu ver hindern. Das Reutertelegramm schließt mit der Fest stellung, daß die Abordnung einer herzlichen Begrüßung sicher sein könne.