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MlsdnOrÄMatt Nr. 102 — 94. Jahrgang Freitag, den 3. Mai 1935 Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Telegr.-Adr.: ..Tageblatt Wing Mr die denW Wmffe MmIomIds EklilMM M dm WkWs London und alle Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Die auswärtige Politik ist das Gesprächsthema in Zeitungen sind voll von Artikeln über man könne allerdings nicht verheimlichen, daß in Eng land und anderen Ländern Beunruhigung darüber herrsche, ob sich das gegenwärtige Regime in Deutschland vielleicht nicht nur mit der Revisionsfrage beschäftige, sondern mit der Möglichkeit einer „Umstoßung des Welt kriegsurteils". Das einzige Mittel dagegen sei die Bereit schaft, eine vernünftige Revision in Angriff zu nehmen. Lord Allen of Hurtwood sagte u. a.: Ich habe die Dinge in Deutschland mit eigenen Augen gesehen. Meiner Ansicht nach ist es unbedingt erforder lich, Schritte für die Revision der Rüstungsklauseln des Versailler Vertrages zu unternehmen. Im Namen der Regierung beendete der parlamen tarische Unterstaatssekretär des Äußern, Lord Stanhope, die Aussprache. Er sagte u. a., er könne nicht glauben, daß die von Hitler vorgeschlagene Zahl von 36 Infanterie divisionen für die anderen europäischen Mächte auch nur annähernd annehmbar sei, doch müsse man noch ein wenig auf die Entwicklung der Lage warten, denn seiner Ansicht nach werde eine abwartende Haltung im Hinblick auf dis zu erwartende Rede Hitlers gerechtfertigt fein. Auf den Gedanken einer internationalenPolizeimacht zurückkommend, verwies Lord Stanhope auf die Prak tischen Schwierigkeiten und bemerkte, die 36 Divisionen Deutschlands zum Beispiel würden eine Polizeimacht von zwei oder drei Millionen Mann notwendig machen. * Der Sultan von Johore (Hinterindien) hat anläßlich des Regierungsjubiläums des englischen Königs fürden Ausbau der englischen Flotte nbasis Sin- gaporeöOO VOOPfund gestiftet. Andere indische Fürsten sollen diesem Schritt folgen, MacDonaWs Erklärungen vor dem Llntechaus. Entgegen den Erwartungen weiter politischer Kreise brachte die Erklärung des englischen Ministerpräsidenten MacDonald im englischen Unterhaus keinerlei Sensationen oder Überraschungen. Der Ministerpräsident verlas seine gesamten AusführunKn von einem vor bereiteten Schriftstück. Das Haus zeigte ein gewisses Er staunen darüber, daß die Erklärung des Ministerpräsi denten nur etwa 20 Minutenlang dauerte, und daß MacDonald in kaum einer Frage auf irgendwelche Einzelheiten einging, sondern nur in großen Zügen die allgemeinen Leitsätze der englischen Außenpolitik darlegte. Der Kernpunkt der MacDonald-Erklä- rung war die Mitteilung, daß die englische Regierung in vollständiger Ohnmacht inmitten hochgerüsteter Völker. Ein Volk von 66 Millionen, das im Herzen Europas liege, werde immer ein Anreiz für andere Völker sein, Aus gleiche für ihre Politik zu suchen. Nur wenn das Herz eines Erdteils stark schlage, seien auch alle Glieder ge sund. Die Aufgabe, die Deutschland für den Frieden Europas und zur Rettung des Abendlandes zu erfüllen habe, werde erst von einem späteren Geschlecht klar und deutlich erkannt werden. Deutsche Geschichte wird von Deutschland gemacht werden, so erklärte General Göring mit großem Nachdruck, und Deutschland wird der Welt beweisen, daß das ganze Volk hinter dem Wort des Führers steht: „Deutschland wünscht und braucht den Frieden und arbeitet bereitwillig an seiner Erhaltung mit!" Wir sind bereit, die Rechte der anderen voll und ganz zu achten, denn nur so wird unter starken Völkern ein starker Friede möglich sein. In diesem Sinne nur sei die deutsche Luftwaffe ge schaffen worden, und sollten die Völker einmal ihrer seits Übereinkommen, die Luftstreitkräfte abzuschasfen, so werde Deutschland sich davon nicht ausschließen. Deutschland stehe keiner Regelung im Wege, wenn sie von den anderen Völkern ehrlich betrieben werde, aber es komme nur eine Regelung in Frage, die aus voll ständig gleichberechtigter Basis beruhe. General Göring gab der Hoffnung Ausdruck, daß diese Zusammenkunft dazu beitragen möge, das persön liche Verhältnis zueinander mehr noch als bisher aus zugestalten. Er sei überzeugt, daß die Vertreter der Welt presse einen äußerst wichtigen Beitrag zur Erhaltung des europäischen und Weltfriedens schaffen könnten; denn die Presse sei dazu da, die Völker zu belehren und auf zuklären. General Göring schloß mit dem eindringlichen Appell: „Verstehen Sie das deutsche Volk und verstehen Sie seinen Führer, und Sie werden erkennen, daß uns nichts mehr am Herzen liegt, als das Gedeihen aller euroväischen Völker und aller Völker der Welt." Einzig und allein für den Frieden — Reichsluftfahrtminister General der Flieger Hermann Göring sprach Donnerstag mittag auf einem vom Ver ein der Ausländischen Presse zu Berlin im Hotel „Adlon" veranstalteten Essen über die neue deutsche Reichslust- Waffe. Als alter Soldat und leidenschaftlicher Flieger, so betonte er, habe er in den vergangenen Jahren unsag bar darunter gelitten, daß sein Vaterland unsicher und ohnmächtig im Herzen Europas lag. Der Ministerpräsi dent stellte nachdrücklich fest, daß er in früheren Äußerun gen, wenn er erklärte, Deutschland besitze keine Luftwaffe, keinesfalls die Unwahrheit gesagt habe, denn tatsächlich seien beim Regierungsantritt Adolf Hitlers nur einige wenige veraltete Typen, die kaum als Versuchsflugzeuge angesprochen werden konnten, vorhanden gewesen. Er habe aber stets betont, daß Deutschland bemüht sein würde, und es als ein absolutes Recht der Sicherheit ver lange, eine defensive Luftwaffe zu bekommen. Er habe auch nie einen Zweifel darüber offengelassen, daß Deutschland gezwungen sein würde, aufzurüsten, wenn die anderen Mächte sich nicht entschließen könn- Luftstreitkräfte abzurüsten; denn ihm sei vom Führer dre Sicherheit der Nation in ihrem Luftraum überantwortet worden. Die Art und Weise, wie die deutsche Luftflotte ge schaffen Wurde, sei so originell und einzigartig, daß man es ohne Kenntnis der Unterlagen kaum glauben könne. Man sei vollständig neue Wege gegangen. Er habe es abgelehnt, den Weg einer langsamen, allmäh lichen Aufrüstung zu beschreiten, weil dann die Gefahr bestanden hätte, daß beim Eintreten schwieriger Momente die Luftwaffe nicht fertig gewesen wäre. Er habe daher dietech n i schen und industriellen Möglich, keilen bis zum Äußersten ausgebaut, die es dann gestatteten, schlagartig die Luftwaffe zuschaffen. Die Flugzeuge seien vorher nicht unter der Erde oder in dichten Wäldern versteckt gewesen: sie waren einfach nicht da! Richtlinie beim Ausbau der Luftstreltkrafte, so fuhr General Göring fort, wird immer einzig und allein die Sicherheit der deutschen Nation bleiben. Es hängt ausschließlich von den anderen Mächten ab, die Höhe der deutschen Luftwaffe zu bestimmen. Wenn Sie mich fragen: „Wie stark ist nun die deutsche Luftwaffe?", dann kann ich Ihnen versichern, daß die deutsche Luftwaffe immer so stark sein wird, wie die Kon stellation in der Welt für oder gegen den Frieden. Ich sage Ihnen nichts überraschendes, wenn ich be tone, daß die deutsche Luftwaffe so stark ist, daß der jenige, der Deutschland angreift, einen sehr, sehr schweren Stand in der Luft haben wird. Denn die deutsche Luftwaffe verfügt über kein einziges altes Flugzeug! Sie verfügt über keinen einzigen allen Motor! Was die deutsche Luftwaffe heute an Motoren und Maschinen besitzt, ist das modern st e, was überhaupt existiert. Die deutsche Fliegerei des Weltkrieges hat be wiesen, daß sie gegen eine Übermacht zu kämpfen verstand. So, wie ich ohne Anmaßung von mir sagen darf, daß noch nie in meinem Leben ein Feind meinen Rücken ge sehen hat, so ist die deutsche Fliegerei verschworen im Sinne der selbstlosen, restlosen Aufopferung für ihr Vaterland. Deutschland hat auch bereits seinen Willen kundge- geben, an Luftkonvcntionen mitzuarbeiten, und es Vor -er englischen Ausrüstung zu Master und in -er Lust. Ausschuß zur Erweiterung des Luft flottenprogramms — Die Revisionsfrage vor dem Oberhaus. die außenpolitische Lage und die Stellung Englands in Europa. Am Mittwoch beschäftigte sich das Kabinett in einer mehrstündigen Rede mit Englands Lage zu Wasser und in der Luft. Es ist ein besonderer Kabi nettsausschuß gebildet worden, der zusammen mit Sachverständigen des englischen Luftfahrtministeriums die Erweiterung und Beschleunigung des bisherigen Luftflottenprogramms aus- arbciten soll. Am Vorabend der großen Unterhausaussprache fand im englischen Oberhaus eine bemerkenswerte außenpolitische Aussprache statt, in der hauptsächlich die Frage der Vertrags revision behandell wurde. Der Liberale, Lord Davies, stellte den Antrag, die eng lische Regierung solle im Zusammenhang mit dem west europäischen Luftpaktplan Schritte tun, um Artikel 19 der Völkerbundssatzung durch ein Verfahren zur Revision von Verträgen zu ergänzen. Der liberale Abgeordnete Lord Esher erklärte, es sei unfair, Deutschland des alleinigen und ein seitigen Vertragsbruches zu bezichtigen. Lord Lothian setzte sich sehr energisch für eine Vertragsrevision ein. Hierbei erklärte er u. a.: Wenn es Frieden geben soll, dann muß Deutschland einen Platz in der Welt erhalten, der ihm zukommt. Es sei eine Täuschung, wenn man glaube, daß der Friede Europas auf irgendeine andere Grundlage gestellt werden könne. Zur Frage der entmilitarisierten Zone sagte Lord Lothian, es sei zwecklos, zu glauben, daß sich eine große Nation auf lange Zeit hinaus darein fügt, daß eines ihrer größten Gebiete dem Einmarsch benachbarter Staaten offensteht, ohne das Recht zur Selbstverteidigung zu haben. Schließlich kam Lord Lothian auf die Kolonialfrage zu sprechen und erklärte, die deutschen Kolonialwünsche müßten eher als eine Frage der nationalen Ehre denn als wirtschaftliches Problem betrachtet werden. Die Kolonialfrage müsse früher oder später am Konferenztisch abgeändert oder in praktischer Weise in Angriff genommen werden. Diese Dinge müßten erfüllt werden, wenn der Völkerbund weiterleben soll. Lord Lothian erklärte weiter. Ausführmgsn vor der Auslandspreise. wird sich nicht scheuen, gemäß übernommener Ver pflichtungen, seine Luftstreitkräfte im Nahmen der ge gebenen Möglichkeiten nicht nur zur Sicherung und Verteidigung Deutschlands, sondern auch zur Siche rung und Verteidigung des europäischen und des Weltfriedens einzusetzen. General Göring ging dann kurz auf den Aufbau der Reichsluftwaffe ein, die aus der Luftflotte und der Fliegerabwehr bestehe. Schon aus der Einheit dieser beiden Waffengattungen könne man erkennen, daß die deutsche Luftwaffe nur zum Zwecke der Verteidi gung und Sicherheit ausgcbaut sei. Die deutsche Luftwaffe fei auch nicht so riesengroß, wie man sich das im Ausland hier und da ausmale. Entscheidend sei nicht die Anzahl der Flugzeuge, sondern ihre Güte, und nicht die Anzahl der Flieder, sondern ihre Charaktereigenschaften und ihr Können. Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen legte der Ministerpräsident vor der Weltpresse ein eindrucks volles Bekenntnis Deutschlands für den Frieden ab. Deutschland braucht den Frieden, so be tonte er, und es wird weder von sich aus den Frieden stören, noch sich provozieren lassen, weil es sich nicht in irgendwelche Abenteuer hineinstürzen wird, sondern weil seine Richllchnur immer me iumum^oarE wuuer Ehre als letztes und höchstes Gut sein wird. General Göring betonte insbesondere, daß Deutschland gerade durch seine Rüstung etwas Posi tives für den Frieden geleistet habe. Nichts sei für den Frieden bedrohlicher gewesen als ein Deutschland Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2.— RM. frei Haus, bei Postbestellung 1,80 NM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- fUk U. UtNlieAeNd gegen. Im Falle höherer Gewalt, od.sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingcsaüdter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto deiliegt. D General Ewing vor der ausländischen Presse. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut ouslicgendcm Taris Nr. 4. — Nachweisungs-Gebühr- A> Rpsg. — Dorgeschrieben« Erscheinungslagc und Plahnorschristcn werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen - Annahme dis vormittags w Uhr. , . . . nrn-ess. . -e -v, "„»Für die Richtigkeit der durch Fernrus übermii- Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr.206,eilen Anzeigen Lderneh.« men nur keine Gewahr. — — Jeder Radaltanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingczogen werden muh oder der Auftraggeber in Konkurs gerät.