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Awt Wilsdruff Nk. 6 letten Anzeigen überneh men nur keine Gewähr. — — Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Bettag duich Klage eingezogcn werden muh oder der Auilraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 29 — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 4. Februar 1933 Deutliche Sprache. Laval, zur Zeit Frankreichs Außenminister, kst vor vier Jahren auch schon einmal nach London zu einer Konferenz mit den Engländern gefahren. Auch damals sollte eine Befriedung Europas herbeigeführt werden, zwar nicht eine politische, wohl aber eine wirtschaftlich finanzielle. Denn der amerikanische Präsident Hoover hatte sein „Schuldenfeierjahr' vorgeschlagen, das vor allem Deutschland für einige Zeit von der überschweren Last seiner Tributzahlungen befreien sollte. Aber es ist nichts Rechtes daraus geworden; die französische Regie rung, an deren Spitze damals Laval selbst stand, ist mit derartig vielen Einwänden, Bedenken und Gegenvorschlä gen gekommen, daß die weltpsychologische Seite der gan zen Sache' wirkungslos blieb. Die dann sehr bald ein- tretende nächste Folge war der Sturz des eng lischen Pfunds von seinem stolzen, jahrhunderte alten Thron und ein Angriff auch auf die Dollar währung, der nur mühsam abgewehrt werden konnte. Und Laval war vorher noch extra nach Washington ge fahren! Schließlich ist auch sein Besuch in Berlin ohne jeden praktischen Wert für die Besserung des deutsch französischen Verhältnisses geblieben; was er zurückließ, waren doch nur Unverbindliche Phrasen, die mit den Wirklichkeiten seiner Politik in einem überaus peinlichen Gegensatz standen. Und die auch von seinen Nachfolgern schnell vergessen wurden, als nun, anderthalb Jahre später, das Ausland lernen mußte und erfuhr, daß „die deutsche Außenpolitik aus den Bereich der Phrasen her ansgenommen" und daß „man im Ausland ein deutsches ,Ncin' als ein.Nein' und ein deutsches,Ja' als ein,Ja' hinnehmen muß", wie es der Reichsminister Dr. Goeb bels auf dem Groß-Berliner Gautag formulierte und feststellte! In die Wirklichkeit der Dinge und Entwicklun gen durch den Nebel der Phrasen hindurch ein- und vor- zusringen, ist ja jetzt anläßlich dieser Londoner Konferenz und im Hinblick auf ihre Folgen besonders nötig, da es sied dabei auch wieder um die Verwirklichung eines vor mehr als zwei Jahren gegebenen Versprechens drehte: um die deutsche Gleichberechtigung in politischer und militärischer Hinsicht. Um eine Änderung des Zustandes, daß „ein ohnmächtiges Land geradezu eine Einladung an die Welt ist, es zu überfallen'. Und in schärfster, absichtlich sich wiederholender Form schloß der Reichsminister Dr. Goebbels an jenen Satz die Erklärung, daß „unsere Entschlossenheit zur Erkämpfung der deut schen Gleichberechtigung unerschütterlich ist" und daß der Beitritt Deutschlands zu künftigen Vereinbarun gen „in erster Linie davon abhängt, ob wir das mn können als souveräner und gleichberechtig ter Staat". Wir verlangen also eine ta 1 sächli ch e Gleichberechtigung, „die nicht mit moralischen Phrasen entwertet wird". Das gelte auch entsprechend dem Ver such, Deutschland wieder nach Genf in den Völkerbund zurückzubringen; davon „könne für die Neichsregierung so Kange keine Rede sein, als wir mit den anderen Na tionen keine gleichen Rechte haben". Man dürfte auch bei den Londoner Verhandlungen diese Worte des deutschen Ministers gehört haben. Sie sind deutlich genug, und die Politik der letzten zwei Jahre hat auch schon zur Genüge bewiesen, daß ein deutsches „Nein" eben ein wirkliches »Rein" bleibt. Zweifellos ist die für London aufgetauchte Idee, einen europäischen „G e n e r a l p a k t' zu schaffen, aus der englischen Anschauung erwachsen, daß ein solcher Ab schluß einen sehr viel größeren praktischen Wert hat als das vielgliedrige, alles nur komplizierende Paktsystem der Franzosen. Er soll dieses „Regionalsystem" französischer Erfindung zusammenfassen. Besonders da der deutsche Versuch, durch direkte Verhandlungen mit Frankreich zur Verständigung über unsere Sicherheits- und Gleich berechtigungsforderung zu gelangen, im April vorigen Jahres an der französischen Erklärung gescheitert ist, eine solche Verständigung mit Deutschland sei „unmöglich"! Damit war die ganze Abrüstungsfrage als erledigt hin gestellt, und am Tage darauf begann ganz offiziell das allgemeine Wettrüsten der großen Weltstaaten. Kurz vor seiner Reise nach London hat nun aber — es war bestellte Arbeit — der französische Außenminister Laval in der französischen Kammer esunwidersprochen gelassen, als dort der alte Deutschenfresser und frühere Völker- bundsdelegierte Franklin-Bouillon äußerte, auch die jetzige Regierung Frankreichs halte an jener französischen Note vom 17. April 1934, d. h. an dem ablehnenden Standpunkt gegenüber Deutschlands Ver ständigungsvorschlägen, fest. Besonders reiz voll an der Rede dieses politischen Giftmischers war übrigens die Behauptung, in Deutschland werde die Jugend zum Haß auch gegen — England erzogen! Man darf da vielleicht den Goethe zitieren: „Ist es auch Wahn sinn, hat es doch Methode!" Ob eine ähnliche Methode auch in London eingehalten wurde, kann erst die nächste Zukunft zeigen. Vielleicht aber hat man sich dort entschlossen, einzusehen und auch dementsprechend zu verfahren, daß „das deutsche Volk den Frieden, aber auch sein Lebensrecht will", daß Ja; Landauer MM an JenWand Die englisch-französische Einigung. Die englisch-französische Vollkonferenz wurde an Sonntagnachmittag um 5.30 Uhr MEZ in Abwesenheit des Ministerpräsidenten Flandin, der noch in Farnham Patt mit Neville Chamberlain und Runciman über Wirtschafts- und Finanzfragen verhandelt, wieder ausgenommen unt bereits um 6,45 Uhr endgültig beendet. Vor der Wiederaufnahme der formalen Verhandlun gen am Sonntsgnachmittag herrschte in den an der Lon doner Konferenz beteiligten oder interessierten Kreisen ein« fieberhafte Tätigkeit. Die Aussprache zwischen Lava! und dem italienischen Botschafter Grandi, die um di« Mittagsstunde stattfand .dauerte fast eine Stunde. Di« Vorsprache Grandis war eine logische Folge der zwischen England und Frankreich bisher erzielten Abmachungen, und es war bereits am Sonnabend mitgeteilt worden, daß die in der Hauptsache hieran interessierten Regierungen um Stellungnahme und Rückäußerungen gebeten werden würden. In englischen Kreisen wird angenommen, daß die Unterredung zwischen Laval und Grandi zum wesent lichen Teil der Erörterung des geplanten Luftfahrtabkom mens sowie den Rückwirkungen der getroffenen Verein barungen auf die römischen Pakte gewidmet war. Oie amtliche Verlautbarung Folgende amtliche Miteilung wurde über die been deten englisch-französischen Besprechungen veröffentlicht: Der Zweck der in London erfolgten Zusammenarbeit zwischen den britischen und französchcn Ministern war, den Frieden der Welt durch engere Zusammenarbeit in einem Geist freundschaftlichsten Vertrauens zu fördern und die Neigungen zu beseitigen, die, wenn ihnen nicht Einhalt geboten wird, dazu angetan sind, zu einem Rüstungs rennen zu führen und die Kriegsgefahren zu vermehren. Mit diesem Ziel haben sich die britischen und die fran zösischen Minister an eine Prüfung der allgemeinen Lage gemacht. Sie nahmen die besonders wichtige Rolle zur Kenntnis, die von dem Völkerbund bei den kürzlichen Re gelungen gewisser internationaler Probleme gespielt wor den ist, und begrüßten die erfolgreichen Ergebnisse als Be weis des versöhnlichen Geistes aller der Regierungen, die an diesen Regelungen teilnehmen. Sie erklären ihre Ent schlossenheit, sowohl mit Bezug auf die Probleme ihrer eigenen Länder, als auch die des Völkerbundes, eine Poli tik zu verfolgen, die von denselben Methoden der Ver söhnung und der Zusammenarbeit eingegeben ist. Mit Bezug auf die vor kurzem in Rom erzielten französisch-italienischen Vereinbarungen haben die briti schen Minister im Namen der britischen Regierung herz lich die Erklärung begrüßt, durch die die französische und die italienische Regierung ihre Absicht erklärt haben, die traditionelle Freundschaft zu entwickeln, die die beiden Nationen vereint, und haben die britische Negierung mit der Absicht der französischen und der italienischen Regie rung assoziiert, in einem Geist gegenseitigen Vertrauens in der Aufrechterhaltung allgemeinen Friedens zusam menzuwirken. Die britischen Minister haben die Glückwünsche der britischen Negierung zum Abschluß des Abkommens von Rom über Mitteleuropa ausgedrückt und haben festgestellt, daß als eine Folge der Erklärungen, die von der briti schen Regierung im Zusammenhang mit den Regierungen Frankreichs und Italiens am 17. Februar und am 27. September letzten Jahres abgegeben worden sind, die britische Regierung sich als unter den Machten befindlich betrachtet, die, wie dies in dem Abkommen von Rom vor gesehen ist, gemeinsam beraten werden, wenn die Un abhängigkeit und Integrität Oesterreichs bedroht werden. Die britischen und französischen Minister hoffen, daß der ermutigende Fortschritt, der so erzielt worden ist, jetzt mittels der direkten und wirksamen Mitarbeit Deutsch lands fortgesetzt wird. Sie stimmen überein, daß weder Deutschland noch irgendeine andere Macht, deren Rü stungen durch die Friedcnsverträgc bestimmt worden sind, berechtigt ist, durch einseitige Aktion diese Verpflich tungen abzuändcrn. Aber sie stimmen weiter darin überein, das? nichts zur Wiederherstellung des Vertrauens und der Aussichten des Friedens unter den Na tionen mehr beitragen würde, als eine allgemeine Regelung, die frei zwischen Deutschland und den anderen Machten abgeschlossen wird. „das deutsche Volk entschlossen ist, selbst durch Opfer seinen Beitrag zum europäischen Frieden und zu einer neuen europäischen Ordnung beizusteuern, - daß - s aber ebenso entschlossen i st,sein« Gleichberech tigung zu erkämpfen". Diese allgemeine Regelung würde Vorsorge für die Orga nisation der Sicherheit in Europa treffen, insbesondere mittels des Abschlusses von Pakten, die frei zwischen allen interessierten Parteien abgeschlossen wer den und gegenseitige Unter st ützung in O st - europa und das System sicherstellen, das in dem proces verbal von Rom für Mitteleuropa angekündigt ist. Zugleich und in Uebereinstimmung mit den Bedin gungen der Erklärung vom 11. Dezember 1932 bezüglich Gleichberechtigung in einem System der Sicherheit würde diese Regelung Vereinbarungen über Rüstungen im allgemeinen Herstellen, die im Falle Deutschlands die Bestimmungen des Artikels V des Vertrages von Versailles, die augen blicklich die Rüstungen und bewaffneten Streitkräfte Deutschlands beschränken, ersetzen würden. Es würde auch ein Teil der allgemeinen Regelung sein, daß Deutschland seinen Platz im Völker bund zwecks aktiver Mitgliedschaft wieder ein nimmt. Die französische Regierung und die Negierung des Vereinigten Königreiches hoffen, daß die anderen in Betracht kommenden Negierungen diese Ansichten teilen. Im Verlauf dieser Zusammenkünfte haben die briti schen und französischen Minister unter dem Eindruck der besonderen Gefahren für den Frieden gestanden, die durch moderne Entwicklungen in der Luft geschaffen worden sind und deren Mißbrauch zu plötzlichem Luftangriff eines Landes auf das andere führen können. Sie haben die Möglichkeit erwogen, Vorsorge gegen diese Gefahren durch eine gegenseitige regionale Vereinbarung zwischen gewis sen Mächten zu treffen. Es wird vorgeschlagen, das? die Unterzeichner sich verpflichten, unverzüglich die Unterstützung ihrer Luftstreitkräfte jedem unter ihnen zu gewähren a»r das Opfer eines nicht hcrausgefordcrten Luft angriffes von feiten einer der vertragsschließenden Parteien ist. Die britischen und französischen Minister befanden sich im Namen ihrer Negierungen in Uebcreinstimmung darüber, daß eine gegenseitige Vereinbarung dieser Art für West europa in weitem Maß dazu beitragen würde, als ein Abschrecknngsmitel vor Angriffen zu wirken und Schutz vor plötzlichen Angriffen aus der Luft sicherzustellen. Sie haben beschlossen, Italien, Deutschland und Belgien cin- zuladen, mit ihnen zu erwägen, ob eine solche Konvention rasch abgeschlossen werden kann. Sie wünschen ernstlich daß alle in Betracht kommenden Länder anerkennen, daß der Zweck dieses Vorschlages ist, den Frieden zu stärken — das einzige Ziel, das von den beiden Regierungen verfolgt wird. Die Regierungen Frankreichs und des Vereinigten Königreiches erklären sich bereit, ihre Beratungen rhne Verzug wieder aufzunchmen, nachdem sie die Antworten der anderen interessierten Mächte erhallen haben. Eine IoWast des Stellvertreters de MKrers an die deutsches Techniker. Die technischen Organisationen des Gaues Düsseldorf veranstalteten in Düsseldorf einen „TagderTechni k" Z" Kundgebung in der Rhcinlandhalle verlas Pg. Reinhold eine B o t s ch a f t, die der Beauftragte des Führers zur Zusammenfassung der deutschen Technik, Dr. --odt, im Auftrage des Stellvertreters des Führers Rudolf Heß, hatte übermitteln lassen. In der Bot schaft an die deutschen Techniker heißt es: Die deutsche Technik ist in erster Linie beruf::, die Arbeitslosigkeit zu beseitigen, Rohstoffknappheit zu verhindern und dem deutschen Volk Brot zu verschaffen. Sie muß aber zu diesem Zweck straff zusammengefaßt und zielstrebig auf das Staatswohl gerichtet werden. Der deutsche Techniker aber als Träger der deutschen Erfin dungsgabe und als Verwalter des deutschen Geistesgutes mutz heraus aus seiner einseitigen Gebundenheit uird muß erkennen, daß die hohe Aufgabe, die ihm gestellt ist, nicht nur besteht im Berechnen, Erfinden und Kon- struieren, sondern daß seine schöpferische Begabung ihn anch verpflichtet, sich am öffentlichen Leben zu beteiligen. Er muß wissen, daß er die Schuldigkeit hat, die von ihm gemachten Erfindungen auf ihrem Weg zu begleiten und zu prüfen, ob sie seinem Volk und seinem Lande nützen. Auf diese Weife wird er erreichen, daß die Technik die Achtung erringt, die ihr als teilweiser Gestalterin des ülkentlichen Lebens zukommt.