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MsdmsserTageblatt für LürgertuM/ Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Anzel,»»pr«i»: di, S^Np-IInit A»u»,eile 20 «ptg., di, I p,sv»«t»e IeU« L,r -mliiche^ r-kdimtt'machun,,» 40 »eich'., pscnnip, die Sg,,p»U,»k «ekisme^eiie im leiliichen Teile 1 Reichrmard. Nachw-i iiNb-didüiil 2V Rkich-pfcuni««. Lor- ge,chie»de»eE,I<de>nu»„. „ -«d- und V!atzv eichrisien werden n«ch W»,Iichd«I kN sp Nk kh SV : AM^ Wrlsdnufs Nk. 6 berück,ichUgl. Anzet,en. annobmedi» orrn.v'Ukr. -> Für dre RichNykeil der dnich Fcrnr», üdeimiireltenAnzeigen üvernel-men wir »eine wo, oui». -der Ütndal anspr, L er >ich!, wenn der Beirng durch Kln,e ein«ej0,en wridenmubodnderAus,rag,ederinKonkurrierst. Ln;e<gen»l!,mtna«eB-rmiillurgsstellrn«nlg,,ni. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bckanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts- gerichls und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstren amts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Btatt. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Pa» .MV»dr»ffer r,,edl,0- ^«edetnl an allen Werkt»,en nachw ltagr 5 Uhr. «ezngiur^,: Bei Lddolung in »er G^chksleft.kr »nd den *»»,«»,fteüen r««. im »anal, Kei Austellnn, durch »>« »oieu r,Zu RM., ke> Poftdeiielluu, 1 BW. »uzügllch Adtru,» ... .. »edützr. Eia,einummern j»«»s,.«il-Boi'-nft»l,r» Wochenbkalt für Wilsdruff u. umgeaeno P°ftboi,n»»»»»«,»«»». chL,erundEe,chüi»»iieI>rn - > — nehmen zu jeder ^rn Br- keknnve» enigtgen. Im Fall, hihrrer Gema», Krik, »der BetriedaftSrungen deftehi dein Anspeuch auj L-eserung »er Jet>»->, »der Kürz»», des Bezug»»««,,»,. — Büchsen»»», etn,rs»a»>er Schristhüche ers»I,I au>, weun Porto deilie,!. Nr. 45 — 88 Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2K40 Freitag, den 22 Februar 1929 Gteuerärger. Der gute alte Diogenes, bekannt als philosophische, Tonnenbewohner, hat einmal mit brennender Laterne am Hellen Tage einen — Menschen gesucht und finden wollen; hie Geschichte vermeldet nicht, ob ihm das geglückt ist. Aber weder ihm noch sonst jemandem wird es, gleichgiltig, ob er am Tage oder bei Nacht sucht, jemals gelingen, einen Menschen zu finden, der seine Steuern gern zahlt. Und Venn man den Gelehrten Glauben schenken soll, so war schon im alten Ägypten und Assyrien die Steuererhebung nur mittels recht drastischer Zwangsmaßnahmen durchzn- setzen. Und diese Erscheinung ist ungefähr das einzig Be ständige in der Geschichte der Völker. * „Steuerscheu" ist also eine sozusagen allgemein-mensch liche Charaktereigenschaft, solange es Staaten gibt, die Geld brauchen. Und immer sind die Staatsver waltungen der Ansicht, daß jene Steuerscheu keineswegs sine Eigenschaft ist, „die den Menschen zieret', während die Steuerträger in jedem Finanzbeamten so erwas wie ihren natürlichen Feind erblicken, den es mir allen Mitteln besonders dann zu überlisten gilt, wenn die Steuerschraube, um mit Wippchen zu reden, dem Bürger an der Kehle sitzt. Denn dann nähert sich dieses Ringen schon bedenklich einem Existenzkampf gegen — ja, gegen wen? Toch nicht gegen den Steuerbeamten, wenn man ßch die Sache etwas überlegt. Wenigstens sollte de, Kampf nicht gegen ihn gehen. * Der deutsche Staatsbürger ist ja zurzeit wieder ein mal verpflichtet, sich emschätzen zu lassen oder sich selbst -l^uschapen - wöbe, wohl jeder sich selbst möglichst ge- rmg .lchatzt, die Steuerbehörde aber häufig mit eine, derartigen fmanzieüen .Selbsterniedrigung' ,?cht ?h unverstanden zu sein scheint. Und dann geht das Ringen dann natürlich, wenn, wie heute- in Deutichland der Steuerdruck so unerträglich schwer ist Und es tst ja zudem noch in Aussicht genommen, neue Lasten auf die Schultern der Steuerzahler zu »egen. Da wächst die Bedrängnis, wächst natürlich auch die tiefe Abneigung nicht bloß gegen den „Fiskus' selbst, sondern Wächst sich aus zu persönlichen Differenzen mit jenen, die die Diener dieses Fiskus' sind, gegen die Steuerbeamlen also. Aus den verhaßten Finanzämtern werden die ver haßten Steuerbeamlen, soweit diese in direktem Verkehr mit dem steuerzahlenden Bürger stehen müssen. * Erinnert sei an so manches bekannte Vorkommnis, das ja dann in Gerichtsprozessen zur Sprache kam. erinnert 1- B. an einen Fall neuesten Datums, als ein Finanzamt einer Stadl des Harzes angeblich einen Steuerzahler, A wegen der Kosten der akademischen Ausbildung seiner Dohne um Steuerherabsetzung ersuchte, die Antwort ge- jcben haben soll, er solle sich „in seiner Lebensführung die größten Beschränkungen auferlegen' — ein Fall, der viel Dtaub aufwirbelte und mißbilligend erörtert wurde, aber in den Einzelheiten sich als nicht zutreffend heraus- stestell« hat. Natürlich Hal man sich in den Kreisen der Zinanzbeamtenschaft sehr über diese Angriffe aufgeregt, »»zweifelhaft mit Recht. Veranlassung gibt für diesen Kall wohl mehr die schematische, formularmäßige und in ihrem Wortlaut nicht gerade glückliche Antwort — also sticht das Verhalten des betreffenden Finanzbeamten, sondern — das System. Natürlich ist es nicht ausgeschlossen, daß es unter den ßber 90 000 Finanzbeamien allein des Reiches auch »schwarze Schafe" gibt, die unnötige oder verbitternde, wirtschaftlich bisweilen schwer schädigende Schärfen in die Durchführung der Besteuerung Hineinbringen —, „Men schen, Menschen sau mer alle," wie ein Wiener Kouplet- hichter singt. Aber auf der andern Seite, bei den Steuer pflichtigen, gibt es doch auch „Sünder" genug, da — leider -der auch nur als Folge des schweren Steuerdrucks — m Deutschland ein erbitterter „Abwehrkampf" gegen das Steuersystem geführt wird, das übrigens ein sehr be- «nnier englischer Politiker als „ein System der Einkom mens- und Vermögenskonfiskation, gemildert nur durch Steuerhinterziehung" bezeichnet hat Und in derNegel A doch der Verkehr zwischen dem Steuerzahler und »seinem" Finanzbeamten ein ruhiger, höflicher, entgegen kommender geworden — soweit das freilich möglich ist. Denn schließlich ist der Beamte doch nur Beauftragter, verpflichtet zur Durchführung von Bestimmungen, die rahllos sind wie der Sand am Meer, einander nicht gerade selten widersprechen, mit wirtschaftlichen Möglichkeiten kaum oder gar nicht zu vereinbaren sind. Aber: dafür Hann doch der Steuerbeamte, das Finanzamt nichts. Der Fehler liegt anderswo, höher oben, oder in Verhältnissen, Puf die die Steuerbehörde bis ganz oben hinauf gar keinen Einfluß hat. Ta regnet es denn von feiten der Steuer pflichtigen Beschwerden, die teils berechtigt, teils un- oerechtigt sind, unberechtigt in der Regel aber dann, wenn ke ein Amt oder etwa einen bestimmten Finanzbeamten jum Zielpunkt haben. Auf beiden Seiten sollte man doch Aveckmäßiger d a s Sachliche vom Persönlichen «rennen. * Man muß auch einmal ein gutes Wort für die Steuer- dramien einlegen, die doch letzten Endes schuldlos sind gn Die KMitM ili PreOn Weitert e. dem Truck, der auf dem deutschen Volk lastet; haben sie ihn doch auch mitzutragen. Täglich fast speit die Staats maschine neue Gesetze, neue Ausführungsbestimmungen, Verordnungen usw. auf ihre Schreibpulte und ein parla mentarischer Witz erzählt von dem Wort eines bekannten deutschen Finanzministers, der vor Jahren, gegen Ende der Inflationszeit, im Steuerausschuß des Reichstages geäußert Hai, es gäbe in Deutschland überhaupt nur zwei Menschen, die das deutsche Steuersystem völlig beherrschen. Zwar ist manches, vieles besser geworden, aber schon die Bezeichnung als Steuer,,system" beweist, daß es zwischen ihm und der unendlich mannigfaltigen Wirklichkeit der Menschen und Dinge zu fast naturnotwendigen Konflikten kommen muß. So ist es immer gewesen und wird so bleiben, nämlich solange es Menschen und — Steuern gibt. Um den Transferschutz Vor wichtigen Entscheidungen Paris, 21. Februar. Die Sachverständigen haben im Lau fe des Donnerstag keine Vollsitzung abgehc lten. Am Vormittag fanden Emzelbesprechungrn zwischen den fünf Mitgliedern des Un terausschusses statt. Am Nachmittag versammelte sich der Fünfer ausschuß zu einer gemeinsamen Sitzung, um sich auf Grund der ihm erteilten Richtlinien über den weiteren Arbeitsplan der Kon ferenz zu einigen und ein festes Verhandlungsgerippe für die zu künftigen Beratungen aufzustellen, doch herrschte in den Abend stunden des Donnerstag der Eindruck vor, daß es im Fünferaus schuß zu einer Einigung gekommen sei, die morgen die Vollver sammlung beschäftigen dürfte. Bekanntlich herrschte schon vorher Einigkeit darüber, daß in den Mittelpunkt der Beratungen die Transferfähigkeit Deutschlands gerückt werden sollte. Die Aus sprache drehte sich vielmehr um die Reihenfolge und die Auswahl der einzelnen Fragrngruppen, von denen die Transferfähigkeit Deutschlands abhängt. Der deutsche Standpunkt ist bekannt. Er geht von der Auffassung aus, daß eine Besserung der Außenhan delsbilanz Voraussetzung für die regelmäßigen Zahlungen der Jah resraten sei. Die Desserungsmöglichkeit erblickt man in Deutsch land im wesentlichen in der Steigerung der Ausfuhr, da die Em- fraktion der Deutschen Volkspartei trat Donnerstag zu einer Sitzung zusammen, in der sie sich mit dem Kom promißvorschlag für den Eintritt in die preußische Ne gierung beschäftigte Die Mehrheit der Fraktion war aber der Ansicht, daß der Kompromißvorschlag unzweckmäßig sei. Die Fraktion müsse an der Forderung nach zwei Fachministern festhalten. Später trat die Reichstags- sraktion der Deutschen Volkspartei gemeinsam mit den Führern der preußischen Fraktion zusammen, um sich ebenfalls mit der politischen Lage zu beschäftigen. Die Reichstagsfraktion nahm von der Haltung der preußischen Fraktion Kenntnis, hielt aber den grundsätzlichen Ge danken einer Verbindung zwischen preußischer und Neichs- regierung für beachtlich und wert, weiterverfolgt zu werden. Es ist nach Meinung der volksparteilichen Ber liner Presse infolgedessen anzunehmen, daß trotz der Ab lehnung des bisherigen Kompromißvorschlages weitere Verhandlungen stattfinden. * Der Reichspräsident empfing den Reichs Minister des Auswärtigen, Dr. Stresenrann, -um Vortrag. Keine mm Slkmn MUize BeMsse Ler Deutschen BolMMtei Berlin, 21. Februar. Die Fraktion der Deutschen Bolks- pcirtei hat in ihrer heutigen Sitzung zur Frage der Gestaltung des Haushaltes folgenden, dem Reichskanzler sofort mitgeteilten Be schluß gefaßt: 1. Der Haushalt mutz ohne neue Steuern ausgeglichen wer den. Um dies zu erreichen, ist der Haushalt um rund 380 Milli onen zu entlasten. 2. Von dieser Gesamtsumme sind rund 200 Millionen durch Abstriche im ordentlichen Haushalt 1929 zu ersparen. 3. Angesichts der Finanznot des Reiches und der Ueberlastung der Wirtschaft ist auch in Ländern und Gemeinden größte Spar samkeit unabweisbar. Wir halten es für unbedingt erforderlich, datz die den Ländern aus Grund bestehender Vorschriften zustehen den Beträge aus den Ueberweisungs steuern nicht nur um die von der Regierung vorgeschlagenen 120 Millionen, sondern um 300 Millionen gekürzt werden, zumal die Länder trotz dieser Kürzung noch immer erheblich mehr erhalten, als die ihnen gewährleistete Minbestsumme von 2600 Millionen. 4. Da eine Erhöhung der Realsteuern dem Zwecke der Cr- sparmsmatznahme widersprechen würde, so sind geeignete Vorkeh rungen gegen solche Erhöhungen zu treffen. 5. Nicht nur aus steuerlichen, sondern vor allem aus wirt schaftspolitischen Erwägungen heraus fordern wir die steuerliche Gleichstellung der Betriebe der öffentlichen Hand mit denen der Privatwirtschaft. Zu diesen außerordentlich bemerkenswerten und weittragen den Beschlüssen verlautet noch, datz durch die Besteuerung der Be triebe der öffentlichen Hand neue Mittel gewonnen werden sollen. Dem Reichskanzler werden die Etatpostrn im einzelnen namhaft gemocht, die die Volkspartei noch für entbehrlich hält. Sparen, sparen! Eine ernste Mahnung des Reichskanzlers Berlin, 21. Februar. Wie die Telegraphen-Union aus parlamentarischen Kreisen hört, hatte Reichskanzler Mütter im Laufe des Donnerstag eine Besprechung mit Vertretern der hinter der Regierung stehenden Parteien. In dieser Besprechung wies der Reichskanzler auf die zahlreichen Anträge hin, die von den Regierung ,Parteien jn der letzten Zeit dem Reichstage eingebrachl worden seien, ohne datz die Parteien vorher untereinander Füh- luitg genommen hätten. Es handele sich vor allem um die Anträge auf dem Gebiet der Sozialpolitik, in denen neue Ausgaben gesor- dert würden, die angesichts der Finanz- und Wirtschaftslage von der Reichsregierung nicht verantwor et werden könnten. Der Reichskanzler richtete eine ernste Mahnung zur Sparsamkeit an die Parteien. Wenn statt den Anträgen von den Parteien Ent schließungen eingebracht würden, so werde die Regierung ernstlich prüfen müssen, wie die angenommenen Entschließungen verwirk licht werden könnten. Die Parteien stinimten den Ausführungen des Reichskanzler, zu. Es wurde auch eine engere Fühlungnahme der Parteien unter- einander angeregt. Koalitionsfragen wurden in dieser Besprechung nicht behandelt. Zu der Besprechung war auch ein Vertreter des Zentrums geladen, der aber nicht erschienen war und dann zu einer besonderen Besprechung vom Reichskanzler empfangen wurde. Koalitisnsversuche. Ter nun schon allmähl-ch den Charakter der dauernden Krise gewinnende Streit um die Bildung einer festen Regierung im Reich und in Preußen dreht sich bekanntlich hauptsächlich um die Frage, wie viele Ministersitze dem Zentrum im Reich und der Deutschen Volkspartei in Preußen eingeräumt werden sollen. Am Mittwoch waren die preußischen Koalitionsver- handtungen wieder aufgennnimen worden, und zwar unter führender Beteiligung des Ministerpräsidenten Braun durch eine Reihe von Einzelbesprechungcn, deren wichtigste eine Unterhaltung Dr. Brauns mit dem Aentrumspartei sichrer Dr. Kaas und dem preußischen Fraktionsführer Dr. Hetz gewesen sein dürfte. Im Mittelpunkt der Be sprechungen steht eine neue Kompromitzidee des preussischen Ministerpräsidenten. Der Kompromißvorschlag für Preußen wollte den Versuch machen, den Anspruch der Deutschen Volkspartel auf zwei Ministcrsitze in Preußen zu erfüllen. Es wurde daran gedacht, einen der volksparteilichen Reichsminister zum preußischen Staatsminister ohne Portefeuille zu ernennen. Diese Doppel- stcüung als Minister im Reich und in Preußen ist dem Reichswirtschaftsminister Dr. Curtius zugedacht. Dem anderen volksparteilichen Minister sollte das preußische Handelsministerium zufallen. Bereits im Jahre 1923 hat der damalige Reichskanzler Stresemann den Vorschlag einer engeren personellen Ver bindung zwischen dem Reichskabinett und dem preußischen Kabinett gemacht. Damals handelte es stch allerdings um die Verbindung des Reichskanzlerpostens mit dem des preußischen Ministerpräsidenten. Zurückhaltung der Volkspartei. In einigen politischen Kreisen versprach man sich bereits viel von diesem Lösunasvorschlaa. Die Landtaas Gescheitert! Berlin, 22. Ferbuer. Die Zenlrumsfraktion des preutzi- scheu Lemdtages hielt heute eine Fraklionssitzung ab. Es wurde über den Stand der Koalstionsfrage berichtet. Ministerpräsident Braun hat die Ergebnisse an das Zentrum weitergeleitet. Sodann hat er, wie wir hören, im Landtag der Deutschen Vvlkspartei Mit teilung gemacht, womit seine Mission erledigt sei. Damit ist die Koalition endgültig gescheitert.