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^8! Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. An,«i,«»»«<»: di« 8 yesPaltese N«»»,cllr 20 «ps,., die 1 geixallene Zeil« der amtlichen BekanntMachu»»«« 4» Reich,« Pfennig, di« 3 gespaltene Rcklamezeile l» tätlichen Teile I Reichsmark. Nachweis»»,»gebühr A> R«ich»pse»»i,«. Ba» geschriede»eErichei»»«,»> — , tage und Platzvarschrift« werden »ach M«,«chbeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 d-rücksichti,,. «Njei^». «,-nadme bi» oorm.IOUHr. -- »> > Für die Richtigkeit v« durch Fern ruf Ldermitteltenül»,eigen üdernehmeuwir keine<Sar«ntte. Jeder Radaltansprnch ^lischt, wenn derBetr«, d«ch Klage eiugezogen werden muh oderderA»Itrag,ederinKonku,,,erSI. An,«igeunehmen alleDermittlungsstellcne»t,«g««. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, A^^»^chSsÄ>^ Wochenblatt für Wilsdruff v. Umgegend P°"d°i.nA'd-n^ Nr.28ä —86 Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wtlsdraff-Dresden Postscheck: Dresden 264S Donnerstag, den 8 Dezember 1827 Neuer Mut. Die Lage im Versicherungsgewerbe. Tief in das Leben eines jeden einzelnen hinein greift )ie Versicherung. Wer nicht den verschiedenen Arten der tätlichen Versicherung unterliegt, ersetzt das durch An- chluß an die vielgestaltigen Zweige der Privatversiche- ung. Die Tagung des Neichsverbandes für Privatversicherungen hat so recht gezeigt, von velch ungeheurer Wichtigkeit nach den verschiedensten Zeiten hin gerade dieser Teil unseres Wirtschaftslebens st. Schwere Zeiten liegen hinter ihm. Die In flation zerstörte die riesigen Kapitalien nicht bloß der großen Versicherungsgesellschaften, sondern zerrieb auch ünen Teil der kleineren vollständig. Die Währungsstabili- -ierung hat den überlebenden neuen Mut gemacht und auf der Tagung konnte mit Stolz darauf hingewiesen wer ken, daß man vielfach über den Versicherungskreis der Vorkriegszeit schon recht weit hinausgekommen ist. Nicht bloß zahlenmäßig etwa, sondern auch die innere Festigkeit ist durch zahllose Rückversicherungsverträge — auch mit ausländischen Gesellschaften — rasch vorwärts- steschritten. Einen Teil ihrer Kapitalien, wenn auch einen kleinen, rettete ihnen das Aufwertungsgesetz; waren es doch nicht zuletzt die großen Privatversicherungen, die die ihnen zufließenden Gelder der Versicherten in der Form ! a n g s r i st i g e n, m e i st h y P o t h e k a r i s ch e n K r e - dits festzulegen pflegten. Diese Gewohnheit gerade ist aber, volkswirtschaftlich gesehen, jetzt vielleicht von noch größerer Wichtigkeit als vor dem Kriege und der Reichs- wirtschaftsminister Dr. Curtius hat auf der Tagung des Neichsverbandes demgemäß es auch zum Haupt punkt seiner Ausführungen gemacht, angesichts des spär lichen Fueßens der Kreditquetten in der Gegenwart es als dankbarcAufgabe der Versicherungen zu bezeichnen, hier in die Bresche zu treten, besonders deshalb, weil die Ge schäftsergebnisse der Versicherungsgesellschaften wieder recht gute geworden sind. Eine innere Festigung der Privatversicherung bedeuten auch die jüngsten Entwicke- luugen, die zu einer Zusammenballung mehrerer großer Konzerne geführt haben, so daß jetzt die Gefahr, einem kräftigen Ansturm irgendeines Naturereignisses zu erliegen, besonders deswegen als ausgeschlossen erscheint, Werl ein solcher Riesenkonzern — und der deutsche ist jetzt der größte in ganz Europa — natürlich es viel leichter hat, in eine Verbindung mit großen ausländischen Konzernen zu treten. Vielgestaltig ist das Leben von heute und darum nicht minder vielgestaltig auch die Form der Versicherungen. Hier aber prallt die Vielgestaltigkeit besonders heftig mit der juristischen Möglichkeit, das Eintreten eines Versiche rungsfalles festzustellen, hart aufeinander. Juristisch läßt sich immer nur eine Zusammenfassung sestlegen, aber bei der Versicherung kommt ja immer nur der Einzelfall in Frage. Man kennt die Versicherungsverträge mit ihren schier unzähligen Paragraphen — und doch sind die Streitigkeiten darüber sehr häufig, ob und wie im Ver- sicherungsfalle die Pflichten der Gesellschaft zu erfüllen sind. Der beste Ruhm, den eine Versicherungsgesellschaft haben kann, ist aber der, „kulant" zu sein und — meist lohnt es sich für sie, kulant zu sein. So manche Streitig keiten hofft man aber, wenigstens auf einem Gebiete, nämlich auf dem der Feuerversicherung, durch eine Neufassung des Gesetzes beseitigen zu können. Das gilt nicht bloß in Kleinigkeiten, sondern hat tiefere Bedeutung; ist doch beweisbar, wie stark die Zahl der Brände abhängig ist von der — Wirtschaftskonjunkturl Ist diese günstig, so verringert sich die Zahl der Brände, um aber bei einem Konjunkturumschwung wieder anzu- fteigen. Betrübend ist die andere Tatsache, daß ein Drittel «ller Brandschadenfälle auf vorsätzlicher Brand» st lstu n c, beruht. Vrivatversicherung erhebt laute Klagen über der öffentlich-rechtlichen, namentlich der städtischen Versicherungsanstalten, weit b des ihnen zustehenden Gebietes hinaus. öffenMcb-US' Versicherung der Autobesitzer, ^.^ineKoukur" übergeben werden. Das be- durchaus nicht immer diesen offenUich-rechttichm nützt, sicherlich aber den prlvaten Gesellschaften großen Abbruch tut. Das Ver- stcherlMgswesen ist und muß es sei» — außerordentlich fein gegerbt und anschmiegsamer Natur, da ist Bureau- kratismus also noch unangebrachter als tonstwo. Die Genfer Tagung des VSlkerSundrates. Stresemann für Verminderung der Ratstagungen. Mittwoch früh trat der Rat zu einer öffentlichen Sitzung zusammen. Deutschland war am Ratstisch durch Staatssekretär von Schubert vertreten da Reichs- Minister Dr. Stresemann den Besuch des lnamschrn Ministerpräsidenten Woldemaras erhielt, der bereits vorher mit dem französischen Außenminister Briand ernt längere Unterredung gehabt hatte. Auf der Tagesord- nnna der Sikuna standen die Durchführung von im Aus- M wird Präsident der Vereinigten Staaten? Loolidge verrichtet auf Wiederwahl. Bekräftigung der früheren Erklärung. Im Hochsommer d. I. hatte der Präsident der Ver einigten Staaten schon angedeutet, er werde bei der nächst jährigen Neuwahl für den Präsidsntenstuhl nicht mehr kandidieren. Diese Andeutung wurde damals dahin ausgelegt, Coolidge werde bei genügendem Zureden doch noch einer Wiederaufstellung zustimmen. Jetzt unterstrich aber Coolidge seine damalige Kundgebung mit folgen den Worten vor dem Republikanischen Parteiausschuß, der «anläßlich der Kongreßeröffnung in Washington zu- sammentrat: „Wir nähern uns jetzt der Zeit, wo man an die Zu kunft denken mutz. Die Partei mutz ihren Kandidaten, der mein Nachfolger werden soll, benennen. Um Zeit für ruhige Überlegung zu geben, erklärte ich am 2.- Au gust, daß ich nicht beabsichtige, für die Präsidentschaft 1928 zu kandidieren. Diese Erklärung steht fest und kein Mensch soll glauben, daß ich sie abändere. Ebenso hoffe ich, daß meine Entscheidung geachtet wird." Diese Erklärung Coolidges hat selbst auf seine nächsten politischen Freunde überraschend gewirkt. Man hatte bisher immer noch angenommen, er werde im letzten Augenblick doch sich einer Wiederwahl nicht entgegen setzen, das scheint nun ausgeschlossen zu sein. Die jetzt meistgenannten Kandidaten der Republikanischen Partei für die kommende Wahlkampagne sind zurzeit.der Han» delssekretär Herbert Hoover, Vizepräsident Dawes, der Sprecher des Repräsentantenhauses, Longworth, der frühere Gouverneur von Illinois, der Farmer Lowden, und endlich Senator Curtis. * Für starke amerikanische Rüstung. Bei seiner Jahresbotschaft zur Kongreßeröffnung be tonte Coolidge, Amerika müsse zum Schutze seines aus gedehnten Handels und seiner weiten Gebiete an beiden Ozeanen eine starke Kriegsslotte, besonders zahl reiche Unterseeboote und eine hinreichende Luftverteidi gung besitzen. Amerika habe im Einklang mit dem Grund satz, daß ein Wettrüsten vermieden werden muß, kürzlich versucht, zu einem Drei-Mächte-Abkommen zu gelangen. Aber während Japan sehr weitgehend mitarbeitete, sei Amerika außerstande gewesen, mit Großbritannien ein Abkommen herbeizuführen. Die Genfer Konfe renzergebnisse seien meistens ohne Inhalt gewesen. Durch keine Propaganda würde sich Amerika zu einer Kursänderung beeinflussen lassen. Soweit keine Vertrags beschränkungen beständen, sei es durchaus Amerikas Sache, zu bestimmen, wie groß die Flotte der Vereinigten Staaten sein soll. Coolidge ging noch kurz auf die Eigentumsrückgabe ein und erklärte, der Kongreß habe liberale Vorkehrungen zur Rückgabe eines großen Teils des ehemals feindlichen Eigentums getroffen. Zum Schluß äußerte sich Coolidge über China, Mexiko und Nikaragua und erklärte, Amerika wolle überall den Frieden. land erlassenen Schiedssprüchen in Handelssachen, ferner Fragen, die mit den Entschließungen der Weltpressekon- serenz vom August dieses Jahres Zusammenhängen, und schließlich der Tätigkeitsbericht des Hygieneansschusses des Völkerbundes. Die Angelegenheiten wurden zustimmend erledigt. In einer anschließenden nichtöffentlichen Sitzung wurde der englische Antrag, auf Herabsetzung der Zahl der jährlichen Ratstagungen von vier aus drei besprochen. Es entspann sich eine allgemeine Debatte, in der Chamber lain sowie auch der mittlerweile erschienene Außenminister Dr. Stresemann für Verminderung der Ratstagungen auf drei eintraten. Verschiedene andere Redner äußerten dagegen Bedenken. Die Frage wurde nicht zu Ende be raten. Für nachmittags war eine weitere öffentliche Sitzung anberaumt, die sich mit dem polnisch-litauischen Streitfall beschäftigen sollte nnd in welcher der litauische Ministerpräsident Wold emaras und der polnische Außenminister Zaleski Erklärungen abgeben wollten. Der polnisch-litauische Konflikt. Militärische Sachverständige. Die neuen Schwierigkeiten, die sich bei der Behand lung des polnisch-litauischen.Streitfalles ergeben haben sollen, beziehen sich hauptsächlich auf die Art und Weise, wie eine gewisse Kontrolle für die Durchführung der Regelung des Streitfalles durch den Rat gewährleistet werden kann. Nach einer Darstellung wurden Schritte unternommen, nur Rechtsgarantien zu erhalten für den Fall der Aufhebung des Kriegszustandes. Man denkt an die Einsetzung eines Ausschusses von militärischen Sachverständigen, welche die Verhältnisse an der polnisch litauischen Grenze zu überwachen hätten. Dieser Plan stößt aber insbesondere auf polnischer Seite aus Wider stand. Wie ausdrücklich erklärt wcrd, b- in der Fünfmächte besprechung in großen Linien eine einheitliche Auffassung zwischen den Mächten, einschließlich Deutschlands, über die weitere Behandlung des litauisch-polnischen Streitfalles festgestellt worden, und zwar ist man überein gekommen, daß in erster Linie eine Aushebung des Kriegs zustandes zwischen Polen und Litauen herbeigeführt werden soll. Der litauische Ministerpräsident Woldemaras will eine Rechtsverwahrung in der Wilna-Frage zu Protokoll geben. Auf polnischer Seite sei man bereit, diese Rechtsverwahrung Litauens zur Kenntnis zu nehmen. * Saar-elegation in Genf. In Genf ist die saarländische Delegation eingetroffen, die mit dem Völkerbundrat über die Ernennung eines neuen Mitgliedes der Saarregierung verhandeln soll. Man nimmt an, daß das bisherige belgische Mitglied der Saarregierung, Lambert, demnächst ausscheiden soll. Die Saardelegation wünscht auch mit der deutschen Delegation über die allgemeine Wirtschaftslage des Saargebiets, die Fragen der Elektrizitätswirtschaft und der Kohlsnausfuhr zu sprechen. Die Forderungen von Voldemaras. der öffentlichen Nachmitlagssitzung des Völker- Mmtvoch beamragle der litauische Minister- ldemaras nach eingehender Darlegung der Er- ergnifse. die sich seit dem Oktober dieses Fabres zwischen Volen und Litauen abgespielt haben, folgende Maßnahmen des Völkerbundes zur Beilegung des litauisch-polnischen Konflikts: 1. Der Völkerbnndrnt soll eine internationale Kontroll kommission schaffen, die sich an Ort und Stelle, und zwar auf beiden Seiten der Polnisch-litauischen Grenze über die mili tärische Lage an der Grenze informieren und hierüber dem Völkerbund Bericht erstatten soll. 2 Die litauische Regierung beantragt, daß die polnischen Barden im Gebiet von Wilna aufgelöst werden. Sie ist der Ansicht, daß die Organisation dieser Banden eine dauernde, ernsthafte Bedrohung Litauens bedeute. Sie seien geschaffen worden, um Litauen zu besetzen. Die litauische Regierung sei der Ansicht, daß die Organisierung der Banden in Litauen der Polnischen Regierung zur Last gelegt werden müßte nnd einem direkten militärischen Angriff Polens auf Litauen glcichküme. 3. Die litauische Regierung beantragt die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zur Prüfung derjenigen Maßnahmen, die die polnische Regierung legen polnische Staatsangehörige litauischer Nationalität er- zriffen hat. Prinz Heinrich an Nord der „Berlin". Auseinandersetzungen. Der Kommandant des Kreuzers „Berlin" hatte den PrinzenHeinrich vonPreußen vor Eckernförde zu einem Frühstück an Bord geladen. Der Prinz folgte dieser Einladung und einige Blätter der Linksparteien übten an diesem Vorgang Kritik und behaupteten, es sei eine Parade veranstaltet worden, der Prinz habe An sprachen an die Mannschaft gehalten usw. An zuständiger Stelle ist davon nichts bekannt. Außer dem ist nach vorliegenden anderen Berichten der Prinz nur eine halbe Stunde an Bord gewesen, hat dort weder Befehle noch Anordnungen gegeben, sondern lediglich einige Abschiedsworte an die ausfahrende Mannschaft ge richtet. Dem Prinzen stehen nach der durch den Reichs präsidenten Ebert erlassenen Ordnung Flaggen- und Salutehren zu, da er früherer Großadmiral der deutschen Flotte ist. Bisher lrme Einigung im NsenlonM. Stillegungsvorbercitungen. In den Verhandlungen zwischen der Grotzeisenin- dustrie nnd den drei Gewerkschaften in Essen trugen die Arbeitervertreter erneut ihre bisherigen Forderungen vor, von denen sie unter keinen Umständen abgehen wollen. Eine einheitliche Forderung ist von den Gewerk schaften nicht aufgestellt worden; jede einzelne vertritt ihren Standpunkt. Daraufhin trugen die Unternehmer ihre Ansicht vor. Zu einer Einigung ist es nicht gekom men. Die Verhandlungen sind infolgedessen ergebnislos verlausen. Nunmehr werden neue Verhandlungen vor dem Schlichter, Oberlandesgerichtsrat Jöttem, stattfinden, der zu ihnen cinladcu wird. Aus die Anzeige der Betriebsstillegungen Zum 31. De zember haben die Metallarbeiterverbände in Hamm von der Regierung in Arnsberg die Nachricht erhalten, daß die Westfälische Drahtindustrie und die Vereinigten Stahl werke, Abtlg. Westfälische Union, am Freitag, den 9. De zember, Stillegungsverhandlungen angesetzt haben. Die beiden Werke hatten sich dem Vorgehen der Großeisen industrie angeschlossen. Ein Schlichtungsverfahren vor einem unparteiischen Schlichter hatte noch nicht stattge funden.