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MsdmfferTageblalt Nationale Tageszeitung für die Landwirffchast, »«, ,WU»»r»Aer P«,»d!a«- «n «le» Wertlose» n«ch»ittaz, 8Utz». P»,»,»p»N»: B«i «kh»l»»g in »er »eschSftrftelle »»d »<» «n»,a»kft»Ik» 2 RM. im bei Zuftrll»», »nrch die Bote» 2,30 AM., bei Postbeftellnng 2»«. zuzüglich Abte«,- ___ - , . gebühr. Einzelnummern »«,i,.«llePofi-»p«lten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postboten und unsere«»-, irilgerundGejchäflsstcllru nehme» zu jeder sseil Be ¬ ste»»»«»» enkgegen. Im Falle HSHerer Ekwall, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen deftehl dein Anspr»ch aus Lieserung d«r Zeitung oder Kürzung des BezugSPreijes. — Biicksendung cingesandter Schriftstück» «rsolgl nur, »eun Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die Sgespaltene Raumzeile 20Rpfg., die tgespaltene Zeil« der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reich- Pfennig, die Sgespaltene Reklamezeile im textlichen Teil» 1 Reichsmark. Nachweijungsgebühr 20 Reichspseuuige. Bo tz-schriebe»« Erscheinung-. — , tage und Platzunrschrtft«» werdrn nach Möglichkeit Ke rnspne M er: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeige», «.-nahm« di« norm.lvUhr. — Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder AabaNanfpruch erlischt, wenn dciBctrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigkt- nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupimannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstreniamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits lesiimmte Blatt. Nr 236—86 Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" WtLsdr n f fsDresden Postscheck: Dresden 264V Sonnabend, Ken 8 Oktober 1^27 Der Sieg des Geistes. Der Gesang der Seele. — Eine gefährliche Erbschaft. — Kapital und Arbeit. — Die Menschenfresserin. Auf dem Deutschen Schriftstellertag in Elberfeld hat Walter Bloem das treffende, nur allzu wahre, leider nur zu wahre Wort gesprochen: „Wirtschaft und Technik egali sieren die Erde; und doch — was nützt es dir, so du die zanze Welt gewonnen, du hast ja Schaden genommen an seiner Seele!" Abseits des wilden Kampfes um das Dasein, abseits des Lärms der Maschinen und der Motoren erklingt immer leiser der Gesang der Seele, des Geistes. Die Theater, die noch ein wenig Pflegstätte des Idealismus blieben, stehen leer, aber Revuen und Kinos werden als „geistige" Erholungsmittel bevorzugt. Man hat das neunzehnte Jahrhundert als das der Natur wissenschaften und der Technik bezeichnet und darum hat die Generation von heute eine gefährliche Erb schaft angetreten. Von der Überschätzung des Tech nischen, vom Triumphzug des rein Materiellen ging es jum Triumph der rein körperlichen Leistung. Die großen Voxer oder Rennsportler kennt jeder, aber von dem Tun und den Schöpfungen der deutschen Geistesarbeiter in jeder Form weiß nur ein kleiner Kreis. Und doch spürt jeder, dem der Genuß all der unerhörten technisch-wirt schaftlichen Fortschritte das Denken noch nicht ganz zerstört hat, daß ein leerer Raum bleibt, daß diese materia listische Einstellung eine innere Befriedigung nicht bringt. Dieser innere Zwiespalt, der meist nur dumpf empfunden, nur, allzu selten deutlich erkannt wird, ist das Wesen der Krise gerade der deutschen Gegenwart, gerade der deut schen. weil unserem Volk sogar das sehlt, was einem Volke ,ls solchem das Leben erst lebeuswert macht; die innere and äußere Freiheit als Volk. Aber noch gilt das Dichter- wort vom Menschen ebenso wie vom Volk, das frei ist, wurde es auch in Ketten geboren. Aus dem Munde des Propheten des deutschen Idealismus, aus der Feder L-chillers stammt dieses Wort, dessen innere Wahrheit und tiefe Bedeutung schon fast verklungen zu sein scheint. Aber soch sich früher oder später als ein Sieg des Geistes wieder durchsetzen muß, soll nicht die Seele und damit auch das Leben und das Dasein des deutschen Volkes verdorren. * Einen besonderen Sinn gewinnt dieser Sieg des Geistes auf einem Gebiet, wo das Vordringen des Mechanisch-Ungeistigen, des Materials ungehemmter zu sein scheint: im Verhältnis des Menschen, des Arbeiters zur Maschine oder — um es in ein bekanntes Wort zu fassen — im Kampf zwischen „Kapital und Arbeit". Vor ein paar Tagen stand auf dem 25. kirchlich-sozialen Kon greß in Düsseldorf gerade diese Frage im Mittelpunkt -er Verhandlungen. Rationalisierung der Arbeit ist immer stärkere Entmenschlichung der Arbeiter, immer stärkere mechanisierende Einschaltung des Arbeiters in den Gang des Produktionsprozesses; wenn sich der Ar beiter nicht geistig-innerlich über diese rein mechanische Tätigkeit erhebt, so wird er zu einem Rädchen an der Maschine. Und doch ermöglicht gerade die Vereinfachung, die Mechanisierung der Arbeit bis zur „Arbeit am Band" rine geistige Erlösung. „Die moderne Technik ist die beste Freundinder Menschheit" sagte nicht mit Unrecht auf jenem Kongreß ein Redner. Freilich nur lenem Teil, dem die Maschine nicht bloß die Spenderin von Lohn und Brot ist, sondern der — mag die Beschäftigung ,uch noch so geringfügig, fast nebensächlich sein — den Sinn seiner Arbeit, der Maschine erfaßt: Werte zu schaffen. Dann wird der Arbeiter nicht mehr „Produktionsfaktor" bleiben, sondern — Mensch. Geistiges Wesen. Wird es um so eher, wenn er als Wesen von Fleisch und Blut und Geist auch von dem Arbeitgeber betrachtet wirs. Wird zum verantwortungsbewußten Menschen, der sich als Persönlichkeit und sein Schassen als Teil der Werte- rrzeugung fühlt und fühlen darf. Er wird zum geistigen Herrn der Maschine. Und schon wächst eine neue Genera tion heran, die dieses Leben und den Rhythmus der Modernen Arbeit mit anderen Augen ansieht als bloß als die „Menschenfresserin". Daraus erwächst auch die innere Verbundenheit mit dem gesamten Betrieb, ein Land, das nicht mehr durch äußere Maßnahmen ge schaffen wird, sondern durch geistige Höherentwicklung. . * Auch dort, wo die Arbeit des deutschen Geistes die iiefsten Wurzeln getrieben hat, ist ja zuerst der Mahnruf laut geworden, daß die Mechanisierung des Lebens eine Grenze finden, ja untergeordnet werden muß dem Leben des Geistes. Gerade jetzt, da „wir in Ketten geboren" sind. Die Verbandstagung deutscher Hoch schulen stellte in den Mittelpunkt ihrer Verhandlungen gerade so wie der Deutsche Schriftstellertag die Forderung, »starke Hochschulen als geistige Festen an den Grenzen unseres Landes zu schützen und zu erhalten zur Pflege deutschen Geistes und deutscher Wissenschaft; diesen Ver- ieidigungswall kann uns auch der mißtrauischste Nachbar nicht verargen". Die Verteidigung deutschen Geistes- ebens auch nach außen hin ist ja bitterste Notwendigkeit >N einer Zeit, da die uns entrissenen Teile unsers Volkes überflutet werden und zu versinken drohen im Vor dringen fremden Volkstums. Vom Fluge nach Lissabon. Nach seiner Ankunft m Lissabon äußerte sich der Führer des Juukersflugzeuges „D. 1230" folgendermaßen: Wir flogen von Amsterdam ab und erreichten eine Hohe von ungefähr 500 Meter, welche wir während des ganzen Fluges beibehielten. Wir flogen die französische Küste entlang und nahmen als dann Richtung aus Quessant Nachdem wir Kap Finisterre überflogen batten, setzten wir unseren Flug die Küste entlang ohne Zwischenfall fori und erreichten bei herrlichem Wetter die spanische Küste. Wir passierten La Coruna und riesen Vigo an, das Antwort sandte Alsdann folgten wir der portugiesischen Küste: ungefähr 100 Kilometer vor Lissabon gerieten wir in dichten Nebel Wir versuchten mehrere Male. Lissabon anLnrnsen, um uns die Richtung angeben zu lassen, ohne jedoch Antwort zu erhalten. Vor die Unmöglich keit gestellt, den Flug sorizusetzen, beschlossen wir, aus das Meer niederzugehen: cs war dies um 4 Uhr 45 Min. Wir hofften weitcrsliegen zu können, aber Lissabon antwortete immer noch nicht aus unsere Anrufe, die wir mit verschiedenen Apparaten ver suchten. Da die Nacht bereinbrach, entschlossen wir uns, auf dem Platz unserer Landung zu bleiben, der unser,.! Berechnung nach Santa Cruz sein mußte. Das Meer war glücklicherweise ruhig Slharse SWMg Mm MMM M RMM Der Streit um Rakowski. Eine französische Note. Seit mehreren Wochen gehen die Auseinanderfetzun zen zwischen Paris und Moskau hin und her — bisher nicht in amtlicher Form, wohl aber in gegenseitigem Ge fecht der Presse und bei gelegentlichen Reden. In Frank reich verlangen namentlich die rechtsstehenden Kreise im mer stürmischer die Abberufung des Sowjetbotschaftcrs stakowski, dem vorgeworfcn wird, er habe die Grenzen feiner Tätigkeit weiter gezsgsn zugunsten der kommu nistischen Propaganda, als mau es für zulässig hält. Die französische Regierung kann natürlich einen wenn auch unbeliebten Gesandten nicht einfach nach Hause schicken, wenn sie die Verbindung mit seinem Lande aufrechter halten will. Sie soll aber mehreremal deutlich ihre Wünsche haben erkennen lassen. In Rußland ist man gegenteiliger Ansicht und hält Rakowski für einen durch aus angemessenen Vertreter, an dessen Abberufung man nicht denkt. Soeben erst hat der russische Außenminister Tschitscherin einem Pariser Pressevertreter in einer Unterredung deutlich erklärt, daß man sich keineswegs zu einer Abberufung Rakowskis verstehen werde. Die französisch-russische Reibung ist dadurch in ein besonders erhitztes Stadium getreten und Pariser Blätter fordern immer ungestümer die Regierung auf, einen ent schlossenen Griff zur Lösung des Knotens zu tun. Was Tschitscherin sagte. Der Volkskommissar erklärte, in allen Fragen, die Rakowskis Auftreten in Frankreich betreffen, sei die Mos kauer Regierung mit ihm durchaus solidarisch. Er habe dem fanzösischen Botschafter auf die Erklärung, Frank- I reich überlasse es ihm, über die Abberufung Rakowskis zu entscheiden, zu verstehen gegeben, die russische Regie rung habe nicht den geringsten Anlaß, Rakowski abzn- berufen. Rakowski sei in Paris der treue Dolmetscher der Sawetregierung. Die Forderung auf Abberufung könne nach russischer Meinung nur als ein unfreundlicher Akt gelten, der die ernstesten Rückwirkungen aus die Beziehungen zwischen beiden Ländern haben müßte. Frankreich will eine Note absendcn. Wie der halbamtliche „Petit Parisien" mitteilt, wird dieser Tage eine Note des französischen Auswärtigen Amtes in Moskau überreicht werden, die den Wunsch der französischen Regierung nach Abberufung Rakowskis aus spricht. Als Gründe für diese Forderung wird die Note außer der Unterzeichnung des Aufrufes des Zentral komitees der Kommunistischen Partei, in dem die Sol daten der fremden Armee zum Anschluß an die Revolution aufgcfordert werden, durch Rakowski die Veröffentlichung seiner Vorschläge in der Schuldenfrage anführen, mit der er sich gegen jeden diplomatischen Brauch über den Kopf der französischen Regierung hinweg direkt an die Besitzer der russischen Papiere gewandt und damit ferne Nolle als Diplomat ausgegeben habe, um zu einem Agitator in dem Lande zu werden, in dem er tätig ist. Die Note wird die Schlußfolgerung enthalten, daß es notwendig sei, im Interesse der Aufrechterhaltung nor maler Beziehungen zwischen den beiden Ländern und im Interesse einer wirksamen Wiederaufnahme der Verhand lungen Rakowski durch eine andere Persönlichkeit zu ersetzen. Die Haltung der französischen Parteien ist übrigens durchaus nicht einheitlich. Die Presse der Linken tritt gegen gewaltsames Vorgehen ein und sagt, d'e Negierung könne gegen Rußland und Rakowski nur vorgehen, wenn sie offen zugibt, daß sie, das Kabinett der nationalen Ein heit, die allgemeinen Interessen aller Franzosen den Sonderinteressen einiger Großkapitalisten opfern wolle. Sie sMMche MernkilWiM i» MM« NerreiA. Paris,?. Oktober. Wie der Petit Parisirn mitteilt, ist die französische Note, in der die Abberufung Rakowskis verlangt wird, heute nachmittag durch den französischen Botschafter in Moskau Herbette dem Archmkommsssar Tschitscherin überreicht worden. Iss Mimt Mr die Rage der M- lmdsMeitzW. Berlin, 7. Oktober. Unter dem Borsitz des Reichskanzlers fand heilte nachmittag in der Reichskanzlei eine eingehende Aus sprache des NeichsMinetts unter Beteiligung des Reichsbank- präsidenten und dcs Generaldirektor der Deutschen Reichsbahhn- geselijchaft Wer dis Frage der Ausländsanleihen statt. Bei dieser Aussprache wurde eine völlige Einmütigkeit dar über erzielt, daß für Deutschland euch in der nächsten Zukunft die Ausnehme langfristiger Ausländsanleihen nicht entbehrt werden könne und wirtschaftlich und finanzpolitisch durchaus berechtigt fei. Ferner herrsche darüber Lebereinstimmung, baß jede unter Berücksichtigung der heutigen EeMttlcW nicht dringlich oder un wirtschaftliche Ausgabe in Deutschland, fei es aus Ausländsan leihen oder aus anderen Quellen, unbedingt zu vermeiden sei. Um diese CefichtLpuEs in die Wirklichkeit zu übertragen, wurde eine Ausgestaltung der Beratungsstelle für Ausländsanleihen ins Auge gefasst. Es soll insbesondere die Möglichkeit geschaffen wer den, Bedenken, die bei der Antragsberatung c»stauchen, durch er neute mit besonders» Sicherheiten versehene Prüfung Rechnung zu tragen. Hierüber wird unter Mitwirkung der Reichsbank mit den. Ländern, die auch seinerzeit mit der Reichsregierung die Richstinstn der Beratungsstelle vereinbart haben, alsbald Füh lung genommen werden. Jie -sl»W MMMMihe er« gescheitert Warschau, 7. Oktober. Wie der Vertreter der Telr- graphetr-llnjon von verschiedenen privaten Stellen übersinstim- mcnd erfährt, ist die polnische Ausländsanleihe tatsächlich wieder um gescheitert. Die Verhandlungen sind abgebrochen worden. Eine off!stelle Verlautbarung über diese Angelegenheit ist noch nicht erfolgt. Schwerer EinfturWM iv Amerika 25 Tote, zahlreiche Verwundete Neuyork, 7. Oktober. Im Kimberly bei Appleton (Wis consin) stürzte IN einer Klavierfabrik dcs zweite Stockwerk ein. Bisher sind 25 Tote und zahlreiche Verwundete aus den Triim- WEU 125 Arbeiter beschäftigt. Man befürchtet, daß sich die Zahl waren 125 Anbeter beschäftigt. Man befürchtet, daß sich die Zahl der Toten noch erhöhen wird. Noch ist das deutsche Volk trotz aller Schicksalsschlüge licht so müde geworden, daß es — um Hegels Wort zu zebrauchen — die Fackel seines Volksgeistes weiterreichen müßte an Jüngere und Stärkere. Noch will es diese Fackel in Hellem Auflodern und zn strahlenderem Leuchten Wingen. Pr. Der Weiterflug verzögert. Berlin, 7. Oktober. Nach den heutigen Wettermeldungen ist das Flugwetter an der portugiesischen Küste zwar sehr gut, da bei wollen-losem Himmel schwache Südwinde herrschen, doch liegt zurzeit unmitlelW-r hei den Azoren ein Tiefdruckgebiet, das zwar räumlich nicht sehr weit ausgedehnt ist, anscheinend aber die Flie ger doch bewogen hat, von einein Start für heute Abstand zu meh- men. Man kann damit rechnen, daß das Tiefdruckgebiet einem aus der Richtung der Bermudas heranziehenden Hochdruckgebiet Platz machen wird. Da zwischen den Azoren und Nsufundland außerordentlich schlechtes Wetter bei sehr starken Gegenwinden herrscht, dürfte zurzeit der über die Bermudas führende Kurs der gegebene für eme Ozeanüberquei-ung fein.