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MsdrufferÄlgeblatt Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des ForstrerUamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. für Lürgerium, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzei»c»p»!s: die 8 gespaltene Raumzelle 20 Rpfg., die 1 gespaltene Aeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reich», Pfennig, die 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile I Reichsmark. Nachwcisungsgebichr ro Reich-Pfennige. Vor. geschriedeneLrscheinungr. . , __ , tage und Platzvarfchristen werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtig,. Anzeige», tvnabmebis »orm.lOUbr. — - Für die Richtigkeit der durch FernrufübermitteltenAnzeigen übernehmen wir keine Garanrie. Jeder Rabat:anspruch <c!ischt, wenn dcrBetrag durch Klage eingezoge» werden mutz oder dcrAuftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlur gsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, >«» .Wilsdruffer Tageblatt- erscheint an allen Werktagen nachmittags 8 Uhr. Bezugsprei«: Bei Abholung in der DeschLft-stelle und den Ausgabestelle» r RM. im Monat, bei Zustellung durch di« Boten 2,30 RM., bei Poftbeftellung 2 AM. zuzüglich Abtrag. . . . .. ... . gebühr. Einzelnummern lMpsg.AllePostanftalten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postbote» und UN,-r-Aus. trügerund Geschäftsstellen — > — nehmen zu jeder Zeit De. stellungcn entgegen. Im Falle höherer Bemalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung dar Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Rr.216—86 Jahrgang Telegr-Adr .Amtsblatt« Wilsdrnff- Dresde« Postscheck Dresden 2640 Donnerstag, den 15 September 1827 Springllut In Japan unck Mexiko Größenwahn. Es geht wieder einmal ein bißchen WN> zu bei unseren nordöstlichsten Nachbarn, Litauen nämlich: Putsch versuche sind in diesen östlichen Staaten jüngster Grün, düng nicht gerade etwas Seltenes, Attentate noch weniger, besonders wenn ein Parteidiktator mit Blut, Strang und Zuchthausstrafen regiert. Dazu gehört, daß Meldungen über alle derartigen Vorkommnisse nach Möglichkeit unter drückt werden, man mit allen Mitteln zu verhindern sucht, daß Nachrichten über die Grenze ins Ausland gelangen. War vor einiger Zeit schon allerhand in Kowno vor sich gegangen, was den Anschein linksradikaler oder bolschewistischer Unterströmungen trug, durch die herr schende Militärdiktatur aber unterdrückt werden konnte, so kommen die jüngsten derartigen Meldungen aus dem Memelgebiet; aus diesem früheren Bestandteil des Deut schen Reiches, den sich die Litauer raubten und den sie — trotz Völkerbund und Memelstatut — nach eigenem chau vinistischen Gutdünken tyrannisieren. In der Kreisstadt Tauroggen, also unmittelbar an der Grenze des Mcmclgebietes, hat erst ein angeblich linksradikaler Putsch stattgefunden, gegen den Litauen Militär mar schieren ließ. Der also offenbar doch nicht ganz unerheb lich gewesen sein muß oder — ist, denn der nächste Akt ist die Erschießung des dortigen Kreis hauptmanns. Die blutigen Konflikte haben offenbar fortgedauert und Opfer gefordert und ein großer anti sozialistischer Feldzug ist die Folge. Oder vielmehr: dieser Feldzug hat eine neue Verschärfung erfahren. Eine große Reihe von Verhaftungen sind erfolgt. Man wird als Deutscher bei all diesen Meldungen und Vorkommnissen die Empfindung Haden, daß viel beab sichtigte Übertreibung dabei ist, daß der Putsch der herr schenden Militärdiktatur gar nicht so ungelegen kommen mag, weil man die Z ü g e l n o ch s ch ä r s e r ä n z i e h e n kann als -bisher. Vor allem im Memelland. Hatte man auf die Zusage des litauischen Staatspräsidenten Wolde maras, die dieser in Genf dem deutschen Außenminister gegenüber anläßlich der letzten Völkerbundsitzung gemacht hatte und worin eine bessere Behandlung der deutschen Memelländer versprochen war, wenig stens einiges Vertrauen gesetzt, so ist diese Hoffnung seit dem auf gründlichste enttäuscht worden. Die Deutfchen- verfolgung wurde eifrigst fortgesetzt, deutsche Schul männer ebenso ausgewiesen wie die deutsch memellän dischen Redakteure, und um das Memelsiatut kümmert man sich weniger denn je. Und nun gar der Ausgang der Wahlen zum memel ländischen Landtag, die immer und immer wieder hinaus geschoben waren! Eine grimme Enttäuschung für die dünne herrschende Schicht in diesem Gebiet zwischen Memel und Tauroggen; alsbald wird der schon von früher Ker übel berüchfigte litauische Kriegs mini st er als Gouverneur hingeschickt. Die litauische Gesandtschaft in Berlin besitzt die Keckheit, sich aufzuregen über die Freude, die in Deutschland über den erfreulichen Wahlausgang bezeugt wird. Spricht von „Störungen in den Beziehungen zwischen den beiden Staaten" und ähnlichem. In Genf aber hat gleichzeitig Woldemaras eine Be sprechung mit dem deutschen Außenminister Dr. Strese mann; was dabei verhandelt worden ist, blieb bisher noch unbekannt. Es zu erraten, dürfte aber angesichts der zahllosen deutschen Beschwerden kaum schwierig sein. Als neuestes darunter ist zu erwähnen, daß im Landkreis Memel eine ganze Reihe gewählter Gemeindevertreter und Beamter nicht bestätigt worden sind, weil sie die litau ische Sprache nicht beherrschen. Was in einem Gebiet, das zu 99 Prozent deutsch ist, eben auch nur als Vorwand erscheint, das Wahlresultat zu „korrigieren". Wäre das alles nicht so unsagbar traurig, so müßte man über diesen brutalen Größenwahn eines Völkersplitterchens von zwei Millionen Litauern fast lächeln. Ein Größenwahn übrigens, der Noch grotesker und brutaler wirkt, weil er sich ja über ein Gebiet stürzt, das er sich erobert hat unter Bruch der Versailler Friedensbestimmungen und dem noch jetzt die Selbstverwaltung international garantiert ist. Durch den Völkerbund nämlich, bei dem ja hierfür noch eine be sondere Kommission besteht. Achselzuckend aber mag Woldemaras alle Beschwerden des deutschen Außen ministers mit dem Hinweis auf die Putschversuche ab- lehnen und der Völkerbund — kümmert sich nicht um das, was dort oben jenseits unserer Nordostgrenze vor sich geht. * Gchreckensregr'ment in Litauen. Die litauische Negierung geht jetzt mit den schärfsten Maßnahmen gegen die Putschisten vor, um sich am Ruder zu halten. Wie verlautet, sollen in Tauroggen sechs Stu denten standrechtlich erschossen worden sein, die sich an dem Putsch beteiligt hatten. Das Urteil soll bereits voll streckt worden sein. Weitere Todesurteile sollen bevor- stehcn, und zwar sollen noch fünf Putschisten hingerichtet tverdcn. Zur Untersuchung der Tauroggener Unruhen hat die litauische Negierung eine Kommission eingesetzt, der Wirbelstürme am Pazifik. Tausende von Menschen umgekommen. Nicht ganz mit Recht trägt der Große oder Pazifische Ozean auch den Namen des Stillen Ozcans. Die größten Stürme, die der Seemann erlebt hat, haben sich gerade auf diesem Meer ereignet. So auch jetzt wieder. In Japan und Mexiko wurde, scheinbar als Folge eines unterirdischen Bebens, ein dumpfes Dröhnen ge hört, dem unmittelbar eine drei Meter hohe Welle folgte, die weit in das Innere des Landes drang und alles mit sich fortschwemmte. Der Taifun dauerte Zweieinhalb Tage lang. Die Stadt Nagasaki und andere Städte der Umgebung sind verwüstet worden, wie es in dieser Schwere seit vielen Fahren dort nicht vorgekommen ist. Zahlreiche Gebäude und die gesamte Ernte wurden ver nichtet. Ein Dorf bei Kumamoto wurde von der Spring flut unter Wasser gesetzt, die 100 Häuser zerstörte. 15k Personen ertranken. Bus einer anderen Ortschaft wird berichtet, daß dort 400 Häuser zerstört wurden und 1006 Personen ertrunken sind. In Kyushu, aus der südlichsten Insel Japans, wird die Zahl der Toten zwischen 1000 und 1150 angegeben. Die Stadt Kojima sowie die Städte Nakamura und Nagasaki wurden am schwersten von dem Unwetter be troffen. Die drei Städte und ein zwei Meilen dahinter liegendes Gebiet wurden vollständig überschwemmt. In Kojima wurden zweitausend Häuser zerstört, in Naka mura etwa eine gleiche Anzahl und in Nakajima etwa fünfhundert. Im Innern des Landes sind die Flüsse über ihre Ufer getreten und haben große Teile der Reisernte vernichtet. In Omuta stehen fünftausend Häuser unter Wasser und fünfzehntausend Personen sind obdachlos. Auch in Kumanoto haben, wie man befürchtet, nur wenige der zahlreichen Schiffe und Strandboote sich vor dem Sturm retten können. Die Überflutungen durch Stürme an der mexika Nischen Küste stellen sich als wesentlich schwerer her aus, als man ursprünglich annahm. Zahlreiche Personen wurden getötet, Hunderte sind verletzt. Tausende sind ob dachlos geworden. Wegen der vollständigen Unter brechung der Verbindungen treffen die Nachrichten nur mit großer Verspätung und sehr spärlich ein. Besonders schwer sind die Zerstörungen am Golf von Tehuan - tepec im Staate Oaxaca bis nach Guyamas im Staate Sonora, sie erstrecken sich auf ein Gebiet von mehr als 1000 Meilen Länge. Der Verlust an Menschenleben ist besonders schwer in Salina Ern. Das Erdbeben am Schwarzen Meer. Die Zahl der Opfer und die Zerstörungen infolge des Erdbebens an der Küste des Schwarzen Meeres sind gleichfalls viel höher als zuerst angenommen wurde. In Jalta wurden 13 Personen getötet und 358 verletzt. In Mishor wurden durch Mauereinsturz drei Personen ge tötet. Viele Häuser in Jalta sind eingestürzt. Das ehemalige Zarenpalais in Livadia, das jetzige Bauernsanatorium, hat einen Riß davongetragen. Der Turm der Villa Schwalbennest am Gipfel eines Felsens in der Nähe von Mishor Ist ins Meer gestürzt. Im Sanatorium Krasnoje Snamja, in welchem deutsche Arbeiter zur Kur weilen, wurden die oberen Stockwerke erheblich beschädigt. Die deutschen Ar beiter blieben unversehrt. In den Aipetri- bergen wurde die Dreiselsengruppe „Hörnchen" zersplittert. In Mishor begannen infolge der Erd stöße die Glocken zu läuten. Im Gehirge erfolgten Berg- vereits die Verhaftung von hundert Aufständischen ge lungen ist. Der Kommandant von Tauroggen, der be schuldigt wird, den Aufstand nicht rechtzeitig bekämpft zu haben, hat sich den Behörden selbst gestellt. Die Behörden haben es namentlich auf die Mitglieder der Sozialdemo kratischen Partei abgesehen, deren Führer, soweit sie nicht ins Ausland geflüchtet sind, verhaftet wurden. RaiswahZesz in Genf. Fortsetzung der Friede nsdebatte. Am Donnerstag, brr die Wahlen der drei neuen nichtständigen Ratsmitglieder bringt, wird der Rat in seiner jetzigen Zusammensetzung seine beiden letzten Sitzungen abhalten, die u. a. die von der griechischen Ne gierung vor den Rat gebrachte Angelegenheit des von einer deutschen Werst auf Grund eines Borkricgsver- trages zu liefernden Kriegsschiffes „Salamis" regeln sollen und weiter die noch aus der Tagesordnung stehenden Danziger Fragen behandeln werden. Die beiden wesent lichen Fragen, die sich aus die Forderung Danzigs nach Verlegung des polnischen Munitionsdepots von der Westerplatte beziehen, sind zunächst aus juristische und formale Schwierigkeiten gestoßen, für deren Behebung einsttirze. Die oberen Stockwerke der Seewarte in Sebasto- pol wurden zerstört. In Chersones stürzte einer der alten Türme der hellenistischen Kulturepoche ein. Gestern abend und im Laufe des heutigen Tages dauerten die Erdstöße in Jalta, Sebastopol und Simferopol an. In Jalta wurden 37 Erdstöße verzeichnet. Die eingeleitete Hilfs aktion nimmt einen ungestörten Verlauf. An manchen Orten konnte der unterbrochene Telephon- und Tele graphenverkehr wiederaufgenommen werden. * Lleberschwemmungen in Mecklenburg. Die Umgebung des Cummerower Sees, der an der mecklenburg-pommerschen Grenze liegt, hatte unter Über schwemmungen zu leiden. Ein Damm zwischen den Ort schaften Verchen und Aalbude ist infolge des Steigens des Seespiegels durch austretende Wasser der Peene über flutet. Die sogenannten Nosin-Peene-Wiesen sind unter Wasser gesetzt, so daß eine Bergung der Heuernte ausgeschloffen erscheint. Das Wasser reicht bei Aalbude bis in die Nähe der Häuser. Unwetter in Italien. Auf der Kleinbahn Novereto—Riva wurden zwei leere Eisen bahn Waggons durch denSturm gegen einen Personenzug getrieben. Zwei Wagen des Zuges stürzten um. In der Umgebung von Bergamo wurde ein großer Teil der Weinernte durch Hagel zer stört. In den Dolomiten ist die Temperatur auf Null gesunken und es herrscht Schneegestöber. 7000 Opfer der Cholera. Seit Beginn der Choleraepioemie sind in Nanking 7000 tödliche Fälle gemeldet worden. Auch in den Ein- geborenenvierteln Schanghais hat die Krankheit zu genommen. Unter den Ausländern sind bisher nur sieben Todesfälle vorgekommen. Die chinesischen Ärzte sollen sich bisher vollkommen unfähig gezeigt haben, die notwendigen medizinischen Gegenmaßnahmen zu treffen. Täglich soll cs in Nanking Vorkommen, daß Erkrankte in den Straßen Hinstürzen und sterben. Die Epidemie ist durch Sol daten der Nanking-Armee nach der Eingeborencnstadt verschleppt worden. DIc MnrMslWhe io SWm 3000 Todesopfer. London, 14. September. Die wahrend der letzten Tage über Südjapan medergeMmgene Sturm- und lleberschwemmungs- katastrophe stellt sich nach den letzten vorliegenden Meldungen noch wesentlich schwerer heraus, Äs die ersten Berichte vermuten ließen. Die Zahl der Toten wird offiziös mit 3000 angegeben, weitere 1000 Personen werden noch vermißt. Die südöstlichste der vier Hauplinseln Japans Kynshu hat in ihrer ganzen Ausdehnung schwer gelitten. Insolge Unterbrechung der Verbindungen mit Tokio sind dort Einzelheiten über die Katasiophe nur schwer zu erhallen u. vielfach ungenau. Fest sicht jedoch, daß es sich um den schweiften Taifun handelt, von dem Japan in den letzten 40 Jahren betrof fen worden ist. An dem Bezirk Kumamoto wurden 70 000 Acres kultivierten Landes überschwemmt. Flugzeuge, die die verwüsteten Gebiete überflogen haben, haben Luftaufnahmen mitgebracht, die ein anschaulick.es Bild der schweren Verwüstungen geben. In To kio, dvs heute früh von dem Taifun erreicht wurde, wurden gegen 30 Kinder durch Teile eines hinweglragenden Daches verwundet. Besonders schwer wurde auch die Stadt Fukuoka betroffen. bisher nur geringe Aussichten zu vesteyen scheinen. Greim falls in juristischer Beratung befindet sich der nngarisch- rumänische Optantenstreitfall, bei dem diesmal Gras Upponyi Ungarn vor dem Nat vertreten wird. Inzwischen gehen die Ausschußberatungen weiter. Im Abrüstungsausschuß sprachen noch die Vertreter ver schiedener Länder zum Abrüstungsproblem. Alle Redner waren sich in ihren Ausführungen einig, daß in der Ab rüstungsfrage irgend etwas geschehen müsse. Man wird abwarten, ob diesen Reden endlich Taten folgen, wie dies ja auch der deutsche Vertreter gefordert hat. -i- Besprechungen Dr. Stresemanns. Der litauische Ministerpräsident Woldemaras ist nach Nom abgereist. Er wird seine Verhandlungen mit Reichs außenminister Dr. Stresemann über die allgemeinen zwischen Deutschland und Litauen schwebenden Fragen bei seiner Rückreise Ende des Monats in Berlin fort setzen. Die letzten memelländischen Beschwerden werden im Einvernehmen mit den Memellündern vorläufig nicht zur Erörterung vor den Völkerbundrat gebracht, sondern ebenfalls diesen direkten Verhandlungen Vorbehalten. Außerdem hat die seit einigen Tagen unter Führung von Kommerzienrat Röchling in Genf weilende saarländische.