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Leider ist nach dem „schwarzen Freitag" und der darauffolgenden weiteren Baisse an der Börse viel zu wenig beachtet worden, daß zu den Hauptleidtra genden dabei die deutsche Ablösungsanleih« gehört, die bekanntlich an die Stelle aller früheren Anleihen des Reiches, vor allem der Kriegsanleihen, getreten ist. Seitdem dieses Papier an der Börse eingeführt ist, befindet sich der Kurs in ständigem, wenn auch täglich nur zu kleinen Verlusten führendem Rückgang. Und dies geschah in einer Zeit, da alle anderen Papiere flott in die Höbe kletterten. Der Rückgang traf besonders den Kurs jenes Teiles der Ablösungsschuld, der nicht mit dem Auslosungsrecht ausgestattet ist, also den Neubesitz von früherer Kriegs anleihe darstellt. Schon der Einführungskurs dieses Pa- pieres, das unverzinslich ist und keine Aussicht auf höhere Aufwertung aufweist, war eben aus diesen beiden Grün den mit 34 v. H. sehr niedrig, besonders wenn man er- wägt, daß die früheren Neuanleihebesttzer ja nur mit 2,5 v. H. aufgewertet worden sind. Nun ist aber dieser Kurs mittlerweile aus 17 v. H. heruntergegangen, d. h. die Besitzer dieser Schuldverschreibungen verlieren gegenüber dem Einführungskurs noch die Hälfte ihres damaligen Vermögens, wenn sie genötigt sind, an der Börse zu ver- kaufen. In diesem Falle werden sie nicht etwa auf 2,8 aufgewertet, sondern auf ganze 0,37 v. H.! Beim „schwar zen Freitag" sank der Kurs um 3 v. H., was gering ans- sieht, es aber nicht ist, weil ja der Kurs schon damals aus 20 v. H. stand. Leider ist seitens der Reichsbank gegen diese „stille Abwertung" nicht das geringste ge schehen und doch trifft es gerade weniger Bemittelte, die das allgemeine Börsenrennen nicht mitmachen konnten und nun wieder so viel verloren haben! k.. stanz schlimm, aber immer noch schlimm genug neyt es mit dem Kurs der Stücke jener Ablösungsanleihe, die mit dem A uslosungsrecht versehen ist, also den eigentlichen Altbesitz darstellt Seit der Emission dieser Anleihe, die ja mit 4,5 v. H. verzinslich ist, deren Zinsen allerdings dem Kapital zugeschlagen werden, die außerdem bei Auszahlung auf 12,5 höhergewertet werden, sind zwei Jahre vergangen; auch hier sank der Kurs von 380 auf jetzt 300; eine sehr respektable Leistung! „ Hier liegt ' die Notwendigkeit, verkaufen zu müssen, womöglich noch viel öfter vor, weil sie ja zum größten Teil im Besitz von Kleinrentnern usw. ist, die nicht die Zeit abwarten können, bis ihre Stücke ausgelost werden. Denn das kann jo 25 Jahre und noch länger dauern! Sind diese Leute also gezwungen, ihren Besitz an der Börse verkaufen zu lassen, so erhalten sie bei dem jetzigen Kursstand von rund 300 nicht etwa die im Aufwertungsgesetz vorgesehenen 12,8 v. H. ihres früheren Altanleihebesitzes, sondern überhaupt nicht einmal 9 v. H., das heißt also auch hier nichts an deres, als daß ein beträchtlicher Teil ihnen verlorengeht, daß auch hier eine „stille Abwertung" erfolgt. Einen derartigen Besitz etwa nun bei einer Banl beleihen zu lassen, ist um nichts besser, weil sich natürlich die Höhe der Beleihung gleichfalls nach dem Kursstand richtet, den das Papier an der Börse hat. Und das trifft doch wirklich die Ärmsten der Armen! Die Reichsbank hat bewiesen, wie sehr sieHerr der Börse ist; sie müßte und sollte es als selbstverständliche Ehrenpflicht betrachten, diese Herrschaft auch einmal auf dem Rentenmarkt zu beweisen. Denn bisher ist nichts dergleichen geschehen, sondern die Reichsbank sieht mit verschränkten Armen zu, wie der Kurs der Ablösungs schuld tiefer und tiefer sinkt. Namentlich der frühere Ält- anleihebcsitz ist doch fast restlos in Deutschland verblieben und er stellt die letzte geringe Hoffnung fast unbemittelter Kreise dar. Hiergegen muß endlich etwas geschehen, besonders weil wohl die meisten Besitzer erst in dem Augenblick zum Bewußtsein des neuen Ver lustes gelangen, wenn höchste Not sie drängt, das ihnen verbliebene kleine Vermögen in Anspruch zu nehmen. Hier liegt also eine höchste soziale und menschliche Ehrenpflicht derer vor, die eine Besserung herbeizuführen vermögen. Eine SWM der Regierung im NeWtW bei Abstimmung über die Portoerhöhung (32N. Sitzung.) 68. Berlin. 15. Juni. Aus der Tagesordnung stand 'zunächst ein Anirag non Graefe (Völk.) und Schultz-Bromberg (Dtn.), der Einstellung des Strafverfahrens gegen den Abgeordneten Henning wegen Steucrsabotage fordert. Gegenüber dem Vorschlag des Präsidenten, den Antrag dem Geschäftsordnungsausschüß zu überweisen, wies ein sozialdemokratischer Abgeordneter dar auf hin, daß der Reichstag die Genehmigung zur Strafverfol gung einstimmig erteilt habe. In einem Bries an den Präsi denten habe nun Henning die Behauptung ausgestellt, daß der Reichstagsbeschluß ein Tendeuzbeschluß sei. Der Redner wies diesen Vorwurf zurück und verlangte sofortige Abstim mung über den Antrag. Abgeordneter von Graefe lVölk.s er- Abrüstungsdebaite in Genf. Forderungen Dr. Stresemanns. Während die bisherigen öffentlichen Ratssitzungen auf der jetzigen Tagung der Völkerbundratstagung in Genf ziemlich eintönig verliefen, kamen am Mittwoch dort Fragen von großem politischen Interesse zur Sprache. Eine dieser Fragen betraf die Arbeiten des Vorbereitenden Abrüstungsausschusses, über dessen bisherige Tätigkeit der tschechische Außenminister berichtete. Nachdem der fran zösische Vertreter Paul-Boncour sich ziemlich zuversichtlich über die bisherige Tätigkeit des Abrüstungsausschusses ausgesprochen hatte, ergriff Reichsaußenminister Dr. Stresemann das Wort zu folgender Erwiderung: „Wir alle haben mit gewissen Bedenken die Arbeit verfolgt, die der Vorbereitende Abrüstungsausschuß bisher vollbracht hat. Ohne diese bis jetzt geleistete Arbeit zu unterschätzen, müssen wir so ., daß der Vorbereitende Ausschuß nicht imstande gewesen ist, die Lösung dieses Problems sehr weit zu fördern. Ich glaube, es ist not wendig, daß ein: grundlegende Änderung durchgesührt werden mutz, wenn die zweite Lesung nicht mit einem Fehlschlag enden soll, der dem Ansehen des Völkerbundes abträglich wäre. Las Abrüstungsproblcm ist eine der wichtigsten Aufgaben des Völkerbundes und auf seiner Lösung beruht in weitgehendem Matze die ganze Wirksamkeit des Völkerbundes. Die Lösnng, die noch vor wenigen Jahren einfach aussah, scheint aus einen sern- liegenden Zeitpunkt vertagt. Nach dem Pakt haben alle Völkerbundmitglicder die Verpflichtung, ihre Rüstungen zu vermindern und eine Aufgabe durchzuführen, die sofort hätte ausgenommen werden müssen, auch wenn sie nicht in der Völkcrbundverfassung festgelegt wäre, weil sowohl die Existenz wie die Tätigkeit des Völkerbundes von der allgemeinen Abrüstung ab hängen. Ich möchte die Hoffnung aussprechen, daß die Erörterungen der Völkerbundversammlnng im September dem Abrüstungsproblem einen neuen Anstotz geben, damit hierdurch der ehrliche Wille zur Abrüstung und zur Durch führung von Artikel 8 des Völkerbundpaktes gestärkt werde." Ltm die Rechte des Memellandes. Litauen sagt Abhilse zu. Ein anderer wichtiger Punkt der Sitzung betraf die Memelfrage. Deutschland hatte bekanntlich beim Völkerbund gegen die Unterdrückung des Memellandes durch die litauische Regierung Protest erhoben. Zu Beginn der Völkerbundratstagung hieß es, daß Litauen der Beratung der Memelbeschwerde vor dem Tribunal des Völkerbundrats Schwierigkeiten machen würde. Diese An nahme hat sich indes nicht bestätigt. Der litauische Ministerpräsident Woldemaras aab vielmehr eins Er klärung ab, in der er betonte, daß die litauische Regierung keinesfalls die Absicht babe. das Memelgcüiet ohne Volks vertretung zu lassen. Die Wahlen für den Landtag sollen spätestens im September 1927 stattfinden. Die Autonomie des Memelaebiets soll sich noch Zusage des litauischen narre, es yanvele sich bet dem Vorwurf gegen Henning um eine Denunziation. Der Ausschuß habe seinen Beschluß ge faßt, ohne Henning überhaupt zu hören. Ngch kürzerer weiterer Debatte wurde die Überweisung an den Ausschuß gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und einiger Volks parteiler beschloßen Ohne Aussprache wurden in allen drei Lesungen ange nommen das deutsch-französische Abkommen über die Ein richtung der Grenzbahnhöfe, der Gesetzentwurf über die Wiederinkraftsetzung des Freundschasts- und Handelsver trages zwischen Deutschland und Bolivien und das deutsch- lettländische Abkommen. Es folgte die Beratung der kommu nistischen, sozialdemokratischen und demokratischen Anträge und Interpellationen, die sich gegen die geplante Erhöhung der Postgebühren Wandten. Mit der Beratung wurde ein kommunistisches Miß trauensvotum gegen den Reichspostminister Schätzel ver bunden. Abgeordneter Torglcr (Komm.) begründete den kommunistischen Antrag, der Zurückziehung der Portovorlage fordert. Der Minister habe bei der Etatsberatung die Finanz lage der Reichspost als günstig bezeichnet Trotzdem soll jetzt die Erhöhung voraenommen werden. Ein Antrag Dr. Frick (Nationa""' auch den Finanz minister Herbeizurusen, wurde gegen ' nlragsteller und die Kommunisten abgelehnt. Abgeordneter Dr. Raschig (Dem.) erklärte, der Reichstag habe zwar keinen Einfluß auf die Festsetzung der Post gebühren, aber in Anbetracht der großen wirtschaftlichen Wichtigkeit wäre es empfehlenswert, wenn der Reichspost- minister den Bedenken des Haufes Rechnung trage. Kein Mensch könne sich vorstellen, welche Folgen die Porto erhöhung haben könne. Im gegenwärtigen Moment sei jedenfalls eine Porloerhöhung nicht erforderlich. Abgeordneter Taubadel (Soz.) meinte der Verwaltungs rat der Reichspost sollte sich hüten, gegen den Willen großer Reichstagsparteien die neue schwere Belastung vorzunehmen. Auch die Erhöhung der Beamtengehälter dürfe nicht auf dem Wege über eine solche Verteuerung der Gebühren erfolgen. Ministerpräsidenten Wetter aus demokratischer Grundlage entwickeln. Weiterhin sagte Woldemaras zu, daß die politischen und sonstigen Rechte des Memelgebietes in vollem Maße gewährleistet werden sollen. Auf diese Ausführungen hin gab der deutsche Außen minister Dr. Stresemann die Erklärung ab, daß er darauf verzichte, auf der jetzigen Ratstagung die Memel frage weiter zu behandeln. Er hoffe aber, daß durch die in Aussicht gestellten Maßnahmen der litauischen Ne gierung mit größter Beschleunigung im Memelgebiet der jenige Zustand stchergestcllt wird, der dem Mcmelstatut entspricht. Der Ratsvorsitzende Chamberlain gab seiner Freude über die Erklärung des litauischen Ministerpräsidenten Ausdruck und sprach die Hoffnung o- z, daß die Her stellung normaler Verhältnisse im wlgebiet für alle Zukunft die Behandlung dieses P*- s im Völkerbund rat erübrigt. Eine Sechs-Mächie-Besprechung. Die Ministerbesprechungen in Genf werden dauernd fortgesetzt. An der Konferenz, die nm Dienstag stattfand, nahmen, wie mitgcteilt wird, Vertreter von England, Frankreich, Italien, Japan, Belgien und Deutsch land teil. Die Unterhaltung dauerte etwa zwei Stunden und galt einem Gedankenaustausch über die po litische Lage. Auch am Mittwoch wurde der Gedanken austausch der Minister fortgesetzt. In dieser Konferenz sollten Fragen zur Sprache kommen, die die Botschafter konferenz in Deutschland betreffen. Auf Wunsch des Reichsaußenministers ist Staats sekretär Weismann nach Genf beordert worden. Man nimmt an, daß die Anwesenheit des Staatssekretärs in Genf erforderlich ist, um den preußischen Standpunkt in schutzpolizeilichen Fragen gegenüber den Franzosen zu vertreten. * Ei« deutsches KuMunique über die neue Sechs-MWe-Konserenz. Die Locarno-Politik wird fortgesetzt. Genf, 15. Juni. Ueber die heutige Besprechung der in der Bctschasterlvnfercnz vertretenen Mächte, die wiederum etwa zwei Stunden dauerte, wird von der deutschen Delegation fol- gendse Kommunique cmsgegeben: „In Verfolg der Arbeiten der letzten Konferenz des Monates Dezember haben die Mitglieder der Konferenz die in der Schwebe gebliebenen Fragen geprüft, jestgestellt, bis zu welchem Punkte die Erfüllung einiger dieser Fragen gelangt ist und sür die übrigen sich über die Mittel und Wege geeinigt, um ihre Verwirklichung innerhalb einer möglichst kurzen Frist sicherzustcllen. Die Mitglieder der Konferenz haben Hierl«! neuerlich ihren einmütigen Willen festgeftcllt, die Locar- nc-Poli H weiter fortzusetzen, die bisher im Interesse des Frie ders wichtige Resultate ergeben Hot und weiter ergeben wird." Mit 175 gegen 173 Stimmen. Berlin, 15. Juni. Im Reichstag wurde heute der sozial- demckrotische Antrag auf Zurückziehung der Vorlage über die Erhöhung der Postgebühren mit 175 gegen 173 Stimmen der Regierungsparteien angenommen. Die Abstimmung wurde von dni Koaülionspattcien mit lauten Beifallskundgebungen ausge nommen. Reichspostminister Schätzl, der über den Ausfall der Abstimmung stark betroffen war, begab sich sofort zu den Füh rern der Regierungsparteien, mit denen er lebhaft verhandelte. * Der kmimiWe WllMNMlW gegen Dr. SWI «MW Berlin, 15. Juni. Das kommunistische Mißtrauens votum gegen Reichspostminister Schätzl wurde im Reichstag in namentlicher Abstimmung mit 327 gegen 35 Stimmen bei drei Enthaltungen cboMhut. Dafür stimmten nur die Kommunisten. Tie Völkischen enthielten sich der Stimme. Die „Schwarze Reichswehr". Aus dem Femcuntersuchungsausschuß des Reichstages. Im Femeuntersuchungsnusschusi des Reichstages, der nach längerer Pause am Mittwoch wieder zusammentrat, erstattete Dr. Schäffer <Dtn.) das Korreferat zum Kapitel „Schwarze Reichswehr". Er erklärte, daß keine allzu ausgedehnte Be- wcisanfnahmc nötig sei, und erwähnte dann einige Einzel fälle mit der Betonnng, datz er die Ansicht des ersten Refe renten, Dr. Levi, nicht teilen könne, datz es sich bei den Kamcradschastsgcrichlcn um eine Feme im Sinne des Aus- schutzbeschlusscS handele. Berichterstatter Dr. Levi (Soz.) hat als Zeugen zu di Per Frage w. a. vorgeschlageir: v. Seeckt, Roßbach, General von