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MÄmfferÄMM Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, .Wilkdruffn T«,edlatt- eischeini an allen Werktagen nachmittags S Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in »er GeschLftsstellc und den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, bei Zustellung durch dir Boten 2,zo AM., de, Postbestellung r AM. zuzüglich Abtrag. gebühr. Einzelnummern >z«pig.AllePostanft-lt-n Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postboten und NN,-reAus. »LgcrundBeschLftsftelleu ' nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Jm Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch ans Lieserung er Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nnr, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die »gespaltene Raumzeile 20 Rxsg., die tgespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs- pseunig, die »gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reichspsennigc. Da» geschriebeneLrfch-inungs. „ tage und PlatzoorschrifM» werden nach Möglichkeit svke M Sk: Amt WllsdrUff Nv. 6 berücksichtigt. Auzet,«- annabme bis uorm.lvUhr. Für di« Richtigkeit dse durch Fernruf überniilleltcuAnzcigcn übernehmen wir keine Garantie. IederRabattansprucherlischt, wcnnderBetragdurch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzcigennehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts- oerichis und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 139. — 86. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt« Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 17 Juni 1927 Lotarno in Raten. Die Genfer Konferenz ist eigentlich zu Ende; Briand ist derart erkrankt, daß weitere Minister besprechungen nicht mehr stattfindeu können und er nach Paris zurückreisen will. An feiner Stelle bleibt der be kannte Sozialist und Parlamentarier Paul-Boncour zurück, der aber Wohl nur noch eine Art aufräumender oder registrierender Tätigkeit ausüben wird. Das Charakteristische der Genfer Zusammenkunft liegt nach der einen Seite lediglich darin, daß sie zu einer Besprechung der Außenminister Englands, Frankreichs, Deutschlands und der drei kleinen Mächte geführt hat. Zu mehr nicht, wenn man von der Vorbereitung einer Eini gung in einer Nebenfrage, nämlich den Beschwerden des Memellandes über die bisherige litauische Unterdrückungspolitik, absieht. Man hat über die Mitt- wochsverhandlungen, deren Einzelheiten auch jetzt noch durch tiefstes Stillschweigen verhüllt sind, eine offiziöse Mitteilung ergehen lassen, in der gesagt wird, daß „dis Mitglieder der Konferenz die in der Schwebe gebliebenen Fragen geprüft und festgestellt hätten, bis zu welchem Punkte die Erfüllung einiger dieser Fragen gelangt sei; für die übrigen habe man sich über die Mittel und Wege geeinigt, um ihre Verwirklichung innerhalb einer möglichst kurzen Frist sicherzustellen". Besonders wird dann noch hervorgehoben, daß neuerdings „der einmütige Wille fest gestellt sei, die Locarnopolitik fortzusetzen, die schon bisher im Interesse des Friedens wichtige Resul tate ergeben habe und weiter ergeben werde". Niemand wird behaupten, daß dieses Kommunique gerade sehr inhaltsreich ist; vielmehr vermeidet es sorg fältig, auf jede genauere Mitteilung einzugehen. Man kann es höchstens also als einen Ausdruck der allgemeinen Stimmung betrachten, als eine Vorbereitung für weitere Besprechungen außerhalb Genfs zwischen den einzelnen Kabinetten. Dazu gehört alles, was nun die speziell iin deutschen Interesse liegenden Fragen an- aeht. Vorläufig weiß also die größere Öffentlichkeit noch nicht, wie besonders die Frage der Ostentsesti- gung Deutschlands weitergeführt werden soll, weiß auch nichts davon, was nun aus der Rheinland« räumung oder aus der von uns zum mindesten ge wünschten Herabsetzung der Besatzungsstärke wird. Das an Gerüchten reiche Gens will allerdings wissen, daß Frankreich unter gewissen Umständen bereit sei,. eine Besatz ungsve'rmindernng von 15 000 Mann zuzugestehen, um seinen guten Willen zu beweisen. Das mag sein; doch weiß man nun wieder nicht, was unter diesen „gewissen Umständen" zu verstehen ist. Zweifellos doch Bedingungen, während die Note der Locarnomüchte an Deutschland aus dem November 1925 diese Herab setzung der Besatzung bedingungslos und lediglich als einen Ausfluß aus dem Locarnovertrage selbst hin gestellt hat. Das gleiche gilt hinsichtlich der Gerüchts, die oon einem weiten Entgegenkommen Deutschlands in der Frage sprechen, wie die Feststellung der Ostentfestigung nun von feiten der Botschafterkonferenz kontrolliert werden soll. Daß noch einige andere Difserenzpunkte hin sichtlich der bis ins letzte gehenden Entwaffnung Deutsch lands behandelt worden sind, ergibt sich ohne weiteres rus der Tatsache, daß der Staatssekretär Weismann nach Genf gereist ist, um mit der Gegenseite diese Restfragen, oie Polizei und die I n st r n k t i o n s b ü ch e r der Wehrverbände, zu besprechen. Es ist also schwer, schon jetzt, ehe man Genaueres Weiß, über die Genfer Zusammenkunft ein Urteil zu fällen, zu entscheiden, ob nun wirklich und endlich der Geist von Locarno „wichtige Resultate" ergibt, bzw. auf der jüngsten Konferenz ergeben hat. Deutschland wußte im voraus, daß die Fragen der allgemeinen Weltpolitik, besonders die des russisch-englischen, bzw. -polnischen Konflikts in einer alles andere überragenden Weise im ! Vordergrund standen. Hierum haben sich in der Haupt- fache die Ministerbesprechungen gedreht, aber wir wissen . auch hier nicht, wie sich Deutschlands Vertreter eingestellt ! hat, ob er vor allem nach jeder Richtung hin seinen i Standpunkt hat wahren können, der in einer absoluten j Neutralität nach beiden Seiten hin besteht. An Ver suchen, ihn davon abzubringen, hat es zweifellos nicht ! gefehlt; hoffentlich sind diese Versuche nach jeder Richtung hin vergeblich geblieben, obwohl es die Sowjetregierung uns durch ihre innenpolitischen Maßnahmen nicht gerade j leicht macht, auf diesem Standpunkt zu verharren. Vorzeitiger Mrch in Gens. Genf, 16. Juni. Die Ratstagung wich schon morgen zu Ende gehen, und zwar hauptsächlich infolge der plötzlichen Er krankung des französischen Auszenministers Briand. Man hält es in Genf für möglich, daß die Besprechungen im gleichen Kreise bei nächster Gelegenheit wieder ausgenommen werden sollen, wobei auch eine Erweiterung des europäischen Konzertes für bestimmte Fragen nicht ausgeschlossen wäre. Wr internationalen Lollabbau. Lin WellwirtschMbericht Dr. Stresemanns. Die Bedeutung der Weltwirtschastskonferenz. In der Donnerstagsitzung der Völkerbundratstagung gab Dr. Stresemann als Berichterstatter über die Arbeiten der Weltwirtschaftskonferenz einen Überblick und betonte, daß die Ergebnisse der Beratungen die bemerkenswertesten und erfolgreichsten waren, die jemals vom Völkerbund veranstaltet worden seien. Der Minister zitierte weiter die Aufgaben, vor die die Konferenz sich gestellt sah, hob die geradezu überraschende Leistung hervor, die in der Zusammenziehung der vielfältigen Probleme auf einige entscheidende Punkte liege, und ging dann auf die drei Hauptgebiete Handel, Industrie und Landwirt schaft ein. Bezüglich des Handels habe die Konferenz das Prinzip proklamiert, den Internationalen Handel von allen künstlichen Schranken, insbesondere von zu hohen Zöllen zu befreien. Er forderte in Verbindung hiermit Vereinfachung und Vereinheitlichung der Tarife sowie stufenweisen Abbau der Zollasten. Aus dem Aufgabengebiet der Industrie hob der Minister die Bedeutung internationaler Jndustrieab- kommen zur Förderung bestimmter Industrien hervor, für die in dem Bericht der Weltwirtschastskonferenz die Bedingungen und Sicherungen klar heransgcarbeitet seien. Ebenso stellte er fest, daß für die Erfordernisse der Landwirtschaft wichtige Empfehlungen gemacht wor den sind. Dr. Stresemann erinnerte weiter an die diplomatische Konferenz, dis für den 17. Oktober d. I. in Genf vor gesehen ist und die die Ausgabe habe, Vereinbarungen zur Beseitigung von Ein- und Ausfuhrhindernissen auszu arbeiten. Die Weltwirtschaftskonserenz hat, so sagte Dr. Strese mann, in einer ihrer Resolutionen ein sehr kühnes Wort ausgesprochen, das Wort, daß die Weltwirtschaftskonfe renz den Anbruch einer neuen Ära des inter nationalen Handels bedeute. Es ist jetzt unsere Sache, unseren guten Willen und unsere Energie dafür ein zusetzen, um vor dieser kühnen Hoffnung bestehen zu können, wenn später einmal die Versprechungen und dis Erfüllung der Weltwirtschaftskonferenz miteinander ver glichen werden. Schließlich sprach Dr. Stresemann den Mitgliedern der Weltwirtschaftskonferenz den Dank des Völkerbund- rats aus. In einer Resolution lädt der Völkerbundrat alle Länder und Regierungen ein, den Grundsätzen und Empfehlungen der Wirtschaftskonferenz größte Aufmerk samkeit und Unterstützung zu gewähren, da diese Grund sätze dazu geeignet seien, die Wirtschaftslage der Welt, besonders aber diejenige Europas, zu verbessern, womit zugleich die friedlichen Beziehungen zwischen den Nationen gestärkt werden. Auch die anderen sind zufrieden. Die Ausführungen Dr. Stresemanns als Berichterstatter über die Wellwirtschaftskouferenz gaben im Völkerbundrat Anlaß zu einer ganzen Anzahl von Erklärungen ähnlicher Tendenz. Für Donnerstag nachmittag war eine besondere Sitzung zur Weilerberatung dieses Gegenstandes anberamm. krisnÄ abgerefft. Genf, 16. Juni. Der französische Außenminister Briand hat heute vormittag gegen 1 Uhr Gems verlassen, um nach Paris zurückzukehren. Sein körperliches Befinden hat sich, wie es heißt, so verschlechtert, daß er seine Absicht, heute nachmittag nech einmal mit Dr. Stresemann zusammen,zukomm.rn, nicht aus- sühren konnte. Wie von feiten der französischen Delegation ver lautet, handelt es sich bei der Erkrankung Briands um eine schwere Entzündung des linken Auges, wodurch eine Entzündung der Gehirnhaut droht. Nach dem Gutachten der Aerzte ist für Briand eine längere Ruhepause erforderlich. Frankreich wird im Völkerbundrat durch Paul Boncvur und Loucheur während der weiteren Sitzung vertreten sein. Jie Ergebnisse der WelMirtWftr- knnserenz vsr dem Reichsansschusse. Berlin. Der Auswärtige Ausschuß des Reichstages hielt heute vormittag gemeinsam mit dem. handelspolitischen und wirtschaftlichen Ausschuß eine Sitzung ab, in der Abgeordneter Lammert (Zentrum) und sein Sekretär Trendlenburg über Ver lauf und Ergebnis der Weltwirtschaftskonserenz in Genf Be richt erstatteten. Mitglieder des Reichskabinetts waren zu der Sitzung erschienen. Frankreich war bei dieser Beratung durch Loucheur vertreten. Zunächst wurden die Ausführungen des Berichterstatters von dem holländischen Außenminister van Blokland warm unter stützt. Der Italiener Scialoja empfahl den Bericht gleichfalls zur Annahme. Vandcrvelde unterstrich die Bedeutung der Schlußfolgerungen von Dr. Stresemann und bezeichnete die Ergebnisse der Weltwirtschastskonferenz als ein „Plebiszit sür Vertreter der ganzen Welt, aller Klassen- und Berufs stände", das die bisher protektionistische Strömung in eine freihändlerische umgekehrt habe. Eine deutsche Erklärung. Dr. Stresemann gab nunmehr als Vertreter Deutschlands und in deutscher Sprache eine Erklärung ab, in der es heißt: Die Weltwirtschaftskonserenz hat eine sehr verdienstvolle Arbeit geleistet. Es ist jetzt unsere Aufgabe, die Beschlüsse zu verwirklichen, dafür zu sorgen, daß die Beschlüsse der Wclt- wirtschaftskonfcrcnz nichi eine „Platonische Geste" bleiben, um einen Ausdruck der Weltwirtschastskonferenz zn gebrauchen, sondern daß sic Leben bekommen. Ich bin in der glücklichen Lage, zu erklären, daß die deutsche Regierung die Beschlüsse der Weltwirtschastslonscrenz voll und vorbchaltSlos akzeptiert. Der Minister brachte daraufhin den Beschluß des Reichs- kabinctts zu den Ergebnissen der Weltwirtschaftskonferenz zur Verlesung und drückte nochmals die Hoffnung aus, daß dem Vorbild der belgischen Regierung noch viele Regierungen folgen werden. Durch die Verhandlungen der Weltwirtschastskonferenz ist - die Aufmerksamkeit und der Wille der öffentlichen Meinung auf diese Wirtschastsproblcme gelenkt worden. Nützen wir diese Ausgabe mit bestem Willen, indem wir uns alsbald, so schnell wie möglich — am besten morgen schon — an die prak tische Arbeit machen. Jeder Tag, der arbeitslos vergeht, ist ein Verlust, denn mit jedem solchen Tag gelangen die Be schlüsse der Weltwirtschaftskonferenz wieder in den Hinter grund des öffentlichen Interesses und die Einmütigkeit und der Wille zur Zusammenarbeit und Verständigung verflüch tigen sich Wieder. Frankreich und Rußland. Dem diplomatischen Korrespondenten des „Daily Telegraph" zufolge besteht guter Gruud zu der Annahme, daß, obgleich Briand gegen eine völlige Lösung der diplo matischen Beziehungen mit Moskau sei, der gegenwärtig in Frankreich weilende französische Botschafter in Moskau, Herbette, nicht nach Moskau zurückkehren wird, wo in Zu kunft nur noch ein Geschäftsträger verbleiben werde. In folgedessen werde erwartet, daß Rakowski, einer der „bittersten Feinde Englands", nicht mehr lange in Paris bleiben werde. Abschluß der Internationalen Vrbeitskonferenz. Die Internationale Nrbeitslouferenz in Genf ist nach dreiwöchiger Dauer abgeschlossen worden. Der Direktor des Arbeitsamtes betonte dabei, daß es nach den auf der diesjährigen Arbeitskoufercuz entstandenen Schwierig keiten nunmehr dem Arbeitsamts obliegen werde, deren eigentliche tieferliegende Gründe zu erforschen, für die die Ablehnung des Fragebogens zur gewerkschaftlichen Frei heit nur als Symptom aufgefaßt werden könne, da dieses negative Ergebnis die eigentlichen Gründe der entstande nen Schwierigkeiten nur verschleiere. Deutsch-russische Besprechung in Berlin. Freundschaftlicher Geist. Während der Genfer Verhandlungen über das Nuß- landproblcm haben zwischen dem deutschen Botschafter Graf Brockdorff-Rantzau und dem gleichfalls in Berlin weilenden sowjetrussischen Außenkommissar. Tschitscherin, ferner zwischen dem Berliner Sowjet botschafter Krestinski und einer höheren Persönlichkeit des Berliner Auswärtigen Amts srcundschaftliche Be sprechungen stattgefundcn, in denen von Seiten Deutsch lands auf den Eindruck hingewiescn worden ist, den die fortgesetzten Erschießungen Politischer Gefangener in Sowjetrußland und die Meldungen über etwaige sowjet- russische ultimative Forderungen an Polen in der übrigen Welt gemacht haben. Gegenüber anderen Darstellungen kann daraus hingewiescn werden, daß es sich hierbei lediglich um eine von Deutschland freiwillig übernom mene Informierung der Sowjetregierung handelt, nicht aber um einen Auftrag der Westmächte. Von sowjet- russischer Seite ist der freundschaftliche Geist dieser In formierung auch anerkannt worden. Fluglinie Berlin-Stettin—Oslo. Oslo. Der Staatsrat hat in seiner letzten Sitzung der Deutschen Lufthansa die Konzession zur Fluglinie Berlin—Stet tin—Oslo vom 5. Juli bis 15. September erteilt.