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Ser enM-mWe Wittslhastskrieg KN für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter' Amt Wilsdruff Nr, 6 SLL"WL Rr. 124. — 86. Jahrgang Telegr Adr .Amtsblatt« Milsdrnff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 30 Mai 1827 MOmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »M'truffer «scheint an a»«n Werktagen »achmMog« » Uhr. B«,u,«preis: Bei «dhalnn, in »« «eschSstrstell- und den «-»»-bestellen 2 AM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 RM., bei Poftbestelluug 7.» .. ,n,ü,lich Adtia». ,, . gebühr. Einzelnummern lS«z>fg. «2-Postanstallen WockeNblatt sük Wilsdruff U. UMgegLNd Postboten und unsere«»-« 4 14 1 / werden nach MSglichkei, ^ernsvreckl "SgcrnnbBeschSf,»stellen ! nehmen zu jeder ZeitB«. Xi! I -nnahmebisvorm.loUhr. ,, .... „ ftelluugeueutgegen. ZmFallehüherer Dewalt, Krieg oder,o»fti,-rBetri-b«storung-n besteht kein Anspruch au, Lieferung Vjs durch Fernruf LbermittelicnAnzeigen übernehmen wir keine Dar»»«, . „M- di« Richtigkeit dm der Zeitung oder Kürzung de- Bezug-Preises. — Rücksendung eingesandter Schrrststücke erfolgt nur, wenn Porto bestiegt. Klage eingczogm werden nmb oder der Auftraggcberin Konkurs gerLt."Anzetgm ncdmen aUe ^ ^ Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschait Heu gerichts und des Stadtrat- zu Wilsdruff, des Forstreutamts Tharaud, und des Finanzamt- N°ffen beh°Ech-rst B?atb Ln der Schußlinie. Zu den Ereignissen im englisch - russischen Streit während der letzten Tage wird uns von einem diploma tischen Mitarbeiter geschrieben: Die Schwierigkeiten politischer und wirtschaftlicher Art, in die Deutschland durch den Abbruch der englisch- russischen Beziehungen gelangt ist, werden nicht geringer dadurch, daß der russische Botschafter in Berlin Dr. Strese mann ausgesucht und ihn darum gebeten hat, durch unseren Londoner Botschafter die russischen Interessen in England vertreten zu lassen. Selbstverständlich ist von vornherein damit gerechnet worden, daß dieses Ersuchen an uns ge richtet wird —, aber erleichtert wird unsere politische Lage in der Mitte zwischen den beiden streitenden Mächten da durch wirklich nicht. Eine Ablehnung dieser Bitte oder etwa eine Andeutung deutscherseits dahingehend, daß man eine solche Bitte erst gar nicht stellen sollet war wohl nicht gut möglich, weil die Verträge von Rapallo und von Berlin die Freundschaft zwischen Rußland und Deutschland besiegeln und daher die Ablehnung des russi schen Ersuchens unsererseits eine glatte Unfreund lichkeit bedeuten würde. Wie diese Übernahme des Schutzes der russischen Untertanen in England durch uns nun allerdings jenseits des Kanals vermerkt werden wird, ist eine zweite Frage. Aber Frankreich konnte schon des wegen nicht um die Übernahme dieses Schutzes ersucht werden, weil die Pariser Regierung sich doch allzu deutlich an die Seite Englands gestellt hat: ergebnislos ist der russische Volkskommissar sür das Auswärtige von Paris zurückgekehrt, und er wird bei seiner demnächstigen Durch fahrt durch Berlin Gelegenheit haben, mit der deutschen Regierung Fühlung zu nehmen. Die englische Note an Rußland, die dem russischen Geschäftsträger überreicht worden ist, enthält nur das, was die englischen Minister bereits im Unterhaus aus- geführt haben: die polizeiliche Durchsuchung der Handels vertretung habe schlüssig bewiesen, daß von dort aus trotz aller Warnungen militärische Spionage und u m- stürzlerische Machenschaften innerhalb des Englischen Reiches geleitet und ausgesührt worden seien, und zwar im engsten Zusammenhang mit der Sowjetregierung. Das bedeute einen Mißbrauch diplomatischer Privilegien. Da trotz jener Warnungen diese Wühlarbeit fortgesetzt worden sei, betrachte die englische Negierung das englisch- russische Handelsabkommen für ebenso erloschen wie die diplomatischen Beziehungen mit der Sowjetregierung. Sowohl der russische Geschäftsträger wie die russische Handelsvertretung in London haben daher England zu verlassen; ebenso werden Englands diplomatische Ver treter aus Rußland abreisen. Nochmals wird betont, daß dieser Schritt nicht bedeute, die englische Regierung wolle sich in den normalen Ablauf eines gesetzlichen englisch- russischen Handels einmischen; sie habe auch nichts gegen die Fortsetzung einer gesetzlichen kauf männischen Tätigkeit der Arcos unter den gleichen Bedingungen, wie sie für andere Handelsorgani sationen in England gelten. Dies hat auch übrigens Baldwin auf die Angriffe Loyd Georges hin noch einmal ausdrücklich betont, — aber ob es gerade sehr erfolgreich sein wird, steht auf einem anderen Blatt. An Krieg denkt ja niemand; aber Wirtschaftskriege — wir haben es am eigenen Leibe verspürt — können auch ver heerend genug wirken. Und dabei hofft Rußland natürlich vor allem auf Unterstützung durch Amerika, das sich diese Gelegenheit zu einem guten Geschäft Wohl nicht entgehen lassen würde. Deutschland aber liegt in der Schußlinie zwischen den beiden Streitenden und unverkennbar ist es, daß der diplo matische Druck auf uns sich namentlich von London her seit den letzten Monaten verstärkt hat. Es bedeutet daher für die Reichsregierung ein außerordentlich schwieriges Unter nehmen, sich hindurchzulawieren. Partei zu ergreifen, hieße auf alle Fälle, uns selbst zu schädigen, gleichgültig, auf welche Seite wir uns neigen würden. Es gibt keine Kon stellation, die uns etwas anderes als Nachteil bringt, Vor würfe einträgt, die wir nicht so auf die leichte Achsel nehmen könnten wie etwa Amerika; dazu sind wir von dem Westen Europas wirtschaftlich wie diplomatisch viel zu abhängig. Ein etwaiger Vorwurf — wie er uns schon gemacht worden ist — „Hehler der Weltrevo lution" zu sein, kann uns nicht gleichgültig finden. Dazu kommt, daß Tschitscherins Anstrengungen in Paris gänzlich ersolglos geblieben sind, und die Rede, die der französische Innenminister Sarraut über die Gefahren der kommunistischen Propaganda in Frankreich gehalten hat, war so deutlich, daß man an sehr weitgehennde Ver einbarungen zwischen London und Paris glauben milß. Daran ändert nichts, daß derartige Ausstrahlungen der englischen Politik amtlich eifrig dementiert werden. Diese Ausstrahlungen sind da und wir im Herzen Europas ver spüren am stärksten die politische Erregung und die Krämpfe, die unseren Kontinent durchzittern. Friedenskonferenz der Mächte London, 30. Mai Nach einer Meldung des Daily Tele graph gedenkt die japanische Regierung eine Friedenskonferenz unter Teilnahme der Großmächte einzuberufen. Deutschland als Mittler. Französische Gehässigkeiten. Die Zusage der deutschen Regierung, die diplo matische Vertretung Rußlands in England zu über nehmen, hat in der ganzen politischen Welt größte Be achtung gefunden. Im allgemeinen wird der Schritt Deutschlands von der deutschen Öffentlichkeit mit größter Zurückhaltung ausgenommen, und es wird der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß für Deutschland keinerlei Schwie rigkeiten aus diesem Entgegenkommen Rußland gegen über entstehen möchten. Vielfach wurde und wird er wartet, daß auch England Deutschland bitten würde, die Vertretung seinqx Interessen in Rußland zu übernehmen. Ob England diesen Schritt tun wird, steht allerdings noch nicht fest. Ein Teil der französischen Presse benutzt den englisch russischen Konflikt, um auch gegen Deutschland wieder ihre alten Gehässigkeiten loszulassen. So meint das „Echo de Paris", daß es Deutschland schwersallen wird, im englisch-russischen Konslikt strikte Neutralität zu wahren. Der Beschluß Stresemanns, dem russischen Ersuchen nach zukommen, könne nur eine Hilfe für die Sowjets bedeuten. Den deutschen Kaufleuten werde es bald klar sein, daß die Haltung Englands gegenüber Rußland die wirt schaftlichen Verhandlungen aller anderen Länder mit Rußland stark beeinflussen werde. Eine Erklärung dieser etwas dunklen Drohung bleibt das Blatt allerdings schuldig. Eine Arcosveriretung in Berlin. Amerikanische Hoffnungen. Dem Vernehmen nach ist an die Reichsregiernng eine Anfrage gerichtet worden, ob sie einer Anzahl von An gestellten der russischen Handelsvertretung in London und der Arcos für einige Zeit ihre Erlaubnis zum Aufenthalt in Deutschland geben würde. Die Dauer dieses Auf enthaltes soll etwa vier bis sechs Wochen betragen und dazu dienen, die noch lausenden englischen GeschästMon Deutschland aus abzuwickeln. Die deutsche Regierung soll die Anfrage in bejahendem Sinne beantwortet haben. In amerikanischen Kreisen hofft man, daß der Bruch Englands mit Rußland die Ausfuhr Amerikas nach Ruß- DLe Lahriausendfsier Nordhausens. Ausgabe besonderer Silber münzen. Zur Jahrtausendfeier Nordhausens, die mit einem Festgottesdienst und einem Festakt im Landestheater be gann, überbrachte Handelsminister Dr. Schreiber die Grüße des Reichspräsidenten, des Reiches und Preußens. Wie Dr. Schreiber in seiner Reds betonte, haben die Regierungen des Reichs und der im Reichsrat vertretenen deutschen Länder aus Anlaß dieser Jahrtausendfeicr von dem selten gewährten Rechte Gebrauch gemacht, beson dere Silbermünzen prägen zu lassen, als blei bende Erinnerung an den heutigen Tag. Dr. Schreiber schloß: Das neue Deutschland erwartet die Mitarbeit aller feiner Bürger. Je mehr diese Arbeit geleistet wird mit dem Mick nach vorwärts und im Vertrauen auf die un gebrochene Kraft unseres Volkes, um so besser wird es um «ufere Zukunft bestellt sein. Möge dabei die Stadt Nord hausen und ihre Bürgerschaft sich wie bisher bewähren, möge ihr ein freies Vaterland und eine glückliche Zukunft beschieden sein. Nach verschiedenen weiteren Ansprachen brachte Ober bürgermeister Dr. Baller den Dank der Stadt für die zahl reichen Geschenke und Begrüßungsreden zum Ausdruck. Die Vaterländische Festouvertüre von Max Reger beendete die Feier. Schwere Niederlage der Kantonttuppen. Neue Truppenverstärkungen nach China. Der amtliche englische Funkdienst verbreitet Meldun gen über eine schwere Niederlage der Kantontruppen in der Provinz Honan. Die achte Armee der Kantonesen soll dabei völlig aufgerieben worden sein. Borodin soll mit sieben anderen Russen sich aus Hankau auf das süd liche Flußufer begeben haben. Es verlautet aus nicht amtlicher Quelle, daß zwischen der Hankauer Regierung und Tschangkarschek ein Einvernehmen erzielt worden sei. Unterdessen verstärken die fremden Mächte ihre Trup penkontingente in China. Aus Tokio sind Befehle er gangen, daß 2000 Mann der in der Mandschurei stehenden Truppen nach Tsingtau in der Provinz Schantung ent sandt werden, um Leben und Eigentum der Japaner in der dortigen Gegend zu schützen. Auch ein amerikanisches Transportschiff mit 2300 für Tientsin bestimmten ameri kanischen Marinesoldaten an Bord wird Schanghai dem nächst verlassen. Ein zweites Transportschiff hat Befehl erhalten, sich zu einer Fahrt von Schanghai nach Manila vorzubereiten, um von dort aus 1300 Marinesoldaten wahrscheinlich nach Tientsin abzutransportieren. land, die im letzten Jahre um 40 H zurückgegangen war, gunstrg beeinflussen werde. Die russischen Schiffe, die den Handelsverkehr zwischen Leningrad und London besorgten, haben ihre Fahrten bereits eingestellt. Der Sowjethandelskommissar in Ottawa hat aus Moskau ein Telegramm erhalten, in dem er angewiesen wurde, die dortige Sowjetaqentur zu schließen und sofort nach Rußland zurückzukehren. Haussuchungen bei Kommunisten in Buenos Aires. Auf Grund des von der Londoner Polizei bei der Haussuchung im Arcosgebäude gesuudeneu und im eng lischen Weißbuch veröffentlichten Adressenmaterials hat die Polizei in Buenos Aires an verschiedenen Stellen Haus suchungen vorgenommen und eine Anzahl Briefe ° und Zeitungen mit Beschlag belegt sowie mehrere Personen verhaftet. Norwegen soll England vertreten. Fortdauer des englisch-russischen Getreidehandels. Aus Oslo wird berichtet, daß Chamberlain durch den norwegischen Gesandten in London die norwegische Re gierung gebeten habe, Großbritanniens Interessen in Moskau wahrzunehmen. Der russische Geschäftsträger in London, Rosengolz, wird England Anfang dieser Woche verlassen. Eine Anzahl Kisten und Koffer aus dem Sowjethaus sind an Bord des russischen 2000-Tonnen-Dampfers „Noushar" geschafft worden, der auch eine Anzahl von Sowjetbeamten nach Rußland bringen wird. Das Schiff, das am Dienstag abfahren soll, wird von der Polizei sorgsam bewacht. In einer von dem Vorsitzenden der russischen Handelsdelegation, Khintschuk, abgegebenen Erklärung heißt es: Während die Arcosgesellschaft und die staatlichen Sowjetorganisationen, die in England tätig waren, ihre Tätigkeit einstellen, wird die Arbeit solcher Organisationen, wie der Russisch-Britischen Ge- treideexportgesellschaft und ähnlicher Unter nehmungen sortdauern, wenn keine Hindernisse in den Weg gelegt werden. Das deutsche AgrarproAem. Eine Rede des Ministers Schiele. In der Deutschen Weltwirtschaftlichen Gesellschaft hielt der Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft Schiele einen Bortrag über „das dentsche Agrarproblem". Der Mi nister ging davon aus, daß das notwendige Gleichgewicht zwischen der Jndnstriearbeit einerseits und der agrarischen Arbeit andererseits an Störungen leidet und daß der Minder ertrag der Landwirtschaft und die Schwäch u n g ihrer Kaufkraft sich answirken zum Schaden sür die Indu strie. Die dauernden Einfuhrüberschüsse sind untragbar. Die jetzt beanspruchten Devisen, die Hunderte von Millionen Gold mark ansmachcn, können durch Verstärkung der heimischen landwirtschaftlichen Produktion am ehesten gespart werden. Notwendig ist aber auch eine umfassende Sozialpolitik, die der landwirtschaftlichen Bevölkerung bessere Aufstiegsmöglichkeiten sichert. Hand in Hand damit muß eine ariindliche Bildungs- nnd Erziehungsarbeit gehen. Gegen den polnischen Terror. Danziger Protest gegen die polnische Sprachenverordnung. Der Danziger Volkstag beschäftigte sich mit der Ent scheidung des Obrrkommissars vom 8. April, in der den Eisenbahnern das Klagerecht verweigert wird, sowie mit der S p r a ch c n v e r o r d n u n g der polmschen Eisenbahndirektion. Bon sämtlichen Rednern wurde gegen das Vorgehen Polens gegen die Danziger Eisen bahner als einen Versuch, die Freie Stadt zu poloni ste r e n, entschiedener Protest erhoben und es dem Senat l zur Ausgabe gemacht, mit aller Entschiedenheit beiin ? Völkerbund und dem Oberkommissar dafür einzutreten, daß die der Freien Stadt in den Verträgen und Entschei dungen gewährten Rechte nicht geschmälert werden. Von der Regierung wurde zugesagt, in diesem Sinne bei den zuständigen Stellen zu wirken. Die deutschen Zeitungen Ostoberschlesiens brachten eine der polnischen Presse entnommenen Meldung, der zu« folge der Schweizer Schulfachmann, Maurer, von den 24 in Lipine geprüften Schulkindern nur vier als für die deutsche Minderheitsschule geeignet bezeichnet habe. Dazu berichtet der Deutsche Volksbund folgen des: Der Schweizer Schulinspektor Maurer hat mit den Sprachprüfungen an den Minderheitsschulen begonnen. Die Meldung, daß in Lipine nur vier Kinder die Prüfung bestanden hätten, entspricht nicht den Tatsachen. Dre Ent scheidung über das Bestehen oder Nichtbestehen trifft nicht Herr Maurer, sondern auf dessen Bericht der Präsident