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für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 20Rpsg., die 1 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs« Pfennig, die s gespaltene Reklamezeilc im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reichspsennige. Dor» geschriebene Erscheinung«- —, , , „ tage und Platzvorschristen werden nach Möglichkeit fdernsvrech er: Amt Wllsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen» annahmebis oorm.10Ubr. — - Für die Nichtigkeit der durch Fernruf übermitteltenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn derBetrag durch Klage eingezogen werdenmutzoderderAuftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Da» »Wilsdruffer Tageblatt» erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. 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Der frühere französische Minister rind bekannte Wirtschaftsführer hielt soeben in Berlin vor einer großen Zahl von angesehenen Persönlichkeiten aus Handel und Industrie und anderen interessierten Zuhörern einen Vortrag über die Wirtschaftslage Europas. Ausdrücklich nahm dabei Loucheur Bezug auf die bevorstehende Welt- wirtschastskonferenz in Genf. Loucheur ist wohl der bedeutendste wirtschafts politische Kopf, über den Frankreich jetzt verfügt. Sein die Wirklichkeiten aber nicht nur des wirtschaftlichen, son dern auch des politischen Für- und Gegeneinanders der Nationen kühl abwägendes Temperament hält ihn fern von allen phantastischen Plänen. Er stellt fest, enthält sich dabei jeden überflüssigen Werturteils, will nur das Mög liche, nicht das Wünschenswerte. Die Art seines Denkens und Wollens wurde deutlich in seinem Vortrag. Gewiß ist sein Ziel letztes Endes eine wirtschaftliche Vereinigung aller Staaten Europas, aber er bezweifelt, daß die Ge wohnheiten, die Vorurteile der Nationen mit langer staat licher Selbständigkeit und die Verschiedenheit der Sprache eine baldige Verwirklichung dieses Gedankens zulassen. Die europäische Wirtschaftskrise, die auf die Tatsachen und Ergebnisse des Friedens zurückgeht, hat eine allgemeine Verminderung der Kaufkraft des Goldes zur Folge gehabt, des weiteren ein Zurückbleiben des Er zeugungsvermögens Europas gegenüber der Vorkriegszeit und letzten Endes die Entstehung einer Treibhausblüte der Wirtschaft infolge der Veränderung der politischen Grenzen. Dadurch wird an manchen Stellen eine wahnwitzige Übererzeugung ohne eine entsprechende Steigerung des Verbrauches herbeigeführt. Und die Hilfsmittel, um Besserung zu schaffen? Loucheur ist zu nüchtern, um von einem schnellen Nieder brechen aller Zollschranken zwischen den europäischen Staaten auch nur zu träumen. Der Gedanke der natio nalen Sicherheit hat sich viel zu eng an die Schaffung eines eigenen wirtschaftlichen Lebens mit Hilfe der Er richtung von Zollmauern verknüpft, als daß diese Bin dung so schnell sich beseitigen ließe. Hemmend wirkt außer dem noch, daß die wirtschaftlichen Produktionsmöglich keiten der einzelnen Länder vielfach gänzlich verschieden sind; unsicher ist die Lage eines Landes, das arm an Kohle und Erz ist, während der Nachbar auf reicher Roh- fttoffgrundlage sich eine dauernde Schwerindustrie schaffen konnte. Aber doch hält Loucheur die Schaffung einer europäischen Zollunion für durchaus nicht unmög lich. Unter der Führung Deutschlands, das auf dem Wege der Organisation der Wirtschaft weit voranschreitet, muß sich Europa von der rein persönlichen Wirtschaftsart zu einer gruppenweisen Zusammenfassung seiner Wirtschafts kräfte entschließen, nm den Wettkampf mit Ame- rika aufnehmen zu können. Diese gruppenweise Zusam menfassung der Wirtschaft, von Unternehmerseite aus gehend, muß dann auch bald die Arbeitervertetungen in sich aufnehmen, freilich auch den Verbraucherorganisa tionen Rechnung tragen. Die Herstellung eines Gleich gewichts also — wobei der Staat aber nicht seine Macht einsetzen soll —; der Krieg hat bewiesen, welche ungeheure Schuld eine solche vom Staat beeinflußte Wirtschafts führung verursachte. Hier will Loucheur die Einfluß nahme des Völkerbundes eingeschaltet wissen. Eine Art wissenschaftliches und statistisches Kontrollinstitut unter der Beobachtung des Völkerbundes soll eine Dauerenquete zwecks Ausgleich, zwecks Erhaltung des Gleichgewichts zur Aufgabe haben. Loucheur ist, um das allgemeine wirtschaftliche Gleichgewicht nicht stören zu lassen, jetzt auch gegen einen französisch-deutschen Wirtschaftsölock >— und dabei mag daran erinnert werden, daß gerade er es war, der in Wiesbaden mit dem verstorbenen Stinnes ein Übereinkommen zwecks engerer Zusammenarbeit der deutschen und der französischen Wirtschaft geschlossen hat. Er will also ein großes zueinander abgestimmtes Wirt- schastseuropa, in dem Deutschland, England und Frankrcichden Kern bilden. Alle diese Ausgaben und Pläne sollen ja nun auf der kommenden Weltwirtschastskonferenz noch des näheren be sprochen werden. Ein Ziel ist ja schon erreicht, das erst Beratungsstoss auf dieser Konferenz abgeben sollte: die Schwierigkeiten der Finanzwirtschaft sind im großen und ganzen in den einzelnen Ländern behoben, die Währungs- sfestlegung durchgeführt. Es bleiben die Fragen der Zoll schranken, der landwirtschaftlichen Zusammenarbeit und der europäischen Wirtschaftsorganisation. In diesem Zusammenhang hat aber Loucheur die uns am meisten drückende Frage des Dawes-Plans nicht berührt. Man steht, daß diese Gedanken auf einem durchaus möglichen Wege nicht zu nebelhaften Zielen Hinführen, sondern nur eine Entwicklung weitertreiben, bei der wir Deutsche erfreulicherweise nicht in der hintersten Reihe marschieren. FrWW MMMWIUW W WWne Paris, 11. April. Wie das Journal mitteilt, haben an gesichts des Handstreiches der Chinesen auf die Provinz Yunnan und der Gefährdung Indvchinnas zwei Bataillone Fremdenlegio näre in Algerien den Befehl erhalten, sich zur sofortigen Abreise nach Saigon bereit zu halten. Ei» imlWr AWUgs-AiiW in Genf. Direkte Beschränkung des Kriegsmattrials gefordert. s Neue Ausführungen des Grafen Bernstorff. In der Vorbereitenden Genfer Abrüstungskommission ist ein Antrag der deutschen Delegation aus direkte Be- schränkung des Kriegsmaterials zur Sprache gekommen. Begründet wurde dieser Antrag von dem deutschen Dele- gationssührer, Grafen Bernstorff, der betonte, daß sowohl für Deutschland wie auch für jedes andere Land, das ernstlich die Abrüstung anstrebe, die Frage der Begren zung des Kriegsmaterials und der Truppenzahl von e n t- scheidender Bedeutung sei. Die bisher in Gens vorgeschlagene indirekte Beschränkung des Kriegsmaterials auf dem Umwege der Heeresausgaben sei unbefriedi gend und ein wenig wirksamer Ersatz für direkte Erfassung des Kriegsmaterials zum Zwecke der Abrüstung. Die Fortschritte der Technik hätten den Krieg der Menschen zu einem Krieg der Maschinen gemacht. Um so notwendiger sei die direkte Erfassung des Kriegsmaterials. Graf Bernstorff wies am Schluß seiner Ausführungen darauf hin, daß die öffentliche Mei nung der Welt wolle und daraus warte, daß dieWafsen niedergelegt würden. Sie wolle nicht Umwege, son dern klare Tatsachen. In der dann folgenden Aussprache schloffen sich die Vertreter Schwedens, Hollands, Finnlands und der Ver einigten Staaten im wesentlichen den Ausführungen des Grafen Bernstorff an, dagegen sprachen sich die Ver treter Japans, Jugoslawiens und Rumäniens gegen den deutschen Vorschlag und für die Rüstungsbeschränkung durch Ausgabenbeschränkung aus. Graf Bernstorff be dauerte, daß sich Lie Annahme seines Vorschlages, der nichts anderes verlangt, als was Artikel 8 des Völker bundpaktes enthalte, als unmöglich erwies. Die deutsche Regierung werde bei den weiteren Verhandlungen auf ihren Vorschlag wieder zuruckkommen, da er für Deutsch land von entscheidender Wichtigkeit fei. In der vorhergehenden Sitzung war es zu einem interessanten Rededuell zwischen dem deutschen Delegationsführer, Grafen Bernstorff, und dem Führer der französischen Delegation, Paul-Boncour, gekommen. Graf Bernstorff bezog sich in geschickter Weise bei dieser Auseinandersetzung, bei der es sich um eine Auslegung der Abrüstungsbestimmungen des Versailler Vertrages han delte, auf ein amtlichesDokument der französischen Regie rung, in dem französischerseits betont wird, daß Frank reich für die Gleichheit der Völker kämpfe. Graf Bern storff forderte den französischen Delegierten auf, nunmehr auch diesen Worten Taten solgen zu lassen. Paul-Boncour erkannte zwar die Berechtigung nach allgemeiner Ab rüstung an, lehnte es aber in seinen Ausführungen aus drücklich ab, für alle Völker Gleichberechtigung gelten zu lassen. Als Begründung für diese Auffassung führte er u. a. die Verschiedenheit der politischen und geographischen Lage der Länder an. Jedenfalls hat die bisherige Aus einandersetzung in Genf noch keine Annäherung der Dele gationen in der Frage der Abrüstung gebracht. Gemeinsamer Mchteprvtest in China. Fremden flucht aus Peking. Wie Havas mitteilt, haben sich die Regierungen von Frankreich, England, der Vereinigten Staaten, Italien und Japan dahin verständigt, wegen der Zwischen fälle in Nanking vorstellig zu werden und Ge nugtuung zu fordern. Ihre diplomatischen Vertreter in Peking hätten Anweisung erhalten und würden die zu übermittelnde gemeinsame Vrotestnote endgültig fertig stellen. Es sei noch nicht bekannt, ob in Schanghai oder in Hankau und auch in Peking Schritte unternommen würden. Wie Reuter erfährt, rechnet man damit, daß die Übergabe der Noten bereits in den nächsten Tagen erfolgt, daß aber die Veröffentlichung erst statt- sinden wird, wenn die Noten sich in der Hand der Be hörden von Kanton befinden. Die Frage der Sanktionen steht, wie verlautet, mit der Übergabe der Noten in keinem Zusammenhang. Amerikanische Meldungen ans Peking berichten, daß: auf Grund von Instruktionen des Pekinger diplomatischen Korps und der Konsuln Amerikas und der europäischen Möchte alleAmerikaner und Europäer in Hong kong, Schanghai und Tientsin konzentriert werden sollen unter dem Schutz der Besatzungstruppen und der Schifssgeschütze, bis in China wieder geordnete Verhält nisse geschaffen sind. Das gesamte Gebiet Chinas soll vollständig von Fremden geräumt werden. In Peking bleiben nur die Diplomaten ohne Familien und die Ge sandtschaftswachen zurück. Das Volkskommissariat für Auswärtige Angelegen heiten in Moskau hält dauernd Beratungen ab, ohne bis her zu einer Entscheidung über die Stellung Moskaus zu den jüngsten Ereignissen in China zu gelangen. Die bisher an den Tag gelegte Zurückhaltung wird durch die Kompliziertheit der Zusammenarbeit zwischen den Regie rungen und Parteiinstanzen erklärlich. * Oie Haussuchungen in Peking. Noch immer große Erregung. Die ausländischen Militärattaches in Peking besich tigten, wie die „Times" meldet, das bei der Haussuchung im Sowjetgebäude beschlagnahmte Material. Sie fanden außer Propagandamaterial gegen Japan, Frankreich und Großbritannien noch folgendes: eine Reihe von Siegeln für eine neue kommunistische Regierung, Ballen antibritischer und antiimperialistischer Propa ganda, zwei Maschinengewehre, verschiedene alte Gewehre, zwanzig Revolver und ein starkes Luftabwehrgeschütz. Es wurde Munition für alle Waffen gefunden, aber keine Bomben. Die Gefangenen werden immer noch verhört, das Beweismaterial ist noch nicht veröffentlicht worden. Eine Anzahl von Dienern, die sich unter den Gefangenen befanden, ist bereits freigelassen worden. 35 bekannte Kommunisten werden gefangengehalten. Wie die „Times" weiter meldet, dauert die durch den überfall auf das Sowjetgebäude verursachte Erregung an. In den Kreisen der Studenten herrsche große Unruhe wegen der geplanten Verhaftung von 4000 Chinesen, deren Namen auf einer bei dem Überfall ausgefundenen kommunistischen Liste verzeichnet sind. Die deutsche Kolonie in Hankau soll, ebenfalls nach den „Times", einen Dampfer für den Abtransport sämt licher sich dort aufhaltenden deutschen Staatsangehörigen gechartert haben. Sie kussW Protestnote an die Pekinger Regiernng. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 11. April. Wie aus Moskau gemeldet wird, stellt die dem Geschäftsträger in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag überreichte russische Protestnote zum Schluffe fest, daß jede imperialistische Regierung die Herausforderung mit rücksichts losesten Repressalien beantwortet haben würde. Die ruffischen Forderungen dagegen bedeuteten keine Erniedrigung für die chine sische Regierung. Die Sowjetregierung sei sich bewußt, daß die PekiWer Regierung ein Werkzeug in den Händen der auslän dischen Imperaiisten sei, die einen neuen Weltkrieg zu entzünden wünschten. Rußland werde auch auf die Provokation nicht ein gehen, sondern fortsahren, sich im Interesse des chinesischen Volles und der arbeitenden Klaffen aller Länder zu betätigen. Dis Mbamenkommission gebildet. Ein D r e i m ä n n e r k o l l e g i u m in Belgrad. Die Albanien-Kommission, in der auch Deutschland mitwirkt, ist jetzt gebildet worden. Sie besteht aus einem Dreimännerkomitee, nämlich dem französischen und dem englischen Militärattachä in Belgrad sowie einem Mitglied der deutschen Gesandtschaft in Belgrad. Dis wichtige Frage, wann dieses Komitee in Aktion treten und wer es zusammenberufen soll, ist dahin entschieden worden, daß die unmittelbaren Vorgesetzten dieses Komitees der deutsche, der französische und der englische Gesandte in Belgrad sind. Diese drei Gesandten würden im Einver nehmen mit ihren Regierungen bei irgendwelchen Zwischenfällen das Komitee ^an die Grenze zur Unter ¬ suchung schicken. Da der deutsche Gesandte der Doyen in Belgrad ist, hat er als Rangältester auf Aufforderung des französischen und des englischen Gesandten die technischen Funktionen bei einer eventuellen Einberufung des Komitees übernommen. Dankschreiben des Reichspräsidenten. Anläßlich der Verabschiedung des Reichshaushalts. Aus Anlaß der Beendigung der dritten Lesung des Neichshaushalts für 1S27 und der Verabschiedung des Gesetzes über den vorläufigen Finanzausgleich sowie der damit in Verbindung stehenden Gesetze hat der Reichs präsident in persönlichen Schreiben dem Reichsfinanz- minister Dr. Köbler fowie dem Staatssekretär Dr.