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Wilsdruffer Tageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, » w». »>uS»lich Adtiag- gebühr. Einzelnummern »Pfg. Ade P-ftanst-Iten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P-ftbotea und unsere An-. Al-er und «eschä,»stell«, - — - nehmen ,» Itder Zett De- Hellungen entgegen. I» Fülle höherer Demal», Krieg oder sonstiger BctriedestSrungen besteht kein Anspruch aus Lieferung »er Zeitung »der Kürzung de« Bezugspreis«». — Siüchsendung eingesandter Schriftftüche erfolgt nur, wenn Porto beilirgt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gespaltene Aaumzeile 20 Goldpfennig, die 4gefpaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4V Gold pfennig, die 3 gespaltene Reklame-eile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Aechweisungsgedühr 20 Goldpfennig. Bor- geschriebene Lrscheinungs- taoe und Plakvorschritteu mrrdrn nach Möglichbri! Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 bcrüchsichiigt. 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Verschärft ist die Lage aber jetzt dadurch, daß die Reichsbahn zu einer Art Privat gesellschaft geworden und der Verwaltung des Reiches entzogen ist, außerdem aber auf Grund des Dawes- Planes gewaltige Lasten zu tragen hat. Aus der andere» Seite ist der Bau von Kanälen gegenüber der Vorkriegs zeit zu einer weit kostspieligeren Sache geworden, weil die Bodenpreise ebenso gestiegen sind wie die Herstelluugs- kosten, obwohl hierbei die Errungenschaften der modernen Technik weitgehend eingesetzt werden konnten. Dazu kommt aber, daß — abgesehen von sonstigen wirtschafts politischen Erwägungen — der Kanalbaü ein besonders begünstigter Gegenstand der produktiven Erwerbslosen fürsorge geworden ist. Die Eisenbahn erblickt darin eine schwere Konkurrenz, die geeignet ist, den dringend ge brauchten erhöhten Ertrag des Eisenbahnbetriebes zu schmälern. Außerdem aber muß die deutsche Wasserstraßenpolitil mit ganz entgegengesetzten wirtschaftspolitischen An schauungen rechnen. Um nur ein Beispiel anzuführen: der Mittellandkanal, der ja seit Jahrzehnten Gegenstand des schärfsten Für und Wider ist, würde zwar einerseits den Transport der rheinisch-westfälischen Kohle bis weit nach dem Osten Deutschlands hinein stark ver billigen, andererseits aber dazu führen, daß die ober- schlesische Kohle dort geringeren Absatz fände. Ebenso würde durch diesen Kanal die Einfuhr ausländischen Ge treides in das Herz Deutschlands hinein sehr erleichtert werden. Aus diesen Umständen erklärt es sich, daß sich weite Kreise des deutschen Ostens, ohne Rücksicht aus Parteistellung, gegen den Bau des Mittellandkanals wehren, weil sie übermächtigen Wettbewerb aus dem Westen befürchten. Ein anderer Kanalplan, der so- genannte Hansa-Kanal, der aus dem rheinisch-west- sälischen Kohlenrevier in die sogenannten „umstrittenen Gebiete", also an die deutsche Nordseeküste führen soll, hat das Ziel im Auge, dort den Vorspung wettzumachen, den die englische Kohle infolge des billigen Seetrans portes genießt. Schließlich ist noch ein drittes Proiett zu erwähnen, ein Kanal nämlich, der vom Aachener n - dustrierevier zum Rhein hinüberführen und damit dieses Gebiet wirtschaftlich enger an den industriellen Westen anschließen soll. Der neue Reichsverkehrsminister Koch nimmt nun in »iesem Streit um die Frage: Kanal oder Eisenbahn? einen vermittelnden Standpunkt ein. Er hat in seiner Ein führungsrede zum Haushalt seines Ministeriums im Reichstag nur die Mittel angefordert, um die Bau würdigkeit der beiden zuletzt genannten Pläne zu unter- suchen. Die Akten über den Mittellandkanal hin- gegen sind geschloffen; der Kanal wird gebaut, besonders da er auch für den Abtransport des deutschen Kalis von Wichtigkeit ist. Die Reichsbahn steht nun demgegenüber auf dem Standpunkt, daß die Kanalkonkurrenz für sie nicht bloß außerordentlich schädlich ist, sondern ist auch der An sicht, daß das für Kanalbauten aufgewendete Geld viel zweckmäßiger für den Ausbau entsprechender Eisenbahn linien verwendet werden sollte. Um jene Transport möglichkeiten zu schaffen, die durch den Bau der Kanäle geplant sind, brauche man, so wird gesagt, bei ent sprechender Vervollständigung des Eisenbahnnetzes weit geringere Mittel als für den Kanalbau. Wesentlich für vie Wirtschaftlichkeit eines solchen Kanals sind nicht bloß die Kosten des Baues an sich, sondern auch beispielsweise die Einlade- und Auslademöglichkeiten, die natürlich beim vorgesehenen Transport von Massengütern beträchtliche '"chi Einzelgüter, sondern Massen- Kanals. Und di^ 'Transport auch "nm auf die zwecke Konkurrenz hingewiesen, die der Reichsbahn aus deni K raftfahrwesen her erwächst, das wieder den Transport für kurze Strecken wirtschaftlich sehr rentabel macht. Wägt man also diese Transport möglichkeiten wirtschaftlich gegeneinander ab, so wird die Entscheidung nach dieser oder jener Seite nicht so leicht. Muß man doch auch im Auge behalten, daß in der gesamten Verkehrspolitik der Fortschritt der Technik eine besonders große Rolle spielt und häufig genug in kurzer Zeit um- wälzend wirken kann. Die neue Arbeitszeit. Zustimmung des Reichskabinetts. Das Reichskabinett beriet gestern erneut die Frage drö Notgesetzes über die Regelung der Arbeitszeit. Es erklärte sich einstimmig mit den von den Regierungsparteien in der ursprünglichen Vorlage vorgenommenen Änderungen einver standen, die eine Ergänzung im Sinne der Ncichsregierung darstellen, und verfügte die sofortige Weiterleitung der Be schlüsse an den Rcichsrat. Die ausschlaggebenden Bestimmungen des Arbcitszeit- "otgcsctzes werden in der neuen Fassung folgenden Inhalt baden: Noch immer S?MW oos dem Mm. Wien widersetzt sich der ilniersochungskonlmWon. Keine Beteiligung Deutschlands. Die Beilegung des Konfliktes zwischen Italic» und Jugoslawien scheint doch nicht so glatt vonstatten zu gehen, wie inan dies namentlich in Paris, London und Berlin erwartet hat. Die Kabinette dieser drei Länder waren bekanntlich mit Zustimmung der jugoslawischen Regierung dahin übereingekommen, durch eine auf breitester Grund lage gebildete Kommission an der albanisch-serbischen Grenze eine Untersuchung vornehmen zu lassen. Gegen diese Entsendung der Untersuchungskommission hat nun der italienische Botschafter in Paris Einspruch erhoben Italien begründet diesen Widerstand gegen die Unter suchungskommission damit, daß cs nach Ansicht der italie nischen Regierung unbestreitbar sei, daß die jugoslawische Regierung an der albanischen Grenze Militärvorbereitun gen getroffen hat. Bis zum Eintreffen der Nntersuchungs- kommission würde nach Ansicht der italienischen Re gierung Jugoslawien die Truppen von der albanischen Grenze zurückgezogen haben. Nach einer Meldung des „Echo de Paris" soll Eng land übrigens darauf bestehen, daß an der etwa einzu setzenden Untersuchungskommission auch deutsche Offiziere beteiligt sein sollen. Von amtlicher deutscher Seite wird hierzu mitgeteilt, daß eine dies bezügliche Anfrage an die deutsche Negierung bisher noch nicht gestellt worden sei. In Berliner politischen Kreisen wird stark bezweifelt, daß Deutschland einem Ansuchen nach Mitbeteiligung an der Untersuchungskommission ent sprechen würde. Mit der Übernahme einer solchen Pflicht würde Deutschland auch eine Verantwortung ans sich laden, die zu übcruebmen es keine Veranlassung habe. Eine Protestnote Jugoslawiens. Als Gegenschlag zu dem Vorgehen Italiens hat jetzt auch die Regierung Jugoslawiens Material für eine Zirkularnote zusammengestellt, die an alle befreundeten und verbündeten Regierungen geschickt werden und in der nähere Angaben über militärischeVorbereitun- gen Italiens unter der unmittelbaren Leitung Mussolinis enthalten sein sollen. In der Note werden diese Rüstungen als eine unmittelbare Gefahr für alle Nachbarstaaten bezeichnet und es wird eine Enquete und Nachprüfung dieser Rüstungen verlangt. Der polnische Sejm plötzlich von Pil- sodski geschloßen. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Warschau, 24. März. Heute abend um 6 Uhr teilte plötzlich Pilsudski dem Sejm-präsidenten Rataj mit, die Regierung habe beschlossen, den Sejm zu schließen, denn die gegenwärtige Sitzungsperiode fei nur als Budgetsesfion gedacht gewesen. Pil sudski stellte dem Sejmpräsidenten den Tag der Durchführung des Regierungsbeichlusses anheim, jedoch befristete er ihn bis spätestens Dienstag nächster Woche . Pilsudski versprach, in der zweiten Hälfte des April den Sejm wieder einzuberufen. Die !m Sestngebäude weilenden Abgeordneten waren über den Re gierungsbeschluß geradezu bestürzt. Man entschloß sich, den Diens tag zur Schließung des Sejm zu wählen. Angriff auf die Ausländer von Nanking. Geschützfeuer englischer und amerikanischer Kriegsschiffe. Nach einer Radiomeldung aus Nanking wurde der Hügel, auf den sich die Ausländer aus Nanking geflüchtet hatten, beschossen. Man glaubt, daß das Feuer von Kantontruppen abgegeben wurde. Der britische Konsul wurde verwundet und ein britischer Arzt getötet. Hieraus bombardierten britische und amerikanische Kriegs- l schiffe das Gelände in der Nähe des Hügels, um den ! Ausländern die Räumung des Hügels zu ermöglichen. I Es wurden ferner zu diesem Zweck auch Marinedetache- ments gelandet. — Drei in Manila vor Anker liegende amerikanische Zerstörer haben vom amerikanischen Ad- mrral Willian,s in Schanghai Befehl erhalten, sofort nach Schanghai zu kommen. Reuter meldet aus Schanghai, daß Weisung zur Ein stellung des Generalstreiks ergangen ist. Der Pekinger Korrespondent des „Daily Telegraph" meldet: über die hier eintreffenden Nachrichten wird eine strenge Zen - s u r ausgeübt. Unter dem Verdacht der Agitation für die Kantonesen wurden 40 Studenten von den hiesigen Polizei- und Militrbehörden verhaftet. Erstens wird dem 8 6 des Gesetzes eine Bestimmung an- gesügt, die besagt: Wird Mehrarbeit geleistet, so haben die Arbeitnehmer, mit Ausnahme der Lehrlinge, Anspruch auf eine angemessene Vergütung über den Lohn für die Arbeitszeit hinaus. Als angemessene Vergütung gilt ein Zuschlag von 25 N, sofern die Beteiligten nicht eine andere Regelung ver einbaren. Im Streitfälle entscheidet bindend der Schlichter. 8 10 lautet in der neuen Fassung: Die Beschränkungen der Arbeitszeit finden keine Anwendung aus Arbeiten in Notfällen und in anderen außerordentlichen Fällen, die unabhängig vom Willen der Beteiligten eintrcten und nicht auf andere Weise zu beseitigen sind, besonders, wenn Rohstoffe oder Lebens- Mittel zu verderben drohen oder wenn ein Arbeitserzeugnis zu mißlingen droht. Das gleiche gilt, wenn eine geringe Anzahl von Arbeit nehmern an einzelnen Tagen mit Arbeiten beschäftigt wird, deren Nichterledigung das Ergebnis der Arbeit gefährden oder einen unverhältnismäßig großen wirtschaftlichen Schaden zur Folge haben würde, und wenn dem Arbeitgeber andere Vor kehrungen nicht zuaemntet werden können Im übrigen wird in dem Gesetz bestimmt, daß eine Arbeitszeit von zehn Stunden nur überschritten werden darf aus dringenden Gründen des Gemeinwohls mit befristeter Genehmigung oder wenn es sich um Vorbereitungs- und Er gänzungsarbeiten handelt, bei denen eine Vertretung des Arbeitnehmers durch andere Arbeitnehmer des Betriebes nicht möglich ist und die Heranziehung betriebsfremder Arbeit nehmer dem Arbeitgeber nicht zugemutet werden kann. Dr. Köhler über Gieuerfragen. Keine Senkung der Zuckersteuer. Im Steuerausschuß des Reichstages führte der Reichsminister der Finanzen auf Anfrage der Sozial demokratischen Partei aus: Nach dem Gesetz vom 3. Sep tember 1925 ist die Ncichsregierung verpflichtet, wenn die Lohnsteuer in zwei aufeinanderfolgenden Vierteljahren mehr als 600 Millionen Mark erbringt, einen Gesetzent wurf vorzulegen, der die Lohnsteuer entsprechend senkt. Die Reichsregierung hält sich an dieses Gesetz ge bunden und würde, wenn das Lohnsteneraufkommen die bezeichnete Höhe übersteigt, einen Gesetzentwurf verlegen. Desgleichen werde die Reichsregierung, wenn die Ver mögenssteuer unter 400 Millionen Mark bleibt, der ihr gesetzlich vorgezeichneten Verpflichtung Nachkommen, eine Erhöhung der Steuer herbeizuführen. Das wird aber erst in der ersten Hälfte des Mai übersehen werden können. Zu den Anträgen auf Senkung oder Aufhebung der Zucker st euer müßte er erklären, daß die Etatslage des Reiches, wie sie sich gegenwärtig darstellt, eine Senkung der Zuckersteuer im jetzigen Zeitpunkt nicht zuläßt. Der Steuerausschuß lehnte einen sozialdemokratischen Antrag ab, daß die Bevorzugung der landwirtschaftlichen Gebäude bei der Hauszinssteuer beseitigt und die Ver wendung dieser Steuer für fiskalische Zwecke auf 20 A begrenzt wird. Desgleichen wurde ein kommunistischer Antrag abgelehnt, der die Hauszinssteuer aufheben und die Mieten auf 60 der Friedensmiete herabsetzen will. Eckeners Aordpolflug aufHegeben? Statt dessen Weltumfliegung geplant. Wie eine noch unbestätigte Meldung besagt, soll Dr. Eckener planen, mit dem gegenwärtig in Friedrichs hafen im Bau befindlichen neuen Überzeppelin eine Welt umfliegung durchzuführen. Der neue Zeppelin, der die Bezeichnung „L. Z. 127" führen wird, war ursprünglich für den Nordpolflug bestimmt und für diesen Zweck sind, wie noch erinnerlich, Sammlungen in ganz Deutschland veranstaltet worden, die ein Gesamtergebnis von zwei einhalb Millionen Mark lieferten. Dr. Eckener und die Beamten der deutschen Abteilung der „International Society for Exploration of the Arctic" konnten sich angeb lich über die Einzelheiten des Planes nicht einigen und der Nordpolflug würde Wohl deshalb aufgegeben werden. Statt seiner soll die Umfliegung der Welt mit dem neuen Zeppelin stattfinden, wie behauptet wird. Was den Bau des Luftkreuzers anbetrifft, so dürfte er voraussichtlich gegen Ende des Sommers fertiggestellt sein. Die An triebskraft ist Gas anstatt der bisher üblichen flüssigen Betriebsmittel. krichslebulgesetz unck Mehr. Berlin. In einer Aussprache über das Rcichsschulgescy batten sich auf Einladung des Evangelischen Pressevcrbandcs für Deutschland eine große Anzahl von Parlamentariern der Reichstags- und Landtagssraktionen, ferner die Mitglieder des zurzeit in Berlin versammelten Deutschen Evangelischen Kirchenausschusscs, Vertreter der Lehrerschaft, der Theologischen Fakultät hier eingefunden. Der Reichsminister des Innern, Dr. von Keudell, und der preußische Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, l). Dr. Becker, waren persönlich zu gegen. Die Aussprache über das Reichsschulaesetz wurde ein- acleitet durch den bäuerischen Kirchcnvrättdentcn IX Veit«