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MUdnOrAgebla« Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, B«» ,Ml»druA«r Tagedlall' erscheint täglich nach», s Uhr für de» Tag. B«,ug»preis: Bei Abholung in »« «eschSfteftelle und den Aurgadeftelle» 2Wd. t» Monat, bei Zustellung durch di« Boten 2,S0 Md., bei Postbestellun, »Wd. zujüglich Abtrag- , ,, gebühr. Linzelnunimern «Pf«. AllePostanftalten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umaeaend PoftbotenundunsercAu-- »ügerund Geschäftsstellen ' " - " - nehme« zu jeder Zeit Bc- HeLeugen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieseruug »er Zeit»», oder Kürpm, de» Bezugspreis«». — RüLskndung eingesandter Schriftstück« rrsolgt nur, wen» Porto b«ili«,t. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gespaltcne Raumzelle 20 Goldpfenuig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Rachweisungsgebühr 20 Goldpfennig. Dor- geschriebeneErscheinung-- —, _ tage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bis vorm. 10 Uhr — Für dix Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klageeingezogenwerdenmuß odrrderAuftraggeberinKonkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. »a« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Weitzen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstreutamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Nr. 67. — 86. Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 21. März 1927 Mussolinis Balkanpolitik. Im alten Rom gab es einen Tempel des Kriegsgottes Mars, der immer dann geöffnet war, wenn Krieg geführt wurde. Es ist von den Schriftstellern der damaligen Zeil als ein besonderes Verdienst eines römischen Kaisers hin- gestellt worden, daß unter seiner Regierung einmal die Pforten dieses Tempels geschlossen werden konnten, weil Rom keinen Krieg führte. So ähnlich ist es auch heut zutage; trotz Völkerbund und Schiedsgerichtsverfahren, was alles dazu dienen soll, um die kriegerischen Ausein andersetzungen auf dem Erdball zu verhindern. Irgendwo auf diesem Erdenrund hat es an solchen Auseinander setzungen nie gefehlt, seitdem die große Auseinandersetzung im Weltkrieg beendet war. Nun brennt ein neues Kriegsfeuer auf dem Balkan, in Albanien. Denn es kann fast nichts arideres bedeuten als die Einleitung zu einer kriegerischen Eroberung, wenn jetzt Italien sämtlichen europäischen Regierungen eine Zirkularnote übermittelt hat, worin es beißt, daß Jugoslawien Vorbereitungen treffe, um ein Einfallen in Albanien auszuführen zu dem Zweck, die bis herige Regierung des A ch m e d Z o g u zu stürzen. Das könne Italien nicht dulden und es ist infolge dessen damit zu rechnen, daß es zum mindesten in Albanien selbst zu kriegerischen Auseinandersetzungen kommt, auch für den Fall, daß Jugoslawien selbst sich daran nicht be teiligt. Albanien ist anscheinend das nächste Ziel in der Außen politik Mussolinis. Es ist bekannt, daß Italien schon während des Weltkrieges eifrig bemüht war, sich in Albanien, also auf der anderen Seite der Adria, eine feste Stellung zu verschaffen. Würde das gelingen, so wäre jener Teil der östlichen Adriaküste, die in jugoslawischem Besitz ist, abgeschnürt. Man kann es daher verstehen, wenn Jugoslawien alles daransetzt, um dem italienischen Vor dringen in Albanien entgegenzuwirken. m selbst ist seit 1914, als der FttrstvonWied, der „Mret dieses Landes, denThron räumen mußte, überhaupt nicht zur Ruhe gekommen. Der ehemalige Deutsche Kaiser hat nicht unrecht gehabt, als er sich bis aufs äußerste weigerte, seine Genehmigung dazu zu erteilen, daß der Prinz von Wied sich in das albanische Abenteuer stürzte. Diese auch heute noch halb zivilisierten Gegenden ver langen als Herrscher eine rücksichtslos energische Persön- lichkeit, und auch dem jetzigen Präsidenten der Republil Albanien, Achmed Zogu, ist es nicht gelungen, Ruhe zu schaffen. Er hat mit Italien einen Vertrag abgeschlossen, der ihm im Kampf gegen seine Widersacher Stütze sein sollte. Und diese Gegenpartei setzt sich keineswegs etwa wir aus den christlichen Albaniern zusammen, sondern alles, was „Albanien den Albanern" wünscht, hat sich gegen Achmed Zogu geeinigt, der nichts anderes hofft, als mit italienischer Unterstützung König von Albanien zu werden. Es ist möglich, daß die Gegenpartei jugo slawische Hilse, wenn natürlich auch versteckt, erhalten Hai und erhält; andererseits hat aber auch Italien schon sehr weitgehende Vorbereitungen getroffen, um militärisch Achmed Zogus Stellung zu stärken. Jetzt wird erkenn bar, warum Italien vor kurzem die Erwerbung Beß- arabiens durch Rumänien sanktioniert hat: man wollte sich dadurch einen Bundesgenossen gewinnen, der Jugoslawien verhindern soll, in die Auseinandersetzun gen über die Zukunft Albaniens einzugreifen. Daß E n g- land bei diesen Auseinandersetzungen auf der Seite Italiens steht, ist ebenso zweifellos wie die Uninteressiert heit Frankreichs an einer Besitznahme Albaniens durch Italien in irgendeiner Form. Schon spricht die italienische Presse von großen kriegerischen Vorbereitun gen in Jugoslawien, von Truppenzusammenziehungen an der albanischen Grenze, Nachrichten allerdings, die von Belgrad aus aufs energischste bestritten werden, -b ein solches Dementi Glauben finden Wird, ist nicht Wahrscheinlich, auch nicht wesentlich, weil es ja alter z st ll?n^' den Gegner als den Angreifenden Hin- So sind ziemlich plötzlich über jenem Wetterwinkel Europas Kriegswolkcn emporgezogen. Mussolini wird sicherlich nicht zögern, energisch auf der anderen Seite der Adria vorzugehen, um der Erfüllung des italienischen Traumes, dieses zu italienischem Besitz zu machen, näher zukommen. Aussprache °d» AufwertungSvervefferung Die Stellungnahme der Parteien. Der Rechtsausschutz des Reichstages setzte die Beratuns der Auswertungsanträge fort. Abg. Dr. Jörissen (Wirtschaft liche Vereinigung) sprach sich namens seiner Partei gegen eine Volksabstimmung über die Aufwertung aus Später könne man wohl, wenn die Verhältnisse sich konsolidier! hätten, vielleicht einmal an eine Abgabe vom neuen Vev mögen denken, zurzeit nicht. Abg. Keil (Soz.) vermißte eine Stellungnahme bei Ländervertreter, die, wie Württemberg, gegen die Vorlage ge stimmt hätten. (Justizministcr Hergt: Württemberg hat nich dagegen gestimmt.) Die Vorlage werde nicht zur Bcruhigum der sparenden Bevölkerung beitragen. Anscheinend denke mai nicht au eine Erhöhung des Ablösungssatzes fiir die Go mcmdeanleihen. Eine Aufrollung der Gesamtfrage der Auf Wertung würde das deutsche Wirtschaftsleben von neuem ver wirren, man dürfe deshalb nur solche Einzelsragen angreifen Kriegsgefahr um Albanien. Orohnote Italiens. An sämtliche europäischen Regierunger Mit einem Male sind die schon seit einiger Zeit aus getauchten Befürchtungen wegen etwaiger kriegerische' Verwicklungen aus dem Balkan akut geworden. Dii italienische Regierung hat der englischen Regierung uni den anderen europäischen Regierungen eine Zirkularnot« übermittelt, in der sie behauptet, sie habe Informationen erhalten, wonach auf südslawischem Gebiet Vorbereitun gen getroffen werden, um einen Einfall in Alba nien auszuführen, dazu bestimmt, die bisherige Re gierung zu stürzen. Da die italienische Regierung mit der Regierung von Achmed Zogu Bei einen Vertrag ge schlossen habe, könne Italien einen derartigen Umsturz versuch nichtdulden. In London rief die italienische Mitteilung erhebliche Erregung hervor. Die italienische amtliche Agentur Stefani leugnet die Verschickung der Note nicht ab, sondern läßt es bei fol gender Beruhigungsmeldung bewenden: „In einzelnen ausländischen Zeitungen laufen die üblichen Nachrichten über kriegerische Vorbereitungen im Hinblick auf be sondere Vorkommnisse auf der Balkanhalbinsel um. Der artige Nachrichten entbehren jeder Grundlage und ge hören zu den üblichen antifaschistischen alarmierenden Methoden. Tatsache ist, daß Italien, was es stets gezeigt hat, eine Politik friedlicher Vereinbarung verfolgt und Weder direkte noch indirekte Maßregeln beabsichtigt, die direkt oder indirekt den Frieden an irgendeiner Stelle Europas zu stören geeignet sind oder stören werden. Wer das Gegenteil behauptet, ist nicht unterrichtet oder handelt böswillig." Widerspruch aus Belgrad. Die jugoslawische Regierung erklärt durch die Agen tur Awale die in italienischen Zeitungen verbreiteten Gerüchte über angebliche Rüstungen im Königreich Jugo slawien als in jeder Beziehung erfunden. Die Belgrader „Politika" behauptet, Italien bringe durch Kriegsschiffe seiner Marine Kriegsmaterial nach Valona. Am 7. März habe ein italienischer Zerstörer in der Nacht Gebirgsgeschütze in Valona ausgeladen und sei dann sofort wieder abgedampft. Von italienischer Seite werden alle derartigen Behauptungen dementiert. Dagegen wird aus Tirana berichtet, daß sich in Albanien unter der Einwirkung des italienisch-albanische» Ver trages die Lage ständig verschlimmere. Natürlich wird umgekehrt in Italien behauptet, die Serben zögen Truppen zum Einmarsch in Albanien zu sammen. . Ztalien setzt auch Deutschland in Kenntnis Die Vorgänge aufdemBalkan. Die italienische Negierung hat auch der deutschen Re gierung über die Vorgänge auf dem Balkan in ihren Sinne unterrichtet. Sie hat dabei darauf hingewiesen daß nach ihren Beobachtungen in Jugoslawien stark, militärische Vorbereitungen mit Bezug ach Albanien getroffen würden. Die italienische Regierung beabsichtige nicht, hieraus mit militärischen Gegenmast nahmen zu antworten. Sie werde aber der deutschen Re gierung ebenso wie den übrigen am Balkan interessierter Mächten zur Entkräftung der im Zusammenhang Mil diesen Rüstungen gegen Italien eingeleiteten Kampagn« alsbald ausführliches Material vorlegen, das die tat sächliche Lage aufkläre. England sjjr Elngreisen der Völker bundes? Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 20. März. Der südslawisch-italienische Konflikt wird in London im allgemeinen ruhig beurteilt, ohne daß die sich aus ihm ergebenden Gefahren unterschätzt werden. Bei den ern sten Konsliktsmöglichkeiten und der heiklen juristischen Lage würde man es nicht ungern sehen, wenn der Völkerbundsrat auf Grund des Artikels 11 sich der Angelegenheit annehme und zunächst Italien unld Siidslawien verpflichtete, jede militärische Aktion zu unterlassen, bis eine Sonderlommission des Völkerbundes den Konflikt an Ort und Stelle geprüft habe. Die Voraussetzungen des Artikels 11 für einen entsprechenden Antrag auf ein Eingreifen des Völkerbundes werden als sofort gegeben erachtet. Parir-LaMaer Gtdaukeaaarlaasch Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 21. März. Wie verlautet, wird zur Zeit ein leb hafter Gedankenaustausch zwischen Paris und London über die Maßnahmen geführt, die zu ergreifen seien, um ein weiteres Zunehmen der italienisch-jugoslawischen Spannung und eine Aus breitung des Konfliktes zu verhindern. Gegenüber den, angeblich von deutscher Seite stammenden Vorschläge, eine Sondertagung des Völkerbundsrates einzuberufen, sei der englische Plan vvrzu- ziehen, die alliierten Militärattaches zur Einleitung einer Unter suchung an Ort und Stelle zu entsenden. Milse WimeMe zwischen KWmoWn und RMnaWWes. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdrusser Tageblattes". Berlin, 20. März. Zu einem, schweren Zusammenstoß zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten kam es am heutigen Sonntag abend gegen 7 Uhr auf dem Bahnhof Lichterfelde-Ost. Es entspann sich ein Feuergefecht, bei dem nach den bisherigen Feststellungen etwa 20 Personen mehr oder weniger schwer ver letzt wurden. Erst nach einer halben Stunde gelang es einem star ken Polizeiaufgebot, dem Kampf, an dem etwa 200 Personen be teiligt waren, ein Ende zu machen. 20 Personen aus beiden Lagern wurden verhaftet und der Abteilung I des Berliner Po lizeipräsidiums zugeführt. Weiteres MMen der KMonMM« Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 21. März. Wie aus Schanghai gemeldet wird, ist das Geschützfeuer d«r vorrückenden Kantontruppen bereits in Schanghai vernehmbar. In zwei Tagen werden die Kantoneser in Schanghai erwartet. Die Nordarmee hat nunmehr sowohl Suukiang wie Wukiang den Südtruppen überlassen, während Sut- schau, das als Knotenpunkt der Eisenbahn Nanking—Schanghai der wichtigste strategische Punkt für die Einnahme Schanghais ist, von der Schantungarmee seinem Schicksal überlassen wurde. Die Nordtrnppen haben ihre Stellungen, ohne ernstlichen Widerstand zu leisten, preisgegeben, und die Stadt ist überflutet von Flücht lingen aus Nanking. Als Begründung für den überraschend ge ringen Widerstand der Nordtruppen wird angeführt, daß ver schiedene Untergenerale sich nur mit Haldem Herzen sür die Sache der Nordarmee einsetzen. die die Gesamiwtriscyaft nicyr veruyrren. ^reiney ,ewn n diesem Rahmen noch erhebliche Verbesserungei der Aufwertung über die Regierungsvorlage hinaus möglich Abg. Schetter (Ztr.) meinte, daß die Aufwertungsgesetz eine Beruhigung in die Kreise der Gläubiger und Schuldne gebracht und namentlich ermöglicht hätten, Familienstreitig keilen durch Vergleich zu schließen. Es müsse vermieden wer den, die wirtschaftlichen Gefahren wieder Heraufzubeschwörer die mit der Gesetzgebung von 1925 vermieden werden sollten Der matzlosen Agitation müsse ein Riegel borge schoben werden. Die Zenttumspartei werde für die Regierung? Vorlage stimmen. Sie pvluisch-litmische Spannung. Zu Meldungen über einen beabsichtigten Vormarsch polnischer Truppen gegen Kowno wird von maßgebender polnischer Seite erklärt, daß die Nachrichten nicht den Tat sachen entsprechen. An der polnisch-litauischen Grenze seien gegenwärtig polnischerseits keine Truppenansamm- lungcn im Gange. Doch wird von gut unterrichteter Seite versichert, daß eine „maßgebende ausländische Macht" (gemeint ist England) Litauen demnächst auffordern werde, daß es klipp und klar erkläre, ob es immer noch nicht die Botschafterentscheidung über das Wilnaer Ge biet anerkennt und ob es sich immer noch als im Kriegs zustand mit Polen befindlich betrachtet. Die litauische Gesandtschaft teilt mit: „Die in den letzten Tagen verbreiteten Gerüchte über einen bevor stehenden Ausbruch von Feindseligkeiten an der litauisch polnischen Demarkationslinie entbehren jeder Grundlage. Die Alarmmeldungen sind auf die h ä u f i g e n P l ä n k e- leien zwischen polnischen und litauischen Grenzposten sowie auf die dort herrschende Nervosität und die bis jetzt nicht gelöste Wilnafrage zurückzuführen. kußlsm! melckrl lis). Nor kurzer Zeit erregte es Erstaunen, daß Italien plötzlich und unerwartet seine Zustimmung zu der Ab machung aussprach, daß das frühere russische Bessarabien an Rumänien fällt. Die Rumänische Kammer hat be schlossen, in Kischinew ein Mussolini-Denkmal errichten zu lassen zum Dank sür die Ratifikation des bessarabischen Protokolls durch Italien. Der Gemeinderat von Bukarest hat die „Strada Romana" umbenannt in „Strada Mus solini". Weniger einverstanden ist Rußland mit der An gelegenheit. Die Sowjetregierung hat durch ihren Botschafter im Ministerium des Austern in Rom eine Protestnote gegen die Ratifizierung des Pariser Vertrages über Bessarabien überreichen lassen.