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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, 'ÄWck-Nn Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P-^^ndun,^ kihrrrr »-wall, Krieg oder sonftigrr DelriebsstSrung-n destrhl kein Anspruch auf Li-fcruug ^g«wu>!-de?«üvn!g d« »c,u,«preis». - Rücksendung eingesandter Schriftstück« ersolgt nur, wenn Porto beilieg!. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gespa!tcne Raumzeile 20 Goldpfennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold» Pfennig, dre 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Aachweisungsgedühr 20 Goldpfennig. Dor- geschnebeneErscheinungs» tage und Piaf,Vorschriften wrrden nach Mögiichk-ii Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 d-Esichtig,. An7-ig-n. °mwhmtdi»vorm.I0Uhr > — — Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabatlanjpruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eirrgezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Da» Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Bmtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Nr 54. 86 Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt« Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 2640 Sonnabend, den 5 März 1027 Krankheiiserscheinungen. Daß nicht alles Gold ist, was glänzt, ist eine Wahr- des großen Waffers gewiß nicht erst aus Deutschland emzuführen brauchte. Aber daß dre guten Amerikaner trotz allen Dollarsegens, mit dem sie bald gar nichts Gescheites mehr anzufangen wissen werden, jetzt schon soweit sind, daß sie sich Sorgen machen muffen, sehr ernsthafte Sorgen um das ständige über bandnehmen der Selbstmorde in den Kreisen ihrer studierenden Jugend, das ist doch eine einigermaßen rätselhaft anmutende Erscheinung. In der Tat könnte aufmerksameren Beobachtern des amerikanischen Lebens schon seit einiger Zeit die selt- ,ame Häufigkeit solcher Beweise von Lebensüberdruß gerade in den Reihen des Gelehrtennachwuchses auf- fauenx und wenn jetzt von drüben gemeldet wurde, daß Studenten von Baltimore einen Antiselbstmord- klub gegründet haben, der.auf Grund besonderer psycho logischer Kurse die Gewohnheiten und Gedankengänge der Studenten genau erforschen und auf diesem Wege die Ursachen für die Selbstmorde der Akademiker aufdecken soll, so mag damit wirklich schon, wie man hierzulande zu sagen pflegt, einem dringenden Bedürfnis entsprochen einer Seite hin wird dieser Klub Wohl -lrbeit haben: materielle Not wird "V in einem einzigen dieser Fälle zum Selbstmord getrieben haben. So etwas kennt man in Amerika so gut wie gar nicht. Und bei den nngeheu^n Stiftungen gerade für akademische und studentische Zwecke, die loblicherweise zu den Selbstver ständlichkeiten des geschäftlichen und gesellschaftlichen Lebens in der Neuen Welt gehören, ist gewiß jeder junge Mensch an den amerikanischen Hochschulen ohne weiteres in der Lage, sein Studium so einzurichten oder auszu dehnen, wie es sein Wissenstrieb oder der praktische Be- tätigungsorang, dem er obliegen möchte, um es im Leben zu etwas zu bringen, bedingt. Bleibt also dieseelische, die sittliche Not, derer vielleicht die robusteren Na turen anderer Stände und Berufe ohne sonderliche Mühe Herr werden, denen aber viele mit geistigen Ausbil- dnngsarbeiten beschäftigte junge Leute erliegen, weil sie keine Brücke finden können zwischen dem Glanz des äußeren Lebens, von dem sie sich umgeben sehen, lind der Leere und der Sinnlosigkeit des Daseins, wenn man es von höheren, von ewigen Gesichtspunkten aus bewertet wissen möchte. In Deutschland haben wir wieder holt die Erfahrung gemacht, daß gerade in harten und kargen Zeiten eine Jugend aufwuchs, die ihr eigenes Schicksal und damit auch das Schicksal ihres Staates besser zu meistern verstand als das Geschlecht, das unter besonders günstigen äußeren Bedingungen sich heranzu bilden hatte. Auch von der Gegenwart wird man, wenn erst ihre Früchte herangereift sind, einst hoffentlich sagen können, daß sie uns wenigstens insofern Segen einge tragen hat, als die aus ihr hervorqcgangcne Jugend sich den kommenden Aufgaben der Wiederaufrichtung ver- lorengegangener vater^ndischer Werte gewachsen zeigen wird. Auf entschritt Boden braucht ein Antiselbstmord- flub nicht gegründet zu werden. * Aber man muß den Amerikanern, die es sonst sehr gern hören, wenn man ihren Idealismus rühmt doch auch sagen, daß sie sich in der Frage der R ü ck g a b e d e s deutschen Eigentums eines Verhaltens schuldig machen, das diesem großen Lande nachgerade zur Un- ehrc gereicht. Oder sie müßten sich dann ganz off-m heraus für unfähig erklären zur Lösung einer Rechts frage, mit der andere, minder große und minder stolze Völker langst fast spielend fertig geworden sind Vor drei Jahren schon war man in Washington soweit daß dem Kongreß eine entsprechende Regierungsvorlage unterbreitet wurde, und seitdem ist keine Parlaments- tagung vorübergegangen, ohne daß die Anstrengungen erneuert worden waren, mit Deutschland auch in diesem Punkt endlich ins Reine zu kommen. Gewiß Hai man in Deutschland sich allzusehr auf den guten Willen jener auswärtigen Herrschaften verlassen, die vom Weltkrieg nur zuviel profitiert haben und trotzdem noch immerweiterprofitieren möchten, und hat des halb jeder voreiligen Meldung nur zu rasch Glauben beigemeffen, die die baldige, die sofortige Rückgabe unseres Eigentums ankündigte. Aber da nun alle Be mühungen um dieses Ziel auch diesmal wieder ge scheitert sind, werden die Amerikaner es sich schon ge fallen lassen müssen, daß man die Grenzen in dieser Be ziehung denn doch überschritten findet. Der Kongreß macht sich offenbar um den Eindruck, den sein Verhalten überall in der Welt, insbesondere aber natürlich m Deutschland, erwecken muß, keine Sorge; noch weniger kümmert es ihn natürlich, welche finanzielle Erleichterung es für Deutschland bedeutete, wenn wir wirklich wieder die freie Verfügung über einen nach Hunderten von Dollarmillionen zählenden Betrag zurückerhielten. Ver dienen wird nun einmal in Amerika besonders groß ge- «chrieben; ob anständig oder unanständig verdient wird, ist die zweite Frage. * über^"ika hat deshalb auch gar kein Recht, sich dar- nchte» «Wundern, daß sein Wort in der Welt keinen Klang mehr bat. Die neueste Abrüstungsbotschaft Me AWW des LUM« i« Genf? EngiiMe Semöhuugen zur Wirrung Rußlands. Deutsch-englische Besprechungen auf der Ratstagung. In unterrichteten französischen Kreisen und auch in diplomatischen englischen Kreisen hebt man angesichts der bevorstehenden Genfer Ratstagung hervor, daß die An wesenheit Chamberlains und Briands bei dieser Genfer Ratstagung auf den Wunsch zurückzuführen wäre, die bisher geübte Methode, alle Vierteljahre eine Zusammen kunft zwischen den leitenden Staatsmännern Europas herbeizuführen, in Zukunft fortzusetzen. Auch ist in der Anwesenheit der beiden Außenminister die Absicht unver- - kennbar, die Bedeutung der Rolle Deutschlands im Völ kerbund, das diesmal den Vorsitz in der Ratstagung führen wird, zu unterstreichen. In Genfer Kreisen rechnet man damit, daß diesmal neben den deutsch-französischen vor allem deutsch-eng lische Verhandlungen im Mittelpunkt der Bera tungen stehen werden, oie vor allem auf die Z u - spitzung der englisch-russischen Beziehun gen zurückzufützren sind. Es unterliegt keinem Zweifel, daß Chamberlain die Absicht hat, in Genf die antirus - fische Front zu verstärken und auf die Verhand lungen zwischen Deutschland und Polen einen Einfluß auszuüüen. Die lebhafte Tätigkeit, die das Foreign Office einerseits in Warschau und in Wilna entwickelte, um eine Annäherung Polens an Litauen zu erreichen, und die Bemühungen des Foreign Office andererseits n-u eine Wieoeransaahnie der deutsch-polnischen Eerhuud- lungen sind der beste Beweis dafür, wieviel der englischen Regierung an einer völligen Isolierung S v w - jetrutzlands gelegen ist. In den direkten Unter redungen zwischen Chamberlain und Dr. Stresemann mied, so vermutet man, das ganze Ostproblem in vollen! Umfange aufgerollt werden. Man glaubt andererseits, daß Chamberlain alle Mittel anwraden wird, um Ruß land und Deutschland einander zu eutfremden. Ju französischen politischen Kreisen ist mau sich offenbar klar, welche Bedeutung diesen deutsch-englischen Besprechungen beizumeffen ist, und man sagt sich, daß der -uMchL Außemnulister für die Lockerung der deutsch- rußtschen Beziehungen einen Preis zu zahlen bereit sein konnte, der vielleicht in der Unterstützung der deutschen Ansprüche aus die Rheinland- läumung zu suchen wäre. Eine gewisse Besorgnis über die bevorstehenden Verhandlungen ist daher im französischen Außenministerium nicht zu verkennen. So wird man den Genfer Verhandlungen der nächsten Woche mit gesteigertem Interesse entgegensehen können. In Berliner diplomatischen Kreisen mißt man der vorstehenden Meldung große Bedeutung bei. Man hält es durchaus für wahrscheinlich, daß England unter Zu stimmung Frankreichs die Absicht hat, auf der kommenden Ratstagung das Problem der Beziehungen Westeuropas zu Sowjetrutzland grundsätzlich aufzurollcu und sich für seine weitere Politik gegen Moskau der Unterstützung Deutschlands zu versichern. Solche Pläne würde auch die in der letzten Zeit befolgte Taktil der englischen und fran zösischen Presse verständlich machen, die ja systematisch die Erörterung des Systems der Nheinlandräumung auf der Märztagung als verfrüht und inopportun hinsteüte. Deutschland wird sich aber durch solche Versuche nicht von seiner klar vorgezeichneten politi schen Linie abdrängen lassen, die eins weitere Verständigung mit Frankreich und England erstrebt und die zur Erreichung dieses Zieles eine schnelle Bereinigung der noch zu klärenden Fragen, insbesondere des Rhein land- und Saarproblems, als wichtigste Vorbedingung ansieht. Deutschlands Politik gegenüber Sowietrußland bat sich nach Meinung Berliner diplomatischer Kreise stets im Nahmen der zwischen beiden Staaten abgeschlossenen Verträge gehalten und wird dies auch weiter tun. Jeder Versuch von englischer oder französischer Seite, ein Ent gegenkommen gegenüber deutschen Forderungen in den Westfragen von einer Änderung der deutschen Politik im Osten abhängig machen zu wollen, wird auf einmüti gen Wider st and der gefamten deutschen Öffentlichkeit stoßen. * Dr. Stresemann Sonntag früh in Genf Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Genf, 4. März. Wie nunmehr seststcht, wird Dr. Strese- ' mann mit Staatssekretär von Schubert am nächsten Sonntag früh um 7,30 Uhr aus San Remo in Genf eintreffen. Der Völ kerbundsreferent des Auswärtigen Amtes v. Bülow und Mini sterialdirektor Dr. Gaus werden direkt aus Berlin mit dem übrigen Teil der deutschen Delegation am Sonnabend abend um 5 Uhr in Eens erwartet. Briand und Vandervelde treffen gleichfalls Sonntag früh kn Genf ein. Dagegen wird der pol nische Außenminister Zaleski, der sich einen Tag in Wien aufhält, bereits am Sonnabend in Gens ankommcn. Chamberlains Abreise — Freie Hand sür Chamberlain in Gens? Eigener Fcrnsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 4. März. LH. mberlain wird morgen um 10,45 Uhr vormittags in Begleitung seiner Frau und einiger Beamten düs Auswärtigen Amtes von London nach Gens abreisen. Wie üblich wird der Zug einen dreistündigen Aufenthalt in Paris nehmen. Man nimmt an, daß Briand mit der französischen De legation von Paris aus denselben Zug nach Genf benutzen wird. Lord Cecil wird erst in der nächsten Woche nach Genf reisen. Die Beratung der Freigabebiü endgültig Vertagt. Eigener Fernsprechdicnst des „Wilsdruffer Tageblattes". Neuyork, 4. März. Der Kongreß ging heute ausein ander, ohne die Cigcntumsbill beraten zu haben. Voraussichtlich wird der Kongreß nicht vor Dezember d. I. zusammentretcn. Es ist aber fraglich, ob dann die Bill wieder zur Beratung gestellt wird. seines Präsidenten beantwortet Frankreich mlt einer Heeresvorlage, die so ziemlich den letzten Mann in den Dienst der Volksbewaffnung stellen will. Und zwischen England und Rußland tobt ein Federkrieg, der schon für eine nahe Zukunft nichts Gutes ahnen läßt. Auch daß der in China entfesselte Brand immer weiter um sich greift, wird Inne von den weißen Mächten mehr verhindern können Die Sünden der Väter, die in den Büchern des Weltkrieges mit so unsäglich grausigen Lettern eingetragen sind, werden sich an den nachfolgen den Geschlechtern rächen — trotz Friedenskongressen und Völkerbundtagungen. Dr. Sy. Mexikos Gesandter aus Washington abgereist. Amerikanisch-mexikanische Spannung. Der mexikanische Gesandte in Washington ist auf Grund des amerikanisch-mexikanischen Notenwechsels aus Washington abgcreist, um nicht wieder nach dort zurück zukehren. Den Newyorker Blättern zufolge hat die ameri kanische Regierung in ihrer Note an Mexiko daraus hin gewiesen, daß der mexikanische Gesandte in Washington nicht mehr länger angenehm sei. Der Gesandte soll an geblich während des Slstreites Erklärungen an die Presse gegeben haben, die der amerikanischen Regierung nicht patzten. Die amerikanische Note ging nach einer engeren Washingtoner Kabinettssitzung nach Mexiko ab. Der mexikanische Gesandte verließ bereits damals Washington, erhielt aber auf der Durchreife durch St. Louis die tele graphische Anweisung seiner Regierung, nach der ameri kanischen Hauptstadt zurückzukehcen. Der mexikanische Gesandte hat jetzt Washington sofort nach dem Eintreffen der mexikanischen Antwortnote endgültig verlassen. Frankreich in Waffen. Die Beratung des französischen Verteidigungsgesetzes. Bei der Einzelberatung des Gesetzentwurfes betr. die Organisierung der Nation für die Kricgszcit in der Kammer hielt Kriegsminister Painleve eine Rede, in der er u a. ans führte, er sei durch den neuen Organismus der nationalen Verteidigung, der bereits für die Fricdenszeitcn vorgesehen sei, um in Kricgszcitcn zu funktionieren, vollkommen beruhigt. Am Anfang des Weltkrieges habe man, nachdem sich die Aus fassnng, daß eS sich nm einen Krieg von kurzer Dauer handele, als falsch hcrausgcstellt habe, mit Schrecken bemerkt, daß die Mnnitionsvorräte ausgingen und es an Explosivstoffen fehlte. Frankreich habe damals seine Hecresindustrie erst ansbauen müssen und dies habe nur unter starken Verlusten und unter großer Vergeudung von Geld geschehen können, wobei sich gewisse Leute bereichert hätten. Der neue Gesetzentwurf beuge für die Zukunft solche» Fällen ror. Wenn die Negierung erfahren würde, daß eine Nation eine mächtige Lu ft flotte in mobilisiertem Zustand gegen Frankreich ausgestellt habe, wäre sie wohl verpflichtet, die Mannschaften der Luftverteidigung, also die Flugzeug sührer der ersten Reserve und die Jagdflieger, cinzuberuseu. um alle, die einen Einfall versuchten, diesen Versuch teuer be zahlen zu lassen. Diese Teilmaßnahmen bedrohten nieman den, sie seien durchaus inosfensiv, und die Regierung sei de: Ansicht, daß sie getroffen werden könnten, ohne mit iraend