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MsdmfferÄWblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Do» .Mlsdruftcr Tao-blau" crichcivt täglich uachm. s Uhr sür Le« i-.H-.T-- Tag. B-zugspr-ia: B-I ildbolung in »« ««schSstLst-ll- undd-n Ausgadrftrlln, 2MK. int Mona«, bci Zustellung durch di« Boten 2,R Md., bei Postd-st-llung r Md. zuzüglich Adtraa« ... - . - ,. . „ -- .. . gebühr. Einzelnummern »Psg. MIeP°ft-uft-It°u Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postboten»ndunsercAne. aügeruni, Leschäsirstellen — — — nehmen zu jeder s-it Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle hdherer Dewalt, Krieg oder jonstlgcr B-tricdoftSrungen besteht Keill Anspruch aus Lieferung Ker Zeitung »der Kürzung de» Bezugspreise». — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Lürgertum, Äeamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: dic8g-,pa!ten-Aa>,mzeil-M Doldpsennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen IV Soid- psennig, die 3 gcspaitenc Rekiamezeile im textlichen Teil« Ivo Goldpsennig. Rachweisungsgebühr 20 Goldpsennig. Vo» geschriebene Erscheinungs- tage und Piatzoorfchriften werden nach Möglichkeit iVkrUfvretÜLri Vm1 28ilsdruff Nr. 0 berücksichtigt. Anzeigen annahme di» norm. 10 Uhl -I- , U Für die Richtigkeit der Lurch Fernrus üdermittelten Anzeigen übernehmen wir kcine Garantie. Jeder Rabattanspruch »lischt, wenn d» Betrag durch Klage eingezogen werd eu mutz oder der Austra ggcderin Konkurs gerät. Anzeig en nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Da« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forslrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Nr. «2. — 86. Jahrgang Tclegr.-Adr.: .Amtsblatt- Wilsdruff- Dresden 8« -W Postscheck: Dresden 2640 DieNStKF, dLN 15. MLVZ 1S27 Genfer Ergebnisse. Aus parlamentarischen Kreisen wird uns zum Ab schluß der Genfer Tagung geschrieben: Es war die erste Völkerbundratstagung, die unter deutschem Vorsitz in Genf abgehalten worden ist und nun zu Ende ging, über die Gaben, die unsere Delegation aus Genf zurückbringt, kann man vorläufig ein ab- schlteßendes Urteil schwer abgeben. Noch am vorteil haftesten für uns ist die oberschlesische Streit frage mit Polen geregelt worden, wobei wir aller dings das Zugeständnis machten, daß am Elternrecht nicht unbedingt sestgehalten werden soll, daß nämlich polnische Eltern ihre Kinder nicht in deutsche Minderheitsschulen schicken dürsen, auch wenn sie wollen. Dadurch bleibt ein Keim des Streites erhalten, weil ja recht unsicher ist, was man unter „polnischen Eltern zu verstehen hat, und weil der Polnische Staat darüber entscheidet, was er als »Polen" betrachtet; man wird besonders bei einer Fest legung der Eltern auf Doppelsprachigkeit wohl noch manch' Sonderbares erleben. Zu Auseinandersetzungen wird es sicher kommen wegen der Erledigung der Saarfrage. Die Rechts- läge war ja so, daß man in Deutschland nicht damit rech nete, man werde von deutscher Seite nachgeben, sondern würde es unter Umständen auf eine Überstimmung Deutschlands im Völkerbundrat ankommen lassen. Diese Unnachgiebigkeit hat man bei der deutschen Delegation aber nicht für richtig gehalten, aus dem angegebenen Grunde, es bei dieser ersten Tagung des Völkerbund rates unter deutschem Vorsitz nicht zu einem Konflikt in aller Öffentlichkeit kommen zu lassen. Ob das der wirk liche Grund ist, wird sich wohl erst zeigen, wenn Dr. Strese mann sich nach seiner Rückkehr im Reichskabinett geäußert hat. Schließlich hätte es doch nahegelegen, Frankreich praktisch durch den Hinweis ins Unrecht zu setzen, daß es Forderungen erhob, die über die Versailler Vertragsbe stimmungen hinausgehen. Die deutsche Zustimmung zu dem Kompromiß hat für dieses Hinausgehen über Ver sailles den rechtlichen Unterbau abgegeben, eins Tatsache, die wohl den Hauptgegenstand der zu erwartenden Dis kussion abgeben wird. Erfreulich ist ja zweifellos, daß in absehbarer Zeit der offizielle Abbau der französischen Besatzung im Saargebiet bis auf die 800 Mann des Bahn schutzes erfolgt, — aber dieser Bahnschutz hat einen Rechts titel, den die bisherige Besatzung nicht besaß. Ebenso wenig ist den deutschen Wünschen Rechnung getragen Worden, die darauf abzielten, der Saarkommission ihren einseitig franzosenfreundlichen Charakter zu nehmen und sie etwas stärker zu internationalisieren. Ob in der Junitagung des Völkerbundrates den deutschen Wünschen mehr Rechnung getragen wird, erscheint nach den bisherigen Erfahrungen recht zweifelhaft. Die bis herigen Beziehungen zwischen Deutschland und Frank reich sind aber — das kann ruhig ausgesprochen werden — in letzter Zeit etwas empfindlich geworden; man tut am besten, überhaupt nicht daran zu rühren. Das ist ja auch Lei dem sonst so viel besprochenen Punkte der Frage der Rheinlandräumung nicht geschehen. Besprechun- gen hierüber zwischen dem deutschen und dem fran zösischen Außenminister haben zweifellos nicht stattge- funden. Das einzige, was geschehen ist, war die An- Stresemanns, man werde diesen Streit- -der nächsten Zusammenkunft, also bei der Ratstagung energisch zur Sprache bringen. Dinge allerdings so, daß der Völker- bund für eine Behandlung in dieser Frage ja nicht zu ständig vEn^r. Botschafterkonserenz bzw. die daran Eeresfterten Hauptmächte erledigt wer den muß- der Genfer Tagung dient nicht gerade dazu, dem „Ge^t von Locarno" etwas mehr Wirk lichkeit zu verl-rhen. Darüber helfen alle schönen Worte und schwungvollen Reden uns nicht hinweg. Man erwartet m den politischen Kreisen Deutsch lands ausgedehnte Auseinandersetzungen. Dr. Strese mann hat in Genf betont, das er das deutsche Zugeständ nis namentlich in der Saar,rage ohne Instruktion bzw. ohne Zustimmung aus Berlin mache. Es fragt sich, ob nun nicht erst das Kabinett dieser Zustimmung beitreten muß. Wahrscheinlich wird es auch zu einer Aussprache im Reichstag kommen. Es läßt sich,«m Augenblick nicht übersehen, welche innenpolitischen Wirklingen drs Genfer- Ereignisse haben werden. oerichierstattuug Ar. Stresemanns. Vor großen außenpolitischen Auseinandersetzungen. Reichsaußenminister Dr. Stresemann ist am Montag nachmittag in Begleitung des Staatssekretärs v. Schubert und des Ministerialdirektors Dr. Gans von Genf kommend wieder in Berlin eingetrossen. Dr. Stresemann wird so fort dem Reichspräsidenten und dem Reichskabinett Bericht über die Verhandlungen in Gens erstatten. In parlamen tarischen Kreisen rechnet man damit, daß die letzte Genfer Ratstagung demnächst auch Gegenstand von Erörterungen ün Auswärtigen Ausschuß des Reichstages bilden wird; im Anschluß daran soll sich auch das Plenum des Reichs tages mit den Vorgängen in Geirs beschäftigen, so daß Es dort zu einer großen außenpolitischen Aussprache kom- "'eu dürfte. Allerdings sind aenaue Termine kür diele Rückkehr aus Genf. politischen Aussprachen noch nicht vorgesehen. Sehr interessant wird die Stellungnahme des Reichskabinetts zu dem Ausgang der Genfer Verhandlungen sein, zumal Dr. Stresemann über die Saarsrags erklärt hat, daß er «licht auf Instruktionen aus Berlin, sondern aus eigenem Verantwortnngsgesichl in dieser Angelegenheit gehandelt habe. * Das umstrittene Saargebiet. Das Echs Die deutsche Presse behandelt das Ergebnis der Genfer Konferenz bisher mit ziemlicher Zurückhaltung, wenngleich auch einige rechtsstehende Blätter ganz offen von einer Niederlage des deutschen Neichsaußenministers sprechen. Von besonderem Interesse ist die Stellungnahme der Zeitungen des Saargebietes, die üöereinstiin- mend ihrem Bedauern Ausdruck geben, daß es nicht gelungen sei, die Wiederwahl des Herrn Lambsxt zu ver hindern, obwohl er bereits sieben Jahre im Amt sei und ein früher schon gefaßter Ratsbeschluß fünf Jahre als höchste Dauer der Amtszeit für Mitglieder der Regie- rungskommission vorschreibe. Selbst auf dein sozialdemo kratischen Parteitag des Saargebietes wurde zum Aus druck gebracht, daß der Ausgang der Genfer Verhandlun gen zur Regelung der Saarfrage nicht befriedigen könne. Im Gegensatz hierzu spricht die französische Rechts presse von einen« Triumph Stresemanns, wäh rend die Zeitungen der Linken sich über den diplomatischen Erfolg Briands freuen. In England hat der Ausgang der Genfer Ratstagung, nach dein Urteil der Presse von dem Tage, Befriedigung hervorgerufen. Das GichschZiisproblem. Als Auftakt für die am nächsten Montag beginnende zweite Tagung des Vollausschusses sür die Vorbereitung^ r der Abrüstungskonferenz ist das Ratskomitee zur Prü- l jung der Zusammenhänge des Sicherheitsproblems unter f Vorsitz des deutschen Gesandten Dr. Göppert zusammen-! getreten. Der Bericht des Ausschusses sieht sür den Fall! drohender Kriegsgefahr eine Reihe von Maßnahmen vor, darunter die sofortige Einberufung des Vökkerbundrates und sofortige Aufforderung der gegnerischen Parteien durch den Ratspräsidenten, sich aller Feindseligkeiten zui enthalten. ' ' MW Ver die deMe MWst. (284. Sitzung.) 6L. Berlin, 14. März. Die Abkommen zwischen Deutschland und Polen über die Bcrgwerlsfelder, die durch die deutsch-polnische Grenze durchschnitten sind, über die Verwaltung der die Grenze bildenden Strecke der Oder, über die gemeinsame Zoll-- uno Paßavfertigung und den Eisenbahnverkehr in Kurzebrack, über die Benutzung von Baulichkeiten in KurzcbraÄ durch Polen wurden in zweiter und dritter Lesung ohne Aussprache angenommen. Ebenfalls angenommen wurde der Gesetz entwurf über den Beitritt des Reiches zu der Übereinkunft von Montevideo, betreffend den Schutz von Werken der Lite ratur und Kunst. Es folgte dann die zweite Lesung des Haushatts des MichSNkMasismimstenuMS. Reichswirtschaftsminister Dr. Curtius gab als Beitrag zur Lösung des Problems „Staat und Wirtschaft" einen Über blick über die Tätigkeit des Reichswirtschaftsministers. Er schilderte dabei, welche bedeutsamen Wandlungen die Wirt schaftliche und fozale Struktur Deutschlands gegenüber der Vorkriegszeit erkennen laste. An Neuaufgaben seien die Neichs- wohnungszählung, die Erhebung von HaushaltsrechmuMN, die Produktions- und Lohnstatistik gekommen Der Vervoll kommnung der Handelsstatistik gelte eine dem Reichstage dem nächst vorzulegende Gesetzesvorlage. Der Minister «nachte dann darauf aufmerksam, daß dis Berufsorganisationen nach dem Zusammenbruch zunächst eine treibhausartigc Entwicklung ge nommen hätten. Seit einigen Jahren sei aber ein Beharrungs zustand eingetreten. Die Beziehungen der Organisationen er streckten sich auch auf weitgehende sachliche Zusammenarbeit bci der Durchführung von wirtschaftspolitischen Aufgaben. Noch sei das Ziel der Rationalisierung in Deutschland nichi erreicht. Die Vervollkommnung der Technik stehe noch zum großen Teil bevor. Endziel der ganzen Nationalisierung müßte die Wiederaufnahme aller brauchbaren Arbeitskräfte in de» Arbeitsvrozeß und die Hebung der Kaufkraft der ganzen Bevölkerung sein. Aus einer Denkschrift über die bisherige Tätigkeit des KartMgerichtA führte der Minister an, daß bis zum 1. Januar dieses Jahres im ganzen 1600 Anträge durch das Kartell gericht erledigt worden seien. Die Urteile des Karlellgerichts ließen gewisse als Überspannung des Organisationsgedankens zu kennzeichnende Formen der Wirtschaft verschwinden. Ein umsangreicher überblick über die vorhandenen Kartelle sei bereits vorhanden. Der Minister führte weiter aus, die Zoll- und Handelsvertragspolitik bewege sich auf einer durch dir bekannten Verschiebungen des Welthandels gegenüber der Vor kriegszeit veränderten Grundlage. Die Ausfuhr aus Deutsch land nach den europäischen Ländern sei im ganzen genommen geringer als vor dem Kriege, wobei den Hauptausschlag dir verminderte Ausfuhr nach Rußland und Frankreich gebe. Bei den andern Ländern zeige sich in manchen Beziehungen ein« günstige Auswirkung der mit ihnen abgeschlossenen Handels- Verträge. Asien und Afrika nehmen wachsende Mengeri deut- scher Ausfuhrerzeugnisse auf. So sehr Deutschland danach tracbte, das Handelsvertragssystem mm Abschluß zu bringen, l so sei man noch immer wett vom Ziere eniferm uns yaoe noq schwere Aufgaben, wie die Handelsverträge mit Polen, mit Frankreich und mit der Tschechoslowakei, zu lösen. Dr. Curtius erhofft vor« der im Mai in Genf stattfindenden Weltwirtschaftskonserenz eine gewisse Erleichterung der allgemeinen handelspolitischer Lage.'So wenig befriedigend im ganze,« Deutschlands handels politische Lage zurzeit auch sein mag, so werde die Reichs regierung doch eine Änderung der Methoden und di« Schaffung eines neuen Zolltarifes in nächster Zeit nicht ver antworten könne». Dir Einbringung eines neuen deutschen Zolltarifes, dü von« Reichstag gefordert wurde, würde im Augenblick nur nock größere Verwirrungen Hervorrufen. Der Minister kündigt« eins Vorlage der Nekchsregierung über die Gestaltung dci Agrarzölle für die Zeit nah dem 31. März d. I. an. Aus den Gebieten der Geld- und Kreditpolitik hätten du Geldsätzs der Ausländsanleihen und des Julandskapitals irr vergangenen Jahre eine beträchtliche Verminderung erfahren Die bisherige Erfüllung der Reparationsverpflichtungen führ, zu Substanzverlusten und sei daher alles andere als ciw ordnungsmäßige Erfüllung des Dawes-Planes. Der Minister betonte weiter, daß sich der Staar mit besonderer Sorgfalt det Handwerks und des mittelständischen Gewerbes annehmer werde. Zum Schluß betonte der Redner, der zweite groß, Fragenkreis wirtschaftlicher Betätigung liege in der Steuer Politik und das dritte große Gebiet sei die Sozialpolitik. Eine« letzten Zweig bilde die Verkehrspolttik. Er hätte sich stell bemüht, durch rege Mitarbeit an allen Fragen auf eine ein hcitliche Linie und eine planmäßige Zusammenfassung de, staatlichen Betätigung aus wirtschaftlichem Gebiete hin mwirken. Me Aussprache. Zugleich mit dem Etat wurde eine Regierungsvorlag, beraten, die die Herstellung von Zündhölzern vor der Erlaubnis des Reichswirtschaftsministeriums abhängig »lachen will. Der Ausschuß beantragte die Streichung del von der Regierung im Etat angeforderten Million zm Förderung des deutschen Außenhandels zur Zinsverbilligung für Darlehen an deutsche Exporteure. In einer Entschließung regt der Ausschuß die Zusammenlegung des Statistischer Reichsamts und des Preußischen Statistische» Amtes an. Abg. Frau Sender (Sozh wies auf das Mißverhältnis zwischen Produktion und Verbrauch hin. Leider habe sich da, Ministerium ganz der Führung der Kapitalisten überlassen Die Rednerin wies ferner auf die Aufsaugung der kleiner Betriebe durch die Großindustrie mit Unterstützung der Groß bankenkreditpolitik hin. Die Opfer seien Mittelstand uw Arbeitnehmer. Die Handelspolitik der Negierung lasse jed Initiative vermissen. Sie gebe den Kräften nach, die es ver stünden, ihre Wirtschaftsmacht in politischen Druck umzusctzcn Der Kamps gegen die Kartelle würde erst dann Erfolg ver sprechen, wenn in die deutsche Wirtschaft durch Abbau de Zollmauern ein freier Luftzug hineinfahre. Abg. Dr. Reichert (Dtn.) bekämpfte die Übernahme «vir« i ffchakilich«! Betriebs durch di« öffentliche Hand, weildadurc!