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MMufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Da» »Wilsdruffer Tageblatt erscheint täglich nachm. 5 Uhr für Len Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in der DeschLslsstelle und den Ausgabestellen 2 Md. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,so Md., bei Postdestellung » Md. zuzüglich Abtrag- , , .. .„ ». . gebühr. Einzelnummern tüPsg. AllePostanftaltcn Wochenblatt für Wilsdruff 1t. Umgegend Postbotenundun,-reBus- «Lger und Geschäftsstellen — nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle häherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht dein Anspruch aus Lieferung »er Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung cingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gespa!tene Raumzeile 20 Goldpfennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold» Pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. 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Täglich wird Neues geboren, Neues ersonnen und geschaffen im rasenden Laus der Gegenwart, überstürzt sich Erfindung auf Erfindung wird hinter den Kulissen die stille, aber um so schwierigere Arbeit der Modernisierung und Rationalisierung unserer wirtschaftlichen Unternehmen geleistet. Hier ist Stillstand nichts anderes als schneller Rückschritt —, aber kommen wir auch vorwärts? Der preußische Handelsminister Dr. Schreiber be iaht das im Hauptausschuß des Preußischen Landtages und verweist dabei auf die unleugbaren Fortschritte in der Eleltrizitätsindustrie und -Versorgung, Fortschritte, die ihre Ursache nicht bloß in neuen Anschlüssen, sondern vor allem in der steigenden Konjunktur hätten. Er verweist darauf, welche ungeheuren Ersparnisse in der Wirtschaft es bedeuten würde, wenn erst durch die Ferngasver sorgung alle jene Gase nutzbar gemacht würden, die bisher nutzlos in die Luft geblasen werden. Er verweist auf die Fortschritte, die das Luftverkehrswesen im ver gangenen Jahre gemacht hat, auf die Pläne, die hierfür noch der Ausführung harren. Aber er gießt dann doch selbst ziemlich viel Wasser in den brausenden Wein seines Optimismus. Gewiß ist es richtig, daß die Zahl der Konkurse, der Geschäftsaufsichten ebenso zurückge gangen ist im vergangenen Jahr wie die der Kurzarbeiter, aber als drohendes Gespenst reckt sich die Erwerbs losenziffer hoch und wirft einen dunklen Schatten auf unsere wirtschaftliche Entwicklung. Gewiß sind die Kredit verhältnisse besser geworden, ist während des Jahres 1926 der Reichsbankdiskont von 9 auf 5 gesunken —, aber das Hauptproblem des Tages, die Stärkung der Kauf kraft des Binnenmarktes, ist noch weit entfernt von jeder Lösung. Denn gerade hierfür ist die Höhe der Erwerbslosen- zrsfer entscheidend: ihr beizukommen wird der Versuch gemacht auf dem Wege der Arbeitslosenversicherung uns des Arbeitszeitnotgesetzes. Jene will ja nicht bloß sozial politische Zwecke verfolgen, die Erwerbslosenunterstützung durch sozial-ethische Überlegungen erweitern und inner lich heben, sondern als nicht minder wichtiges Ziel ist dabei die Vermehrung der Arbeitsgelegenheit durch Her- oabe von Darlehen und Zuschüssen ins Auge gefaßt. Ebenso soll beim Arbeitszeitnotgesetz durch Herabsetzung oer Arbeitszeit die Zahl der Arbeitslosen herab- gedrückt werden. Freilich wird bestritten, ob dies der richtige Weg fei, weil man in Arbeitgeberkreisen damit rechnet, daß dadurch eine Verteuerung der Produktion eintritt. In den nächsten Tagen beginnen ja hierüber wieder die Beratungen der Regierungsparteien im Reiche. Wichtig ist die Erklärung der preußischen Re gierung, sie stehe auf dem Standpunkt, daß der Acht stundenarbeitstag als der Normalarbeitstag wieder stärker betont werden müsse. Das schließe aber nicht etwa aus, daß länger gearbeitet werden müsse, wo die wirtschaftliche Notwendigkeit dies erfordere. Hier wird also auch von amtlicher preußischer Seite der schematische Achtstundenarbeitstag abge- lehnt, den es ja auch nirgends gibt, außer in Deutsch- öfterreich. Ein Einwurf des preußischen Ministers gegen das vorgeschlagene Arbeitszeitnotgefetz ist beachtlich: nicht bloß die Arbeiter, sondern auch die Angestellten müssen 'einen 25 Aigen Lohnaufschlag erhalten, wenn von ihnen Überstunden verlangt werden; aber notwendig ist solche Einwilligung in die Leistung von überarbeit im Bedarfs falls ebenso wie dann die Zahlung einer höheren Ent lohnung. Auch das sei ein Mittel, so meinte der Minister, die Kaufkraft der Massen zu heben. Dr. Schreiber hat freilich mit seiner Hoffnungs freudigkeit ein nicht gerade sehr starkes Echo gefunden. Nur langsam, so wurde in der Diskussion ausgeführt, gehe der Gesundungsprozeß vorwärts, und immer wieder kommt man, genau so, wie der Minister es tat, auf die Wichtigkeit stärkster Förderung des Wohnungs baues zurück. Nicht bloß, um Wohnungen zu schassen, sondern, weil das Baugewerbe eine der wichtigsten „Schlüssel«industrien ist, weil ein Aufblühen dieses Ge werbes ungeheuer befruchtend wirkt ans eme große Reihe anderer Industrien. Vielfach ist getadelt worden, daß sich die öffentliche Hand immer tiefer in die Privatwirtschaft hineinmische. Lieber keine übertriebenen Hossnungen also hinsicht lich der Wredergesundung unseres Wirtschaftslebens, sondern kühles und klares Beobachten, dann aber — die Ärmel aufgekrempelti Das herrische Eupen—Malmeöy. Unbestätigte Gemein deräte. Wie stark der deutsche Geist in den von Belgien annek tierten Gebieten von Eupen und Malmedy ist, geht auS dem folgenden Bericht hervor, der die Lage in diesem bestrittenen Gebiet sehr gut charakterisiert. In der Gemeinde Mnlmedy, dem noch am meisten nach Belgien zuneigendcn Ort, hat der Gemeinderat gegen den Beschluß, wonach das Denkmal für die im Kriege gefallenen deutschen Soldaten nach einer anderen Stelle verlegt werden sollte, Einspruch erhoben und gleichzeitig beschlossen, daß die von dem Denkmal MiiMrrLuiammenkunft in Senf. Seheimaussprache über die Rheiulandräuurung. Stresemann, Briand und Chamberlain auf der Ratstagung. An der am nächsten Montag in Genf beginnenden Tagung des Völkerbundrates werden, wie nunmehr frst- stcht, auch Briand und Chamberlain teilnehmen. Die beiden Außenminister haben sich zu dieser Teilnahme end gültig entschlossen, um Dr. Stresemann gegenüber, der zum erstenmal als Präsident der Tagung fungieren wird, hierdurch einen Höflichkeitsakt zu erweisen. In einem scheinbar von amtlicher Seite inspirierten Artikel weist das Pariser Blatt „Petit Puristen" darauf hin, daß in Genf auch diesmal hinter den Kulissen sehr wichtige Privatbesprechungen zwischen Briand, Strese mann und Chamberlain geführt würden, wie dies bei den letzten Tagungen bereits zu einer Gewohnheit geworden fei. In der französischen Presse wird weiter erklärt, daß cs sich bei diesen Privatbesprechungen hauptsächlich um die Räumung des Rhein la «des handeln wird. Dis offizielle Tagung der Ratssitzungen selbst sei, schreibt der „Petit Parisien", so wenig umfangreich, daß ein Maximum von sechs Tagen zu ihrer Erledigung ge nügen könne. Nur zwei wichtigeFragen seien zu behandeln: die Saarfrage und die der deutsch-polnischen Beziehungen in Oberschlesicn. Frankreich habe sich bereits am 18. März des vorigen Jahres prinzipiell bereit erklärt, seine Truppen aus dem Saargebiet zurückzuziehen, wenn auf irgendeine andere Weise die Eisenbahnverbindung zwischen dem französischen Mutterlande und den Be- satznngstruppen im Rheinland sichergestellt werde. Man könne "hoffen, daß das Mehrheitskompromiß der Regie- rrulgskommissiou — Schaffung einer internationalen Bahnschutztruppe von 800 Mann — in Genf Billigung finden werde. Tagung der Abrüstungskonferenz. Wie Reuter meldet, wird die Kommission zur Bur brreitung der Abrüstungskonferenz am 21. Mürz zu ihrer zweiten Tagung in Genf zusammcntreten. Man rechnet damit, daß diese Beratungen mehrere Wochen dauern werden. Hinsichtlich des Abrüstungsvorschlags des Präsidenten Coolidge wird allgemein angenommen, daß erst gegen Ende des Sommers eine ernsthafte Erörte rung zwischen den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Japan möglich sein wird. Das Amerikanische Re präsentantenhaus bewilligte die Bereitstellung von Mit teln für die Beteiligung der Vereinigten Staaten an der Genfer Abriistungs und Wirtschaftskonfercnz. Dis deutsche Delegation. Die deutsche Delegation für die Märztaguug des Volkerüundrates wird am Freitag nach Genf abreisen. Die Delegation wird von Ministerialdirektor Gaus und Ge heimrat v. Bülow geleitet. Außerdem gehören ihr folgende Herren an: Geheimrat Zechlin als Referent für Polen Legationsrat Voigt für das Saargebiet, Gehennrm Hemmen für Wirtschaftsfragen, Gesandter Freytag fin Minderbeiteukraaen, die Leaationsräte Boltze und Redl- seiuerzett entfernten Namenschilder der Gefallenen wieder anzubringen sind. Straßen, bei welchen die deutsche Bezeichnung ent fernt worden rst, sollen nach einem werteren Beschluß wieder dw doppelten Straßenschilder erhalten. Schließlich hat man in Anerkennung der Wichtigkeit des deutschen Sprachunterrichts eine Entschließung angenommen, wonach mindestens zwei deutsche Unter richtsstunden am Tage verlangt werden. In dem Dorfe Meyerode haben drei Gemeinderäte den Treueid auf Belgien, seine Verfassung und seine Deutung des Ver sailler Vertrages nur unter Vorbehalt abgeben wollen, woraus ihre Ernennung durch einen königlichen Beschluß aufgehoben und eine neue rechtskräftige Vereidigung an geordnet wurde. Die Wahlen zweier anderer Gemeinde räte wurden aus dem gleichen Grunde unterbrochen. Neue amerikanische Aote an MM. Aufforderung zum Boykott amerikanischer Waren. „Associated Preß" meldet aus der Stadt Mexiko: Eine „ungewöhnlich wichtige Mitteilung" der Regierung der Vereinigten Staaten an die mexikanische Regierung, über deren Inhalt nichts veröffentlicht worden ist, wurde von dem ersten Sekretär der amerikanischen Botschaft, Lane, drm mexikanischen Auswärtigen Amt übermittelt. Wie Reuter aus Washington meldet, soll die amerrkanyche Note an Mexiko in keiner Beziehung zu der Streitfrage über die mexikanische Ll- und Landgesetzgebung stehen. Es werde in Washington vermutet, daß die Note die Frage der Anwendung der neuen mexikanischen Gesetz Hebung zur Regelung der Geschäfte ausländischer Ver- sicherunasaesellschaften betrifft. Hammer. Ihnen wird sich der übliche technische Beamtem stab anschließen. Neichsaußenministcr Stresemann unk Staatssekretär v Schubert werden sich am Sonnabend vor San Remo aus gemeinsam zur Ratstagung begeben. ReiWauzler Marx über Presse und PgM. Eigener Fernsprechdicnst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 2. März. Auf drm heutiger. Bierabend der deut schen auswärtigen Presse hielt Reichskanzler Marx eine Rede, in der er eingehend auf die Aufgaben der auswärtigen Presse und der neuen Neichsrcgierung einging. Reichskanzler Marx betonte, daß es Aufgabe der Berliner Vertreter der auswärtigen Preße sei, politischer Mittler zwischen der Reichshauptstadt und den einzelnen Teilen des Reiches zu sein. Er sei somit ein wichtiges Bindeglied zwischen Heimatkreis und Hauptstadt. Leider würde bei uns diese Hcimatpresse übersehen und nur zu oft vergessen, daß sie ein wertvoller und wichtiger Be standteil der öffentlichen Meinung in unserem Vaterlende sei. Zu der Bedeutung der neuen Regieruirg übergehend, betonte so dann Marx, daß inan fehl ginge, wenn inan der gegenwärtigen Negierung von vornherein den Stempel der Einseitigkeit auf drücken wolle. Die Regierung würde in ihrer Arbeit lein anderes Ziel verfolgen, als es auch die vorhergehende Regierung getan habe, an deren Spitze er auch gestanden habe. Er sei der Ueber- zeugung, daß der Regierung Grundlagen gegeben seien, die sach licher Kriük wohl stand zu halten vermöchten und die den ernsten Willen zeigten, dort in logischer Entwicklung anzutnüpfen, wo die vorhergehende Regierung aujhören mußte. Die deutsche Re publik solle ihr Leben hernehmen und Kraft schöpfen aus echter, tiefempfundener nationaler Gesinnung. Sie solle eine lebendige soziale Gemeinschaft bilden und sich zu einer wahren demokra tischen Volksgemeinschaft ausbaucn und zu dem Augenblick über leiten, dessen Kommen in glücklicheren Zeiten wir alle herbejsehn- tcn und in dem sich alle in der deutschen Republik wohl fühlten. Es lei unbedingt ein Fortschritt, daß wir uns in der letzten Zeit die unsachliche Polemik zum allergrößten Teile in der Außen politik abgewöhitt hätten und die auswärtige Politik mit größerer Geschlossenheit und Einigkeit als ehedem behandelten. Die Aus führungen des französischen Außenministers, die dieser vor der neuen Tagung des Völkerbundes gemacht habe, seien in Deutsch land sehr sorgfältig beachtet worden. Wir freuten uns, daß er in seiner Erklärung an dem großen Ziele der Verständigung Deutschlands und Frankreichs gehalten habe. Auch auf unserer Leite sei von der neuen Regierung einmütig erklärt worden, daß deutscherseits cn dieser Politik festgehalten werde. Wir hofften, daß auf der anderen Seite in nicht allzuferner Zeit auch alle die Hindernisse aus dem Weg geräumt würden, die der Verständi gung noch im Wege stünden. Auch die Haltung der deutschen Presse der zwischen England und Rußland austauchenden Schwie rigkeiten werden von der Reichsregierung gebilligt und mit Recht werde der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß es gelingen möge, die zwischen den beiden Staaten entstandenen Schwierigkeiten zu beseitigen. Deutschlands Haltung sei klar gegeben. Sie sei fest gelegt durch die Verträge von Locarno und den Berliner Bettrag. An dieser Grundlage würden wir festhalten. Das amerikanische Staatsdepartement lehnte es av, einen Kommentar zu der Meldung aus Mexiko zu gebeu, daß eine Note von ungewöhnlicher Bedeutung au die mexikanische Regierung gerichtet worden sei, bemerkte jedoch, daß die Sllandstreitfrage darin nicht berührt worden sei. . . Die Union Central von Südamerika und den An tillen, eine Organisation, die in der letzten Zeit gegen die Vereinigten Staaten in Lateinamerika arbeitete, hat ein Manifest ausgegeben, das zum sofortigenBoy- kott der Vereinigten Staaten auffordert. Das englische Grubenunglück. 5 Die Rettungsarbeiten dauern an. Nach den letzten Nachrichten von Ebbevale in Wales, wo das furchtbare Bergwerksunglück sich ereignete, konn ten, nachdem das Bergwerk frei von Gasen war, die Rettungsarbeiten wieder ausgenommen werden. Mau macht Versuche, zu den durch Explosion Eingeschlosscueu vorzudringen, doch glaubt man nicht, daß noch einer vou ihnen am Leben ist. Sollte dies zutreffen, würde die Zahl der Toten 70 betragen. In einem Schacht wurden 23 Manu gefunden, von denen nur noch zwei lebten. Ju mehreren Fällen fand man zwei Männer mit umeinander geschluu genen Armen. Vermutlich hatte einer versucht, den andern zu retten und war dann selbst den Gasen erlegen. Rack den Berichten Geretteter verspürten sie plötzlich Gasgeruch, siugen an zu laufen und verloren dabei das Bewußtsein. In zwei Fällen sind Männer, die sich schon gerettet hatten, am Rande der Grube umgekehrt, um ihre Kameraden zu retten, und sind dabei umgekommen. Der englische Köuia