Volltext Seite (XML)
MsdnOrTageblatt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Anz«i,«lp,eie! die 8grsp-lt«n< Rmunzei!« W G.ldpftnni,, die 4 «espaUcn« Zeil« der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold, psennig, die 3 «espaltene «eltlamqeile im t-rtlichen Teile wv Goldpsennig. Acchw-ilnngsg-dühr 20 Goldpsenni,. Bor. mÄe» nach Ms,lichk'it Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 b"ücksichUg"?° annatzmedtooorm.lvUhr >— i U Für die «ichtigkrit der Lurch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabatlampruch erlischt, wenn der Betrag durch bar Zetraag oder Kürzung des Bezugspreise». — Rücksendung etngesanbter tschrtfluurue ersoigrnur, wen« v-"- Klage eingezogenroerde» muß oder der Auftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts nu» Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Noffen. !°P^.B^P°1.»Vn Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Rr 35 —86. Jahrgang T-legr °Adr .Amtsblatt- Wilsdruff-Dresde« Postscheck Dresden 2640 Freitag den 11 Februar 1927 Neue Fernsprechor-nung. Der Verwaltungsrat der Deutschen Reichspost be schäftigte sich Donnerstag mit der neuen Fernsprech ordnung, nach der die Ortsgesprächgebühr einheitlich aus 10 Pfennig festgesetzt wird. Für die Fernsprechteilnehmer wird die Grundgebühr zwischen drei und acht Mark liegen. Jeder Teilnehmer hat mindestens 20—46 Ortsgespräche zu bezahlen. In den Ferngesprächen tritt eine Gebührenherabsetzung ein. Im Fernverkehr werden die Gebührensätze auf Entfernungen von 15—75 Kilometer von 45, 90 und 120 Pf. auf 40, 70 und 90 Pf. herabgesetzt. Die weiteren vom Arbeitsausschuß gebilligten Gebühren ermäßigungen (Berechnung aller Ferngespräche von mehr als 3 Min. Dauer nach Einzelminuten, Herabsetzung der Ferngesprächsgebühren in der Zeit von 7 Uhr abends bis 8 Uhr vormittags auf zwei Drittel, Ermäßigung der Her- beirufungsgebühr auf 40 Pf. und der Gebühr für Be nutzung der öffentlichen Sprechstellen von 15 auf 10 Pf. und eine Reihe anderer Gebührenermäßigungen) sanden auch die Zustimmung der Vollversammlung des Verwaltungsrats. Im Sprechverkehr der Großstädte mit den benachbarten Ortsnetzen sollen Gebührenerleichterun- gen geschaffen werden. Hierbei wurden Hamburg und Berlin hinsichtlich des Umfangs der Vergünstigung gleichgestellt. Die neuen Gebühren treten am 1. Mai in Die gesetzgebenden Körperschaften des Reicher müssen zu diesen neuen Tarifvorschlägen ihre Zustimmung geben, bevor sie Gesetzeskraft erhalten. — * Aufgaben -er Post. Der neue Reichspostminister hat eine etwas zweifel hafte Erbschaft angetreten, weil er nämlich sein Amt zu einer Zeit übernehmen mußte, da wir mitten in einer Neuordnung der Fernsprechgebühren stehen. Dar über hinaus ist aber die Reichspost überhaupt in einem Stande der Entwicklung, wo finanzielle Fragen schwer, wiegendster Art überall auftauchen. Im Verwaltungsrat der Reichspost, der soeben zu einer Sitzung zusammen- getrete» war, entwickelte der neue Postminister Dr. Schätzel sein Programm und konnte darauf Hinweisen, daß es seinem Amtsvorgänger, Herrn Dr. Stingl, ge lungen sei, nicht bloß eine Gesundung der Verwaltung herbeizuführen, sondern vor allem die Reichspost wirt schaftlich einzustellen als ein Instrument des Verkehrs. Der neue Minister will in diesen Bahnen weitergehen, ist sich aber darüber klar, daß nicht bloß die Wirtschasts-, sondern auch die Finanzlage des Reiches dabei gewisse Grenzen setzt. Die einzelnen Zweige der Reichspostverwaltung — dies« ist ja in der erfreulichen Lage, ein Monopol zu sein, also von einem Wettbewerb nicht bedrückt zu werden — sind natürlich von verschiedener Ergiebigkeit. Des weiteren aber sind diese verschiedenen Zweige hinsichtlich ihres Ertrages auch voneinander abhängig. Man denke z. B. daran, daß der schriftliche Verkehr des Publikums untereinander wesentlich beeinflußt wird von der Möglich keit mündlicher Verständigung, also durch den Fern sprecher. Das eine drückt auf das andere. Ist die telephonische Verständigung im Ortsverkehr billiger und schneller als der schriftliche Verkehr, so wird sich das in einem starken Zurückgehen des letzteren äußern. Diese Möglichkeit ergibt sich aber ohne weiteres aus der stän digen Steigerung des Fernsprechverkehrs, die andererseits der finanziellen Ergiebigkeit eines schriftlichen Verkehrs schwere Wunden schlägt, diesen vielleicht sogar soweit her absetzt, daß sich eine Unterbilanz dabei herausstellt. Daher das Bemühen des jetzigen und des früheren Neichspost- ministers, ein Gleichgewicht herzustellen, bei dem die Post keinen Schaden leidet. Vielleicht aber wird es Aufgabe des neuen Neichs- postministers sein, seine Aufgaben in ihrer Gesamt- heit zu beurteilen und zu behandeln. Das würde be deuten, daß er auf diesem oder jenem Sondergebiet einen Verlust hinnimmt, weil er auf einem anderen Gebiet durch Mehreinnahmen gedeckt wird. Die deutsche Wirtschaft sträubt sich vor allem dagegen, daß der Monopolcharakter der Reichspost ausgenutzt wird zur Erreichung großer Einnahmen, also übermäßig auf Ausnutzung eingestellt wird. Die Post hat in vielen Betätlgungszweigen dem Verkehr zu dienen, aber ihn nicht als milchende Kuh zu betrachten. Modernisierung und schnellste Be achtung aller technischen Neuerungen und Erfindungen wird es verhindern können, daß hierbei eine Verlustwirt- schast einreißt. Die Reichspost selbst hat bewiesen, daß sie gewillt ist, auf diesem Wege vorwärtszugehen, aus einigen Zweigen ihres Betriebes das herauszuholen, was sie aus anderen verliert. Es mag hierbei erinnert die gewaltige Ausdehnung, die der Post- " b in den letzten Jahren erhalten ständig erfährt. Funkverkehr und Rundfunk geben weitere Ausdehnungsmöglichkeiten «"d-- , einer ansteigenden Linie des deutschen Wirt- die wir ja alle erhoffen, gilt auch für die Reichspost der kaufmännische Grundsatz, daß große finan zielle Erfolge nicht von großem Umsatz unter großem Nutzen erzielt werden, sondern, daß der kleine Nutzen es hier ist, der den großen Umsatz und damit den großen finanziellen Erfolg verursacht. Vie üeuNeh-polnilehe Spannung KabinetlBeratung über die deuisch-polnischen Schwierigkeiten. Verbot deutscher Zeitungen in Ostoberschlesien. Der zwischen Deutschland und Polen bestehende Kon flikt tritt nunmehr in ein akute s.Stadium. Am Freitag wird sich die Reichsregierung mit der Frage beschäftigen, ob angesichts der dauernden Ausweisungen aus Polen, die noch immer anhalten, es überhaupt einen Zweck hat, über die Frage des Niederlassungsrechts weiter zu ver handeln. Wenn nicht noch im letzten Augenblick Polen seine Taktik Deutschland gegenüber ändert und vor allem die von Deutschland verlangte Aufenthaltsgenehurigung für die vier ausgewiesenen deutschen Beamten aus Ost oberschlesien verlängert, wird sowohl in Berlin als auch in Warschau den zuständigen polnischen Stellen die Zwecklosigkeit weiterer Verhandlungen mitgeteilt werden. In Berliner politischen Kreisen berührt es eigen artig, daß die Polen ihre unverständlichen Ausweisungs- dekrete erst erlassen haben, nachdem die Verhandlungen über die deutschen Ostbefestigungen zum Abschluß gekom men waren. Mit welch schlechtem Gewissen Polen der jetzt eingetretenen Lage gcgenübersteht, kann man daraus er sehen, daß die drei deutschen Zeitungen Oftobcrschlesiens, die „Kattowitzer Zeitung", der „Oberschlefische Kurier" und „Der Bolkswille" aus Anordnung der Polizeidirektion Kattowitz verboten worden sind, da diese drei Blätter über den Stand der deutsch-polnischen Handelsvertrags verhandlungen berichtet haben, wobei in Übereinstimmung mit den in Deutschland erscheinenden Zeitungen daraus hingewiesen wurde, daß die Ausweisung Deutscher aus Ostoberschlesien die deutsch-polnischen Verhandlungen un- günstig beeinflußt hätten. Die polnische Regierung will durch ein längeres amt liches Kommunique namentlich im Auslande den Ein druck erwecken, daß dem Vorgehen der deutschen Regierung eine besondere politische Tendenz zugrunde liege. In diesem Kommunique behauptet sie, daß den ausgewiesenen deutschen Beamten nur eine befristete Aufenthaltsbewilli- gung zugestanden worden sei und daß die deutsche Reichs regierung auch bei der Rückkehr der polnischen Arbeiter aus Deutschland die gleichen Grundsätze wie die polnische Regierung befolgt. Demgegenüber wird von deutscher offizöser Seite festgestellt, daß die Nichtverlängerung der Aufenthaltsbewilligung der deutschen Beamten satzungs widrig durchgeführt worden sei und daß der Vergleich mit den Wanderarbciten, denen im Prinzip die Möglich keit der Wiedereinreise nach Deutschland offensteht, völlig abwegig sei. Sollten die deutsch-polnischen Verhandlungen jetzt wieder abgebrochen werden, so würde gegenüber dem jetzigen Zustand kein neuer Fall eintreten, da der Zoll krieg zwischen beiden Ländern an sich schon besteht und dann eben weitergehen würde. -i- Oie Reichsregierung klagt in der Chorzowangelegenheit. Schadenersatzleistung von 75 Millionen Goldmark. Beim Ständigen Internationalen Gerichtshof im Haag ist eine neue Klage der deutschen Regierung gegen die polnische Regierung eingegangen. Diese Klage beruht auf der Entscheidung des Internationalen Gerichtshofes vom 25. Mai 1926 in der Angelegenheit der S t i ck st o f f - w e rkevonChorzow. Da in dieser Entscheidung seinerzeit ausgesprochen worden war, daß die Haltung der polnischen Regierung gegenüber den Eigentümern der Fabriken von Chorzow im Widerspruch mit den Be stimmungen der Genfer Konvention stehe, und da ferner die von Deutschland eingeleiteten diplomatischen Verhand lungen mit Polen infolge der ablehnenden Haltung der polnischen Negierung zu keinem Ergebnis geführt haben, ersucht nunmehr die deutsche Regierung in ihrer neuen Klageschrift den Internationalen Gerichtshof, eine Ent- Der Monopolcharakter der Reichspost schließt also nicht bloß Rechte, sondern auch Pslichtenin sich. Der Grün der der deutschen Reichspost, Staatssekretär Stephan, war tief von dem Grundgedanken durchdrungen, daß eine größtmögliche Ausdehnung des Postbetriebes in allen seinen Zweigen verbunden sein müßte mit einer größt möglichen Verbilligung der Prostverkehrsmittel, weil dar aus erst der finanzielle Erfolg erwachse. Manche seiner Nachfolger sind von diesem Grundgedanken abgewichen, das geschah niemals zum Vorteil der Post. Nach den Schwierigkeiten der Nachkriegszeit ist man aber von neuem daran gegangen, diesen Gedanken zu verwirklichen, und es ist zu begrüßen, daß der neue Reichspostminister auf diesem Wege fortschreiten will. scheidung zu erlassen, daß die polnische Regierung den betroffenen deutschen Unternehmungen (den Aktiengesell schaften Oberschlesische Stickstoffwerke und Bayerische Stickstoffwerke) Schadenersatzleistungen bezahlen soll, deren Gesamthöhe etwa 75 Millionen Gold mark betragen müsse. Vas Lenirum unO vr Mrtb. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 10. Februar. Wie die Telegraphen-Union er fährt, Hal der Vorstand der Zentrumsfraktion heute der Frak tion folgenden von ihm gefaßten Beschluß vorgelegt: „Unter Hin weis auf Paragraph 8 der Richtlinien für die politische und parla mentarische Arbeit hat der Vorstand der Zentrumssraktion des Reichstages bedauert, daß Herr Dr. Wirth sich bei der Abstim mung vom 5. Februar von der Fraktion getrennt und mit nein gestimmt Hot." Die Zentrumsfraktion hat diesem Beschluß des Vorstandes einstimmig zugestimmt. Abgeordneter Dr. Wirth Hot an der Fraktionssitzung nicht teilgenommen. Amerika MW die WSerOag einer Seeenlwassnnngskonsercnz. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 10. Februar. Präsident Coolidge teilte heut« dem Kongreß mit, daß die amerikanische Regierung in Tokio, Lon don, Paris und Rom ein Memorandum habe überreichen lassen, indem um die Einberufung einer See-Entwaffnungskonferenz ge beten wird. Zur Begründung führt Coolidge an, daß die Genfer Besprechungen keine positiven Formen annehmen. Es müsse ge fordert werden, daß eine wirkliche Entwaffnungskonssrenz zustande komme. Chamberlain über Englands ChinagolM. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 11. Februar. Im Verlaufe der gestrigen De batte im Unterhause gab Chamberlain eine eingehende Erklärung über die Stellungnahme der britischen Regierung zu den Ereig nissen in China ab. Er stellte fest, daß die Besprechungen in Hankau jetzt einen Punkt erreicht hätten, in dem ein Uebereinkom men zwischen der Kanton- und der englischen Regierung erreicht worden sei. Die wichtigste Bestimmung des llebereinkommens sei die, wonach die Konzession einem britischen Stadtrat zunickge geben werden solle, welcher von allen Steuerzahlern gewählt werden würde. Die chinesischen Staatsbürger würden dieselben Rechte wie die Engländer erhalten. Die Kantonregierung habe erklärt, daß die noch ausstehenden Fragen zwischen dem. nationalen China und den sremden Mächten durch Verhandlungen und Uebereinkommen geregelt werden würden. Die nationale Regie rung Chinas sei bereit, keinerlei Gewalt zu gebrauchen, um eine Aenderung im status der Konzessionen und Niederlassungen her beizuführen. Bezüglich der Entsendung von Truppen erklärte Chamberlain, daß die englische Regierung die Sicherheit für das Leben ihrer Staatsbürger nicht außer acht lassen dürfe. Im übrigen sei die britische Regierung bemüht, den Außenminister der Kantonregierung zufrieden zu stellen und Mißverständnisse zu beseitigen. Etwas genaueres über die Zukunft auszusagen sei er jedoch nicht imstande und das Schicksal der Verhandlungen sei ungewiß. Er hoffe, daß das chinesische Voll einsehen weiche, daß England keine feindlichen Absichten gegen China habe und nicht beabsichtige, LWa in einem Zustand der Unterwerfung zu hallen. Er hoffe, daß China sich so entwickeln werde, daß es alle Ver pachtungen einer zivilisierten Regierung gegenüber den im Lande lebenden Ausländern zu erfüllen imstande sein werde und so eine Aufhebung der Bevorrechtigung ermögliche, die so schwer er träglich sei. Abnahme von Fingerabdrücken. Die neuen behördlichen Bestimmungen. Vom 1. März dieses Jahres ab wird das Finger abdruckverfahren im gesamten deutschen Staatsgebiet nach Bestimmungen gehandhabt werden, die der preußische Minister des Innern soeben in einem Runderlaß bekannt gibt. Die umfangreichen Ausführungeil des Erlasses be stimmen, daß Fingerabdrücke zu entnehmen sind: 1. Von den Personen, die wegen der Art der Ver brechen oder Vergehen, deren sie verdächtig oder wegen deren sie früher verurteilt sind, oder wegen der Wahr scheinlichkeit des Rückfalles als Gewöhn Heils- o o e r gewerbsmäßige Verbrecher zu erachten sind, oder bei denen Tatsachen vorliegen, die vermuten lassen, daß sie Gewobnbeits- oder aewcrbsmäßiae Verbrecber