Volltext Seite (XML)
«-»»IN », MW Warandt, Aossen, Sieöenlehn und die Amgegenden. jMW Amtsblatt für die Agl. Amlshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu MilsdruG, sowie für das Rgl. ^orstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, Keffelsdorf, Kinnschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, OberhermSdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdmff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdors, Steinbach bei Mohorn, . Seeligstadt, Spechtsbausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1M.54 Pf. ^nierate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 15 Pfg. pro viergespaltene Torpnszeüe. Druck und Verlag von Marlin Berger in WMdrufi. — Beraulwortlich für die Redaktion Marilu Berger daiew» No. 87. Sonnabend, Sen 25. Juli lW3. r»2. politische Randschan. Kaiser Wilhclm steht am Ausgange seiner nord-s ländischen Erholungsreise, die auch diesmal in ge-, nußreichster Weise für den hohen Herrn verlaufen ist. Der erlauchte Reisende hat mit der „Hohenzollern" das so pittoresk am Ranenfyord gelegene Mo erreicht, von welchem Punkte aus die Heimfahrt nach Deutschland er folgen soll. Während seines Aufenthaltes an der nor wegischen Küste, in Molde, empfing der Kaiser die tele- graphische Nachricht vom Tode des Papstes; in einer sehr herzlichen Beileivsdepesche an denKardinalkämmererOregUa gab der Monarch sofort seiner schmerzlichen Antheilnahme am Hinscheiden des ihm befreundeten greisen Oberhauptes der römisch-katholischen Kirche bewegten Ausdruck. Noch nicht bestimmt beurtheilen läßt sich, was eigentlich an den Sensationsnachrichten ist, wonach man in Kopen hagen einem Anschlag dortiger amerikanischer Anarchisten gegen den deutschenKaiser auf die Spur gekommen sein soll. Die innere deutsche Politik schläft ihren hoch- sommerlichen Dornröschenschlaf; eS ist auf diesem Gebiete zur Zeit rein gar nichts „los", um einen vulgären Ausdruck zu gebrauchen. In Ermangelung wichtiger Fragen mutz sich daher das Tagesmtercsse auf allerhand Vorgänge beschränken, die zum Theil mit der Politik überhaupt nichts M thun baden. Hierher gehören u. A. die unerwartete Vertagung des Pommernbankprozesses in Berlin, der Fall Hühner, über welchen die Prcßbetrachtungen noch immer nicht abgeschlossen sind, die Hochwasser verwüstungen in Schlesien u. s. w. Einen gewissen politischen Anstrich trageudagegcnandereTagcsbegebenheiten. Zu ihnen gehört z. B. das soeben in den Mauern des alten prächtigen Nürnberg unter ungemein zahlreicher Betberlung der jünger Jahn's au« allen Gauen des Reiches gefeierte zehnte deutsche Turntest, denn dasselbe hat sich durch leinen gesammten Verlauf zu einer abermaligen Bekundung des deutschen Nationaigefühles und des ge meinsamen Volksempfinbens der verschiedenen deutschen Stämme gestaltet. Einen politischen Hintergrund weißt ffrrner der gegenwärtige Besuch der amerikanischen 'Währungskommission in Berlin auf: Zu Ehren der Aommissionsmitglieder fand dortam Mittwoch ein Empfangs abend statt, vei welchem in Ansprachen von deutscher wie von amerikanischer Seite die Nolhweiidigkcit eines guten Einvernehmens zwischen den beiderseitigen Völkern betont wurde. Eine gewisse politische Bedeutung besitzt auch das Ableben des Reichst« gsabgeordneten Rösicke- Dessau insofern, als durch den Tod dieses immerhin hervorragenden liberalen Parlamentariers eine Nachwahl im Wahlkreise Dessau nothwendig geworden ist. Die Frei- finnige Vereinigung, deren Mitglied der Verstorbene war, wirtL hierbei Alles aufzubieten haben, um das Dessauer Reichstagsmandat gegenüber dem Ansturm der Sozial demokratie zu halten. „ Als unbegründet haben sich die Gerüchte über eine angebliche Verlobung des Großherzogs vonHessen Mtt der Prinzessin Xenia von Montenegro heraus gestellt. Die Teilnahme am Hinscheiden des Papstes Leo XIU., welche sich in der gesummten gebildeten Welt bekundet, macht allmählich der spannungsvollen Frage nach dem Nachfolger des verewigten Pontifex Maximus Platz Seit Dienslag finden lm Vatikan die täglichen Versamm lungen der Kardinale statt, in denen die mit dem uäclstens bevorstehenden Konklave zusammenhängenden Vorfragen zur Erörterung gelangen; indessen vollziehen sich die Ver handlungen dieser täglichen Kardmalsoersammlungen unter dem Schleier strengen Geheimnisses. Natürlich fehlt es nicht an allerhand Vermuthungen und Voraussagungen über die Perfönlichkeit des künftigen Papstes, doch lohnt es nicht, hierauf näher einzugehen, weil eben ein Konklave nicht selten ganz wunderbare Überraschungen zeitigt. Als derjenige Kardinal welcher die meisten Aussichten besitzen soll, zum Nachfolger Leos XIU. gewählt zu werden, gilt der Kardinalkämmerer Oreglia. — Seit Mittwoch Abend ^Pisek wurde ein Theil eines Fabriksneubaues von dem ist die einbalsamirte Leiche des Papstes in der Peters! rche, Orkane umgeweht. Durch die großen Schloßen wurden Aurze Lhrsmk. Die Unwetterkatastrophe, welche am Montag über Südböhmen und einen Theil Westböhmens herein- gebrochen ist, hat weit schlimmeres Unheil angerichtet, als man ursprünglich annahm. Bisher haben 41 Gemeinden bei der Bezirksamtshauptmannschaft in Budweis, wie uns von dort geschrieben wird, die vollständige Vernichtung der Ernte angezeigt und um staatliche Hilfe gebeten. Die alldeutschen Reichsrathsabgeordnelen bereisen das von dem Unglücke heimgesuchte Gebiet und haben bereits am Diens tag an den Ministerpräsidenten Or. v. Körber telegraphisch das dringende Ersuchen gerichtet, die Regierung möge ungesäumt eine größere Summe zur Linderung des größten Elendes zur Verfügung stellen. Der durch das Unwetter angerichtete Schaden wird auf 5 Millionen Kronen be- ziffert. Auch im Planer, Dachauer, Tepler und Bischof, teinitzer Bezirke sind durch das Unwetter arge Verwüstungen auf den Fluren angerichtet worden. In Stab beiKlattau hat der Sturm zwei Häuser zum Einstürze gebracht. In auch Personen verletzt und zahlreiche Vögel getödtet. Der Prager Stadtrath hat 2000 Kronen für die Verunglückten tschechischer Nationalität gegeben. Wie weit doch der tschechische Deutschenhaß geht! Die Hitze inNew-Aork. Die furchtbare Hitze hat eine starke Ruhrcpidemte im Gefolge behabl. Die Sterb lichkeit unter den Kindern war so groß, daß das Gesund heitsamt sofort 15 Aerzte für die Armenviertel abordnete mtt dem Auftrage, alle kleinen Kinder mit Dyseuterieserum zu impfen. Zu Tausenden werden die Kinder der ärmeren Bevölkerung aus die Hospitalschiffe und in die Seebäder forlgesandt. An einem Abend verließen über 30000 Menschen die Stadt, um unter freiem Himmel am Strande der Coney-Insel zu kampiren. Brudermord. Aus Jllowa (Ostpr.) wird gemeldet: In Narczym hat der Arbeiter Burkatzki seinen im Bett liegenden Kruder durch einen Messerstich in den Hals ge- tödlet. Da der Mörder der Schlagader verletzt hatte, trat der Tod sofort ein. Die Brüder waren beim Abend essen wegen eines Tisches in Streit gerathcn, der sich beim Schlafengehen fortsetzte. Aus den Bergen. Ein Mann Namens Gabriel Blaas stürzte, wie aus Bozen gemeldet wird, im Pitzthal ab und war todt. Die Leiche des seit Ende Dezember im Gebiete der Wilden Kreuzspitze bei Sterzing verschollenen Wiener Touristen Karl Niemctz wurde aufgefnnden. Ein schwerer Jagdunsall hat sich in der Neu mark zugetragen. Die Bauerngutsbefitzer Zander und Rieper aus Groß-Cammin im Landsberger Landkreise waren auf die Jagd gegangen. Als Zander auf dem Felde plötzlich hinter einem Gebüsch auflauchte, erhielt er aus Riepers Büchse eine volle Ladung Rehposten in den Kopf, Der anscheinend lebensgefährlich verletzte Mann ist in das Krankenhaus nach Frankfurt a. O. geschafft worden. Grobe Exzesse bei einer ober-schlesischen Hochzeit werden aus Myslowitz gemeldet. Bei dem Restaurateur Orzcgowski in Städtisch-Janow wurde eine Hochzeilsfeier veranstaltet, die der Gendarm Mokroß zu überwachen hatte. Letzterer schritt ein, da die Arbeiter Jaroczok und Lelonek Händel anfingen. Als die Raufbolde eine sehr drohende Haltung zeigten und den Mokroß angriffen, zog dieser sein Seitengewehr und versuchte sich zu wehren. Sofort sprangen, wie die Schles. Ztg. berichtet, mehrere Burschen auf den Beamten los, warfen ihn zu Boden, entrissen ihm Säbel und Helm und schlrgen mit Stühlen und Knüppeln auf ihn ein. Mokroß blutete aus mehreren Wunden und blieb im Saale liegen. Beistchen durfte ihm Niemand, da die Rasenden sofort mit Stühlen nach den Helfern warfen. Der Gastwirth Orzcgowski und seine Frau sind schwer verletzt. Schließlich demolirte die Bande Thüren und Fenster, zerschlug Mobiliar und Gläser. Auch Lampen kronleuchter wurden herabgeworfen. Das vergossene Petroleum fing Feuer und setzte die Trümmer in Brand. Lelonek setzte sich den Helm des Mokroß auf, schwang den Säbel und rief: „jetzt bin ich Gendarm!" Den Helm und Säbel trug er dann fort. Die von dem Krawall benach richtigte Myslowitzer Polizei entsandte mehrere Schutzleute, welchen es nach langem Suchen gelang, die inzwischen ge- flüchteten Exzedenten auf dem Felde, auf Wiesen, in Heu» Haufen und in dem nahen Walde festzunehmen. Der Vesuv in starker Thätigkeit. Wie aus Neapel ein Telegramm berichtet, hat der Vesuv nach einer Reihe von Ausbrüchen Lava ausaeworfen, welche das Führer- Haus zerstört hat. Die Ausbrüche dauern in heftiger Form an. Das Gelände um den Vesuv ist nicht gefährdet worden. Das in obigem Telegramm erwähnte Führer- Haus befindet sich auf dem Vesuv oberhalb der Endstation der Drahtseilbahn am Fuße des Aschekegels. Das kleine Gebäude beherbergte die von der Gemeinde Restua gestellten Führer, ohne deren Leitung kein Tourist dem Krater nahen darf - Dtt kruptirun, dtS Vesuv scheinen mit einer allgemeinen Unruhe im Erdtnnern zu- sammenzuhängen. In Syrakus wurde nämlich Nachts ausgestellt, wohin sie in feierlichem Zuge aus dem Vatikan gebracht wurde. Die Bahre mit der päpstlichen Leiche ist in der Sakramentskapelle aufgestellt worden, dergestalt, daß die Füße des Todten aus dem Gitter der Kapelle in die Kirche hineinragen. Vom Donnerstag früh 8 Uhr an war die Besichtigung der Leiche durch die Bevölkerung gestattet. — Im Rathhause zu Rom erfolgte am Mittwoch die Unterzeichnung der Urkunde über den Tod des Papstes durch die Vertreter des Vatikans, der Stadt Rom und der Familie Pecci. Im Vatikan werden die Zurichtungen für das Konklave eifrig betrieben. Als Wahllokal wird die Sixtinische Kapelle eingerichtet, wo 64 von Baldachinen überdachte Sitzplätze für die Kardinale erbaut worden sind. Lebhaft wird auch an der Fertigstellung der 64 Wohnräume für die Kardinäle im Vatikan gearbeitet. Die Gerüchte, es sei im Kardinalskollegium die Rede davon gewesen, das Konklave außerhalb Roms abzuhalten, erweisen sich als unbegründet. — In der Kirche Saint Vincent und Saint Anastasius wurden am Spätabeud des Mittwoch die Praekordicn (inneren Organe) des Papstes in der Mauer zur Rechten des Hochaltars bcigesetzt. Die Pforte vermag mit der mazedonischen Be wegung noch immer nicht fertig zu werden. Fortgesetzt tauchen in Mazedonien neue Rebellenbauden auf, so daß die begonnene Mobilisirung der türkischen Truppen in Kleinasien weitergeht. Angeblich beschloß die Pforte, ihren Beamten keinen Monatsgehalt per Juli zu zahlen, sondern die betreffenden Gelder zur Befchleunigung der Mobilisir- ungsmaßnahmen zu verwenden; indessen bedarf diese Nachricht wohl noch der Bestätigung. Recht intim gestalten sich die Beziehungen zwischen dem Sultanshofe und dem griechischen Hofe. Prinz Christian von Griechenland, der auf der Durchreise nach Rußland in Konstantinopel eingetroffen ist, wurde am Mittwoch Abend vom Sultan empfangen. Derselbe verlieh dem Prinzen den Großkordou de« Medschidze-Ordens in Brillanten. Die politische Lage in Südafrika spitzt sich nach privaten Nachrichten von dort bedenklich zu. Denselben zufolge ist die Unzufriedenheit aller Bevölkerungsklassen von Britisch-Südafrika mit dem gegenwärtigen Regime beständig im Wachsen begriffen, während außerdem im Kapland der gegenseitige Haß zwischen dem britischen und holländischen Bcvölkerungselement immer mehr zunimmt. In Ostasien ist die Lage, wenn man den Berichten aus englischer Quelle hierüber glauben darf, fortwährend verwickelt und schwierig. So lehnte Prinz Tsching, der Vorsitzende des Pekinger Auswärtigen Amtes, in einem Schreiben an den amerikanischen Gesandten Conger die Forderung der Oeffnung der Städte der Mandschurei für die Fremden ab mit der ironischen Begründung, China könne keine Städte öffnen, die von russischen Truppen be setzt seien. Indessen gilt eine Kompromiß in dieser Frage als nicht unwahrscheinlich.