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MsdmfferTageblatt Fernsprecher Wrlödruff Nr. 6 26ochenbla^ ?Üs Wilsdruff UNd ^MgLgLNd Postscheckkonto Dresden 2S40 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrat« zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. Verleger «nd Drucker: Arthur Asch »«Ke 1« Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide tu WilodruG. Nr. 302 Mittwoch de« 28. Dezember 1921. 80. Jahrgang Amtlicher Teil. Maul- und Klauenseuche. anlaßt die Amtshauptmannschaft, erneut auf folgende Bestimmungen, deren genaueste Einhaltung unbedingt notwendig ist, hinzuweisen. l. Bei dem ersten Seuchenausbruche in cjner Gemeinde hat von dem Besitzer und von dem von diesem zugezogencn Privattierarzte sofortige schriftliche Mitteilung an den Gemeindevorstand zu erfolgen, der diesen durch Fernspruch sofort an die Amtshaupt mannschaft und an den Bezirkstierarzr weiter zu geben hat. Handelt es sich um einen selbständigen Gutsbezirk, so tritt an die Stelle des Gemeindevorstandes der Gutsvorsteher. 2. Bei weiteren Seuchenausbrüchen ist dem Gemeindevorstande sofortige Anzeige zu erstatten, die dieser schriftlich unter genauer Angabe der Klauenviehbestände: a) Rinder einschließlich der Kälber b) Schafe c) Schweine einschließlich der Ferkel ch Ziegen dem Bezirkslierarzte weiter zu geben hat. 3. Auf alle Seuchenanzeigen hat der Gemeindevorstand oder Gutsvorsteher sofort vorläufige Sperrmatzregeln anzuordue«, und die weitere Viehaussuhr z« verbiete«. 4. Für die Untersuchung von Zucht- und Nutzvieh und Ferkel«, deren Aus führung aus dem Beobachtungsgebiet genehmigt ist, ifi «ur der Bezirkstisrarzt zuständig. 1084 V 5. Die Untersuchung von Schlachtvieh aus den Beobachtungsgebieten, sowie in unverseuchten Gehöften in den Sperrgebieten, ebenso dir Beaufsichtigungen von Schlach tungen in den Sperrgebieten sind von den Privatlierärzten vorzunehme«. Meißen, den 22. Dezember 1921. srs Die Bmtshauptmannschaft. Mit Wirkung vom 1. Dezember 1921 ab ist der Preis des Kraststroms auf 3 — Mark 1 , des Lichtstroms aus 4.— Mark j für die Kilowattstunde festgesetzt worden. , Gleichzeitig sind die Zühlermiete« ab 1. Januar 1922 um 100 Prozent er höht worden. Sie betragen nunmehr pro Monat für kleine Zähler 0.60 Mark, mittlere Zähler 2.— Mark, große Zähler 4.— Mark. Wilsdruff, am 23. Dezember 1921. z» Der Stadtrat. Elektrizitätswerksverwaltung. Kleine Leitung für eilige Leser. , * Nach Londoner Meldungen soll an den am 15. Januar und 15. Februar fälligen deutschen Zahlungen nichts gestrichen Werden. * Briand will beim Obersten Rat vor allem eine scharfe Finanzkontrolle über Deutschland durchsetzen. * Jagow wird seine Festungshaft in der pommerschen An stalt Gollnow verbüßen, * Im Mordprozeß Grupen wurde vom Verteidiger Revision angemeldet. * Die Konferenz von Cannes wurde auf den 6. Januar fest gesetzt. Deutsche Sachverständige sollen daran teilnehmen. * In Nordäghpten sind schwere Unruhen ausgebrochen, die zu blutigen Zusammenstößen führten. > * Ae Flottenkommisston in Washington hat beschlossen, die Unterseeboote als Krieaswane beizubebalten. Brücke oder Barriere? Aufmerksame Beobachter der polnischen Politik wollen in den letzten Tagen eine erhöhte Betriebsamkeit der maß gebenden Männer in Warschau beobachtet haben. Eine außerordentliche Ministerratssitzung unter Vorsitz des Staatspräsidenten PÄsudski, .die Anwesenheit der Ge schäftsträger in Moskau und Paris, wiederholte Bespre- chungen des französischen Botschafters mit dem polnischen Regierungschef finden in der Warschauer Presse mehr oder weniger sensationell zugespitzte Erläuterungen. Und die unmittelbar bevorstehende Abreise der russischen und ukrai nischen Geschäftsträger nach Moskau und Charkow geben naturgemäß in gleicher Weise Stoff zu weitgehenden poli tischen Vermutungen. Die einen sind der Meinung, daß Polen feine Be - ziehungen zu Nußland, die trotz des Friedens von Riga bisher recht viel zu wünschen übrig ließen, nun end lich aus eine wirklich dauerhafte Grundlage stellen wolle. Es ist in den- letzten Monaten wiederholt vorgekommen, daß Vertreter der polnischen Republik in Moskau und an derwärts auf russischem Boden mit einer Nichtachtung be handelt wurden, die selbst für sowjetrussische Maßstäbe bis ans Unglaubliche streifte. Selbst körperliche Mißhand lungen fehlten nicht bei diesen freundnachbarlichen Wsr- kehrsformen, und da sich die Polen bei allem Geschrei, das sie darüber machten, schließlich doch immer mit lendenlah men, sogar von innerem Hohn nicht freien Entschuldigun gen der russischen Gewalthaber zufrieden gaben, war un schwer zu erkennen, welcher von beiden Teilen sich als der stärkere fühlte. Aber nun strebt Rußland, wie bekannt, seine Wiederaufnahme in den Kreis der gleichberechtigten Rationen des Kontinents an und glaubt, was England be trifft, nach der Unterredung Krassins mit Lloyd George ziemlich nahe am Ziel angelangt zu sein. Die britische Regierung scheint aber in dieser Frage, nach früheren üblen Erfahrungen, wenn irgend möglich nur im vorherigen Ein vernehmen mit Frankreich weitergehen zu wollen, und dieses will sich seine Anerkennung der Sowjetregierung selbstverständlich gebührend bezahlen lassen. Zu diesem Zweck soll Polen um seine Dienste als „eh rlicher Mak - l e r" angegangen worden fein, und darauf wäre, immer nach der vorherrschenden Annahme der Warschauer Poli tischen Kreise, die erhöhte Tätigkeit der polnisch-russisch französischen Diplomatie zurückzuführen. Es ist selbstver ständlich, daß diesen Vorgängen sofort eine deutschfeind liche Spitze gegeben wird. Man verweist auf die bekannte Bestimmung des Versailler Vertrages, die den späteren Beitritt Rußlands zu diesem Vertrag vorbehätt, gegen die Zusicherung, die deutschen Reparationsverpslichtungen dann auch auf das ehemalige Zarenreich auszudehnen. Das ist eine Lockung, der, wie man annimmt, Lenin und Trotzki, wenn auf sie ein entsprechender Druck von London und Paris her ausgeübt wird, nicht würden widerstehen können. Und Polen frohlockt schon bei dem Gedanken, daß ans der für Anfang Les nächsten Jahres in Aussicht ge nommenen internationalen Wirtschaftskonferenz Wohl Polen und Rußland vertreten sein würden, nicht aber das verhaßte Deutsche Reich. Eine Rechnung, die sicherlich nicht ganz stimmen wird, an der sich aber leicht entzünd lich: Gemüter eine Keine Weile wenigstens berauschen können. Andere Beobachter der Warschauer Vorgänge sind ge neigt, ihnen eine wesentlich nüchternere Auslegung zu geben. Danach handelt es sich lediglich um die möglichst schleunige Aufnahme von Besprechungen über die Han delsbeziehungen zwischen Polen und Sowjetrußland. Die fortschreitende Entwicklung der deutsch-russischen Wirt schaftspläne habe in der polnischen Öffentlichkeit wachsende Beunruhigung erzeugt, und die „Maklerdienste" Polens sollen nickst von Frankreich, sondern von Rußland erbeten worden sein, um in Paris gut Wetter zu bereiten für die Anerkennung der Sowjetregierung. Von Moskau aber kann man so gut wie sicher sein, daß es das neue Polen reich sich allenfalls als Brücke, nicht aber als Barriere gegen den Westen denkt, auch nicht um den Preis einer zweifelhaften deutschen Reparationsleistung. Man wird in Warschau gut daran tun, sich nicht mehr lange in fal schen Vorstellungen zu wiegen, damit die Enttäuschung, wenn von anderer Seite ein gehöriges Matz Wasser in den Wein der Begeisterung geschüttet wird, nicht zu sehr schmerzt. Die Russen sind zu klug, um ihre Politik in den Dienst fremder Interessen stellen zu lassen. Briands Programm. Deutschland soll b e a u f s i cht i g t w e r d e n. Je mehr Einzelheiten über das Ergebnis der Lon doner Beratungen in den letzten Tagen eintrasen, um so deutlicher stellte es sich heraus, Latz die Warnung vor jedem Optimismus nur allzu gerechtfertigt war: Es scheint, daß alle Reformpläne auf Cannes verschoben wurden. Zu nächst aber ist zu erwarten, daß die Neparationskommission Deutschland Lie Mitteilung zukommen lassen wird, daß die beiden nächsten Zahlungen vollständig erfolgen müssen. Auch in England ist man davon wenig erbaut. Man weist zwar darauf hin, daß man von einem Miß erfolg der Londoner Konferenz nur insoweit sprechen könne, als Deutschlands Hoffnungen nicht erfüllt würden. Die Alliierten würden wegen der Zahlung der LOProzen- tigen Ausfuhrabgabe, Lie nicht eingezogen wurde, einst weilen nichts unternehmen. Die beiden nächsten Termine der Entschädlgungszahlungen blieben jedoch bestehen. Die englischen Berichterstatter schieben die Schuld an der weite ren Verzögerung der Unterhandlungen auf Frankreichs unversöhnliche Haltung gegenüber Deutschland. Es wird nicht bezweifelt, daß Italien sich auf den Standpunkt der englischen Politik bei den Verhandlungen des Obersten Rates stellen wird. Jedenfalls dürften die Stimmen Englands und Italiens genügen, um Frankreich von unbesonnenenSchrit- ten gegenüber Deutschland zurückzuhalten. — Nunmehr ist der Beginn der Tagung des Obersten Rates in Can nes endgültig auf den 6. Januar festgesetzt worden. Den Beratungen wird jedenfalls eine Privatverhandlung zwi schen Lloyd George und Briand vorangehen. Für die Kon ferenz sind sechsTage vorgesehen. Dann soll eine Kon ferenz der alliierten Außenminister stattfinden, Lie sich mit Ler Frage des nahen Ostens beschäftigen werde. Für diese Beratungen seien 10 bis 12 Tage in Aussicht genommen. Das englisch-französische Programm für die Beratungen in Cannes, das dem Augenschein nach im wesentlichen das Programm Briands zu sein scheint, enthält drei Haupt punkte: 1. die Wiederanfrichtung Rußlands durch die Wieder herstellung seiner Eisenbahnlinien und seines Eisenbahn- Materials; 2. die Lösung der Frage der Wechselkurse und 3. bezüglich Deutschlands besondere Maßnahmen für die strenge Beaufsichtigung der Zollcinnahmen, der Aussuhr von Kapital, des Budgets der Rcichsbank und der Bankdepots. Diese Kontrolle müsse mittelbar auf das deutsche Vermögen im Ausland ausgedehnt werden. Das sei der Plan des europäischen Wiederaufbaues, der sich unmittelbar mit dem Reparationsproblem ver bände, weil die Wiedererhebung Deutschlands Lie Vorbe dingung für die berechtigte Erfüllung dessen sei, was seine Gläubiger von ihm erwarteten. Es müsse durch die An strengungen einer europäischen Gemeinschaft auf dem Fi nanzmarkt einTeilderdeutschenSchuldmobi- lisiert werden und damit durch Anleihen den drin gendsten Bedürfnissen der Nationen Genüge geleistet wer den, die Frankreich für feine Kriegsopfer ungeheure Vor schüsse hätten leisten können. * Doch Erleichterungen? Eine noch unbestätigte Londoner Meldung will von einer Vereinbarung zwischen Briand und Lloyd George wissen, wo nach Deutschland an Stelle der festen Annuitäten von 2 Milliarden Goldmark für 1922 nur 500 Millionen Goldmark in bar in Raten bis zum 15. April zahlen solle. Hierin ist die Geldleistung für die Okkupationsarmee eingerechnet. Außerdem hätten Sachleistungen wie bisher zu erfolgen, ruck» ferner sei das Wiesbadener Abkommen zu erfüllen. Außer dem bleibt die Aprozenttge Ausfuhrabgabe bestehen die unter die Sachleistungen rubriziert werden soll. Vorbedin gung für alles dieses ist, daß der Oberste Rat der Regelung zustimmt. Politische Rundschau Deutsches Reich. Ein arbeitsreiches Weihnachtsfest. Der Lauf Ler internationalen Politik hat vor Lem Feste nicht Halt gemacht. Sowohl in Berlin als auch in London und Paris hat man auf Lie übliche Feiertagsruhe verzichten müssen. Da Dr. Rathenau nicht vor dem Weih nachtsabend von London zurück sein konnte, mußte sich die Regierung dazu entschließen, die Feiertage für die drin genden Besprechungen mit ihm bereiizustellen, denn die Neparationskommission mußte ohne Verzug Lie von Rathe- naus Bericht abhängige Antwort auf ihre letzte Note be kommen. Der deutsche Reichskanzler hat daher feine ge plante Weihnachtsreise in feine badische Heimat aufge geben, aber auch Lloyd George zog es vor, in London zu bleiben, um die Konferenz von Cannes durch Besprechun gen mit englischen Wirtschaftspolitikern vorzubereiten, während Briand noch am Weihnachtsabend durch eine für ihn recht schwierige Debatte in der französischen Kammer an Paris gefesselt blieb. Für den Wiederaufbau Rußlands. Die in Berlin begründete Wirtschaftsstelle für Ver kehr, Handel und Industrie mit Lem Osten, eine Zusam menfassung von Industriellen und Arbeitnehmern, ist mit einer Ler größten amerikanischen Bankgruppen in Verbin dung getreten zur Hergabe eines Betrages von 250 Millio nen Dollar an deutsche Banken zum wirtschaftlichen Wie deraufbau Rußlands. Die Vorverhandlungen sind, wie verlautet, bereits zu einem gewissen Abschluß gelangt. Das Ortsklassenverzeichnis mit rückwirkender Kraft. Auf Antrag der Arbeitnehmerorganisationen erklär ten fick das Reichsfinamministerium und das Reichspost-