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Fernsprecher Wilsdruff Nr. (> fÜs UNÜ ^MgLgeNÜ Postscheckkonto Dresden 2640 ZnseUIonsprels Mt. für die S gespaltene Koepuszelle oder deren Raum, ReNomen, die r spaltlge Korpu«zetle Mt. Bel Wiederholung und IahrtSauftrag entsprechender Preisnachlaß. Belanntmachungcn im amtlichen Teil (nur von Behörden) die r gespaltene KerpuazeUe Ml. Ilachweisungs-Gebilhr ZV pfg. Anzeig-nannahme bis normttiag« 10 iihr. Für di- Richtigleit der durch Fernruf adermittelten Anzeigen übernehmen wir lei« Garantie. Feder Radatt- anspruch erlffcht, wenn »er Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs g-rSt. dem Iahre 1S41 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachnngen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts za Wilsdruff, des Stadtrat» zu Wilsdruff, des Forstrentamts »Tharandt und des Finanzamts Nossen. Verleger rmd Drniker: Arthur Zschunke in Wilskruss. Bersntmortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, keide 1« Wilsdruff. Nr. 296 Dienstag den 2V Dezember 1921. 80. Jahrgang. Amtlicher Teil. Sie WMlW drr MinderltNittelttu-Veihilseu auf Monat Dezember 1921 erfolgt Mittwoch den 21. d. M. vormittags 9—1 Uhr in der Stadtkaffe. Wilsdruff, am 19. Dezember 1921. -'5 Der Siadtrat. Grumbach. Die für Dienstag den 20. Dezember 1921 anberanmte Schulautschnß-Sitzung findet erst Mittwoch den 21. Dezember 1921 abends 6 Uhr statt. -.8 Grumbach, am 17. Dez mder 1921. Der Gemcindevorstand. Klsine '.-?ertnna für eilige Leser. * Die Reparationskommiffion hat Len deutschen Antrag aus Zahlungsaufschub mit den Rückfragen beantwortet, wieviel Deutschland zahlen kann, wie lang der Aufschub sein soll und welche Garantien für spätere volle Leistung gegeben werden können. * Der Reichstag nahm die Entschließung für dis sofortige Aufhebung der AusnaiMeverorduung vom 28. September zum- Ausnahmezustand an. Man erwartet die Aufhebung in den nächsten Tagen. * Der französische Ministerpräsident, der die Beziehungen zürn Vatikan wieder aufnchmcn will, erhielt nach erregter Be sprechung dieser Angelegenheit ein Vertrauensvotum im Se nat für seine Politik. * Lloyd George beabsichtigt die Einberufung einer euro päischen Konferenz für den Wiederaufbau, die das gesamte Reparationsproblem erörtern soll. * Das englische Parlament hat den Friedeusverttag mit Irland ratifiziert. Im Unterhaus« wurde er mit 401 gegen 78 und im Oberhause mit 166 gegen 47 Stimmen angenommen. Los von Versailles! Die Bedeutung des deutschen Antrags aus Bewilli gung eines Zahlungsaufschubs wird man nur dann richtig «inschätzen, wenn man berücksichtigt, daß es sich nicht um eine nur für den Augenblick berechnete Maßnahme handelt, durch die die obwaltenden Schwierigkeiten wieder um ein paar Wochen vor dem Umschlagen in eine offene Kata strophe bewahrt werden sollen, sondern daß vielmehr das Reparationsproblem und damit die grundsätzliche Frage einer Abänderungdes Versailler Friedens vertrages in vollem Umfange zur Debatte gestellt wird. Wie stark der Boden international auf diesen in der Tat weltbewegenden Gedanken vorbereitet ist, erkennt man beispielsweise aus einer Äußerung des amerikanischen Se nators Borah, der diese Idee neuerdings in die Worte" faßte: Die Wohlfahrt der gesamten Welt hänge von drei Faktoren ab, die 1. von der völligen Revisiondes Versailler Vertrages, 2. der Abrüstung aller Länder und 3. davon, daß das Schicksal der Völker nicht mehr durch die Gewalt entschieden werde. Borah sagte, er werde im Senat die völlige Annullierung der europäischen Schulden an Amerika beantragen, aber nur unter der Be dingung, daß Europa den Versailler Vertrag revidiere. Damit ist von einer im vorliegenden Falle gewisser maßen neutralen Seite die Lage richtig gekennzeichnet, und eine Bestätigung dafür, daß diese Auffassung auch bei den am nächsten beteiligten Staaten an Boden gewinnt, ergibt sich aus einer sehr charakteristischen Äußerung des bekann ten französischen Politikers Herv 6, der über den Wandel der Anschauungen in der letzten Zeit in seinem Blatte „Victoire" treffend bemerkt: Vor zwei oder drei Monaten wäre bei einer solchen Note in Frankreich alles in die Luft gegangen. Man hätte erklärt, daß ohne Zögern das Ruhrgebiet besetzt werden müsse. Allem Anschein nach sei die deutsche Note nur das Vorspiel zu dem großen Stück, das nächste Woche in London gespielt werde. Neven den großen Fragen, die dort verhandelt würden, werde der Aufschub, den Deutschland verlange, nur „eine Frage fünfundzwanzigster Ordnung" sein. Die Frage erster Ordnung aber, nm die es sich allein noch handeln kann, ist eben die Revision des Friedensver trages. Die Einleitung dazu ist die Zusammenkunft zwischen Lloyd George und Briand in London. Darüber hinaus aber beabsichtigt Lloyd George, eine allge meine europäische Konferenz über den wirt schaftlichen Wiederaufbau vorzuschlagen. Dabei sollen auch die Ansichten Deutschlands und Österreichs gehört werden. Amerika würde aber an dieser Konferenz nicht teilnehmen. An amtlicher englischer Stelle erklärt man zu der deutschen Note, daß diese wohl dazu dienen könne, „die Luft zu reinigen" und die gesamte Frage zur Ent scheidung zu bringen. Die Note kam ja den alliierten Re gierungen auch keineswegs überraschend, sondern war überall vorher angekündigt, so daß eine rasche, vorher überlegte Stellungnahme die Folge sein konnte. Der eng lische Standpunkt scheint nun nach allen vorliegenden Meldungen dahin zu gehen, daß Deutschland die Möglny- keit gegeben werden muß, sich zu erholen, und daß ein französischer Einmarsch ins Ruhrgebiet eventuell sogar durch Zugeständnisse in den Orientfragen verhindert wer den müsse. Jedenfalls aber will Lloyd George die Frage der Schuldenbezahlung in großem Nahmen aufrollen, d. h. auch eine gegenseitige Streichung der Schulden, die die Verbündeten untereinander haben, mit der Revision der deutschen Verpflichtungen verbinden. , Die Franzosen stehen, wie nicht anders zu er warten war, auf einem abweichenden Standpunkt. Mir ste ist der Versailler Vertrag keine Fessel, wie für die übrige Welt, sondern eine Angriffswaffe gegen Deutschland. Die Reparationskommiffion, in der der franzö sische Einfluß sehr stark ist, hat inzwischen bereits eine Antwortnote auf die deutsche Anfrage nach Berlin gesandt. Darin wird erstens Aufklärung darüber verlangt, welche Einzelbeträge von der in der deutschen Note ange kündigten Zahlung für Januar und Februar in den beiden Monaten gezahlt werden können. Zweitens wird ange fragt, wie lange der Aufschub dauern soll, und drittens, welche Garantien während der Dauer des Aufschubs für die Volleistung gegeben werden können. Die Reparationskommiffion will ferner selbst nachprüfen, ob unsere Angaben über unsere Zahlungsunfähigkeit zutref fen, und zu diesem Zwecke will, so wird die Note durch Blättermetdungen ergänzt, Briand angeblich den Vor schlag machen, daß eine alliierte Kontroll kom mt s s i 0 N nach Deutschland entsandt werde, um nicht nur das Steuersystem zu kontrolliieren, sondern auch die Aus gabe der deutschen Banknoten. Der von französischer Seite angeregte Ausweg, die schwachen Goldbestände der deut schen Neichsbank zu plündern, nm die Januarratc zu er gänzen, wird in der englischen Pre^e als unsinnig Zurück gewiesen, denn erstens ist dieses Geld nicht ReichZeigen- tum, sondern Privatbesitz, und zwcUens würde dadurch die Mark, an deren Kurs die Engländer kein geringes Inter esse haben, ins Bodenlose stürzen. Damit ist aber nicht gesagt, daß die Engländer unsere Wünsche (soweit sic auch ihre eigenen sind!) bedingungs los vertreten würden. Auch sie fordern natürlich schwere G a r a n ti e n, die sich in erster Linie auf den Ausgleich des deutschen Staatshaushaltes erstrecken. Damit ist der jenige Teil des Wcltproblems einer Revision des Ver sailler Friedens berührt, zu dessen Lösung die deutsche Re gierung, die Parteien und das ganze Volk beitragen kön nen. Aber auch dafür bleibt die unerläßliche Voraus setzung bestehen, daß die Entente nicht neue Ketten schmie det, die das Befreiungswcrk zunichte machen, Vas nicht nur dem Deutschen Reiche, sondern ganz Europa Hilse bringen soll. AEischs Rundschau. Deutsches Reich. über 112 Milliarden Mark Reparationsausgaben. Bei der Behandlung des Nachtragsctats für die Aus führung des Friedensvertrages wurde im Hauptausschutz des Reichstages festgestellt, daß der Haushalt des Reiches durch das Londoner Ultimatum mit einer Summe von 112)4 Milliarden Mark belastet ist, die sich auf allgemeine Ausgaben, Besatzungs- und Kommissionskosten, Leistungen außerhalb der Reparation Und innere Ausgaben verteilen. Die Erhöhung der Postgebühren. Int Postgebührenausschnß des Reichstages kündigte l ein Negierungsvertreter eine Reihe von Reformen an, deren Durchführung Ersparnisse von vierhundert Millio nen jährlich bringen wird. Ein Antrag aus Herabsetzung der Gebühren für den Ortstarif wird abgelehnt; angenom men werden die Anträge auf Festsetzung der Gebühren für Ansichtskarten mit fünf Textworten auf vierzig Pfennig und für Päckchen auf vier Mark. Für Zeitungspakete foll eine Verbilligung anf drei Mark eintreten. Dw Zeitungs gebühren bleiben einstweilen unverändert; die Negierung wird eine neue Vorlage machen. Angenommen wurde auch ein Antrag, die Fernsprechgebühren um 80 Prozent zu erhöhen, während die Regierungsvorlage 100 Prozem forderte. Fortbestand der Deutschen Werke? Die Botschafterkonferenz in Paris hat einen Bericht des Generals Rollet über die Umwandlung der Deutschen Werke angehört. Dazu melden Pariser Blätter, es handle sich bekanntlich um die großen Kriegsfabriken, die jetzt zu Friedensarbeit umgebaut werden sollen und deren völlige Unterdrückung Tausende von Arbeitern arbeitslos machen würde. Die Botschafterkonferenz habe ihre Entscheidung noch nicht getroffen. Es sei aber wahrscheinlich, daß sie das Ausführen von Friedensarbeit unter der Voraus setzung einer stärkeren militärischen Kontrolle genehmigen werde. Wirtschastsberatungen für das besetzte Gebiet. Die Rheinlandkommission hatte in den Tagen vom 14. bis 16. Dezember eine Anzahl von Vertretern des Wirt schaftslebens zu einer Besprechung eingeladen. Der Reichs kommissar sür die besetzten Gebiete nahm an dieser Be sprechung persönlich teil. Wegen der Härten, denen das Mirtickartsleben in den besetrte» Gebieten im besonderen ausgesetzt ist (Besatzungstruppen, Wohnungsbeschlag- nahine usw.), wurde von den deutschen Vertretern gebeten, die Stärke der Besatzungstruppen zu vermindern, die far bigen Truppen zurückzuziehen und die Ausverkaufsver fügung zu verlängern. Außerdem wurde auf die Vereins- und Versammlungsbeschränkung und besonders auf die unter der Bevölkerung hervorgerufene Beunruhigung durch den Fall Smeets hingewiesen. Aus In- und Nusrand. Berlin. Der Verhrauchssteucrausschuß nahm das neue Kohlensteuergesetz (Erhöhung auf 40 Prozent) an. Berlin. Die nach der Annahme des neuen Ortsklassenver zeichnisses erforderlichen Nachzahlungen an die Be amten werden voraussichtlich noch vor Weihnachten erfolgen. Das Rcichssinanzministerium hat dafür die Summe von anderthalb Milliarden Mark zur Verfügung gestellt. Deutscher MLchsiütz. (152. Sitzung.) cs. Berlin, 17. Dezember. Die Beschlußfassung des Reichstages zur Aushebung der VielumstriUeucn Ausnahme Verordnungen, die nach der Er mordung Erzbergers erlassen wurden, geschah mit IM gegen 142 Stimmen. An der Spitze der heutigen Tagesordnung stand das Gesetz, bett. Wochcnhilse und W o ch e n sü r s o r ge. Die Vorlage wurde in dritter Lesung angenommen, und zwar mit der von allen Parteien beantragten Abänderung, daß das Stillgeld nicht 3 Mark, wie in der zweiten Lesung beschlossen wurde, sondern 4)4 Mart betragen solle. Dann kam man zur zweiten Lesung eines Gesetzes über die Neuregelung der Zu lage und der Abfindung in der Unfallversicherung. Abg. Karsten (U. Soz.) erklärte, der Entwurf der Regie- iung zeige, daß vom Rcichsarbeitsministerium eine vernünf tige Reform der sozialpolitischen Gesetzgebung nicht zu er warten fei. Den Industriellen und Arbeitgebern solle eine er hebliche Liebesgabe zuteil werden. Reichsarbeitsminister Dr. Brauns erwiderte, den Anregun gen der Unabhängigen auf Beseitigung der begrenzten Er- wcrbsunfähiglcit und aus Feststellung eines durchschnittlichen Jahresarbeitsvcrdicnstes könne die Regierung leider nicht sol- gen. Die Berufsgeuossenschasten könnten die daraus sich gebenden Lasten nicht tragen. Der Minister ersuchte, an Leue Beschluß des Ausschusses sestzuhalten. Abg. Bart; (Komm.) bemerkte, die Vorlage habe eine» Völlig unsozialen Charakter. Hierauf wurden die gestellten Abänderungsanrräge abgelehnt und die Vorlage wurde m dritter Lesung einstimmig angenommen. Hieraus folgte die erste Lesung eines Gesetzentwurfs betr. die öffentliche Bekanntmachung von Verurteilungen wegen Preistreiberei, Schleichhandel, verbotener Ausfuhr lebenswich tiger Gegenstände und unzulässigen Handels. Nach längerer Aussprache wurde die Vorlage dem Ausschuß für Volkswirt schaft überwiesen. Dann kam der Gesetzentwurf über den Ver kehr mit ausländischen Zahlungsmitteln an die Reihe. Er wurde an den Volkswirtschaftsratsausschuß zurückverwiesen. Geld- statt kurze Freiheitsstrafen. Darauf ging man an die zweite Lesung des Gesetzentwurfs Zur Erweiterung des Anwendungsgebietes der Geldstrafen und zur Einschränkung der kurzen Freiheitsstrafen. Der Ausschuß hat die Vorlage mit einigen Änderungen angenommen. Da nach können u. a. auch bei Vergehen, die mit Gefängnisstrase bis zu drei Monaten zu ahnden sind, diese Strafen in Geld strafen nmgewandelt werden. Abg. Herzfeld (Komm.) bemängelte die Vorlage. Der Staat Bayern zum Beispiel werde dieses Gesetz sicher nicht anwenden. Neichsjustizminister Radbruch betonte) daß das Gesetz einen Wendepunkt in der ganzen Rechtspflege bedeute. Die Abschreckungsthcorie in der Strafvollstreckung habe dazu ge führt, daß Leute, die noch nicht so sehr verdorben seien, mit Verbrechern zusammengebracht und dadurch erst ganz ver- vorben würden. Der Entwurf sei gewissermaßen ein Experi ment, durch das erst bewiesen werden solle, wie die in Vor bereitung befindliche Reform des Strafrechts gestaltet werden könne. Das Ziel geht dahin, Freiheitsstrafen unter drei Mo naten überhaupt zu beseitigen. Der Regierung müsse aber zunächst von Fall zu Fall freie Hand gelassen werden. Die Länder werden sich den Wünschen des Reichstages unpassen, auch Bayern, das im Ausschuß lediglich auf die Schwierig keiten hingewiesen habe. Nach weiteren Bemerkungen wurde die Vorlage in der Ausschußfassung angenommen, ebenso m der sofort anschließenden zweiten und dritten Lesung. Der kommunistische Antrag aus Aufhebung des preußi schen Schießerlasses wurde nach kurzer Auseinandersetzung, wobei der Abg. Rosenfeld (U. Soz.) den neuen Schießerlatz des preußischen Ministers des Innern Severing scharf an- grifs, abgelehnt. . Der Entwurf über das Verfahren in Ver sorgungssachen zur rascheren Erledigung der Anspüche von früheren Kriegsteilnehmern wurde vom Ausschuß zur An nahme empfohlen. Nach langer durch verschiedene Mänderungsanträge ver anlaßten Debatte wurde die Vorlage angenommen