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MWmfferAMtt Fernivr?Her Wilsdruff Nr. 6 Wochenblatt für Wilsdruff und ilmgegend Postscheckkonto Dresden 2640 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts za Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. Verleger und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil. Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Nr. 251. Mittwoch den 26. Oktober 1921. 8V. Jahrgwng. Amtlicher Teil Grumbach. Die Malerarbeiten in der Marre zu Grumbach sind zu vergeben. Kostenanschläge sind bis 1. November 1921 einzureichen. Weitere Auskunft erteilt in den Normittagsstunden der Unterzeichnete. Der Kirchenvorstand sw Umlauft. Kesselsdorf. Rattenvertilgung betr. In Anbetracht der immer mehr überhandnehmenden Rattenplage hat der Ge meinderat eine allgemeine Rattenvertilgung in der hiesigen Gemeinde angeordnet. Es ergeht an alle diejenigen Grundstücksbesitzer, in deren Grundstücken das Vorhandensein von Ratten wahrgenommen worden ist, die Aufforderung, in der Zeit vom 27. bis 29. ü. M. durch Auslegen von Gift, das bei dem Unterzeichneten zum Preise von 6 Mark entnommen werden kann, eine Beseitigung der Ratten vorzunehmen. Geg°n diejenigen Grundstücksbesitzer, die der Verordnung trotzdem Ratten inihren Grundstücken festgestellt worden sind, nicht nachkommen, wird strafbar vorgegangen werden. Kesselsdorf, am 22. Oktober 1921. s»? Der Gemeindevorstand. IIlIIllIIIIIlIIlIIIlIIIIl>>lIIIIIIIlIIIIIIllIIIIIIIIIllIIIIIIIIIIIIIlIIIIIIlIIIlIIlI>IIIIIIlII>IIIIIIIIIII»IIII»IIII>I»tt»I»I»IIIIIIIII>lIIIIIIIIIIIlIII>IIlII»lII»III»IlI»II Wir Mm MW, MztW Kis 10 M Mniittq; MMm. Kleine Zeitung für eklige Leser. * Reichspräsident Ebert ist in Verhandlungen mit den Par teiführern bemüht, eine erweiterte Grundlage für die neue Re gierung zu sichern. * Die amerikanischen Truppen am Rhein, die gegenwärtig 13 509 Mann stark sind, sollen bis Mitte März 1922 allmählich bis auf etwa die Hälfte zurückgezogen werden * Der bulgarische Kriegsministcr Dimitreff wurde bei einer Automobilfahrt durch Gewehrschüsse ermordet. Der Auto- sührer und zwei Begleiter wurden ebenfalls getötet. * In der Krim soll eine selbständige Sowjetrepublik errichtet sein, die zur russischen Republik in bundesfreundlichem Ver hältnis steht. Was tun? Von besonderer Seite wird uns aus Berlin über die augenblickliche politische Lage nach dem Rücktritt des Kabinetts Wirth geschrieben: Den Reiz der Neuheit kann man auch beim besten Willen für das Schauspiel, das Deutschland wieder ein mal der Welt bietet, nicht in Anspruch nehmen. Im Augen blick einer entscheidungsvollen Krisis, einer Zuspitzung unserer innerpolitischen Lage, wie sie seit dem unglück lichen Ausgang des Krieges von Zeit zu Zeit immer wieder sich einstellt, bricht die vön der Volksvertretung be stellte Regierung zusammen, und die Parteien müssen sich darüber schlüssig machen, was geschehen soll. Jedesmal, wenn diese furchtbare Situation glücklich — oder auch unglücklich — überstanden ist, taucht die Hoffnung auf, daß man mit diesem letzten ungeheuerlichen Opfer sich endlich das Recht für eine ruhigere Zukunft, für eine lang same Anbahnung besserer Beziehungen mit den Feinden von gestern erkauft habe. Und doch, kaum sind einige Wochen, oder höchstens einige Monate, vergangen, so muß man einsehen, daß alles vergebens war, daß neue Schmach, neue Demütigung unser wartet, und daß ein Ende der Vergewaltigungen, denen wir ausgesetzt sind, gar nicht ab- zusehen ist. Die Furchtbarkeit dieser Erkenntnis hat das Ministerium Wirth und die Parteien, die hinter ihm stan den, mit niederschmetternder Wucht getroffen. Und ob wohl niemand anzugeben weiß, wie ein anderer Kanzler nach Annahme des Londoner Ultimatums hätte vorgehen müssen, um das Unheil von Genf von uns abzuwenden, so hat nach anfänglichem Schwanken doch die Erkenntnis gesiegt, daß man dem Volke einen Wechsel in der Negie rung schulde, da es wirklich nicht angehe, nach der Genfer Entscheidung die Geschäfte des Reiches weiterzuführen, als wenn gar nichts geschehen wäre. Und der Herr Reichspräsident hat infolgedessen wieder einmal die Auf gabe, mit den Parteiführern über die Einsetzung einer neuen Regierung zu verhandeln. Was geschehen soll, weiß man auf der entschiedenen Linken ebenso bestimmt, wie auf der entschiedenen Rechten. Die sozialistischen Parteien kennen kein Schwanken. Da die Entente gesprochen hat, und da sie auch diesmal wie der mit Zwang droht, muß man, selbstverständlich, ge horchen und tun, was sie befiehlt. Auf der Rechten weist man eine abermalige Preisgabe deutschen Lan des, deutschen Vollslums, deutschen Besitzes zurück, und gerade der Umstand, daß sie durch Vertrags- und rechtswidrigen Zwang von uns erpreßt werden soll, verstärkt hier die Entschlossenheit zum Nein- sagen. Aber die Mittelparteien, das Zentrum, die Demo kraten, die Deutsche Vollspartei, wie werden sie sich mit der „neuen Lage" abfinden, von der Dr. Wirth in seinem Rücktrittsschreiben an den Reichspräsidenten gesprochen hat? Sollen sie „Ja" sagen und damit den ungeheuer lichsten Rechtsbruch, den Deutschland erfahren hat, sank tionieren? Sollen sie „Nein" sagen und damit außer Oberschlesien auch noch weiteres deutsches Gut, vielleicht auch noch Weiteres deutsches Land gefährden? Es nützt euch doch nichts, rufen die Sozialisten ihnen zu, wie sehr ihr euch auch drehen und sperren mögt. Die Grenzlinie ist gezogen, und ihr miißt sie anerkennen, weil ihr euch da zu im Friedensvertrag im voraus verpflichtet habt. Und die Wirtschaftsverträge mit Polen dürft ihr nicht ab- lchnen, denn sie bieten euch eine letzte Möglichkeit, die kostbaren Jndustriewerte des nunmehr geteilten Abstim mungsgebietes zu erhalten und deutschen Einfluß zum mindesten für die nächsten 15 Jahre sicherzuftellcn. Geht ihr darauf nicht ein. so müßt ihr damit rechnen, daß den Polen allein überlassen wird, die Zukunft Oberschlesiens zu bestimmen, so gut oder so schlecht sie es mit oder ohne ausländische Hilfe zu tun vermögen. Also verhandelt mit Polen oder ihr seid ganz verloren. Mit Polen ver handeln? ruft man von der Gegenseite her. Einen Bevoll mächtigten innerhalb der vorgeschriebencn achttägigen Frist ernennen? Das bedeutet nichts anderes als die An erkennung der Entscheidung, in der euch diese Zumutung gestellt ist. Und wenn ihr die Benennung dieses Bevoll mächtigten mit einem Protest, mit einer Rechtsverwahrung feierlichen oder unfeierlichen Gepräges verbinden wolltet, so wißt ihr doch ganz genau, daß damit gar nichts erreicht würde. Die anderen hörten von alledem nur das „Ja" — das „Ja" der Verhandlungsbereitschaft mit Polen, und damit wäre in euren Augen der deutsche Verzicht auf den an Polen gefallenen Teil Oberschlesiens ein- für allemal ausgesprochen. Und Verhandlungen mit Polen? Wißt ihr immer noch nicht, daß die Polen Verträge, die auch anderen Völkern Rechte gewähren, immer nur schließen, mit dem Vorbehalt, sie zu brechen, wenn es ihnen in den Kram paßt, daß sie Verhandlungen Monate-, ja jahrelang hinzuziehen verstehen und in der Zwischenzeit den Ver handlungsgegner bis aufs Blut zu peinigen wissen? Und seht ihr denn nicht ein, daß der Inhalt aller der Verträge, die ihr nach dem neuesten Pariser Diktat mit Polen ab schließen sollt, von Herrn Briand schon im voraus festge- legt ist — selbstverständlich zu dem Zweck, daß all die deutsche Arbeit, die in den nächsten 15 Jahren in Ober schlesien geleistet werden soll, ganz ausschließlich den Polen zugutekommen mutz? Merkt ihr nicht endlich, dab eure Feinde jetzt wie schon in Versailles es direkt darauf an gelegt haben, euch die Erfüllung der Friedensverpflich tungen unmöglich zu machen, um so immer wieder neue Zwangsmaßnahmen gegen Deutschland ins Werk setzen zu können? Daß endlich eure Klagen über die immer mehr zusammenschrumpfenden Aussichten auf Befriedigung eurer Feinde ganz sinnlos sind, daß ihr euch damit nach gerade vor den Augen der Welt lächerlich macht, ohne der Lage eures Volkes damit auch nur im mindesten zu nutzen? Nein, habt endlich nur einmal den Mut. zum Widerstand, zur Ablehnung, ohne Rücksicht auf die un mittelbaren Folgen, die daraus entstehen mögen, und ihr werdet sehen, erst dann wird die Möglichkeit bester-"- Zeiten für euch gekommen sein. — Wird diese von ganz rechts vertretene Ansicht durch dringen, oder wird die Reichstagsmehrheit an den Tradi tionen festhalten, die sie im Umgang mit der Entente be reits herausgebildet hat? Wir wagen nicht zu prophe zeien, denn nur, wer an der furchtbaren Verantwortlich keit für diesen Entschluß mit zu tragen hat, kann in völlig eindeutiger Weise zu den Ereignissen dieser Tage Stellung nehmen. Emigungsbestredmrgen. (Von unserem ständigen Mitarbeiter.) Berlin, 24. Oktober. Nachdem das Kabinett Wirth in eingehenden Bera tungen zu der Überzeugung gekommen ist, daß nach der Zerreißung Oberschlefiens die Grenzen der deutschen Leistungsfähigkeit und Ersüllungsmöglichkeit sich so erheb lich verengert haben, daß für die Politik des Reiches eine neue Lage geschaffen ist, und daß die Regierung daher ihr« bisherigen Absichten nicht mehr durchführen kann, hat sie dem Reichspräsidenten Ebert ihre Ämter zur Verfü gung gestellt, nicht ohne nochmals der Überzeugung Aus druck zu geben, daß nur das aufrichtige Bestreben aller Teile, die vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen, die politische und wirtschaftliche Wiederherstellung Europas ermöglicht. Damit ist deutlich ausgesprochen, daß nur der außenpolitische Druck, nicht aber irgendwelche inneren Dif ferenzen den Rücktritt des Kabinetts veranlaßt haben. Immerhin machen sich die Meinungsverschiedenheiten zwischen den Parteien in dem jetzt herrschenden Zwiicken- zustand, in dem das Kabinett Wirth nur noch die lau fenden Geschäfte weiterführt, lebhaft geltend, besonders, soweit die Stellungnahme zur Frage der Behandlung der oberschlesischen Angelegenheit selbst in Betracht kommt. Der Reichspräsident Ebert hat sich bemüht, die Partei führer davon zu überzeugen, daß zwischen den Auffassun gen der einzelnen Gruppen gar keine allzu tiefgehenden Differenzen bestehen. Die Frage, ob man Delegierte zu den vorgeschriebenen Verhandlungen mit Polen senden wu, wird nur noch von den Deutschnattonalen entschieden verneint. Die Sozialisten bejahen diese Frage restlos und die bürgerlichen Mittelpartcien wünschen, (mit kleinen Ab weichungen untereinander) zum mindesten gleichzeitig einen Protest gegen die Grenzziehung auszv.sprechen, die man keinesfalls durch die Entsendung von Unterhändlern stillschweigend anerkennen möchte. Die Demokraten, deren Standpunkt für die Volkspartei „nicht indiskutabel" ist, haben erklärt, daß alles vermieden werden muß, was ge eignet wäre, das Wesen der Entscheidung als eines ein seitigen Diktats zu verdunkeln. Die Fraktion hält daher eine feierliche Rechtsverwahrung der deutschen Reichs- regierrmg gegenüber der Entscheidung vom 20. Oktober für notwendig. Durch Teilnahme an Verhandlungen über einzelne Bestimmungen dürfte keinesfalls der Diktatscharaktrr der Entscheidung verwischt werden und die deutsche Rechts verwahrung müffs aufrechterhalten bleiben. Es ist durchaus nicht unmöglich, daß auf dieser Basis die bekannte „groß.e Koalition" von der Volkspartei bis zu den Sozialdemokraten zustandckommt, obwohl die schwierige Verständigung zwischen den beiden Flügelparteien dieses Blocks über die Steuerfrage noch nicht erzielt ist. Eine andere Basis für die neue Regie rung ist zurzeit kaum denkbar, da die Demokraten die bis- herige Koalition, das Zentrum aber das Bündnis mit den Sozialdemokraten allein, ebenso wie den rein bürger lichen Block ablehncn. Wenn die große Koalition auch diesmal nicht gelingt, hält man, im Augenblick ein unpoli tisches Geschäfts Ministerium für wahrscheinlich. Die Verhandlungen müssen bis Donnerstag erledigt sein, da dann der Delegierte für die polnischen Verhandlungen ernannt sein muß ' Exkaiser Karl gefsM. Die kariistijchen Truppen zerstreut. Budapest, 24. Oll. (Meldung des Ung. Korr.-Bur.) Nach einem neuerlichen Gefecht wurden die Aufrührer zerstreut. Ihre Führer flüchteten und überließen die Sorge für die Sicher heit der Person des Königs den Regierungstruppen. König Karl wurde unter den höflichsten Formen der Obhut des Obersten Simenfalvi der Nationalarmee anvertraut. Die Aufrührer zogen sich bis Tata zurück. Sie haben die Hälfte ihres Kontingents verloren. Die Bauernschaft Kat auf der Linie Bioske—Szekes- fehervar die Schienen aufgerissen, um ein Ausweichen der Aus rührer gegen Süden zu verhindern. Der panikartige Rückzug der Truppen. Ueber den Rückzug der karlistischen Truppen nach dem Kampf bei Budapest wird gemeldet: Die militärische Aktton wird fortgesetzt und führt zu einem panikartigen Rückzüge der Königstruppen, die zahlreiche Ge fangene hinterlaßen. Der König samt seinem Gefolge und die Truppen bestiegen in Eile bereitgehaltene Züge und fuhren in der Richtung auf Komorn ab. Budapest, 24. Okt. Die die Aufständischen befördernden Eisenbahnzüge versuchten, über die Stadt Tata nach Komorn zu gelangen. Die Aufständischen erfuhren jedoch in Tata, daß die Eisenbahnlinie nach Komorn unterbrochen sei und daß die dor tige Garnison die Flucht mit Waffengewalt verhindern werde. Die ungarische Regierung hatte bereits zu Beginn des Putsches einen verläßlichen Offizier nach Tata geschickt, der jedoch von den durchziehenden Truppen Osztenburgs am Sonnabend ge fangen wurde. Dieser Offizier übernahm nun in Tata das Kommando und sorgt für die Ueberwachung des Königs. Ferner ordnet er die ohne Führer zurückströmende» Aufständischen. Die an der Organisation des Putsches beteiligten Politiker und Sol daten fremder Herkunft ließen den König schließlich im Stiche und suchten nach Söldnerart fick den Folgen des begangenen Verrats durch die Flucht zu entziehen. Stephan Rakowszki, Gras Ionas Andrassy und Gratz sind in Tata in Gefangenschaft der ungarischen Nationalarmce geraten. Die Regierung hat Maß nahmen zur Festsetzung der übrigen Aufwiegler getroffen. Forderungen der ungarischen Regierung. Budapest, 24. Okt. Bei den Verhandlungen, die heute vormittag zwischen den Vertretern der Regierung und jenen des Königs stattfanden, überbrachte der Regierungsvertreter, bevoll mächtigter Minister Kanya und Feldmarschall Sarkany die B e -