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Fernsprecher Wilsdruff Nr. t> Mochenblü^ fÜs UNd ^MgegLNd Postscheckkonto Dresden 2640 Grfthein« läglich mtt Ausnahme der Sann- und Festtage nachmittags r Uhr für den folgenden Tag. Bezugspreis bei Selbstabholung monatlich Z Ml., durch unsere Austräger zugetragen in der Stabt monatlich S.SO Ml., auf dem Lande ä.SZ Ml., durch die Post bezogen vierteljährlich N.25 Ml. mit Zustellungsgebühr. Aste Postanstalten und Postboten sowie unsere Austräger und SeschästssteNe nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Zm Fall« höherer Gewalt, Krieg »der sonstiger Betriebsstörungen Hal der Bezieher leinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Erscheint seit Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts za Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. Verleger und Drucker: Arthur Aschuute i« Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide 1» Wilsdruff. Nr. 235. Freitag den 7. Oktober 1921. 80. Jahrgang. ----- . .7.-7--:^---^ - ^^7. — - — ... — Amtlicher Teil. Vom 10. dis 22. Oktober 1021 sollen die Schornsteine in hiesiger Ttadt . Ostern I922 kann junger Mann mil guter Schulbildung als Schreiberlehrling gereinigt werden. bei uns einlreten. — Meldungen sind in der Ratskanzlei, Zimmer 14, einzureichen. Wilsdruff, am 4. Oktober 192l. »b Der Stadtrat. > Wilsdruff, am 4. Oktober 1921. »1 Der Stadtrat. 4 ZnseNionspws 1.50 Ml. für die «gespaltene Korpuszeile oder Heren Raum, ReNamen, dierspaltige Korpuszeile Z.50 Ml. Bei Wiederbolung und Zahresaustrag entsprechender Preisnachlaß. Bekanntmachungen im amtlichen Teil (nur vo» Behörden) die r gespaltene Korpuszetle 4.50 Ml. Nachweisungs-Gebühr ro pfg. Anzeigenannahme bis vormittags 10 Uhr. Für die Richtigleit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir leine Garantie. Zeder Rabatt anspruch erlisch«, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß ober der Auftraggeber in Konkurs gerät. Lloyd George für StMsiemg der Voluten. Ein Hieb gegen Clemenceau. London, 5. Okt. In seiner hauptsächlich dem Arbeitslosen problem gewidmeten Rede, die Lloyd George vor seiner Abreise nach London im Rathause von Iverneß hielt, erklärte er, das Arbeitslosenproblem habe auch England ebenso wie jedes andere große Reich in Europa Riesensummen gekostet. Diese Reiche hätten ihre Einkünfte verpfänden und ihre Zukunft in Pfand geben müssen, indem sie ihre Industrie hypothekarischsten, um die in diesem Kampse eingegangenen Schulden zu bezahlen. Der Erfolg sei, daß alle verarmt seien, alle, die von ihnen ab- hängen: Kaufleute, Unternehmer und Arbeiter feien natürlich für Jahre hinaus verarmt. Die Erwerbslosigkeit, unter der man augenblicklich leide, sei daher nicht auf die gefährlichen Schwan kungen im Handel zurückzuführen, sondern auf jene sehr anor malen Verhältnisse. Lloyd George fuhr fort die Arbeitslosigkeit sei die gleiche in der ganzen Welt. Er verwies aus das Memo randum eines der glänzendsten Wirtschaftssachverständigen, des schwedischen Professors Cassel, zu dessen Beginn es heißt, daß die Arbeit der Welt zum Stehen gekommen sei in einem Maße, wie es bisher nicht erleb! worden sei. Die Arbeitslosigkeit habe einen beunruhigenden Umfang angenommen. Die ganze Welt leide darunter. Es sei bemerkenswert, daß die Länder, deren Kredit am höchsten stehe, am ernstesten in Mitleidenschaft ge zogen seien, nämlich die Vereinigten Staaten und Großbritan nien. Die Zahl der Arbeitslosen in den Vereinigten Staaten betrage etwa sechs Millionen. Diese Verhältnisse hätten den Handel gelähmt. Sie spiegelten sich wider in den Vakutaschwan- rungen der verschiedenen Länder. Es lohne sich, die Wechsel kurslisten Europas Tag für Tag zu betrachten. Dann würde man einsehcn, wie schwer es sei, Geschäfte zu treiben. In Paris, wo das Pfund Sterling vor dem Kriege etwa 24 Franken wärt ge wesen sei, stehe es heute auf 52 Franken, in Rom am 23. Sep tember auf 90 und am 30. September auf 94. In einer ein zigen Woche also ein Unterschied von vier Punkten. Man nehme Berlin an. Vor dem Kriege war das Pfund Sterling 20 »L wert! vor einem Jahre konnte man für ein Pfund Sterling 212 Reichsmark und vor einer Woche 437 Mark kaufen Man nehme Polen an. Vor einem Jahre stand das Pfund auf 900 polnische Mark, am vorigen Sonnabend auf 22 000 und gestern auf 20- bis 21 000. Die Valuta schwanke danach zwischen 22 und 20 000 Mark im Verlaufe einer einzigen Woche und schwankte an einem Tage um 1000 Mark. Man nehme Wien an, wo man früher 24 Kronen für das Pfund Sterling erhielt. Vor einem Jahre stand das Pfund auf 820, vor einer Woche zwischen 5100 und 5500, d. h. ein Unterschied von 400 Kronen an einem einzigen Tage. Lloyd George erklärte, man könne keine Geschäfte treiben, so lange solche Zustände herrschten. Wenn das Pfund auf 20 000 oder auf 5000 oder auf 90 bleiben würde, dann könnte man Geschäfte treiben. Wenn man in jenen Län dern kaufe oder verkaufe, dann müßte man Kontrakte abschließen für Wochen, Monate, ja manchmal für Jahre. Wie könnte man da Preise berechnen, sei es als Käufer oder als Verkäufer, wenn die Schwankungen innerhalb eines einzigen Tages so riesenhaft feien? Das sei genau so, als wenn man bei bewegter See auf einem Ozeandampfer Billard spielen wolle. Was Rußland betreffe, jenes Paradies des Marxis mus, so werde das russische Papiergeld aus keiner irdischen Börse notiert. Die Personen, die sagten, man müße jedermann sein Eigentum nehmen und es zuin Eigentum aller Personen erklären, könnten an dem Stand bes Papiergeldes in Rußland keinen Trost finden. Tatsächlich könne man mit einem einzigen eng lischen Pfund ungeheure Mengen von Rubeln kaufen und die schlechte Straße von Achnasheed nach Gairlvch zupflastern. Lloyd Goerge erklärte am Schluß seiner Rede, diese Schwierigkeiten (infolge der Schwankungen der Wechselkurse) seien anormal und äußerst schwer zu behandeln. Die Währungs verhältnisse hingen von der Finanzpolitik und der auswärtigen Politik aller Nationen der Wett, nicht allein von einer Na tion ab. Er habe die Zuversicht, daß die Lage sich bessere. Die Verhältnisse würden aber erst stabilisiert werden, wenn die Nationen in Eintracht zujammenwirkten mit ihren Nachbarnationen, was die einzige wirklich feste Grundlage für ihre nationale Wohlfahrt bilde. Die Nationen begännen dies zu erkennen. Die Aufwiegler unter den Nationen fänden nicht mehr in gleichem Maße Gehör, wie vor einem Jahre, und die Tatsache, daß ihre Schreie gellender würden, sei nur ein Zeichen dafür, daß sie selbst nicht mehr so an ihren Rus glaubten. Die Verhältnisse 'würden sich auch bessern, wenn die Nationen cinsähen, daß sie durch die fortwährende Ausgabe von Papier geld ihren Nationalreichtum nicht vermehrten. Lloyd George erklärte, die einzig wahre Bedingung für Stetigkeit im Handel sei eine Stabilisierung der Währungen. Diese Stabilisierung könne jedoch nicht eintreten, bevor sowohl die aus wärtige Politik als auch die Finanzpolitik stabilisiert wäre. Die Lage ,die gebessert werden müße, sei anormal und rechtfertige daher anormale Maßnahmen. Zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit erklärte Lloyd George, alle Vorschläge würden dem gesamten Kabinett in London unter breitet und die Pläne dem Unterhauje vvrgelegt werden. Es müsse für ein dauerndes Heilmittel der anormalen und unge sunden Verhältnisse im Handel und in der Industrie gesorgt werden. Das unmittelbare Problem sei, vorläufig dafür zu sorgen, daß der Not entgegengetreten werde, bis die Welt wieder zu normalen Verhältnissen zurückgekehrt sei. Deutschlands Wohlfahrt — die Wohlfahrt Großbritanniens. London, 5. Okt. Das liberale Mitglied des Parlaments, Sir Godfrey Collins, hielt in Greenock eine Rede, worin er sagte, die Deutschen müßten zum Völkerbund zugelassen werden. Das Volk beginne einzusehen, daß die Wohlfahrt Deutschlands die Wohlfahrt Englands bedeute. Großbritannien könne nicht vorwärts schreiten, ehe nicht das Festland wieder auf sicheren ! Füßen stände. Gegen den Geist von Versailles. London, 5. Okt. Die „Daily Mail" veröffentlicht eine Unterredung mit dem angesehenen ministeriellen Abgeordneten Collins, der in den letzten Jahren dem Schatzamte angehörtc. Er erklärte, für die englische Handelsdepression gebe cs nur ein Mittel, die Herstellung des wirklichen Friedenszustandes und die Beseitigung des rachsüchtigen Geistes des Versailler Vertrages. Deutschland an extravagante Entschädigungsforderungen und nutzlose Schutzzölle zu binden, heiße den wirtschaftlichen Setbst- mord zu begehen. Englands Skepsis gegen den Wert des Londoner Ultimatums. London, 5. Okt. „Manchester Guardian" fordert in einem Leitartikel eine Neuregelung der interalliierten Schulden als Mittel zur Behebung der Erwerbslosigkeit. Churchill sehe ein, daß es zum Vorteil Englands sein würde, wenn es den größeren Teil der von Deutschland geschuldeten Rechnung nicht eintreibe. Für die Vereinigten Staaten habe jedoch keine Persönlichkeit von gleicher Befugnis dasselbe erklärt. Sogar in Frankreich dämmere endlich die Uederzeugung, daß die Wohlfahrt in Frank reich in größerem Maße von einer Art von industrieller Ge meinschaft mit Deutschland abhänge, und daß sie bestimmt ver nichtet werde, wenn man versuche, das Unmögliche von Deutsch land zu erzwingen. „Manchester Guardian" fragt, ob die Alli ierten denn auf Amerika warten müßten, wie Churchill erklärt habe. Dann müsse man lange warten. Wenn, wie zahlreiche befugte Beurteiler erklärten, Deutschland mit Geschwindigkeit abwärts treibe, daß es in wenigen Monaten zu seinem finan- , ziellen Zusammenbruch führen werde, so sei das mehr, als Eng- ! land sich leisten könne. Dies müsse, wenn möglich, verhindert werden. Der Verlust des englischen Anteiles an den Repara tionen wäre nicht mit dem Schaden zu vergleichen, den England erleiden würde, wenn das industrielle Deutschland in den Zu stand Polens verfallen sollte. Andererseits würde England durch Stabilisierung der deutschen Finanzen und durch Wieder herstellung Deutschlands mehr gewinnen, als es je aus den Re parationen herauszubekommen erhoffen könne. Wenn jetzt die deutsche Mark den Weg der polnischen Mark gehen würde, so würden die Handelsbeziehungen Englands mit dem Festland noch mehr in Unordnung gebracht werden, als dies bereits regt der Fall sei. Der englische Außenhandel werde nicht gesunken, und die ausländischen Wechselkurse nicht stetig werden. Nichts würde aber zu ihrer Stetigkeit mehr beitragen, als eine Neu regelung der internationalen Schulden. S. Majestät der Dollar und der Wiederaufbau. London, 5. Okt. Der „Daily Expreß" bringt die kaum glaubliche Meldung, Amerika dränge nunmehr aus Zurückzah lung der 972 Millionen Pfund Sterling, welche auf Verlangen zahlbar feien. Den Anstoß hierzu habe die Rede Churchills in Dundee gegeben, in der Amerika den Anfang der Bewegung zur Vermeidung der Schuldenrückzahlung erblicke. Reue BkUechunW Mische» M»ftrie uod Loudmtschist Mr die ReMMw»en. Für Donnerstag nächster Woche hat der Reichskanzler die Führer der deutschen Industrie und der deutschen Landwirtschaft zu einer neuen Besprechung geladen. In dieser Besprechung soll versucht werden, zu einem Abschluß der Ver handlungen zu gelangen, um den immer größer werdenden D e - Visenbedarf des Reiches ab 1. November endlich s ich e r zu st e l l en. In der Zwischenzeit wird der von der Münchener Tagung des Reichsverbandes der deutschen Industrie eingesetzte Ausschuß mit Vertretern der Banken, Landwirte usw. Fühlung nehmen. Der vom Rcichswirtschaftsrat ausgearbcitete G e - setzentwurf über die Beschaffung privater Kredite zur Erfüllung unserer Reparationsverpjlichtungen liegt der Reichsregicrung zur Begutachlung vor und dürste in einer kommenden Woche stattfindenden Sitzung des Reichswirl- schastsrates zur Beratung gelangen. Bei dieser Gelegenheit wird auch die Regierung ihre Stellungnahme zu dem Entwurf bckanntgeben. Wie übrigens in Berliner gut unterrichteten Kreisen ver lautet, sind bereits zahlreiche Anerbieten amerikanischer Finanzgruppen cingelaufcn, in denen die Bereitwilligkeit beton! wird, der deut schen Industrie beträchtliche Kredite zur Verfügung zu stellen und damit der deulfchcn Industrie ihr Anleiheanerbicrcn an die Re gierung zu erleichtern. Dabei ist ganz besonders bemerkens wert, daß dieses Anerbieten der amerikanischen Finanzkreise nicht an einzelne Industriemänner gerichtet ist, sondern offiziell an den Rcichsverband der deutschen Industrie, und daß die Amerikaner bereit sind, zur Aufnahme einer Verbindung Bcvvklmäll ' e nach Deutschland zu entsenden. Es dürste sich bei dieser neuen Kreditaktion des Auslandes nicht bloß um die amerikanische Fi- nanzkilfe handeln, sondern, wie bereits bei der Müchncr Tagung des Reichsverbandes der deutschen Industrie zum Ausdruck kam, um alle jene Staaten, die über Goldübcrschüssc verfügen und an einer Industrieverstopfung leiden. Wik» im Mmel der Mies. In Oesterreich ist die Krone ein so schwankender Begriff geworden, daß die Spekulation geradezu phantastische Orgien feiern kann, während das Volk immer tiefer in Hunger und Elend versinkt. Ohnmächtig müssen wir dieses Unglück unseres Brudervolkes mit ansehcn, denn wir können ihm nicht helfen. Wir wißen nur, daß mit größter Wahrscheinlichkeit bei uns in einem Jahre, wenn nicht noch früher, die gleichen Verhältnisse bestehen werden, denn Dcutschösterrcich war seit dem Zusammen bruch nur unser Schrittmacher. 'Wir verzeichnen die folgenden erschütternden Meldungen: Wien, 5. Okt. Außerordentliches Interesse erregen heute die Vorgänge an der Börje, wo sich eine Hausse be merkbar machte, wie sie noch kaum dagewesen ist. Natürlich steht sie im Zusammenhang mit der gestern erfolgten Annahme der Bankgesetze. Vor dieser parlamentarischen Verhandlung standen Länderbankaktien auf 3170, Anleihe-Aktien auf 2480, heute Länderbanlaltien auf 9400, Anleihe-Aktien aus 6030. Im Zu sammenhang mit der Steigerung aller Papiere steht eine neuer liche ungeheure Steigerung aller Lebensmiltclprcise. Bei man chen beträgt die Steigerung seit ungefähr 14 Tagen 25 bis 30 Prozent. 1000 Kronen für ein Kilogramm Fleisch. Wien, 5. Oft. Das Ernährungsministerium sieht sich ver anlaßt, die staatliche Fleischbewirtschaftung cinzustellen, da das amerikanische Gefrierfleisch sich bei dem gegenwärtigen Dollar kurse auf etwa 1000 Kronen für das Kilogramm stellen würde. Die Negierung müßte also bei jedem Kilogramm über 600 Kronen als Zubuße leisten. politische Rundschau Deutsches Reich. Deutsche Seeleute dürfen England betreten. Seeleute, die Angehörige früher feindlicher Staaten sind, dürfen nunmehr wieder zeitweilig englischen Boden betreten, falls ihre Schiffe in englischen Häfen anlanfen oder sich aufhalten. Bei dieser zeitweiligen Landungs- erlanbnis sind diedcutschen Schiffsoffiziere und Mann schaften jetzt denen einer mit England befrenndeten Nation gleichgestellt. Die Erteilung der Erlaubnis ist davon ab hängig, daß sich der Antragsteller durch einen Paß oder durch eine sonstige hinreichende Legitimation über seine Staatsangehörigkeit ausweisen kann. Bisher entstanden bekanntlich viele Mißhelliglciten, wenn deutsche Schisse englische Häfen anliefen. Frankreich verurteilt weiter deutsche Soldaten. Wieder fand in Lille ein französisches Kriegsgericht Veranlassung, über deutsche Kriegsteilnehmer Urteile aus- zusprechen. Drei Offiziere wurden zum Tode verurteilt, nämlich der Major Härtel, weil er 1914 fünf Einwohner von Cateau ohne Urteil habe erschießen lassen, der Offizier Kamrath, der beschuldigt wurde, im Dezember 1914 den Lehrer Löon Eloi in Vanvin getötet zu haben, der Leut nant Pfeiffer wegen angeblichen Denschlags, Mißhandlung und- Einäscherung des Torfes Tammes in Belgien, wo 320 Einwohner auf seinen Befehl erschossen worden sein sollen. Weitere nenn Ossiziere und Mannschaften, wurden