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MimfferÄgebla« WSsdroS Nr. 6 Wochenblatt für Wilsdruff und Amgegend P-Mcheckko«t- Leipris 2S«14 Mrses Bla« eakhält die «mkliche» Dekanntmachvnsev der AmtShauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharaudt >«Leier «r» Dr«c»er: Arthvr Asch,«», t« WUstzrnff. Beranttsortlicher Schriftleiter: Herm««« Lässig, für des Inseratenteil: Arthur Zsch««»t, »ei»« i« Wil»»r«A Nr. 119. Mittwoch den 25. Mai 1921. 80. Jahrgang. Amtlicher Teil RuOolzmsteiserW. SpechtGusener Stlmtssorstrevier. Gasthof zu Sp^chtshausen, Moniag den 30 Mai vormittags 10 Uhr: 1794 w. Stämme 10/37 u. m. cm, 54 w. Klötze 8/29 cm, 160 w. Derbstangen 8/13 cm u. 530 w. Reisstangen 4/7 cm, Kahischläge in Abt. 9 u. 46, Durchforstung in Abt. 7, 18, 23 u. 36 und Einzelhölzer in Abt. 5. <ur Forstrevierverwaltung Spechtshausen. Forstrentamt Tharandt. Kleine Zeitung Mr eilige Leser. * Zum Reichsminister des Auswärtigen ist der bisherige Gesandte im Haag, Dr. Rosen, ernannt worden. * Zwischen der Reichsregierung und dem französischen Bot schafter in Berlin sand ein Notenwechsel über Oberschlcsien statt. * Eine deutsche Note an die Entente stellt fest, daß die Koh- lenlieferungcn aus Obcrfchlesicn mit dem Beginn des Auf standes ausgeblieben sind und damit eine außerordentliche Schädigung Ostdeutschlands verbunden ist. * Am Montag begannen vor dem Reichsgericht in Leipzig die ersten „Kriegsbeschuldigtcn"-Prozesse. * Nach einer Reutcrmeldnng aus Lissabon soll in Portugal eine Revolution ausgebrochen sein. * Der südafrikanische'Ministerpräsident Smuts warnt vor der weiteren Besetzung deutschen Gebiete?- Mit allen Mitteln. Der Kampf um Oberschlesien scheint sich seiner ent scheidenden Wendung zu nähern. Das Korsantysche Rück- zugsangebot hat sich als das herausgestellt, als was es von vornherein zu nehmen war: eine Kriegslist, zu kurz lebigem Dasein bestimmt. Wenn seine Banden seither ein Stück oberschlesisches Land geräumt haben, so haben sie es nicht freiwillig getan, sondern unter dem Druck des deut schen Selbstschutzes, der, je schlimmer die Dinge werden, desto entschlossener zusammensieht und den polnischen In surgenten in den letzten Tagen, namentlich im Kreise Kosel, ziemlich erhebliches Terrain abgewonnen hat. Aber die größeren Bedrängnisse Korfantys liegen auf politischem und auf wirtschaftlichem Gebiete. Und da muß man schon sagen, daß die Franzosen, seine treuen Bundesgenossen, kein Mittel unversucht lassen, um ihm in Paris wie in London, in Rom wie in Washington und schließlich auch in Berlin zu Hilfe zu kommen. Lange, viel zu lange haben die deutschen Oberschlesier stillgehalten. In dem Augen blick, wo sie sich, um das äußerste zu verhüten, zum Wider stand aufraffen, wird gegen sie die Beschuldigung laut, daß sie es seien, die nun nach leidlicher Wiederherstellung der Ordnung die Offensive ergriffen. Der Generalstab der polnischen Aufständischen sunkt in alle Welt hinaus, daß er diese Wendung längst vorhergesehen habe, und seine pol nisch-französischen Pressetrabanten spitzen die Feder, um die Deutschen des Friedensbruches zu beschuldigen. Gleich zeitig beeilt sich der französische Botschafter in Berlin, der deutschen Regierung einen Tag um den andern klar zu machen, daß sie noch lange nicht ihre Pflicht erfülle, son dern zum mindesten durch Unterlassungen der Anarchie im Abstimmungsgebiet Vorschub leistet. Eine Unverschämtheit, die von der neuen deutschen Re gierung die verdiente Zurückweisung erfahren hat. Be greiflich genug, daß weder der englische, noch der italie nische Botschafter diesen Schritt der französischen Regierung mitgemacht haben Hosfentlch bleibt es dabei, daß das Sauberkeitsgefühl Englands und Italiens wenigstens in soweit den sranzösischen Verlockungen standhält. Aber auch in London setzt die Diplomatie des Herrn Briand alle Hebel in Bewegung, um die letzten Hindernisse für die pol nische Ländergier aus dem Wege zu räumen. Er suchte ein mal die britische Negierung für gemeinschaftlich zu erhe bende Vorstellungen in Berlin zu gewinnen unter der Vor spiegelung, als käme der deutschen Regierung gegenüber dem Aufstand in Oberschlesien genau die gleiche Rolle zu wie der Regierung in Warschau, als drohe dem Abstim mungsgebiet von deutscher Seite die gleiche Gesahr wie von selten Korfantys, dessen Hilfsquellen von Polen her unaufhörlich gespeist werden In Wahrheit hat die deut sche Negierung lediglich ein Interesse an der Wiederher stellung des dem Friedensvertrag entsprechenden Zustan des der Dinge, während Korfanty, und mit ihm die pol nische Regierung, dieser Wiederherstellung auf das äußerste widerstrebt. Das weiß man in London wie in Rom, und deshalb hat man sich dort, bis jetzt wenigstens, den fran zösischen Einflüsterungen gegenüber ablehnend verhalten. Herr Briand hat aber auch über die Sonderstellung des britischen Vertreters in der Interalliierten Kommission in Oppeln Klage führen lassen, mit dem Antrag, ihre Arbeits fähigkeit durch entsprechende Anweisungen an den engli schen Obersten Percival wieder herzustellen. Dann könnte sie mit den Aufständischen aufbeiden Seiten verhandeln, mit dem Ziel, der Beruhigung des Landes zu dienen. Also auch hier wieder die Unterstellung, daß auch auf deut scher Seite Ausständische vorhanden wären, während die Deutschen äußersten Falles nur für ihr nacktes Leben kämpfen dürfen. Aber Frankreich möchte den englischen Verbündeten nur gar zu gern auf die gleiche Bahn drän gen, die sein General Le Rond allen Ableugnungen zum Trotz schon längst beschritten hat; auf die Bahn unmittel barer Verhandlungen mit Herrn Korfanty, was seiner An erkennung als einer kriegführenden Macht aleichkäme. Um diesen und manchen ähnlichen Preis würde Herr Briand dann voraussichtlich bereit sein, der Anberaumung einer neuen Sitzung des Obersten Nates zuzustimmen. Fragt sich nur, ob Lloyd George gewillt ist, das Erstgeburtsrecht der Entscheidung über das Schicksal Oberschlesiens, und da mit die Lage im Osten, mehr noch: über die zukünftige Ver teilung der Machtverhältnisse in Europa, auf diese Weise an Herrn Briand abzutreten. Einstweilen wirken englische Offiziere mit den Leitern deS deutschen Selbstschutzes in Oberschlesien zusammen, um überall mit eigenen Augen nach dem Neckten zu sehen. Englisches EmgreLfen in Oberfchlesien? Vier Bataillone unterwegs. Das Hin- und* Herreden zwischen London und Pans, was in Oberschlesien zu geschehen habe, hat nun anschei nend einem bewußten Vorgehen Englands Platz gemacht, wenn auch amtliche Bestätigungen im Augenblick noch nicht vorliegen. Wie übereinstimmend gemeldet wird, hat das eng lische Kabinett die Entsendung von vier Bataillonen In fanterie in das Aufruhrgebiä beschlossen. Die Truppen sollen bereits am Sonntag von den rheinischen Standorten aus in Bewegung gesetzt worden sein. Auch in Paris wird an dem Vormarsch der Engländer nicht mehr gezweifelt, obwohl die französische Presse recht sauersüße Betrachtungen an die Mitteilung knüpft und natürlich behauptet, die englischen Streitkräfte wären gleichzeitig gegen den Kriegseifer der polnischen und deutschen Insurgenten bestimmt. Angesichts der in der ganzen Welt unbestrittenen Anzettelung des Aufruhrs von polnischer Seite wirken die Pariser Versuche, die Spitze der Tatsachen gegen Deutschland zu kehren, einfach komifch. Eher dürften englische Kommentare den wirklichen Sachverhalt liessen. So schreibt „Observer": Lloyd Ge orge habe niemals die britische öffentliche Meinung ge schlossener hinter sich gehabt als in der oberschlesischen Frage. Wenn Paris und Warschau keine Achtung vor der britischen Ansicht und Überzeugung zeigten, so werde die Entente ein toter Buchstabe sein. Französische Forderungen in Berlin. Am 19. Mai hat der französische Botschafter in Berlin dem Reichskanzler eine Note übersandt, in der gesagt wird, die von der deutschen Regierung getroffenen Maßnahmen gegen die deutschen Freikorps seien zu spät gekommen. In der Gegend von Kreuzburg ständen 80 000 Mann Frei korps unier dem Befehl von Arnim. Gleichfalls ward die Anwesenheit der Freikorps von Aulock bei Oppeln und Schmidt bei Krappitz gemeldet. Die Gruppe Ratibor. die einen täglichen Bericht veröffentlicht, soll über 9000 Mann und mehrer Kanonen verfügen. Demgegenüber verlange Frankreich strenge Absperrung der Grenze, wie sie Polen bereits getroffen, Sicherung der Lebensmittelversorgung und Aufforderung an die Reichsbank, die zur Bezahlung der Arbeiter notwendigen Fonds nach Oberschlesien zu schaffen. Die Interalliierte Kommission biete genügend Sicherheit. Die deutsche Antwort. Bereits am Montag wurde dem französischen Bot schafter die Antwort der deutschen Regierung zugestellt. In dieser Antwort wird ausgeführt: Die deutsche Regierung duldet die Bildung von Frei korps aus deutschem Gebiet nicht, ebensowenig den Übertritt vom nichtbesetzten aus das besetzte Gebiet. Etwas ganz anderes ist der Selbstschutz, den die an Leib, Leben und Eigentum aufs höchste gefährdete Bevölkerung Ober- schlesicns in Ermangelung jeglichen Schutzes durch die fran zösischen Truppen und in berechtigter Notwehr gegen pol nische Insurgenten von sich aus zu bilden genötigt war. Aus diesem aus dem Zusammenschluß der Bevölkerung hervor- gcgangenen Selbstschutz in einem Gebiet, das der Verwal tung der Interalliierten Kommission untersteht, hat die deutsche Regierung keinerlei Einfluß. Es wird sestgestellt, daß trotz der Aufforderung an die polnische Regierung die polnische Grenze tatsächlich völlig offen steht und täglich der Übertritt von polnischen Soldaten, der Nachschub von Mu nition und Materialien für die Insurgenten vor sich geht. Die Wiederherstellung der Ruhe ist auch nicht, wie es in der Note angedeutet ist, eine Frage der Wiederaufnahme der Arbeit: Denn es handelt sich gar nicht um einen Ausstand wirtschaftlicher, sondern einzig und allein um einen politi schen Charakters. Der polnische Aufstand bezweckt, unter Verletzung der Bestimmungen des Friedensvertrages und unter Verhöhnung jeden moralischen Rechtsempfindens die Vergewaltigung des oberschlesischen Volkes. Die Leiden, welche die unglücklichen Bewohner von den mit grausamstem Raffinement vorgehenden Banden zu erdulden haben, sind unbeschreiblich. Es besteht auch nach der übereinstimmen den Ansicht aller beteiligten und sogar der unmittelbar betroffenen Kreise in Oberschlesien die objektive Unmöglich keit für die Gewähr, das?Gelder oder Lebensmittel tatsächlich in die Hände der wirklich Empfangsberechtigten gelangen und nicht dem Zugriff der Insurgenten unterliegen. Der Präsi dent der Interalliierten Kommission verfügt wenige Kilo meter hinter Oppeln über keinerlei Machtbefugnisse mehr und ist nicht in der Lage, seine etwa gegebenen Garantien in die Tat umzusetzcn. Die deutsche Regierung will die Hoffnung nicht aufgeben, daß es den Bemühungen der Interalliierten Kommission gelingen wird, endlich Mittel und Wege zu finden, die ordnungsmäßige Gewalt in Obcr- schlefien wieder herzustcllcn und die Bevölkerung von dem Joche der polnischen Insurgenten zu befreien. Die Note führt noch eine Anzahl Beweise von der vollständigen Ohnmacht der Interalliierten Kommission an und ist unterzeichnet von dem Reichskanzler Dr. Wirth. Ein Aufruf General Hoefers. Die zum Selbstschutz vor den polnischen Banden be waffnete Bevölkerung Oberschlesiens hat zu ihrem Führer Generalleutnant Hoefer gewählt. Dieser veröffentlicht so eben einen Aufruf an die Schlesier, in dem es u. a. heißt: Schutzlos ist heute ein großer Teil unseres Landes polni scher Willkür preisgegeben. Die Interalliierte Kommission hat nicht die Macht, sich gegen Korfantys wohlvorbcrcitete Re bellion durchzusetzen. Wir sollen nicht dem Zustand der Ge walt, den Korfanty geschaffen hat, einen andern Zustand der Gewalt nach unserem Willen entgegenstellen. Wir kämpfen in berechtigter Notwehr und wollen nur die Wiederherstellung der erschütterten Autorität der Interalliierten Kommission, die Wiederherstellung des Friedens, den erst Korfanty unserem oberschlesischcn Volk geraubt hat. Unser gutes Recht war alle Zeit Richtschnur unseres Handelns und soll es bleiben. Lange haben wir die schnöde Verachtung der Interalliierten Kom mission Und unseres Rechtes durch die Rebellen mitangesehen. Auch die größte Geduld und Besonnenheit hat ihre Grenzen. Wenn wir heute, zum Sprung bereit, noch uns hatten, so ge schieht es nur im Vertrauen auf den Gerechtigkeitssinn der Wett und in der Hoffnung, daß in wenigen Tagen im Rate der Mächte endlich die erlösende Entscheidung darüber fallen wird, wie der Autorität der Interalliierten Kommission und dem Recht in Oberschlesien wieder Geltung verschafft werden soll. Landsleute, Kameraden! Bis dahin steht mit Gewehr bei Fuß. Wahrt Ordnung und Disziplin. Laßt Euch durch keine polnische Greueltat zu Vergeltungsmaßnahmen hinrei- ßen. Ehrt das Eigentum eines jeden, sei er Polnisch oder deutsch gesinnt! Zeigt euch würdig als Deutsche, namens unserer guten und gerechten Sache! Bei dem Kommando der von General Hoefer geführ ten Manschaften des Oberscklesiscken Heimatschutzes befin den sich auch Offiziere der interalliierten Truppen. Diese sind auf ihren Wunsch in das Operationsgebiet, in dem sich die Kämpfe gegenwärtig abspielen, geeilt. Protestversammlung in Berlin. In einer am Sonntag in Berlin von hervorragenden Vertretern der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände, der Spitzenorganisationen des Handels, der Industrie und Landwirtschaft einberufenen Protestversammlung gegen die Vergewaltigung Oberschlesiens im großen Saale der Philharmonie führte der Präsident des Reichstages, Loebe, persönlich den Vorsitz. Er wandte sich in einer packenden Ansprache gegen den Polenüberfall und die offene Unterstützung des Rechtsbruches durch die Franzosen. Außerdem sprachen u. a. der Präsident der Preußischen Laudesversammlung, Leinert, der zweite Vorsitzende des Allgem. Deutschen Gewerkschaftsbundes, Graß mann, der Präsident der Handelskammer zu Berlin, Franzvon Mendelssohn, der Generalsekretär des Gesamtverbandes der Christlichen Gewerkschaften, Bal trusch, der Generalsekretär des Zentralverbandes des deutschen Großhandels, Abg. Ktzinath, der Vertreter des Deutschen Gewerkschaftsringes (Hirsch-Dunckersche Ge werkschaften), Hartmann, und Walter Rathenau als Vertreter der Industrie. Besonders bemerkenswert war es, daß sämtliche Redner aus den Kreisen der Finanz, des Handels und der Industrie übereinstimmend ihre Be reitwilligkeit erklärten, die durch die Annahme des Ulti matums eingegangenen Verpflichtungen restlos zu erfüllen; jedoch betonen sie nachdrücklich, daß das deutsche Volk auch seinerseits Gerechtigkeit und Parteilichkeit vom Obersten Rat für Oberschlesien erwarten müsse. Die vom Reichs präsidenten Loebe vorgeschlagene Protestentfchließung wurde einstimmig angenommen. Die Lage im Aufruhrgebiet. Die bedrohten Städte des Industriereviers waren bis Montag noch immer vom Fernsprechverkehr abgeschlossen. Aus den Kreisen Kreuzburg und Rosenberg wird überein stimmend von starken Truppenansammlunksen jenseits der Grenze berichtet. Polnischs Verstärkungen haben die Grenze überschritten. Auch Waffennachschübe sind erfolgt. Im Zusammenhang damit ist es zu schweren Kämpfen in der Gegend von Rosenberg gekommen. Nach den Mel dungen mußten die Aufständischen vorerst Albrechtsdorf, Altrosenberg und Lowoschau räumen. Bei Gogolin im Kreise Groß-Strehlitz blieb ein Angriff der Insurgenten er folglos. In der Nähe von Gogolin wurden grauenhaft zuaerickstete Leichen deutscher Apo-Beamter aufgefunden.