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rrrufprech« Wilsdruff Nr. 6 Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend Postscheckkonto Leipzig LS 624 Dieses Maik eakhäU die amtliche« Bekanntmachungen der AmtShauptmovaschast Meißen, des Amtsgerichts Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forftrentamts Tharandt «n» »rnLer: «rthnr Asch««»« U, WU»dr»ff. Berautwortlicher Schriftleiter: Herma»« LLsslg, für de» Inseratenteil: «rth»r 8sch»»ke, Seid« 1« Wil»dr«G. Nr. 117. Sonntag den 22. Mai 1921. 80. Jahrgang. Amtlicher Teil. Auf Blatt 90 des hiesigen Handelsregisters, die Firma Martin Reichelt in Wilsdruff betr., ist heute folgendes eingetragen worden: Prokura ist erteilt dem Kauf mann Richard Plaue iu Wilsdruff Wilsdruff, am l9. Mai 1921. «SS» Amtsgericht. Baden in der Elbe. Für das Baden in der Elbe find folgende Anordnungen zu beachten: 1. Das Baden in der Elbe darf nur an besonders abgestecktsn Orten stattfinden. Die Badenden haben ausnahmslos Badehosen oder Badeanzüge zu tragen. 2. Niemand darf ohne Begleitung einer Gondel über den Elbstrom oder größere Strecken als vom oberen Ende der am rechten Elbufer bei Meißen und bei Promnitz aufgestellten Schwimm- und Badeanstalten bis an die am unteren Ende der letzteren an gebrachten Leitern schwimmen. Dem Zurufe des Schwimmlehrers oder Auffichtsführendsn ist von dem Badenden sofort Folge zu leisten. 3. Das Abschwimmen der Badenden von den Schwimmanstalten nach der Schiff fahrtsstraße ist nur bis zu einer Entfernung von höchstens 20 Metern von den Schwimm anstalten ab gestattet. 4. Das Betreten des Ufergeländes, soweit es nicht den Badeplatz ««mittelbar be grenzt, nach Ablegen der Kleider ist nicht gestattet. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Anordnungen werden mit Geldstrafe bis zu 60 Mk. oder entsprechender Haft geahndet. Die Ortspol.zeibehörden der an der Elbe gelegenen Ortschaften des hiesigen Elb- stromamlsbezirkes haben nicht nur die Befolgung obiger Anordnungen durch die von ihnen mit der Aufsichtsführung zu beauftragenden Personen überwachen zu lassen, sondern auch an den ihrer Aufsicht unterstehenden Elbbadeplätzen diese Anordnungen mittels Tafelanschlags (Plakat) noch besonders bekannt zu machen. Etwaige Anträge von Gemeinden oder Privaten auf Absteckung von Badeplätzen sind bei dem Straßen- und Wafserbauamr zu stellen. Amtshauptmannschaft Meißen als Elbstromamt, den 18. Mai 1921. Nr. 306 aX Die Sparkassenbücher Nr. 38215, lautend auf Adolf Fleischer, Neukirchen, 45690, M Adolf Fleischer, „ 42 504, Emma Knötzsch, Kaufbach, 50701, Martha Knötzsch, Kaufbach, 53423, Alma Knötzsch, Kaufbach, 54513, Oskar Knötzsch, Kaufbach, 56828. Oswin Knötzsch, Kaufbach, 58510, Marie Knötzsch, Kaufbach, // 59325; Christiane Knötzsch, Kaufbach, 62 963, — Gotthardt Heber, Höckendorf, § 64471, s» Gotchardl Heber, Höckendorf, 65 762, Arthur Heber, Höckendorf, 65 792, // Linna Voigt, Kaufbach sind abhanden gekommen. Die etwaigen Inhaber der Bücher werden hiermit auf gefordert, ihre Ansprüche darauf binnen 3 Monaten hier geltend zu machen, andernfalls die Bücher als für ungültig erklärt gelten. Wilsdruff, am 21. Mai 1921. E Der Stadtrat. Weaen Massenschutt o weg vom Btauuenstetner bis zum Steinbacher Weg gesperrt. Der Verkehr wird über Nieder-Dittmannsdorf bez. Blankenstein erwiesen. Neukirchen, am 20. Mai 1921. ,o<n Der Gemeiuderat. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Nach Mitteilung von zuständiger Stelle ist mit der bal digen Ergänzung des Reichskabinctts zu rechnen. Verhand lungen mit verschiedenen Persönlichkeiten sind im Gange. * Die Entente fordert von uns die Auslieferung der Luft schiffe „Bodensee" und „Nordstern". * Generaloberst v. Kluck konnte am 20. Mai seinen 75. Ge burtstag feiern. * über das Schicksal Oberschlcsiens soll in einer nächste Woche in Boulogne stattfindenden Ententekonserenz entschieden werden. * Der vormalige Kaiser Karl wird die Schweiz endgültig im August verlaffen. * Aus London wird amtlich gemeldet, daß die Abgabe aus die deutsche Einfuhr von 50 Prozent auf 26 Prozent ermäßigt wird. * In der französischen Kammer griff Andre Tardieu den Ministerpräsidenten Briand heftig an, dem er Schwäche vor warf, weil Frankreich nur 68 Milliarden erhalten werde und das Ruhrgebiet nicht am 1. Mai besetzt worden sei. * Der neue amerikanische Botschafter in London erklärte, daß Amerika mit dem Völkerbunde weder direkt noch indirekt etwas zu tun haben wolle. Gute Haffer. Das englische Parlament hat die Mitteilung von der Vorbehalt- und bedingungslosen Annahme des Londoner Ultimatums durch Deutschland mit langanhaltendem, be geistertem Beifall begrüßt. Die französische Kammer ist erst am Donerstag wieder zusammengetreten und hat Herris Briand sofort mit einem Hagel von Interpellationen üben schüttet. Keine Spur von Anerkennung, von freudiger Zu stimmung. Hier ist die Unersättlichkeit sozusagen zum Prinzip erhoben, und der Haß gegen Deutschland bleibt unvermindert, gleichviel was von unserer Seite geschehen ist und noch geschehen mag, um selbst die ungeheuerlichsten Forderungen zu erfüllen. Daß das Ruhrgebiet besetzt werden müsse, ist den Leu ten vom Schlage des Abgeordneten Tardieu, die sich als Gegner Briands aufspielen, weil das Erreichte doch nun einmal, nach französischen Grundsätzen, unter allen Umständen als unbefriedigend ausgegeben werden muß, die selbstverständlichste Sache von der Welt: wozu hat denn die Regierung den Jahrgang 1919 unter die Waffen ge rufen, wenn sie ihm jetzt nichts zu tun gebe? Und mit 132 Milliarden soll Frankreich, das arme Frankreich, sich zu frieden geben? Davon würden doch nur 68 Milliarden auf seinen Anteil verfallen, und auf Heller und Pfennig wird von der Rednertribüne der Deputierlenkammer aus dem Volke vorgerechnet, daß diese Kleinigkeit um nicht weniger als 50 Prozent hinter den wirklichen Kriegsschüden zurückbleibe. Aber so sei cs immer mit Briand gegangen: starke Redensarten, klingende Drohungen — und nachher habe er immer wieder klein beigegeben. Statt zu mar schieren oder marschieren zu lassen, sei er von einer Konfe renz zur anderen gegangen und dort vor Lloyd George zu rückgewichen. Deutschland habe am 1. Mai keine Milliarde gezahlt, und wo fei der berühmte Gendarm geblieben? Wer habe cs dafür „am Kragen gepackt"? Und die rest lichen 12 Milliarden, von denen vorher so viel Wesens ge macht wurde, seien schließlich stillschweigend in der großen Gesamischadenssumme der Reparationskommission ver schwunden. Und darum Räuber und Mörder, darum das große Säbelgerassel? Müsse bei solchem Verhalten das Ansehen Frankreichs nicht Einbuße erleiden, und könne die Kammer einer solchen Regierung noch ihr Vertrauen aus sprechen, die die Interessen des Landes immer wieder, aus Angst und Schwäche oder aus Unfähigkeit, fremden Rück sichten aufopfere? Und fei mit diesen ständigen Verzichten wenigstens eine Verbesserung der Beziehungen zwischen Frankreich und England erreicht worden? Man brauche nur an die letzte Unterbausrede des britischen Minister präsidenten zu denken, um zu wissen, wie die Dinge stehen. England scheine sogar bereit zu sein, die letzten „Sanktio nen" rückgängig zu machen, während es doch das einzig Richtige gewesen wäre, wenn Briand mit Belgien, ohne nach England zu fragen, das Ruhrgebiet besetzt hätte, überhaupt hätten ja die Erfahrungen gezeigt, daß man den französischen Standpunkt aufrechterhalten könne, ohne sich mit England zu entzweien. Also fort mit Briand, der statt dessen sich vor Lloyd George duckt, so oft es diesem — na sagen wir temperamentvollen Staatsmann beliebt, den Starrkopf zu spielen. Was treibt er denn anders als eine ständige Revision des Versailler Friedens, der seine Unter schrift trägt, zum Schaden Frankreichs? Wäre auch Cle menceau vor seinem Stirnrunzeln zurückgewichen? Und wenw gesagt werde, die „Sanktionen" des Ultimatums blieben in Kraft und würden automatisch durchgeführt werden, wenn Deutschland seinen Verpflichtungen nicht nachkomme: wer glaube nicht statt dessen, daß man auch in diesen Fällen immer wieder nur zu Konferenzen kommen werde? Sei Lloyd George etwa ein Hüter der Gerechtig keit, er, der seit zwei Jahren die armen Polen nicht zur Ruhe kommen lasse? Man würde ein nationales Ver brechen begehen, wenn man das Londoner Abkommen gut heißen wollte. Nicht England sei gegen die Besetzung des Ruhrgebiets, deren Notwendigkeit erwiesen sei, sondern die internationale Finanz, und wer die Gefühle der fran zösischen Nation kenne, der wisse, daß sie zum mindesten zu 90 Prozent mit dieser Auffassung einverstanden sei. Also merk dir's Briand, und handele danach! Ein vielversprechender Auftakt zu den Kammerver handlungen, von deren Verlauf der französische Minister präsident seine endgültige Stellungnahme zu der neuen von Lloyd George gewünschten Konferenz des Obersten Rates abhängig gemacht hat. Alles drängt mehr und mehr zu einer Generalabrechnung zwischen den beiden Verbündeten, deren „Entente cordiale" im Laufe der Zeit etwas brüchig geworden zu fein scheint. Die oberschlesische Frage ist nur ein Symptom für diesen Wandel der Zeiten. Die gegen sätzlichen Anschauungen, die in ihr innerhalb der Entente mächte hervortreten, sind natürlich keine zufälligen Erschei nungen, sondern in den gegensätzlichen Existenz-, Wirt schafts- und Herrschafts-Bedingungen der französischen Kontinentalmacht auf der einen, der britischen Weltmacht auf der anderen Seite fest verankert. Solange Deutschland als gemeinsamer Feind noch zu fürchten war, bot es leine öder nur verhältnismäßig geringe Schwierigkeiten, sie vor übergehend immer wieder auszugleichcn. Nun Deutschland nur noch als Objekt der Westmächte am Boden liegt, macht sich das natürliche Schwergewicht der eigenen Interessen jedes Landes immer unwiderstehlicher geltend. Der Haß gegen alles, was deutsch ist, der dabei in Frankreich zur Begründung des eigenen Standpunktes heute wie ehedem zur Schau getragen wird, ist Wohl nicht viel mehr als Maske, hinter der sich die mühsam zurückgehaltenen Emp findlichkeiten gegen England verbergen sollen; ein Spiel, das indessen in London ziemlich leicht durchschaut werden dürfte. Ein Hilferuf für Oberfchlesien. Das Recht der Selbstbestimmung. Der Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands hat an das Internationale Bureau in Lon don folgendes Schreiben gerichtet: Erschütternde Hilferufe deutscher Volksgenossen, Nach richten über zahlreiche Morde und Plünderungen, began gen durch die Banden Korfantys, wurden uns heute durch Parteigenossen, die unter Lebensgefahr aus dem von den Insurgenten hesetzten Gebiet geflüchtet sind, überbracht. Offen tritt die französische Duldung des von der polnischen Regierung durch Korfanty inszenierten Überfalls zutage, der das für Deutschland günstige Plebiszit des oberschlesi schen Polkes annullieren und den Obersten Rat vor eine vollzogene Tatsache stellen soll. Nur übermenschliche An strengungen und strengste Selbstzucht vermochten bisher, Notwehraktionen hintanzuhalten. Nur die Hoffnung auf eine schnelle Entscheidung gibt der deutschen Bevölkerung die seelische Kraft zur Ertragung der unsäglichen Qualen. Wir erwarten vom Internationalen Bureau ebenso wie von allen ihm angeschlossenen Sektionen der Internatio nale das Einsetzen aller Kräfte, um für das deutsche Volk und Oberschlesien das Recht der Selbstbestimmung gegen den polnischen Imperialismus zu sichern, dessen Expan sionsdrang Europa in neue unabsehbare Verwicklungen zu stürzen droht. Die Bedrohung von Kattowitz. Im Kreise Kreuzburg wurden vordrüngendc Polen vom deutschen Selbstschutz vertrieben. Gleiwjtz, Bcuthcn, Königshütte, Kattowitz sind jetzt völlig cingeschlosscn. Die Aufständischen verhandelten mit der Stadt Kattowitz cr- nent wegen der Übergabe. Die Schleusenanlagen von Ja nuschlowitz liegen andauernd unter starkem Gewehr- und Maschinengewehrfeuer der Polen. Aus Scharley wird gemeldet: Die Polen fetzen die Zwangsrekrutierung fort. Aus Niedane (Kreis Natibor) wird gemeldet: Die Polen nähern sich beträchtlich der Oder und haben dort Verstärkung erhalten. Lapatsch (Kreis Ra- tibor) wird von der Zivilbevölkerung verlassen, weil es die Insurgenten mit Minenwersern beschießen. In Buckau (Kreis Ratibor) ist eine Artilleriegeschützstellung der Insur genten. Polnis-He und deutsche Verluste. Bei dem letzten Kampf um Kosel hatte das polnische Schützenregiment 175 Tote und 200 Verwundete. Die Deut schen haben nach polnischen Meldungen 22 Tote und 17 Verwundete zurückgelasseu. Insgesamt haben die Insur genten seit dem 3. Mai, dem Beginn des Aufruhrs, 926 Tote und über 1400 Verwundete gehabt. Vcrgeltungsmaßrcgkln gefordert. Die Belegschaften der Eintrachtwerke in Welzow und anderer Niederlausitzer Gruben beschlossen mit Rücksicht ans die Vorgänge in Oberschlcsien die Entlassung sämtlicher polnischen Arbeiter, Beamten und Fachmerster zu verlan gen. Nur Polen, welche Grundstücke besitzerr, sollen ausge nommen werden. Der Beschluß sott auf sämtlichen Gruben der Niederlausitz durchgeführt werden. Ein englischer Fachmann über Ob erschaffen. In der angesehenen Fachzeitschrift „The Colliers Guar dian" schildert der ehemalige Oberbergwerlsinspertor E. P, Rathbone aus Transvaal seine Eindrücke von einem Besuch des obcrschlesischen Industriegebietes.