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WitziMrÄM« Fernsprecher Wilsdruff Nr. 6 Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend Postscheckkonto Leipzig 26614 «glich «ii «v«i><chmt »«r S»nn- und Festig nachmittags 5 Uhr fir den sdlgenden Tag. Bezugspreis bei GeGstabheliing menatlich 4'Mk^ durch unsere Ausirckger zugeiragen in der Siadi manaiiich 4.40 Mi., auf dem Land« LU, durch die Post bezogen vierteljährlich tZ^o MI. mit Zustellungsgebühr. All« Pofianflalten und Postboten sswi« Mch»e« Austräger und «eschästsflelle nebmen jederzctt Bestellungen entgegen. gm Aall« bäherer Gewalt, Krieg oder Betriebsstärungen hat der Bezieher letn«n Anspruch auf Oeferung der Zeitung »der Kürzung des Bezugspreise«. Erscheint seit Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen -er Amtshauptmannschast Meißen, -es Amtsgerichts Wilsdruff, -es Stadtrats M Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt Verle-er dm» Demker: Arthnr Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Nr. 66. Sonnabend den 19. März 1921. 80. Jahrgang. Amtlicher Teil. Der nachstehende 12. Nachtrag zur Gemeindesteuerordnung für die Stadt Wilsdruff vom 5. März 1915 wird h erdurch veröffentlicht. Wilsdruff, am 17. März 1921. rs» Der Stadtrat. * 12. Nachtrag. zur Gemeindestenerordnung für die Stadt Wilsdruff vom 5. März 1915. Zusatzfteuer vom reichssteuerfreie« Eiukommensteil. Der durch den 9. Nachtrag emgefügle Z 10b erhält folgende Fassung: 8 10b. Dis Steuer wird nur erhoben, wenn das steuerbare Einkommen den steuerfreien Einkommensteil übersteigt und wenn es bei den in Z 10a Satz 2 genannten Einkommens- steuerpflichligsn mindestens 8000 Mark und bei den sonstigen Einkommenssteuerpflichligen mindestens 11000 Mark beträgt. Diese Grenze von 11000 Mark erhöht sich aur 12 000 Mark, wenn der reichs steuerfreie Einkommensteil mehr als 2000 Mark bis einschließlich 2700 Mark beträgt, auf 13000 Mark, wenn dec reichssteuerfreis Einkommensteil mehr als 2700 Mark bis einschließlich 3400 Mark beträgt, auf 14000 Mark, wenn der reichssteuerfreie Einkommensteil mehr als 3400 Mark bi^ einschließlich 4800 Mark beträgt und auf 15000 Mark, wenn der reichssteuerfreie Einkommcnsteil mehr als 4800 Mark beträgt. Wilsdruff, am 24. Februar 1921. Der Stadtrat Die Stadtverordnete». (ft. 8.) gez. Küntzel, sl.. 8.) gez. Obe-.lehrer Kantor Hientzsch, Bürgermeister. 1. Vorsteher. Vorstehender 12. Nachtrag zur Gemsindesteuerordnung für die Stadt Wilsdruff ist von der Kreishauptmannschaft mit dem Kreisausschuß genehmigt worden. Dresden, am 3. März 1921. 396 II- Dir Kreishauptumnnschaft. (I.. 8) gez. Krug v. Nidda und v. Falkenstein. ^0 Abschnitt R der Landeslettkarte und auf die Krankenbutteikarten werden aut die Zeit vom 21. bis 27. März 1921 50 Gramm Butter ausgegeben. rs«8 Meißen, am 17. März 1921. Nr. 290110. Kommunalverband Meißen-Land. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Der Reparationsausschutz hat eine Note an Deutschland entworsen, in der die Zahlung der aus falschen Berechnungen begründeten Restsorderungen von 12 Milliarden Goldmark bis zum l. Mai verlangt wird. * Der bisherige deutsch-schwedische Handelsvertrag ist jetzt a«ßer Kraft getreten. * Nach dem 19. März, 12 Uhr nachts, darf kein Abstimmungs berechtigter mehr die oberschlesische Grenze passieren. * ^>ie Demokraten in Preußen haben sich in einem Schreiben an die Deutschnationalen gegen den Eintritt der Deutschnatio- nalen in die preußische Regierung ausgesprochen. * -im Danziger Volkstag wurde der deutschnationale Abge- ordne-e Daßler von dem Unabhängigen Fischer ins Gesicht ge schlagen. * Griechenland beabsichtigt, die kleinasiatische Frage mit den Wallen zu entscheiden. Neue Getrei-ebewirtschastung Wir stehen an einem wichtigen Wendepunkt unserer Getreidewirtschaft, aus begreiflichen Gründen später als die meisten anderen Großstaaten, aber noch immer früher, als man vor wenigen Monaten noch angenommen hätte. Die letzten beiden Jahre haben ja in die Zwangsbewirt schaftung auch des Getreides bereits an den verschiedensten Stellen Bresche gelegt. Man braucht nur an den verfehl ten Versuch der Freigabe des Haferhandels zu erinnern sowie an den Übergang der Getreideeinfuhr an die Kauf- mannsgenossenfchaften. Auch der infolge der verschieden sten Umstände restlos geglückte Versuch mit dem freien Maishandel gehört hierher, wobei allerdings nicht uner wähnt bleiben möge, daß gerade auf diesem Sondergebiet in den letzten Wochen die Versuche der Regierung durch Austausch früher erworbenen Maises weiteres Brotge treide von den Landwirten herauszuziehen, einige Ver wirrung gestiftet haben. Aber das alles sind Kleinigkeiten. In der Hauptsache stehen wir heute noch bei der Zwangswirtschaft für Brot getreide, und neben den Verteilungen von Brot und Mehl auf die Karten gibt es höchstens noch „Schleichhandelsmehl oder -brot", aber keines im freien Handel. Nun sind im laufenden Erntejahr, wie bekannt, die Ablieferungen der Landwirte selbst hinter den bescheidensten Erwartungen sehr erheblich zurückgeblieben — was ja ein Grund für das »den erwähnte Maisaustauschangebot der Regierung war — und wir würden wahrscheinlich in der deutschen Brot versorgung zu recht erheblichen Schwierigkeiten gekommen sein, wenn nicht die Weltmarktlage uns den Einkauf im Ausland wesentlich erleichtert hätte. Mit der Zwangs wirtschaft in der bisherigen Form ging es wenigstens im kommenden Erntejahr nicht mehr weiter,^darüber war man sich über die Kreise der Beteiligten hinaus schon seit län gerer Zeit klar und in Fachvereinigungen wie in der Presse wurden die Zukunftsmöglichkeiten sehr lebhaft er örtert. Daß sich dabei volle Einmütigkeit über die zu künftige Politik nicht ergab, lag Wohl in der Natur der Sache. Trotzdem aber schälte sich die Ansicht immer klarer heraus, daß wahrscheinlich die praktischste Art der Ge treidebewirtschaftung im kommenden Jahr das sogenannte Umlageverfahren sein würde. Nun hat in diesen Tagen eine große Sitzung der Sachverständigen aus den verschie densten Kreisen von Erzeugung, Handel und Verbrauch stattgefunden, die ja natürlich Beschlüsse nicht fassen konnte, in der aber tatsächlich die Stimmung zum weitaus über wiegenden Teil dem Umlageverfahren günstig war. Wie wid sich nun, wenn die jetzigen Absichten in die Tat umgesctzt werden, unsere Ernährungs- und Getreids wirtschaft im kommenden Jahr eigentlich gestalten? Die Vcockarte wird bleiben, das ist als Grund- und Angelpunkt aller Erörterungen zunächst einmal sestzuhalten, und zwar wird sie auf die bisherige Menge lauten, dagegen dürften dis im laufenden Erntejahr stark gesteigerten Kochmeyl- lieferungen mit dem Ende des Erntejahres eingestellt wer den. Auch der Kreis der Bezieher von Brotkarten bleibt der gleiche wie bisher. Das zu ihrer Belieferung notwen dige Getreide aber wird auf die einzelnen Landwirte „um gelegt", d. h. also, jedem wird entsprechend seiner Anbau fläche von Halmfrucht insgesamt aufgegeben, bestimmte Mengen abzuliefsrn. Sie dürften sich Wohl etwa zwischen einem Drittel und der Hälfte der geschätzten Durchschnitts ernte bewegen. Wahrscheinlich wird man dafür bestimmte, gestaffelte Lieferzeiten festsetzen, wie dies ja stets geschah, und dem Landwirt überdies gestatten, seiner Lieferungs- Pflicht in der Getreideart zu genügen, die ihm am ange nehmsten ist. Die durch die Umlage nicht herangeschajs- ten, zur Brotkartenbelieferung notwendigen Mengen müs sen vom Ausland erworben werden, und zwar wird dies wohl in der gleichen zusammengefaßten Weise geschehen, wie in der letzten Zeit. Dem Landwirt aber wird mau, wenn er seiner Lieferungspslicht nicht genügt, nicht wie bisher ein „Requisiitionskommanvo" auf den Hof schicken, sondern — den Gerichtsvollzieher. Mit anderen Worten: der Landwirt wird die umgelegten, aber nicht gelieferten Mengen zu einem Vielfachen des Umlagepreises Zurück käufen müssen, ein Verfahren, das, wenn auch zögernd, so gar von den Vertretern der Landwirtschaft als unentbehr liche Ergänzung der Umlagen anerkannt wurde. Der"nicht umgelegte Teil der Ernte aber verbleibt dem Landwirt zu freier Verfügung und dem freien Handel. Hier liegen die Möglichkeiten einer Versorgung mit mehr und besserem Brot, mit Mehl und Teigwaren. Man rech net wohl nicht mit Unrecht damit, daß alsdann manchs Tonnö Getreide den Weg auf den Markt und zur Mühls finden wird, die jetzt höchstens auf dem Umweg über den Schlächter, d. h. an das Vieh verfüttert an den Markt ge langte. Die Preisbildung wird ja durch die Weltmarkt notierungen innerhalb gewisser Grenzen gehalten, die etwa durch die augenblicklichen Preise der Auslandsmchle ge zogen sein dürften. Aus Anlaß dieser Besprechungen wurde festgestellt, daß die Neigung zur eingeschränkten Wirtschaft, über die in den letzten Jahren so sehr geklagt wurde, bei den Land wirten anscheinend im Schwinden begriffen ist. Wenig stens sollen sich die Düngerbezüge in der letzten Zeit er freulich vermehrt haben, so daß man glaubt, unter Vor aussetzung einigermaßen günstigen Wetters, mit einer Steigerung der Hektarerträge rechnen zu können. L. H Zollgrenze sm Ahern ah Z"1. Marz. Kein wirklicher Friede ohne Amerikas Eingreifen. Der französische Ministerpräsident Briand sprach in der Kammer bei der fortgesetzten Aussprache über den Abbruch der Konferenz in London und die begonnenen Zwangsmaßnahmen gegen Deutschland, förderte aber außer den schon bekannten vagen französischen Behaup tungen nichts wesentlich Neues zutage. Briand faßte seine Darlegungen zusammen in dem Satz: Deutschland muß begreifen, daß die Sanktionen nur aufhören können, falls die drei folgenden Bedingungen erfüllt sind: 1. Die Frage der Verantwortlichkeit muß endgültig gelöst wer den, 2. Die Entwaffnung muß vollkommen stattfinden, 3. Die Kriegsmissetäter müssen bestraft werden. Emwarsch in Bayern geplant. Im englischen Untcrhause stellten die Nationalisten einen Antrag auf Besetzung von München und auf den alsbaldigen Einmarsch in Bayern, falls die baye rische Regierung die Auflösung der Einwohnerwehr ver weigere. Staatssekretär Bonar Law erklärte namens der Re gierung, daß die bayerische Widerspenstigkeit neue Sank tionen der Alliierten erforderlich mache, über deren Art und Weise Verhandlungen schweben. Ans Paris wird gemeldet: Die nationalistischen Kund gebungen in München und die Weigerung Bayerns, die Auflösung der Einwohnerwehren durchzuführen, waren Gegenstand einer Besprechung zwischen Briand und den militärischen Sachverständigen. Die französische Regie rung vertritt offenbar den Standpunkt, die Auflösung der Einwohnerwehren gewaltsam durchzusetzen. Die Erhebung der Zölle. Die Zollgrenze zwischen besetztem und unbesetztem Gebiet soll ab 31. März eingerichtet werden. Wenigstens mutz man dies nach Mitteilungen der Rheinlandkom mission annehmen. Die Zolltarife sollen sehr gering werden, in vielen Fällen niedriger als die gegenwärtig durch die deutsche Regierung eingehobenen Zollsätze. Die deutschen Zollbeamten werden gemeinsam mit den Alli ierten arbeiten. In Koblenz sind zahlreiche französische Zollbeamte ^eingetroffen und warten, bis sie in der ame rikanischen Zone ihre Macht ausüben können oder nicht. Der amerikanische Kriegssekretär Week hat erklärt, daß General Allen der Regierung in Washington das Ge such der Interalliierten Rheinlandkommission weitergege ben habe, daß die Zollmaßnahmen auch in dem von Ame rika besetzten Gebiet durchgesührt werden müßten. Lloyd George über die Entschädignngen. Im englischen Unterhause machte sich bei der Bera tung des Gesetzes über die 50prozentige Abgabe neue leb hafte Mißstimmung bemerkbar. Lloyd George griff in die Debatte ein und erwähnte die Äußerung Simons', daß es für Frankreich vorteilhaft wäre, in Form von Liefe rung von Rohmaterialien und Gestellung von Arbeitern die Wiedergutmachung wirksam zu machen. Lloyd Ge orge gab der Hoffnung Ausdruck, daß Frankreich, wenn man ihm ein derartiges ernsthaftes Angebot vorlegen würde, nicht von vornherein ablehnen werde. Groß britannien könne nur durch Geld entschädigt werden. Es habe kein Bedürfnis nach deutschen Rohmaterialien und nach deutscher Arbeitsleistung. Die Rcparationsbill ist in der Ausschußberatung des Unterhauses ohne wesentliche Änderung angenommen worden. Der Schlüssel zum Weltfrieden. Der Londoner Berichterstatter der „Chicago Triknme" teilt zur Frage der alliierten Kriegsschulden eine Äuße rung eines ungenannten englischen Diplomaten mit, der bei allen Friedenskonferenzen seit Versailles eine führende Nolle gespielt habe. Der Diplomat sagte unter anderem, jeder vernünftige Mensch in England wisse, daß England nie einen Pfennig weder von Deutschland noch von seinen alliierten Schuldnern bekommen werde. Amerika Halis den Schlüssel zum Weltfrieden in der Hand, und es werde nicht eher wirklichen Frieden geben, als bis Amerika eingreife. * „Über kurz oder lang wieder Verhandlungen." Im Wirtschaftspolitischen Ausschuß, vermehrt um die Mit glieder des Vorstandes und des Außenhandel-Konttollaus- schusses des Reichswirtlckastsrats, äußerten sich der Reichs wirtschaftsminister und der Minister des Äußern über die Zwangsmaßnahmen der Alliierten. Minister Dr. Scholz sagte, der Feindbund verkenne, daß Deutschland wenig von seinen Gegnern, besonders auch Eng land, werde lausen können, wenn sein Außenhandel durch die verlangte üllprozsntige Aussuhrabgabe gedrosselt werde. Der Außenhandel werde sich aus die veränderten Verhältnisse ein- stellen und sich neue Wege suchen müssen. Es sei zu hoffen, daß der Osten von Europa sich s ie die deutsche Ware als aus- nahmefähig erweisen werde. Diese neuen Wege dem Handel zu erleichtern, sei Pflickt der Reichsregierung. In Frage komme eine Erweiterung der Ausfuhrfreilisie, der Wegsall der Preiskontrolle aus den meisten, der Mengenkontrolle auf verschiedenen Gebieten, dazu auch 'Abbau der Aussuhrabgaben. Der durch die Handelser schwerung drohenden Minderbeschäftigung der Industrie werde am besten durch eine energische Belebung des Baumarktes ent- aegengewirkt.