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sysMIM ^s-^/Lv-sv- Italien und Deutschland Ablehnung wirtschaftlicher Sanktionen. In der italienischen Kammer sprach Außenminister Graf Sforza über die auswärtige Politik. Die Rede des Außenministers machte keinerlei Eindruck und sand wenig Beifall. Der Minister erklärte, das erste deutsche Londoner Angebot sei böswillig niedrig und daher eine italienische Vermittlung ausgeschlossen gewesen. Obwohl der Mi nister gar nicht die Möglichkeit streifte, daß auch Italien wirtschaftliche Repressalien einführen könnte, gab doch die Kammer unzweideutig ihre grundsätzliche Ablehnung einer wirtschaftlichen Sanktionspolitik kund. Zwar äußerten auch sämtliche bürgerliche Reoner schwere praktische Be denken gegen die Londoner Beschlüsse. Prinzipielle An- grifse gegen das Sanktionssystem gingen aber nur von den zwei Sozialistenführern Ciccotti und Treves aus. Ciccotti warf der Negierung unter Anführung zahlreicher Tatsachen vor, sie habe sich von Frankreich ins Schlepp tau seiner Rheinbundpolitik nehmen lassen. Treves führte aus, das internationale Proletariat fei interessiert daran, daß nach Zerstörung des deutschen Kapitalbesitzes nicht auch das deutsche Proletariat durch unentgeltliche Repara tionsarbeitsleistungen vom Ententekapitalismus ausge sogen werde. Nach der bevorstehenden Auflösung der Kammer werde der italienische Sozialismus die Opposi tion gegen den Versailler Frieden zur Wahlparole machen. MdmfferTageblatt Fernsprecher Wilsdruff Nr. 6 Wochenblatt sÄ ÄWdl'Uff UNd ÜNMgeNd Postscheckkonto Leipzig 23614 Erscheint seit dem Zähre 1S41 Diese« Matt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt Verleger «uk Drucker: Arthur Zschunke tu Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, sür den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide tu WUrdruff. ! I«sei-1lon-r>rris i Ml. für die Syeska'.tene Korpuszeile oder deren Naum, Lolalpreli Pfg^ Reklamen r^v ML j Bei Wieverdolunst und Zahresaustray enksyrechender Preisnachlaß. Bekanntmachungen im amtlichen TeU tm» X« j Behörden) die 2gespaltene Korduszeile Z Mk. Nachweisungs-Gebühr SO pfg. Anzeigenannahme Aä »oemitta-s j io ttftr. Kür die Nichtigkeit dar durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabatt- i «nspruH erlischt, onnn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Ksakurs -rrät. Äeßhrket täglich mtt Ausnahme der Sonn- und Festtage nachmittags S Uhr für den folgenden Tag. Bezugspreis bet Äetdfiabholung monatlich 4 Ml., durch unsere Austräger rugetragen in der Stadt monatlich 4.40 Mk., auf dem Lande Ml., durch die Post bezogen vierteljährlich 1Z.SV Mk. mit AusteNunasgebÜhr. ANe postanffalten und Postboten sowie »ffiit Austräger und GeschäftssteNe nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder ß»»sti»sr Betriebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch auf.Lieferung der Zeitung eder Kürzunq des Bezugspreises. Nr. 69. Mittwoch de« 23. März 1921. Amtlicher Teil 80. Jahrgang. Mittwoch den 23. März 1921 abends 7 Uhr Ul. genMWsll. SiM der Mr s. der Stadtverordneter!. Die Tagesordnung hängt im Verwaltungsgebäude aus. Wilsdruff, am 21. März 1921. zm« Der Stavtrat. Jie AszahlW der Minderbemittelten-Veihilse L" »L Mittwoch den 23. Mär; 1921 vormittags 9—1 Uhr in der Stadikasse. Wilsdruff, am 22. März 1921. sos« Der Stadtrat. Nir Mcn WUMv WlOUr KV Kleine Zeitung für eilige Leser. * Die Abstimmung in Oberschlesicn hat mit einem glänzens den deutschen Sieg geendet. Es wurden 713 700 deutsche und ISO 700 polnische Stimmen abgegeben. * Am Tage nach der oberschlesischen Abstimmung wurde vor 50 Fahren der erste Deutsche Reichstag durch Kaiser Wilhelm 1. eröffnet. * Der Wiederzusammentritt bes Reichstages soll nicht vor dem 20. April erfolgen. * Das ehemals deutsche Kabel Emden—Newyork wird vor aussichtlich Amerika übergeben werden. Der Sieg in Oberschlesien. In Berlin wehen schwarz-rot-goldene Fahnen, und der Reichspräsident hat sich beeilt, den Fürsten Hatzfeld als deutschen Abstimmungskommissar für Oberschlesien zum Siege der guten deutschen Sache zu beglückwünschen. Und in der Tat, die Volksabstimmung in Oberschlesien hat eine unzweifelhafte Mehrheit für Deutschland ergeben; rund zwei Drittel aller Abstimmungsberechtigten haben sich für Deutschland entschieden. Das ist ein schöner Er folg, dessen Gewicht noch dadurch ungemein erhöht wird, daß er unter den erschwerendsten Umständen, gegen einen Terrorismus, wie ihn Deutschland bis dahin noch nie mals erdulden mußte, errungen worden ist. Ortschaften und Kreise, in denen die Polen sich so gebärdeten, als unterläge ihr Herrenrecht nicht der leisesten Anzweiflung, sind mit überwältigenden deutschen Mehrheiten aus der Wahlschlacht hervorgegangen, und von den Städten ins besondere, auch in den am heißesten umstrittenen Gebiets teilen des oberschlesischen Landes, kann mit Stolz gesagt werden, daß sie den polnischen Lockungen und Drohungen mit der allein angebrachten Verachtung heimgezahlt haben. Intelligenz und Wirtschaftskraft sind aber nir gends so sehr wie in Oberschlesien in den Stadtgemeinden konzentriert, deren fabelhafter Aufschwung dem ganzen Lande seit Jahrzehnten das Gepräge gegeben hat. Mit vollem Recht kann danach für das ganze strittige Gebiet der deutsche Vollscharakter in Anspruch genommen wer den. Dies um so mehr, als er sich nicht nur gegen die Polen, sondern auch gegen deren skrupellose Begünstigung durch die Interalliierte Kommission in Oppeln durchzusetzen hatte. Sie sollte eine unparteiische Hüterin der Gerech tigkeit, des sich selbst überlassenen, zu freier Wahlausübung berufenen Volkswillens sein. Sie ist aber in Wahrheit eine willige Dienerin der polnischen Interessen gewesen, ver gesetzlichen ebenso sehr wie der ungesetzlichen, und hat lieber zu Rechtsbeugungen ohne Zahl ihre Hand geliehen, ehe sie auch den gerechtesten Beschwerden von deutscher Seite nachgaben. Das ganze Abstimmuugsreglement schließlich war den polnischen Wünschen und Interessen direkt auf den Leib zugeschnitten, und alle deutschen Pro teste gegen diese groben Parteilichkeiten verhallten unge hört. Die raffinierten Schikanen der unteren Abstim mungsbehörden taten dann, in Verbindung mit gewissen losesten Wahlschwindeleien, wie nur die Polen ihrer fähig sind, ein übriges, um bis zum Aöstimmungstage selbst alles so vorbereitet zu haben, daß den Polen der Sieg ihrer Sache gewährleistet zu sein schien. Trotzdem haben sie im Gesamtgebiet des Abstim mungslandes kaum 40 Prozent der Stimmberechtigten aus sich vereinigen können. Wenn also Oberschlesien das in sich selbst ruhende einheitliche Wirtschaftsgebiet ist, als das die Polen es immer bezeichnet und für sich in Anspruch ge nommen haben, so kann die Entscheidung über sein wei teres Schicksal keinen Augenblick zweifelhaft sein. Land und Volk haben sich mit großer Mehrheit für Deutschland entschieden und müssen danach von Gottes und Rechts wegen bei Deutschland bleiben. Aber die Polen werden jetzt, wo die ganze Beute, die sie haben wollten, ihnen un erreichbar geworden ist, um so eifriger darauf Hinweisen, daß in einzelnen wenigen Kreisen, insbesondere in Pleß und Rybnik, die unmittelbar an der Grenze oes Reiches gelegen sind, sich starke polnische Mehrheiten ergeben haben, und großspurig, wie sie sind, werden sie verlangen daß nicht nur diese beiden überwiegend ländlichen Kreise ihnen zugeteilt werden, sondern auch diejenigen benach barten Jndustriekreise, in denen sich gleichfalls starke pol nische Volksbestandteile herausgestellt haben, und die v:s wirtschaftlichen Gründen nicht gut von den südlich an grenzenden Gebietstrcifen von Pleß und Rybnik getrennt werden können. Daß Frankreich sie in dieser Forderung nach Kräften unterstützen wird, steht fest, denn einmal sind bereits erhebliche französische Kapitalien in diesen ober schlesischen Kreisen zu gewinnbringender Betätigung an gelegt, und dann haben die Franzosen nicht umsonst noch vor der Ävstnnmnng ein regelrechtes Schutz- und Trutz bündnis mit Polen abgeschlossen. Ein solches Bündnis verpflichtet — auch wenn man feierlich die unpartei ische Ausübung der einmal übernommenen Schieds richterrolle zugesagt hat. Ob England und Italien dem Bundesgenossen auch auf diesem Wege wieder folgen werden? Vor irgend welchem Optimismus, was die Haltung der Alliierten be trifft, braucht heute Wohl nicht mehr ausdrücklich gewarnt zu werden; jeder Deutsche weiß, wie es in dieser Beziehung mit der Entente bestellt ist. Aber die Sprache der Zahlen ist ein Argument, das auch von den größten Deutschen- feinden nicht ohne weiteres wegdisputiert werden kann. Die überwiegende Mehrheit des oberschlesischen Volkes hat sich zum Deutschtum bekannt, und das oberschlesische Land ist eine wirtschaftliche und kulturelle Einheit, die nimmermehr wie ein unlebendiges Stück Holz ausein andergeschlagen werden kann. Auf diese Tatsachen.ge stützt, müssen wir den Kampf um das deutsche Oberschlesien weiter fortführen — denn noch ist er, trotz des schöner: Wahlsieges vom 20. März, nicht zu unsern Gunsten ent schieden. * 6^ Prozent sür Deutschland Im oberschlesischen Industriegebiet ist eine sichere, im Gebiet westlich der Oder eine überwiegende Mehrheit für Deutfchland erzielt worden. Die Städte Myslowitz, Kat- towitz, Königshütte, Beuten, Gleiwitz, Tarnowitz, Rosen berg, Rybnik, Kreuzburg haben bis 90 Prozent deutsche Stimmen erreicht. Die Jndustrielandgemeinden Laura- Hütte, Siemianowitz, Schwientochlowitz, Bismarckhütte, Hindenburg-Zabrze haben die erwartete deutsche Mehrheit übertroffen. In ganz Oberschlesien wurden nach den bis Montag vorliegenden Feststellungen abgegeben insgesamt 713 000 deutsche und 460 700 polnische Stimmen. Das ist eine Mehrheit von 61 Prozent für Deutschland. Die noch aus stehenden Resultate für einige kleine Orte ändern daran nichts mehr. Es verlautet, daß die Abstimmung im Kreise Pleß von den Italienern für ungültig erklärt wird, weil die Ab stimmungsfreiheit durch polnischen Terror zu stark beein trächtigt war. Einzelergebnifse. Nach einer vorläufigen Zusammenstellung gab die Ab stimmung in Len einzelnen Kreisen folgendes Bild: Deutsch Polnisch Rosenberg Stadt u. Land 24 200 11 400 Kreuzburg 43 000 2 300 Lublinitz 15 100 13 800 Tarnowitz 17 600 27 000 Groß-Strehlitz 22 500 22 900 Oberglogau 32 700 4 500 Kosel 36 300 11 700 Gleiwitz Stadt u. Land 58 000 32 000 Leobschütz 65 100 300 Ratibor Stadt u. Land 48 700 20 700 Kattowitz Stadt u. Land 76 400 69 800 Königshütte 31 800 10 800 Beuchen 73 900 73 500 Hindenburg 45 200 43 000 Oppeln Stadt u. Land 81000 26 000 Pleß 14 400 41 000 Rybnik 28 500 50 000 Der Abstimmungstag verlief durchweg ruhig, nur hier und da war italienisches und englisches Militär ge zwungen, polnischen Unruhestiftern entgegenzutreten, einigemal mußten auch die mit den Polen fraternisieren den Franzosen von ihren Alliierten in die Schranken zu rückgewiesen werden. Heimfahrt. Noch am Abend des 20. März begann der Rücktrans port der aus dem Reiche nach Oberschlesien geeilten Wäh ler. Die ersten Heimkehrenden fuhren mit fahrplanmäßi gen Zügen ab. Der erste Schnellzug aus dem Abstinr- mungsgebiet traf gegen 1 Uhr nachts in Breslau ein. Die Wagen waren über alle Maßen voll. Heller Jubel be gleitete die Einfahrt der einkommenden Züge. Einstimmig war das Lob der deutschen Abstimmungsbcrech' gten über die überaus herzliche Aufnahme bei ihren deutschen Brü dern in Oberschlesien. Was nur geboten werden konnte, wurde ihnen zuteil. Selbst weniger bemittelte Leute ließen es sich nicht nehmen, für die ihnen anvertrauten Abstim mungsberechtigten zu tun, was in ihren Kräften stand. All seitig zeigte der Ausdruck herzlicher Freude über die Auf nahme, daß der Abstimmunastaa ein unvergeßlicher lein wird. Auch in Berlin trafen in der Nacht schon Heimkeh rer ein. Sie erzählten, daß die Italiener den polnischen Banden energisch entgegentraten. Weiter wird erzählt, daß die Engländer mit größter Unparteilichkeit ihres Amtes gewaltet haben. Vier englische Soldaten sollen bei Ausübung ihres Amtes von Polen erschossen worden sein. Bitter befchwerte man sich dagegen über die noch am Ab stimmungstage offentsichtlich zutage getretene Parteilichkeit der Franzosen, die, wo es nur irgend anging, gegen die Deutschen anftraten und so manchen Wahlberechtigten noch im letzten Augenblick von der Abstimmung zurückhielten. Der Dank des Reichspräsidenten. Der Reichspräsident hat nach Bekanntwerden des oberschlesischen Abstimmungsergebnisses an den deutschen Bevollmächtigten in Oppeln, Fürsten Hatzfeld, folgendes Telegramm gerichtet: Euer Durchlaucht spreche ich im Namen des ganzen deutschen Volkes unser aller freudige Genugtuung über das Ergebnis der Abstimmung in Oberschlesien aus. Ist auch nach den bisherigen Berichten der Erfolg in einzelnen Kreisen durch rechtswidrige gewaltsame Beeinflussung be einträchtigt worden, so bleibt die unumstößliche Tatsache bestehen, daß sich das oberschlesische Volk in seiner über wiegenden Mehrheit für Deutschland entschieden hat. Ein hervorragendes Verdienst an diesem Ergebnis ist Ihrer und Ihrer Mitarbeiter aufopfernden Tätigkeit zuzuschrei ben. Ich bitte Sie und Ihre Mitarbeiter der steten Dank barkeit der Neichsregierung und des deutschen Volkes ver sichert zu sein. Ebert, Reichspräsident.