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Fernsprecher WriSSruff Nr. 6 Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend Postscheckkonto Leipzig L8614 i «0ch«k>t 14§>tch INI« Uu<n«Lm« »n s«nn- und A-Zr»«« »«chmix»»» r Uhr ftr »-N '»'.««»den Ta,,. Dezv-«p:rl« b«! ! »«Afiahhalun, manaMch 4 M-., durch unser« Bu-irSgrr ,uge!r-j«n In der ««»HI m«nallich 4.40 Mt., aus dem Tand« , 4« Md, durch die p-st h«,»,«» rierleilSbrUch ir MI. ohne ZasteNun-shedübr. ANe p»stanstatt«n und Postbaien sowi» : «>s>rl VuenSgrr and L«sch4st<sieN« nehmen s«d«rze>I D«fies!un,«n entgegen. Im Falle höherer Sewall, Krieg »der > s««ger lveieietöstörung-n hat der 2ep«her kinrn idlnshruch aut Lieferung d»e Zeitung »der Murgung des Nezugöbreiseö. Erscheint seit Vies« Matt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts Wilsdruff, des Etadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt Anleger und Drucker: Arthur Zschunke tu Wilsdruff. Derantwortlicher Schriftleiter: Hermann LSsfig, für de» Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide tu Wilsdruff. Nr. 1. Sonnabend den 1. Januar 1921. 89. Jahrgang. Amtlicher Teil Maul- und Klauenseuche. L°!Lk^7 L' L Kleinschönberg. Die vorgenannten Gemeinden werden nunmehr unter Beobachtung gestellt. Meißen, am 30. Dezember 1920. Reg. V. ,4« Die Amtshauptmamlschaft. Wohnungsnoistandsgemeinde. Das Ministerium des Innern, Landeswohnungsamt, hat mit Verordnung vom 23. Dezember 1920 ü. VV. IV. 1997 für die Landgemeinde Niederwartha die Be stimmungen in HZ 5 und 6 der Bekanntmachung zum Schutze der Mieter und inW2 —5 der Bekanntmachung über Maßnahmen gegen Wohnungsmangel, beide vom 23. Sep tember 1918 in der Fassung vom 22. Juni 1919, mit der Maßgabe in Kraft gesetzt, daß der Gemeindevorstand zu Niederwartha verpflichtet ist, Anordnungen nach 8 5 der Mieterfchutzbekanntmachung zu treffen. Mit dieser Verordnung gilt Niederwartha als Wohnungsnotstandsgemeinde der Liste 1. Meißen, am 30. Dezember 1920. Nr. 721 II v. Die Amtshauptmaunschaft. Kleine Zeitung für eilige Leset. * Einem Beschluß der Pariser Botschafterkonferenz zufolge werden dtd nicht in Oberschlesien wohnenden Stimmberech tigten später als die Einheimischen abstimmen und zivar gleich falls in Oberschlesien. * In Köslin wurde auf dem Grundstück des Majors a. D. Fuchs Flugmatertal im Werte von mehreren Millionen Mark beschlagnahmt. * Der französische sozialistische Parteitag entschied sich mit großer Mehrheit für die dritte Internationale. * Die Feindseligkeiten um Fiume sind eingestellt worden, »achdeyffa Annunzio jeden Widerstand aufgegeben und seine Bollmachren in die Hände des Fiumer Stadtrats zurückgelegt hatte. * Im amerikanischen Kongreß wurde ein Antrag eingebracht «us Bewi^"',ng eines Kredits von einer Milliarde Dollar an Deutsch-uu^u-w Österreich. Wirtschaftliche Umwälzungen. ou einem volkswirtschaftlichen Mitarbeiter wird uns geschrieben: In die letzte Woche des Jahres haben sich noch eine Anzahl bedeutsamer Ereignisse zusammengedrängt, die im wesentlichen alle von den gleichen Absichten getragen waren. Es handelt sich immer wieder darum, die Folgen der Geld» entwertung und der politischen Umwälzungen abzuschwächen, und man kan sich nur fragen, ob die heschrittenen Wege immer wirklich geeignet sind, dieses Ziel zu erreichen und ob sie nicht zu sehr unerwünschten Nebenwirkungen führen. Das in dieser Hinsicht besonders dankbare Thema der Vorzugsaktien mit vielfachem Stimmrecht ist ja schon oft behandelt worden, es ist aber vielleicht gerade deshalb be sonders kennzeichnend, daß eine unserer größten Fndustrie- gruppen, nämlich die Gruppe der bekannten Mstallsirma Hirsch L Sohn in Halberstadt, es bewußt verschmäht, sich den Einfluß bei den ihr nahestehenden Werken auf diese Art zu sichern. Der größte Teil der industriellen Interessen der Firma ruht bei den Kirsch Kupfer- und Messingwerken, einer Aktiengesellschaft, die ihren Wirkungskreis und ihr Kapstal in der letzten Zeit ungemein rasch vergrößert hat. Gerade jetzt erhöht sie das Kapital wiederum sehr stark, gibt gleichzeitig sogar eine große Schuldoerschreibungsanleihe aus, aber die Halberstädter Mutterfirma benutzt die Gelegenheit nicht, um sich ihren maßgebenden Einfluß durch billige Vorzugsaktien zu sichern, sondern sie übernimmt einen großen Teil der neu au-gegebenen Aktien bei verhältnismäßig recht hohem Kurse zu dauerndem Besitz. Eine andere Folge der wirtschaftlichen Umwälzungen ist die Notwendigkeit für viele bisher als offene Handels» geleilschasten betriebene Unternehmungen, die großen Bank- »orschässe, die heute bei ihnen arbeiten, in irgendeiner Form abnilösen. In bar kann das, wie die Dinge liegen, wohl kaum jemals geschehen, die Entwicklung drängt also selbst sehr widerstrebende Privatfirmen zur Umwandlung in Aktiengesellschaften. Dafür ist die letzte große Gründung, die der bekannten Boisigschen Unternehmungen, ja ein recht bemerkenswertes Beispiel. Denn wenn Borsig auch nur seine oberschlesischen Werks in eine Aktiengesellschaft umge wandelt hat, für die Tegeler Fabriken dagegen die Form der Gesellschaft mit beschränkter Haftung vorzieht, so geschieht dies wahrscheinlich mit Rücksicht darauf, daß die G. m. b. H. nicht verpflichtet ist, Berichte zu ver öffentlichen. Eine Schuldverschreibungsanleihe unterzubringen, ist aber selbst für eine G. m. b. H. ganz wesentlich leichter ais für eine Privatfirma, und auch im Verkehr mit den Banken bietet diese Gesellschaftsform manche Vorteile der Aktiengesellschaft. Daß übrigens mit den 65 Millionen Mark, die die Heiden Gesellschaften als Grundkapital angeben, der Wert der Borstgschen Unternehmungen erschöpft sei, ist mehr als unwahrscheinlich. Entweder werden sie sehr niedrig zu Buche gebracht oder es arbeiten noch große fremde Mittel mit — das können Darlehen der früheren Inhaber sein, die sich ja auch jetzt noch die Hauptleitung vorbehalten, es können auch Darlehen der Banken sein. Die Hauptversammlungen der beteiligten Gesellschaften haben jetzt die Bildung des vielgenannten Elektro-Montan» Trustes endgültig genehmigt. Dabei wuede die recht be zeichnende Tatsache bekannt, daß die Spitzengesellschaft den Namen der eigentlich führenden Gruppe an allerletzter Stelle enthält: sie heißt Siemens-Rhein-Elbe-Schuckert-Union, ein Entgegenkommen gegenüber kleinen menschlichen Schwächen, das den bei dem Zusammenschluß führenden Leitern der Deutsch-Luxemburgischen Gruppen, Hugo Stinnes und Generaldirektor Bögler, die Verhandlungen wahrscheinlich sehr erleichtert hat. Denn an sich hat z. B. den auf ihre Unabhängigkeit so stolzen Siemens, das Zusammengehen mit der Schwerindustrie, das ja doch eine sehr starke Beschränkung dieser Unabhängigkeit bedeutet, sicherlich ebenso ferngelegen, wie den Borsig die Aktiengesellschaft. L. //. Nie Abstimmung in Oberschlesien. Nichtansässige stimmen später ab! Dem Vorsitzenden der Friedensdelegation in Paris ist folgende, vom 27. Dezember datierte Note übermittelt worden: Die Boischasterkonserenz ist davon verständigt worden, daß die deutsche Negierung ablehnt, das von den ver bündeten Negierungen angeregte Verfahren bei der Volks abstimmung in Obcrschlesien anzunehmen. Die ver bündeten Mächte hatten mit ihrem Vorschläge kein anderes Ziel im Auge, als eine Lage zu schaffen, die es gestattet, die Volksbefragung in Ruhe und Ordnung vor sich gehen zu lassen. Um ein so überaus wichtiges Ziel zu erreichen, schien es den Verbündeten, das Einveistündnis der un mittelbar beteiligten Regierungen vorausgesetzt, möglich, den Artikel 88 des Friedensvertrages in dem Sinne auszu legen, von dem die Note vom 30. November sich hatte leiten lassen. Da diese Lösung von den beteiligten Regierungen nicht angenommen worden ist, sehen sich die verbündeten Mächte genötigt, den Artikel 88 schlechthin zur Anwendung zu bringen. In dem Bestreben jedoch, bei der Volks abstimmung die Ordnung aufrecht erhalten zu sehen, für die sie verantwortlich sind, haben sie die Pflicht, die Interalliierte Kommission in Oberschlesien zu ermächtigen, Ausfiihrnngs- bestimmungen zu erlassen, die geeignet erscheinen, die öffentliche Ruhe am wirksamsten zu gewährleisten. Die Botschafterkonferenz hat daher, nachdem sie von den Antworten der deutschen und der polnischen Regierung Kenntnis genommen hat, beschlossen, die Abstimmung der nicht im Abstimmungsgebiet ansässigen Stimmberech tigten später als die Abstimmung der einheimischen Stimmberechtigten stattfinden zu lassen, und zwar an Terminen und unter Bedingungen, die die Interalliierte Kommission scstsetzen wird, die alle Befugnisse hat, unmittel bar mit der deutschen Regierung die Fragen der Beförderung der Stimmberechtigten zu regeln. Die Note ist unterzeichnet von dem französischen Ministerpräsidenten Leygues. Hoffentlich gelingt es nun auch, endlich die genauen Abstimmungstermine festzusetzen. Nr. Wirch unö die innere Politik. Das Hin und Her in der Sozialisierungsfrage. Bei seinem Aufenthalt in Freiburg i. B. sprach Reichs finanzminister Dr. Wirth in einer stark besuchten Versamm lung über Fragen der inneren Politik. Er betonte die un bedingte Notwendigkeit, die gesamte deutsche Politik auf den Versailler Friedensocrlrag emzustellen. Allerdings könnten seine finanziellen Verpflichtungen nur dann erfüllt werden, wenn die technischen Voraussetzungen gegeben seien. Die als Reparation von französischer Seite immer wieder ge nannte Summe von 262 Milliarden Goldmark stelle den jetzigen Wert des gesamten deutschen Volksvertnögcns dar. Das könne man nicht leisten. Aus dem uns in Brüssel vorgelegtcn Fragebogen könne die deutsche Beamtenschaft ersehen, wie gefährlich es sei, eine unkluge Politik zu treiben, über die i» der Beamten schaft herrschende Stimmung sei er unterrichtet. Es sei ein großes Spie!, was die Beamtenschaft hier beginne. Sie dürfe nicht übersehen, daß sie sich der Verantwortung nicht entziehen könne. Dem Hi» und Her in der SozialisierungS- frage müsse ein Ende gemacht werden, und der Gesetz entwurf, der dem Reichstage demnächst zngehcn werde, werde den Grundsatz aussteüc», daß die Schätze des Bodens Eigentum der Allgemeinheit seien. Das Rechnungsjahr 1920 schließe mit einem Fehlbeträge von 80 Milliarden ab. Ein neuer Ergänzungsetat mit rund 12-Milliarden werde demnächst dem Reichstage zugehen. Der Besitz müsse Opfer bringen. Er hoffe, daß das nun mehr ratifizierte holländische Kreditabkommen den Anfang für weitere derartige Aktionen bilde. Zum Schluß verwies Ler Minister noch auf die auch im Zentrum sich bemerkbar machenden Bestrebungen auf Gründung neuer Parteien und beionte, daß nur eine starke Mitte, die von wirklich sozialem, christlichem Geist getragen seh das deutsche Volk wieder vor wärts bringen könne. Reveste Meldungen. Das Schicksal OstgalizienS. Berlin. Wie man von gut unterrichteter Seite erfährt, beruht die Meldung, daß die Genfer Konferenz der Klemen Entente die provisorische Verwaltung des autonomen Oft- galiziens übertragen habe, nicht auf Wahrheit. Ungarische Absichten auf die Slowakei. Berlin. Von ungarischer Seite wird die Prager Meldung über den geplanten Überfall auf die Slowakei bestritten. Nach ganz genauen Informationen hat die Budapester Regierung selbst das Bestehen des Planes eines Überfalls keineswegs bestritten, sondern nur erklärt, daß sie daran nicht beteiligt sei, zugleich bat sie die tschecho-slowakische Negierung ihrer loyalen Haltung versichert, übrigens beweist auch die Inter vention der Internationalen Kontrollkommission in Budapest, daß es sich weder um .eine SchreSensvision" noch um eine kommunistische Tendenznachricht handelt, sondern um tat sächliche Umtriebe illegaler Truppenverbände. Lohnerhöhung für Gefnngcncnarbeit. Berlin. Die Arbeitsbelohnung der Gefangenen ist jetzt ebenfalls erhöht -worden, wie dies ichon vor einiger Zeit bei den Kosten des Aufenthalts im Gefängnis geschehen ist. Im Einverständnis mit dem Finanzminister hat der Justizminister den Hüchstbetrag der Arbeitsbeiobnung. der gutgeschrieben werden kann, iür den Arbeitstag bis zu einem Viertel des Verdienstes echöht, sür Zuchthausgefangene von 20 Pü aui 1 Mark, iür Gesängnisgefangene von 30 Pf. auf 1,50 Mark. Die Elsäfscr beim französischc« Militär. Mühibansru. Die Erzählungen der zum eisten Male ans Urlaub gewesenen elsässischen Rekruten über die Zustände in den inneren französischen Garnisonen lauteten trostlos. Die Garni onen starren vor Schmutz. Veilen und Wäsche nicht minder. Überall fühlbar ist der Mangel an hygienischen und sanitären Einrichtungen, oft sogar an reinem Trinkwasfer. Dabei ist die Verpflegung sehr schlecht. Dies alles aber wird durch die schlechte Behandlung übertroffen. Die jungen Leute verstehen in den meisten Fällen den Besitz! nicht und werden dann als .Boche" bezeichnet. Schwierigkeiten im elsaß-lothringischen Poftdienst. Straßburg. Der Postdienst in Ebaß-Lothringen wird von der französischen Verwaltung umgestaltet. Dabei wird das Aikordsystem ohne entsprechende Bezahlung eingesührt. Die Leistungen werden nach mathematischen Formeln ge messen: der Achtstundentag durchbrochen und der Nachtdienst nur noch als einfacher Dienst bezahlt, ebenso werden die Überstunden abgeschafft. Sämtliche Organisationen wenden sich gegen dieses Verwaltungssystem. Um die Unausiührbar- keit zu beweisen, wurde die Losung ausgegebcn: Strikteste Anwendung der Dienstvorschriften bei allen Dienstobliegen heiten, also passive Resistenz. Kammeranfrage wegen Klara Zetkin. Paris. Da die deutsche Kommunistin Klara Zetkin ohne Paß die Grenze überschritten hat, wurde heute in der.Kammer eine Ansrage an die Regierung gestellt, wie es möglich war. daß Frau Klara Zetkin die sranzüsische Grenze überschreiten konnte. Wachsende Arbeitslosigkeit in London. London. Die Zahl der Arbeitslosen wächst stündlich an. Die vor der Vertagung des Parlaments beschlossenen Maß nahmen sind durchaus unzureichend. In Lem gestrigen Ministerrat gelangte man zu der Erkenninis, daß sowohl die Arbeitgebersyndikate als auch die Arbciiergewerkichasten an den Verhältnissen schuld seien. Sie wurden demgemäß ein- geladen, nach Mitteln zu suchen, den Arbeitern dauernde Beschäftigung zu gewähren. Lloyd George hat offiziös mii- geteilt, daß er die Reise nach Nizza ausgegeben habe und aller Wahrscheinlichkeit nach London bis zur Wiedereröffnung des Parlaments im Februar überhaupt nicht m.hr verlassen werde. Letzte Drahtberichte des «Wilsdruffer Tageblattes". Beratungen über Lie Abstimmnngsnote. Frankfurt a. M., 31. Dezember (tu.) Heber die Beantwortung der neuen Note der Entente haben, wie der Berliner Vertreter der Frankfurter Zeitung hört, im