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Aber das Aussehen der stattlichen Versammlung erinnert durchaus an gute deutsche Vorbilder. Ernst und ruhig sitzen sie da, in wohlgeord neten Reihen. Die Jugend nicht so sehr in der Mehrzahl wie im Großberliner Soldatenrat, der feldgraue Rock ver schwindet fast unter der bürgerlichen Kleidung. Vom proletarischen Charakter des Kongresses, aus den in den Reden des öfteren mit besonderem Nachdruck hingewiesen wird, ist äußerlich nicht viel, oder sagen wir lieber: kaum etwas ,» spüren. Die Präsidententribüne trägt roten Stoffschmuck, NUN ja. Aber die Erwählten des Volkes, die da unten die Sitzreihen füllen, haben gar nichts Prole tarisches an sich. Zumeist Gestalten, die aus wohlgeord nete Existenzen schließen lasten, gute deutsche Bürger, die ihrem Berufe nach ebensogut Handwerker, Beamte — und nicht bloß untere oder mittlere Beamte — wie Arbeiter ttn engeren Sinne des Wortes darstellen könnten. Von revolutionärer Stimmung kein Hauch: ein Parlament, wie wir deren schon viele in Deutschland gesehen. Das ist der erste Eindruck. Ein Parlament auch mit der dazu gehörigen Opposition im Leibe. Das ist gut so, sonst würde die Veranstaltung bald schal und leer schmecken. Denn was die bestellten Referenten zu sagen haben, Herr Richard Müller, der vielgewandte und oielgeschmähte Vorsitzende des Vollzugs rates, und Herr Dittmann, der unabhängige Sprecher des Rates der Volksbeauftragten, es wird zwar respektvoll angehört und findet auch gehörigen Ortes mehr oder minder lebhaften Beifall; im Grunde aber wußten sie natürlich nur altbekannte Tatsachen zusammenzustellen, und das ist kein Kriegsbrot, das nährt. Ein kleiner Zwischen fall geht rasch vorüber, ohne tiefere Spuren zu hinter lasten. Liebknecht und seine Rosa Luxemburg be gehren Einlaß oder lassen durch ihre Freunde wenigstens um Sitz ohne Stimme bitten. Abgelehnt die erste kleine Kraftprobe. Niemand achtet sonderlich darauf. Hier gilt die Ordnung selbstverständlich. Aber siehe da: plötzlich, inmitten der Debatte über den Geschäftsbericht der Regierung, ist derselbe Antrag unvermutet vou den Toten wieder auferstanden. Ein Württemberger findet, daß die Abstimmung vorhin nicht vorschriftsmäßig vor sich gegangen sei, deshalb erneuert er das Verlangen nach Zu lassung der beiden Führer, in ruhiger Sprache, aber schon mit deutlich vernehmbarer Leidenschaft. Man könne un möglich diesen beiden Kämpfern für die Befreiung Deutsch lands den Zutritt zu dieser Versammlung weigern, der sie die Wege zu weisen berufen seien wie sonst niemand. Man würde es draußen im Lande nicht verstehen, wenn gerade ihre Stimmen ausbleiben in dem revolutionären Konzert, das hier vor den Ohren der ganzen Welt veranstaltet werde. Drunten im Saal« wird es lebendig. Es beginnt zu branden im Meere der Delegierten. Man merkt: eine Demonstration ist im Werden. Auch die Tribünen regen sich, Zurufe werden in den Saal hinuntergeschmettert. Die Glocke des Präsi denten bekommt Arbeit, viel Arbeit, und der Gegner gegen den Antrag, den er zum Wort oerstattet, kann sich zunächst kaum Gehör verschaffen. Er will nachweisen, daß Liebknecht und Rosa Luxemburg kein Mandat für diele Versammlung bekommen hätten kraft einer Bestimmung der Wahlordnung, die oon ihren eigenen Anhängern, und nicht etwa oon den bösen Scheidemännern durchgesetzt wurde, und daß, wenn sie jetzt trotzdem hier zugezogen würden, auch die Gegenpartei für ihre abwesenden Führer das Gleiche beantragen würde. Es ist ein tapferer Mann, dieser Ingenieur mit dem schwarz n Barte, der den Mut hat, das Feld zu behaupten gegen über einer Stimmung, die schon einige terroristische Bei mischung aufzuweisen scheint. Der Präsident eilt zur Abstimmung: nur die Ecke drüben, wo die Württembergs sitzen, erhebt sich mit demonstrativer Geschlossenheit, anch auf. der anderen Seite stehen zehn oder zwanzig Delegierte auf — sonst eisiges Schweigen auf der ganzen Linie. Abermals abgelehnt, verkündet der Präsident. Da bricht ein neuer Sturm los, wie ihn diese Mauern wohl noch nie erlebt haben. Es heult und zischt, es rast und braust durch den Saal, als wenn alle Elemente der Hölle los gelassen wären. Die Leute schimpfen, schreien, brüllen durcheinander, man stürzt auf die Gegner los, als wollte man statt der Kraft der Rede die Gewalt der Fäuste an einander erproben. In einer Ecke geht es belonders munter zu: da hat ein Zwischenruf, von dem nur das Wort .Zuchthaus" deutlich zu verstehen war, die all gemeine Grregung vollends zum Sieden gebracht — kurz, die Versammlung hat unversehens wirklich ein beängstigend russisches Aussehen angenommen. Endlich, -ndlick, kann der Präsident wenigstens so weit Ruhe schaffen, um dies n Zwischenfall aus der Welt zu bringen. Was war's? Ein Mißverständnis, weiter nichts. Aber die Liebknechtleu-e geben noch keine Ruhe. Die Gegenprobe wollen sie haben. Nicht als ob sie hoffen könnten, ihre todsichere Minderb-it sich in eine Mehrheit verwandeln zu sehen; aber sie wollen die Gegner ihres Helden zwingen, offen Farbe zu bekennen. Sitzenbleiben ist leichter, ist ungefährlicher als Aufstehen, denken sie. Aber da erst vollendet sich ihre Niederlage bis zur Vernichtung. Mit einem hörbaren Ruck, mit einer Entschlossenheit, der man es förmlich vom Gesicht herunterlas, daß sie nur auf diesen Augenblick des Hin austretens aus zornentbrannten Gemütern gewartet hatte, schnellte die überwältigende Mehrheit der Delegierten in die Höhe. Nicht ein Fels, nein ein Gebirge von deutsch n Männern, die hier gegen den Bolschewismus Zeugnis ab legten. Da batten also die Württemberger ihre Gegen probe. Sie schäumten, sie fluchten, sie liefen wild durch einander, und von den Tribünen herunter wurden sie in ihrem Lärmen abermals wacker unterstützt. Aber — sie hatten es ja nicht anders gewollt und mußten sich schließlich drein ergeben. Vorübergehend machte es den Eindruck, als sollte die Versammlung regelrecht gesprengt werden, es fehlte nicht an verdächtigen Gestalten, deren Benehmen nichts Gutes erwarten ließ. Aber als ein sanfter Mann aus Bayern die Rednertribüne bestieg und sichtlich be kümmert in den Saal blickte, erbarmte man sich seiner und lieb ihn schließlich sein Sprüchlein sagen. Also doch wieder: Reichsversammlung, nicht Rätekongreß. * Ein Delegierter aus Essen hält dem Berliner Voll- zugsrat einen Spiegel vor. .Bis hierher haben wir ihn draußen in der Provinz" — und greift sich an den Hals, ganz oben. Bis zum 25. Dezember hat er uns mit Brot für den Aufenthalt in Berlin versorgt. Ja, was glauben denn die Herren? Solange sollen wir hier fitzen und schwatzen, während uns draußen der Boden unter den Füßen brennt? Der Vollzugsrat will organisieren, e» versteht sich aber nur auf Desorganisation. Und so fort, zwar ohne Grazie, aber mit wuchtigem Nachdruck. Ist das die Stimmung des ganzen Landes — Württemberg ausgenommen? Dann packt nur rechtzeitig Eure Koffer, Richard Müller und Brutus Molkenbuhr mit samt Euren Genossen. Die Delegierten scheinen keinen Spaß zu ver stehen, die wollen Ordnung haben lind Ruhe und Arbeit Der Ratekongreß. (Zweite Sitzung.) 6L. Berlin, 17. Dezember. Auch am heutigen Tage war der Saal des Abgeordneten hauses dicht besetzt. Die Tribünen wiesen gleichfalls wieder starken Besuch auf. Den Vorsitz fübrte diesmal Seeger- Leipzig. der bekanntgab. daß die Fraktionsbildung weiter vorgeschritten sei. Es habe sich neben der sozialdemokratischen Fraktion und der Fraktion der 'Unabhängigen eine Groß- demokratische Fraktion gebildet. (Große Unruhe.) Da volle Meinungs- und Gewissensfreiheit bestehe, so können dagegen Einwendurgen nicht erhoben werden. (Zustimmung.) Zum Bericht der Volksbeauftragten haben sich nicht weniger als 50 Redner gemeldet. Da es unmöglich ist, diese Redner sämtlich anzuckören, wurde beschloßen, nur eine bestimmte Zahl non Vertretern aus den einzelnen Landsmannschaften zum Wort kommen zu lassen. Gegen EisncrS Politik wandte sich Nikisch-Augsburg und gleichzeitig gegen das Treiben einer Gruppe Münchener Radikaler. Die Revolution kann nur bestehen, wenn sie sich auf die breiten Mafien des Volkes stützt- Dieke breiten Massen aber werden abgestoßen, wenn ein Hyver-adikalismus undurchführbare und unerfüllbare Forderungen aufstellt. Nur daraus erklären sich die Versuche, Berlin den Charakter der Reichsbauptstadt zu nehmen. Was berechtigt den Berliner'Nollzugsrat, sich als Kontrolleur von ReickSbehörden amzustellen. (Sehr richtig!) Das Kontrollrecht des Vollzugsrates ist erloschen, sobald die Nationalversamm lung gewählt ist. (Zustimmung.) Der Vollzugsrat greift auch Rabe-Brandenburg an. Er war ein Reschsorgan, kümmerte sich aber um alle Berliner Lokaiangelegenheiten und untergrub als Reichsorgan den Reicksgedanken. Die Reichskonserenz hätte viel früher ein berufen werden müssen. Der beste Sozialismus im Augen blick besteht darin, dem Volke Frieden, Freiheit und Brot zu schaffen. (Beifall.) Braß-Remscheid bespricht das Verhalten von Frontoffizieren im Rheinland und in Westfalen beim Rückmarsch des Heeres. Rote Fahnen und Abzeichen sind vielfach heruntergerifien worden. Redner verlangt Maß nahmen gegen gegenrevolutionäre Umtriebe. Wegmann- Berlin vom Vollzngsrat weist die Angriffe aus diese Körper schaft zurück. Gewiß haben manche Verhaftete wieder ent lassen werden müssen, weil man keinen positiven Schuldbeweis führen konnte. Aber dann muffen wir ein Gesetz machen, durch das die Wiederholung solcher Vorkommnisse unmög lich gemacht wird. Sonst behalten diese Kreise die Möglich keit, die Revolution abzuwürgen. (Lachen.) Volksbeauftragter gegen Vollzugsrat. Volksbeaustragter Landsberg: Ein solches Gesetz ist schlechterdings unmöglich, denn Revolutionäre noch Gegen revolutionäre pflegen vorher die zuständigen Behörden von ihrem Vorhaben in Kenntnis zu setzen. (Heitere Zustimmung.) Wir geben uns über db> gegenrevolutionären Strömungen keiner Täuschung bin. Nur darf man nicht gleich nervös werden. (Sehr richtig!) Wir sind allen Gerüchten nach gegangen. Aber es hat sich z. B- nicht bestätigt, daß General Sixt v. Arnim einen gegenrevolutionären Erlab herausgegeben hat. General Eberhard aber ist wegen seines törichten Ver haltens sofort von seinem Posten entfernt worden. Mehr können wir nicht tun. (Sehr richtig!) Den verlesenen Geheim erlab haben wir sofort dem Kriegsministcrium überwiesen. Die uns erteilte Antwort hat uns nicht genügt und wir stehen wegen dieses Erlasses in ernsten Verhandlungen mit der Obersten Heeresleitung. (Hört, hört!) Was sollen wir weiter tun. (Zuruf: Totschietzen!) Aber erst müssen bier dock einmal einen Tatbestand haben. Im übrigen kann ich mitteilen, dab der Kriegsminister gestern seinen Abschied eingcreickt bat. (Vereinzelter Beifall.) Run zu Richard Müller. Er hat erklärt, recht objektiv sein zu wollen. Ich batte mich ja auf verschiedenes gefaßt gemacht, aber er hat alle Erwartungen übertroffen. (Sehr richtig!) Sein Berickt war eine einzige Anklage gegen den Rat der Volksbeaustragten. Wenn jemand so wenig objektiv sein kann, solUe er tieuer die Erstattung eines Berichtes ab lehnen. (Sehr richtig!) Der Bericht des Vollzugsrats hat den Tatsachen direkt ins Gefickt geschlagen. Der Redner geht aus die einzelnen Falle ein. widerlegt die Behauptungen des Vollzugsratsvorsitzenden Müller. Wer so vorgebt, kann sich über den Vorwurf der Diktatur nickt wundern. (Sehr richtig!) Fast jeder Tag brachte Konflikte, und noch in den lebten Tagen schon nach Ausschreibung dieses Kongresses ist vom Vollzugsrat der Antrag gestellt worden, den Volksbeauf tragten , Ebert von seiiicm Platz zu entfernen. (Hört, hört! und große Unruhe.) Müllers Verdienst ist es nickt, wenn der Antrag abgelehnt worden ist. Wenn der Berliner Vollzugsrat sich gegen den Verhacht schützen wollte, eine Diktatur für das ganze Reich errichten zu wollen, dann mußte er am ersten Tage nach der Revolution diesen Kongreß etnberufen. (Stürmische Zustimmung.) Wir habe» fortgesetzt darauf gedrängt, schon in den allerersten Tagen. (Hört, hört!) Es könnten noch zahlreiche Beispiele für Mißgriffe und Über griffe des Vollzugsrates angeführt werden. Ich erwähne die Festnahme der Großindustriellen, die völlig unbegründet war. Müller hat fick cw h scharf gegen den Reichsschatzsekretär Schiffer gewendet. Schiffer hat in seiner Rede gegen die ASR kein Wort gesagt. Er hat nur erklärt, daß jetzt von verantwortlichen und unverantwortlichen Stellen sehr viel Geld auSgeneben würde. (Zuruf: Das genügt!) Sind Ihnen denn nicht Fälle bekannt, wo tatsächlich viel Geld ausgegeben worden ist? Man kann es einem Reichsschatzsekretär doch nicht übel nehmen, wenn er auf Sparsamkeit sieht. (Sehr richtig!) Überall muß genaueste Rechnung gelegt werben, denn wir sind der Geschickte verantwortlich. Der uns in Berlin vor- gelegte Etat enthielt für 4ö Vollzugsratsmitglieder eine täg liche Entschädigung oon je 50 Mark, für zwei Vertrauensleute ebenfalls von je 50 Mark, für 48 Vertrauensleute von je 40 Mark, für 42 Kuriere von je 40 Mark und für 48 Kuriere oon je 30 Mark. 27 Stenotypisten erhallen je 25 Mark und 146 Stenotypisten je 16 Mark. Wir wissen bis beute nicht, was diese Vertrauensleute und Kuriere zu tun baden. Ent- -»der man hat Venrauen zu einer Regierung oder man Hal nicht, daun setzt man sie nicht ein. .' Nack einer durch Ledebour verursachten Geschäfts« ordnungsdebatte, der findet, dab Barth zu lange gesprochen hat, wird auf N ^schlag Eberts beschlossen, daß auch einem Mitgliede deS Vollzugsrates dieselbe Sprechzeit zugestanden wird wie Landsberg. Ungeheure Sturmszcnc« entwickeln sich, als nun Ledebour die Regierung und be sonders Ebert angreift. Ein Mann wie Ebert gehöre nicht an seinen Platz, er sei ein Schandmal für die Regierung. Ledebour kann längere Zeit vor dem Lärm und dem Wider spruch nicht zu Wort kommen. Als er endlich wieder reden kann, setzt er feine Angriffe fort und spricht schließlich über die Vorgeschichte der Revolution. Dabei führt er aus: Seit Mitte von 1916 datiert das Be streben einiger Vorkämpfer der Sozialdemokratie, durch eine Revolution die nichtswürdige Verbrechergesellschaft zu stürzen. Der Entschluß von 1916 verstärkte sich nach dem Januarstreik oon 1918. Nach diesem Streik reifte der Entschluß, wenn es noch einmal losginge, dann ganze Arbeit zu machen. Alle Vorbereitungen wurden getroffen, und besonders haben sich Bartb, Wegmann, Ecker, Däumig und andere Vollzugsrats- mitglicder um die Sache verdient gemacht. Es fragte sich immer nur, wann losgeschlagen werden konnte. So haben wir Monat fürMonat gewartet. Als derZusammenbruchan der West front erfolgte, hielten wir die Zeit für gekommen. Wir hatten auch Verbindungen mit der Front angeknüpft und arbeiteten er folgreich, denn die Regierung war ja so gütig gewesen, alle Revolutionäre einzuriehen und in die Armee zu stecken. Wir wußten, daß ganze Regimenter übertreten würden. Nun kamen die entscheidenden Novembertage. Am 2. No vember fand eine Sitzung des Revolutionskomitees statt, an der auch Haase, Dittmann und Liebknecht tetlnahmen. Wir beschlossen, am 4. November loszuschlagen, wir mutzten, daß