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MsdrufferTageblati Amts-! Blatt rentamt zu Tharandt Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 28614. Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend. Erscheint seit dem Jahre ^84^. Zahlung binnen ZV Tagen GiiMglcii; längere» Ziel, gerichtliche Einziehung, ge meinsame Anzeigen versch. Inserenten bedingen die Berechnung des Brutw-Zelien- preises. / Sofern nicht schon früher ausdrücklich oder stillschweigend als Erfüllungsort Wilsdruff vereinbart ist, gilt cs als vereinbart durch Annahme der Rechnung, falls nicht der Empfänger innerh. 8 Tagen, vom Rechnungstage an, Widerspruch erhebt, und den StadtraL zu Wilsdruff Insertivnsprei« Pfg. für Me b-gespaltenr Korpuszeile oder deren Raum, TolalpreiS Pfg., Reklamen Pfg., alles mit v"/, Teuerungszuschlag. Zeitraub und tabellarischer Satz mit Aufschlag. Bei Wiederholung und Jahresumsätzen entsprechender Nachlaß. Betanntmachungen im amtlichen Teil >nur von Behörden! die Spaltzeile so pfg. bez. Pfg. / RachweisungS- und rdffertengebühr M bez. 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Handel und Gewerbe, Industrie und Landwirtschaft liegen darnieder oder sind völlig vernichtet, die Finanz- und Volkswirt schaft steht vor den schwierigsten Aufgaben, deren Lösung dadurch erschwert wird, weil niemand weiß, wie schwer uns schließlich die Feinde in ihren Friedensbedingungen belasten werden. Daneben aber reckt das Gespenst der Arbeitslosigkeit drohend sein Haupt. Als man, noch auf der Höhe der Erfolge, die Demobilisierungspläne entwarf, spielte die Siedlungsfrage eine große Rolle; denn man war sich darüber klar, daß die Rückführung der Arbeitskräfte aus Rüstungsbetrieben und aus der Front angesichts des Rohstoffmangels, der verminderten Kaufkraft und Kauflust und nicht zuletzt infolge der weltpolitischen Lage sich kaum restlos durch führen lassen werde. Es war also naheliegend, den Strom der Rückkehrenden, die keinen selbständigen Erwerb hatten, nach Möglichkeit auf das Land abzulenken und damit zu gleich eine Frage zu lösen, die im Reichstag wie in den Landtagen verschiedener Einzelstaaten schon oft heiß umstritten gewesen ist. Der Gang der Ereignisse hat die Lösung der Siedlungs frage brennend gemacht, die neue Reichsregierung hat mit ihrer programmatischen Ankündigung der Austeilung des Großbetriebes ihr eine breite Grundlage gegeben. Im Volke findet der Plan durch Aufteilung eines Drittels des Großgrundbesitzes zugunsten der heimgekehrten Krieger kaum nennenswerten Widerstand und alle neuen Parteien mit Einschluß der Deutschnationalen Volkspartei haben in die Richtlinien ihres Parteiprogramms die Forderung einer großzügigen Siedlungspolitik zur Schaffung von Bauernland ausgenommen. Es könnte also scheinen, als sei diese einst heißumstrittene Frage nun plötzlich auf dem Wege zu ihrer bestmöglichen Lösung. Indessen wird der Volkswirt, dec Kenner der landwirtschaftlichen Eigenart, nicht umhin können, einige Bedenken zu äußern. Nicht etwa gegen die Sicdlungspolitik oder die Aufteilung des Großgrundbesitzes an sich, sondern gegen die geplante Aus führung. Will man ein Dritteil des Großbesitzes für Siedlungs zwecke auiteilen, so wird damit der Bedarf an Siedlungs land bedeutend überschätzt; denn der Krieg hat sicher der Landflucht nur in gewissem Sinne ein Ziel gesetzt, und wenn erst wieder normale Verhältnisse eingetteten sind, so wird der Zug zur Stadt sich auch weiterhin geltend machen, selbst wenn die politischen und sozialen Verhält nisse der Landarbeiter und der Landbevölkerung von Grund aus umgestaltet werden. Natürlich würde sich mancher heimkehrende Krieger, wie überhaupt mancher Städter ganz gern in eine fertige Landwirtschaft mit gut fundiertem Betrieb setzen. Hier aber handelt es sich nicht um die Verteilung von Bauernhöfen, sondern um die Verteilung von Ackerland, mit dessen Zuweisung allein den neuen Landbewohnern nicht gedient ist. Ebenso wichtig ist selbstverständlich das lebende und tote Inventar (Gebäude, Geräte, Vieh), das leider gerade jetzt schwer zu beschaffen sein dürfte. Selbst aber, wenn die Regierung bereit und in der Lage sein sollte, alle diese Hemmnisse zu beseitigen, so wird der Neuangefiedelte doch immer noch tausend Schwierigkeiten finden, besonders dann, wenn seine land wirtschaftlichen Kenntnisse nicht groß genug sind, um einen Betrieb rationell zu bewirtschaften. Es soll und darf a-lsö nicht allein der Zweck sein, Krieger auf dem Lande abzu setzen, damit sie als Arbeitslose nicht die Stadt bevölkern, sondern es muß vor allem darauf gesehen werden, Dauer existenzen zu schaffen, und zugleich, angesichts unserer wirtschaftlichen Notlage, die Vergeudung oder Verminde rung von Produktionswerten zu vermeiden. Deshalb darf keineswegs schematisch nach irgendeiner fiskalischen Formel die Austeilung des Drittels vorgenommen, es muß viel mehr eine sorgsame Auswahl getroffen werden. Es hieße Unserer Landwirtschaft und damit der gesamten Volks- Wirtschaft schweren Schaden zufügen, wollte man einen er- dmsreichen, durch die Produktionsweise seines Eigentümers ausgezeichneten Großgrundbesitz austeilen, nm 20—80 Klein- Wirtschaften daraus zu machen, deren Gesamtertrag weit hinter dem des Großbetriebes zurückbliebe. Es gilt also gut bewirtschafteten, in der Produktion bewährten Großgrundbesitz zu schonen. Dagegen ist ein geeignctes Objekt zur Aufteilung der sog. Wechselbesitz, der, besonders während des Krieges, ja lediglich der Spekulation diente. Wird er verstaatlicht und als Sied- lungsland vergeben, so ist weder ein Produktionswert, noch ein an der Scholle hängender Besitzer geschädigt. Der Staat aber hat die Möglichkeit, den Kriegsgewinn, der hier durch Bodenspekulation erzielt ist, restlos zu er fassen. In zweiter Linie aber kommen schlecht bewirt schaftete Betriebe in Frag?, in denen durch Schuld der Besitzer die Durchschnittsproduktion nicht erreicht oder nicht wesentlich überschritten wird. Endlich darf nicht vergessen werdm, daß unsere weiten Moore teilweise vortrefflich als L.rülungsland geeignet sind. >01 dergestalt einmal die Siedlungsfrage — bereits sehr wat — in Angriff genommen, so wird man in der Austeilung des Großgrundbesitzes weitere Schritte tun und an die Schaffung von Bauernland «Kleinbetrieb für Landarbeiter) gehen können. Auf die gewonnenen Er fahrungen wird man fußen und so weiten KreNen der Landbevölkerung, wie jetzt der Krieger, die eigene schölle schaffen können. Wird der Reichstag einberufen? Ernste Beratungen im Schoße der Regierung. Berlin, 11. Dezember. : Angesichts der Tatsache, daß die Alliierten mit dem ASR nicht verhandel» wollen, schweben, wie ein oft gut unterrichtetes Berliner Blatt wissen will, innerhalb des. Kabinetts Verhandlungen darüber, den Reichstag wieder einzubcrnfcn, um der gegenwärtigen Regierung eine parla mentarische Grundlage zu geben. Schon jetzt kSnnc gesagt werden, daß die Regierung notgedrungen die Konsequenzen «us dem Verhalten der Entente wird ziehen müssen. Man rechnet in nnterrichtetcn Kreisen damit, daß der Reichstag bereits Anfang nächster Woche zusammcntritt. Die Entente hat bekanntlich schon über vier Wochen, seit Einführung der ASR, keinen direkten diplomatischen Verkehr mehr mit Deutschland gepflogen. Man erwartet, daß bei den in Trieb beginnenden Beratungen über die Verlängerung des Waffenstillstands eine ultimative Forde rung der Entente auf Schaffung einer gesetzlichen Basis für die Neichsregierung gestellt werden wird. Der Reichstag sott eingreifcn. Wie in Köln so macht sich auch in Koblenz eine Gegenströmung geltend. Der Koblenzer Oberbürgermeister fordert vom Reichstagspräsidenten Fehrenbach ebenfalls die sofortige Einberufung des Reichstages nach Kassel oder Koblenz. In einer Sitzung des Arbeiterrates wies er außerdem die kultur- und religionsfeindlichen Bestrebungen des Kultusministers Hoffmann zurück und bedauerte, daß dadurch die Loslösungsbestrebungen im Rheinland gefördert würden. Aus vollkommen sicherer Quelle teilte er mit, es stehe fest, daß Frankreichs Absichten auf die Einverleibung des ganzen linken Rheinufers hinzullen. Schwere Gegensätze bei der Entente. Wilson und der Imperiutismuü. Der bekannte Freund und Berater Wilsons, Oberst House, der wohl als zuverlässige Quelle gelten darf, läßt sich über die kommende Neuordnung m Europa und den Frieden folgendermaßen aus: Wilsons Programm besteht darin, die amerikanische Stimme durch seinen Einfluß den liberalen völkerfreund lichen Strömungen innerhalb der Entente zur Verfügung zu stellen. Daß in London und Paris radikale und imperialistische Tcudcnzcu im Kampfe miteinander liegen, ist kein Geheimnis. Wir hoffen, daß unsere militärische Macht genügen wird, um der Bcrnunft die Oberhand zu sichern. Die verbreiteten Gerüchte, denen zufolge die Lander m den Bewreamngen der letzten Tage einen englisch - französisch - italienischen Oppositionsblock gegen Wilson zustande gebracht hätten, erscheinen mir vollständig aus der Luft gegriffen. Amerika würde an einem Ge waltfrieden im alten Stil, etwa in der Form des Friedens von Brest-Litowsk nichr teilnehmen. Amerika würde ihn nicht unterzeichnen und einen moralischen Protest erheben, und der Liberalismus der ganzen Welt würde sich einem solchen Protest anschließen. Die Negierung bat demzufolge alle preußischen Be hörden angewiesen, sich unweigerlich nach den obigen Vor schriften zu richten, allen zuwiderlausenden Eingriffen un- nachsichtljch entgegenzutreten und sofort Meldung nach Berlin zu erstatten. Verschiedene Meldungen. Basel, 11. Dez. Wie aus Straßburg gemeldet wird, wurde Poincare auf einem Svaziergange durch die Stadt von mehr als zehntausend Menschen begleitet. Am Bahnhof wurden sie begeistert gefeiert. Washington, 11. Dez. Amerika hat eine Mitteilung nach Berlin und Wien gerichtet, daß die Bereinigten Staaten keine Note mehr zu erhalten wünschen. Alle Mitteilungen müßten an alle Alliierten zugleich gelichtet werden. Hamburg, 11. Dez. Die englischen Torpedoboot zerstörer „l? 14". „Venitia". .,1' 1ü", »Verdun" trafen in Euxoaven ein. Basel, 11. Dez. Unmittelbar nach Abschluß des Friedens toll zwischen den Alliierten und den Mittelmächten eine Inter nationale Weltkonferenz sämtlicher Mächte, auch der neu tralen, einberusen werden zum Zivecke des Anschlusses an den Völkerbund. FrünlrerH gegen öen AclMun-eniag. Die französische Diktatur im Saarrevier. Frankfurt a. M., 11. Dezember. Nach Meldungen aus dem Saarrevier hat die dortige französische Besatzung den Achtstundentag für Bergarbeiter aw gehoben, mit der Begründung, daß sowohl in Frank reich wie in Deutschland Kohlennot herrsche, namentlich aber, weil die französischen Bergarbeiter auch 10 Stunden arbeiten müßten. Auf den Einwand, daß in der Pfalz die Achtstundenschicht bereits eingeführt sei, erwiderte der fran zösische Befehlshaber, daß sie abgeschafft würde, sobald die Franzosen in der Pfalz eingerückt seien. Er könne die Achtstundenschicht nicht einmal in Aussicht stellen, wenn jedoch die Bergleute Kohlen lieferten, würde auch die Ver sorgung mit Lebensmitteln für die Bergleute gut werden, — Umgekehrt verlangen die Gewerkschaften in Paris die ioforlige Einführung des Achtstundentages. Tie c:gertriche Frirbeuotoufereuz. Nach Schweizer Meldungen aus Paris soll nun die eigentliche Friedenskonferenz doch in Versailles und nicht in Paris zusammentreten. Der große Versailler Kongreß- saal wird bereits für die Konferenz hergerichtet. Uber den Gang der Verhandlungen verlautet, daß die Verbün deten zunächst in der zweiten Dezemberhälfte nochmals zu einer Vorberatung über die Friedensbedingungen in Paris zusammeutreten. Die eigentlichen Friedenskonferenzen beginnen dann im Januar, und zwar wollen die Verbün deten zunächst unter sich die Bedingungen aufsetzen, und sie erst dann den feindlichen Vertretern vorlegen. » Auslosung der hessischen ALR. Der hessische Arbeiter-, Bauern- und Soldatenrat bat sich freiwillig aufgelöst. An seiner Stelle wird ein Volts- ral für die Republik Hessen gebildet. Dieser Volksrat stützt sich auf alle Bevölkerungsschichten der Republik Hessen, die auf dem Boden der Republik und der Demo kratie stehen. Es wird angenommen, daß die Auflösung mit der bekannten Forderung der Entente, alle ASN ab zuschaffen, da man sonst nicht in Friedensverhandlungen mit Deutschland eintreten könne, zusammenhängt.