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MMufferTageblatt Amts für die Amtshauptmannschaft Meißen, für das Amtsgericht und den Stadtrat z« Wilsdruff sowie für das Farst rentamt zu Tharandt Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6. Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 28814. Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend. Erscheint seit dem Lahre Inserfton-preis Pfg. fü; Vie S-gespaNene Korpuözelle oder deren Raum, Lolalprels Pfg., Reliamen Pfg., aNe« ml! 0"/. Teuerunggzuschlag. Zettraud und labellarischer Satz mit 50°^ Aufschlag. Lei Wiederholung und Jahresumsätzen entsprechender Nachlaß. Bekanntmachungen lm amtlichen Teil snur von Behörden, die Spaltzelle so pfg. bez. Pfg. / Nachweisungs. und Offertengebfthr rv bez. 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Die jetzt an die Unleraufkäuser zur Ablieferung kommenden Runkelrüben werden den Ru«Kelrübe»°Erze«ger» auf das von den Gemeinden sichergestellte Lieferungs soll gutgeschrieben. Meißen, am 9. Dezember 1918. Nr. 4064 d II I?. Der K»m»»««lverha»d Meitzeu-Land. Letzte Aufforderung. Bitter ernst ist die ernährungs-politische Lage unseres^Vaterlandes, ganz besonders aber die eines Industriegebietes wie Sachsen. Es gilt jetzt jedes, auch das geringste Quantum an Lebensmitteln der Allgemeinheit zuzuführen, wenn wir Unruhen, hervor gerufen durch die drohende Lebensmittelnot, ernstlich entgegenarbeilen wollen. Landwirte! Kuh- und Geflügelhalter! Werdet Euch des Ernstes der Zeit bewußt I Beschränkt Euren Bedarf auf den Euch gesetzlich zustehenden Teil Eurer Erzeugnisse und liefert olles andere restlos ab! Meidet jeden unerlaubten Verkauf! Zur Durchführung einer geregelten Verteilung ist es aber auch erforderlich, daß alle periodisch einzureichenden Rachweisungen auf das gewiffenhafteftes ausgefüllt und pünktlich eingereicht werden. Nach diesem letzten, leider nur zu begründeten Appell an das Ehr- und Pflicht gefühl aller Selbstversorger werden wir bei weiteren Verstößen gegen die gesetzlichen Ver fügungen rücksichtslos eingreifen. Wilsdruff, am 10. Dezember 1918. » »»» Der Arbeiterrat — Lebensmittelkontrollstelle. Grmmmch. Die Auszahlung der Familien-Unterstützung erfolgt diesmal bereits Freitag den 13. Dezember und zwar nur vormittags von 8—1L Uhr im Gemeindeamt. Die Unterstützung muß unbedingt an diesem Tage und zu den angegebenen Stunden erhoben »erden. Grumbach, am 10. Dezember 1S1L. Der Gemeindevorstand. Der rote Sonntag in Reichstagsersatz. Von einem parlamentarischen Mitarbeiter. <7S. Berlin, 9. Dezember. Unwillkürlich denkt man an die Reichstagssitzungen von einst — aber doch wohl nur, weil die Herren des Großberliner Soldatenratk sich just diesen schönen Reichs- tagSsaal zum Schauplatz ihrer Arbeit auserkoren haben. Sonst findet man eigentlich nur Gegensätze, keine Ver gleichspunkte. Keine Sour von Feierlichkeit, die bis dahin, bis in die Tage der Revolution, dem weiten Raum an haftete, mochte er von einem Bäckerdutzend oder von Hunderten von Menschen angefüllt sein. Die drangvolle Fülle der ersten zwei, drei Sitzungen.ist allerdings über wunden; man sichtet, man kontrolliert die Eingänge schärfer als in den Zeiten des alten Obrigkeitsstaates, man prüft die Papiere und niemand wird hereingelassen, der sich nicht unzweifelhaft ausweisen kann. Aber wie sie dann den Saal betreten, in Mantel und Mütze zumeist, Zigarre oder Zigarette im Munde, überwiegend jugendliche Gestalten, erhält man den Eindruck, als sollten hier parla mentarische Verhandlungen vor sich gehen, mit denen wir nun einmal den Begriff einer würdevollen Feierlichkeit ver binden. In einer Ecke der Bundesratsrampe, dort, wo sonst immer die Hörer, nicht die Sprecher der einzelstaat lichen Regierungen zu fitzen pflegten, wird eine Art von Kleiderablage eingerichtet, man hängt die Mäntel auf oder legt sie über die Brüstung, wie es eben gehen will. Ein Kamerad ruft laut und ungeniert einen Namen in den Saal hinein: Der Fernsprecher verlange nach ihm. Man raucht, man plaudert, auf den Plätzen liegen Drucksachen herum, die bald auch den Fußboden zieren — kurz eine Unbefangenheit lagert über der Versammlung, die mehr nach alltäglicher Harmlosigkeit oder nach revolutionärer Erregtheit aussieht. Auch das akademische Viertel wird, nach guter deutscher Gewohnheit, reichlich überschritten; so wie aber die allbekannte Glocke des Präsidenten ertönt, tritt augenblicklich Ruhe ein. Auch der Mann, der den Präsidentenstuhl dort oben ziert, steht noch in jugendlichem Alter. Es ist nicht der bisherige Vorsitzende; den hat man das letzte Mal in den Vollzugsrat befördert, also muß ein Nachfolger für ihn gewählt werden. Ein Vorschlag wird gemacht, und man hat in dem Präsidium offenbar den Wunsch, die Sache ohne viel Gerede abzutun. Ader da braust es schon auf in der Versammlung. „Gegenvorschlag! Debatte!' wird gerufen. Gut, der Präsident lenkt ein. Aber der Mann, der für daS Präsidium in Aussicht genommen ist, springt auf die Rednertribüne und führt sich mit einer gehörigen Standpauke an die Kameraden und Genoffen ein: ob sie etwa glaubten, daß er, ein alter Gewerkschaftler und Parteigenosse, sich um neue Ämter zu bewerben brauche. Ek ekle ihn schon an, hier immer stundenlange Geschäfts ordnungsdebatten über sich ergehen lassen zu müssen, wo doch die Zeit so kostbar sei, sie sollten sich ruhig einen anderen suchen und ihn ungeschoren lasten. Dieser Ton wirkt. Mäuschenstill wird es unten im Saal, keiner hat noch den Mut, einen Gegenvorschlag zu machen und bald thront der neue Herr auf dem Präsidentenstuhl. Dieser Vorgang ist typisch. Er wiederholt sich fast jedesmal, wenn ein bestimmter Vorschlag gemacht wird, der den Verhandlungen eine bestimmte Richtung geben soll. Man soll, meint der Vorsitzende, statt hier „Kleinig keitskrämerei' zu treiben, zunächst einmal seine Auf merksamkeit den blutigen Ereignissen deS letzten Freitag Mwenden. Erregter Widerspruch auk der Versammlung, die anscheinend vesurchler, oatz ihre Lagesoronung darüber zu kurz kommen könnte. Aber der Vorsitzende trumpft entschieden auf, und es geschieht, was er für richtig hält. Man muß sagen, die Leute sind sehr rasch zu be ruhigen, sind leicht zu behandeln. Ist es die Ungewandtheit in parlamentarischen Sitten und Gebräuchen, ist es das Vertrauen zu ihren selbstgewäblten Führern — in jedem Falle, es ist mit ihnen fertig zu werden. Zu den Führern, denen sie gern folgen, gehört der bekannte Reichstagsabgeordnete Coh§n-Reuß. Wie das lebendige Gewissen des Soldatenrats von Groß-Berlin sitzt er immer oben zur Seite des Rednerpultes, eine Stufe unterhalb des Präsidentenstuhls, jeden Augenblick bereit, dem Vorsitzenden mit Rat und Tat beizuspringen, die Wogen der Erregung zu glätten, zu vermitteln, praktische Winke zu geben, die aus verfahrenen Situationen heraus- führen sollen. Mit seinem überaus angenehm klingenden Organ weiß er die Versammlung stets zu fesseln, er spricht rubig und überzeugend, ist alles andere eher, nur kein blinder Fanatiker und macht so sehr den EindrM eines absolut ehrlichen Mannes, daß die Versammlung sich ihm willig hingibt, offenbar von dem Bewußtsein ge leitet, auf diese Weise am sichersten vor Irr wegen bewahrt zu bleiben. Diesmal spricht er über die Schuld an dem Blutvergießen im Norden der Stadt. Er hat keinen Zweifel, daß hier konter revolutionäre Leute ihre Hände im Spiel gehabt haben, aber daß Ebert und Scheidemann, wie die Svartakus- gemeinde steif und fest behauptet, hinter dem Anschläge stecken, das bestreitet er mit allergrößter Entschiedenheit. Die sogenannte Verhaftung des Vollzugsrates habe keines seiner Mitglieder auch nur einen Augenblick tragisch ge- nommen, danach sah die ganze Geschichte nickt aus. Man habe sich mit den Soldaten, die zu diesem Zweck ins-Ab geordnetenhaus gekommen waren, ganz nett und kamerad schaftlich unterhalten und den Irrtum ja auch sehr bald vollkommen aufgeklärt. Regierung und Vollzugsrat seien nach wie vor entschlossen, im vollen Einvernehmen mit einander weiterzuarbeiten, um Ruhe und Ordnung im Lande zu sichern, und die Versammlung könne nichts besseres tun, als sie in diesem Vorhaben nach Kräften zu Unterstützen. tvas gefüllt den Leuten, und alles füvu sich m vet- »ahe behaglicher Stimmung. Aber ohne Sensationen soll eL doch auch diesmal nicht abgeben. Ein Delegierter aus Potsdam berichtet — immer noch „außerhalb der Tagesordnung' — über verdächtige Truppenansammlungen im Grunewald, über Regimenter, die, frisch von der Front zurückgrkehrt, immer noch „fest in der Hand ihrer Führer' find und offenbar vor den Toren Berlins der Dinge harren, die da kommen sollen. Nun wird es munter im Saal. Die Heißblütigsten stürzen sick in ihre Mäntel und jagen davon — man glaubt Säbel raffeln und Sporen klirren zu hören. „Kameraden', ruft der Vorsitzende, „wir haben hier nichts mehr zu suchen heute. Zurück zu euren Truppenteilen, jeder Mann auf seinen Posten.' Aber die Losung zündet nicht, merk würdigerweise. Die Delegierten scheinen sich darauf zu besinnen, daß sie ähnlichen Alarmrufen schon wiederholt — nun sagen wir einmal: aufgesesten sind, wie man sich im Österreichischen auszudrücken pflegt. Diesmal bewahren sie die Ruhe und beharren dabei, daß weiter verhandelt wird. Inzwischen kann Herr Cohen zum Reichskanzler gehen und sich erkundigen, was an den „Gerüchten' Wahres ist. Alle Achtung vor so viel gesundem Miß trauen, bekanntlich der größten aller demokratischen Tuaenden. . . > Berlin. Aiw wird wmerveroanoell, und enonw kommen dle „Kleinigkeiten' an die Reihe, die dem Vorsitzenden, wie es scheint, durchaus zuwider find. Aber er muß in den sauren Apfel beißen, die Soldaten wollen nun einmal Nicht unverrichteter Sache nach Hause gehen. Das ist gar kein übles Anzeichen für ihren Beruf, wenn es sein muß, auch mal „Reichstagsersatz' zu spielen. Aber für immer? Win Appelt an das Wetigewiffen. Dernburg über die Lag«. Bertt», 9. Dezember. Der ehemalige Staatssekretär Dernburg befaßt sich in! beachtenswerten Auslassungen mit der politischen Lage im/ Innern und zu unseren Gegnern. Er sagt u. a.: Die kindlichen Ideologen im Westen und Süden werden j von der Beitreibung der Entschädigung nicht versebont bl ' n. Im brennenden Hause zanken sich Minoritäten um die Herrschaft. In drei Wochen haben wir entwedr»! die Konstituante »der die Feinde in Berlin. Die VolkS- mehrbeit ist bereit, mit der Negierung durch dick und dünn ^u gehen, im Antcrene der Ordnung. Trotzdem zieht diel Negierung die Wahlen hin, di Schuldenwirtschaft geht! weiter, die Dinge treiben dem Chaos zu. In bezug auf unsere Feinde erUart Dernburg, daß' wir das Weltgewissen gegenüber ihren Machenschaften an-! rufen. Menschenunwürdige Strafen zu verlangen, schadet! auch den Strafenden. Die sittlichen Ideale haben uns! auch nach Tilsit wieder erhoben. Die bürgerliche Er-! Neuerung Deutschlands muß erwiesen werden durch die^ Aufrichtung eines neuen sozial und demokratisch gerichteten! Reiches. Schuldig sind alle Völker durch ihre Geheim«! diplomatie, ihren Militarismus und NavalismuS. ihre Ländergier geworden. Im übrigen lei der Gewaltfriede unvereinbar mit den 14 Punkten Wilsons. Oie Vorarbeiten zum Frieden« Aus der Vorgeschichte des Krieges. Her frühere englisch« Kriegsminister Haldane gibt interessante Daten zur Vorgeschichte deS Krieges und weist daraus hin, daß England am 3. August 1914 um 11 Uhr mobilisiert habe, also 36 Stunden vor der Kriegserklärung. „Die Mobilisation', sagt Haldane weiter, „war kein« Kriegserklärung. Wir konnten auch im Frieden mobili sieren, um bereit zu sein. In den wenigen Stunden nach der Kriegserklärung war mit Hilfe der Flotte das Expe ditionskorps über den Kanal, bevor jemand etwas wußte. Das Detachement erreichte den Konzentrationsplatz inner halb 9 Tagen.' England und di« allgemeine Abrüstung. Fast zur gleichen Zeit, wo Churchill die Erklärung abgad, daß England sich niemals eine Beschränkung seiner Rüstungen gefallen lassen werde, ist ein drahtloses Tele gramm »om Dampfer „George Washington' eingetroffen, auf dem sich Wilson befindet. Dieses Telegramm besagt, daß der Präsident Vorschlägen wird, jeder bewaffneten Herrschaft einer einzelnen Nation ein Ende zu machen. Die meisten verständigen Amerikaner find der Ansicht, daß damit kein aussichtsloses Dilemma entstanden ist. Aber eine kleine Gruppe in Amerika schreibt und spricht in dem Sinne, daß Englands Weigerung, seine Seeherrschaft aufzugeben, ein Beweis von großer Anmaßung ist. — Von anderer Seile wird rmkhmals nnchdTückfich gpf den Umstand hm-