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für die Amtshauptmannschaft Meißen, für das Nr. 283 Donnerstag den 8. Dezember »918 77. Jahrg Der amtliche Teil befindet sich auf der vierten Seite durch unsere Austräger zugetragen monatlich SV Pfg., vierteljährlich 2,40 MH del den deusschen Postanstalten vierteljährlich 2,40 M>. ohne Zuft-Nungsgebühr «Ne Postanstalten, Postboten sowie unsere Austräger und Geschäftsstelle nebmen jederzeit Bestellungen entgegen. / Im Faste höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen der Betriebe der Zeitungen, der Lieferanten oder der B-förderungseinrichtung-n — hat der Bezieher teinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Ferner hat der Inserent in den obengenannten Fällen seine Ansprüche, falls die Zeitung verspätet, in beschränktem Umfange oder nicht erscheint. / Einzel. 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Bekanntmachungen im amtlichen TÄ jnur von B-K^ -' - - " und Umgegend. M°L.r»n.erLLW Erscheint seit dem Jahre 1841. I »» ^0 Tagen GülUgkeiss längeres Ziel, gerichtliche Einziebuna, ge. «/Ji ßl I I ü!- Ä ^ulfdenten bedingen die Berechnung des Brutto-Zeilen- U U U "der stillschweigend als Ersüstungsort V V Wilsdruff vereinbart ist, gilt es als vereinbart durch Annahme der Rechnung, fast« nicht der Empfänger innerh. s Tagen, vom Rechnungstage an, Widerspruch erhebt. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff rentamt zu Dßarandt. Postscheck-Kontor Leipzig Nr. UN,. Unerhörte Ende Sowjet-Rußlands? i Britische Kriegsschiffe sind unterwegs nach dem euro- väischen Osten — man weiß nur nicht wohin. Bald heißt es, sie wären nach Kiel oder Swinemünde bestimmt, bald rüsten Libau und Reval sich auf ihren Empfang. Wir sind ja nachgerade auf alles gefaßt, aber die Russen ver raten eine wachsende Unruhe. Und wie uns scheinen will, haben sie dazu auch alle Veranlassung. Denn dem Sowjet- Rußland, dem Rußland der ASR will die Entente jetzt offenbar ein Ende machen. Mitteleuropa liegt wehrlos zu ihren Füßen; nun soll auch in Osteuropa aufgeräumt und Ordnung gemacht werden. Viele Umstände werden die Engländer auch in diesem Falle nicht machen. Es bedarf keiner förmlichen Kriegs erklärung, keiner veralteten diplomatischen Gebräuche, sie kommen und sind eben da und werden nach dem Rechten sehen, und wer etwas dagegen einzuwenden Hal, der kann mit mündlichen und schriftlichen Protesten die Luft er schüttern soviel er will. Das Programm wird durchgeführt — Lieder ohne Worte. Verdächtig klang schon vor einigen Tagen eine Reuterdepesche über Maßnahmen der Lon doner Regierung zur Wahrung der britischen Interessen bei Umwechslung des Rubelkurses in den Sterling kurs. Da wurde mit einer «vorläufigen ruffischen Regierung" operiert, mit der man sich über diese Fragen verständigt habe, ohne daß doch bisher auch nur ein Sterbenswörtchen darüber verlautete, von wannen diese Regierung gekommen und welch Name und Art ihr bei gelegt war. Möglich, daß damit pur die Männer gemeint waren, denen die Entente in den von ihr schon be herrschten Nordgebieten des Landes die Macht übertragen hat; aber unseres Wissens waren sie bisher niemals mit dem Ehrentitel einer vorläufigen Regierung geschmückt worden, und dann spricht die Vermutung doch auch dafür, daß Bestimmungen über Währungs fragen den Verkehr mit ganz Rußland zur Grund lage haben müssen, weil ihre Wirksamkeit sonst gar zu be grenzt und für England also ziemlich nutzlos wäre. Jedenfalls: ein Warnungs-, ein Alarmschuß, der in Petersburg und Moskau schon ganz richtig verstanden sein wird. Daneben hört man plötzlich von Verhandlungen mit der norwegischen Regierung wegen Aufstellung eines Expeditionskorps von 20 000 Manu. Als Grenzschutz, wie zur Beruhigung gesagt wird. Aber englischen Gewohn heiten würde es schon entsprechen, wenn sie selbst sich auf Besetzung der Küsten und Häsen beschränkten, die eigentliche Blutarbeit dagegen fremden Hilfsvölkern überließen. Wohl aber spielt natürlich auch die russische Mitwirkung eine große Rolle in dem Aktionsplan zur Beseitigung der «föderativen sozialistischen Räte-Republik". Der Hebel wird vom Süden und Süd osten her angesetzt, wohin der letzte Rest des bürgerlichen Widerstandes in Rußland, gestützt auf Kosaken und frei willige Heere, sich geflüchtet hat. Ob die Dinge dort schon , bis zum Losschlagen gediehen sind, ist schwer zu erkennen; her Winter wird wohl militärische Unternehmungen größeren j Stils nicht gerade erleichtern. Aber in Zekaterinodar soll bereits Ende November, nach einem Bericht des amtlichen Orgaris des Petersburger Arbeiterrates, eine außerordent liche allrussische Rada eröffnet worden sein, vor der General Denikin, der Vertrauensmann der. Entente, deren Bedingungen für das neu aufzurichtende Rußland hargelegt hat. Danach fordern die Westmächte einmal eine gemeinsame Vertretung Grotzrußiands auf dem Friedenskongreß unter Ausschluß der Bolschewikileute, deren Herrschaft also bis dahin beseitigt sein muß, wie überhaupt unter Ausschluß aller Organisationen, die nicht mit der freiwilligen Armee über die Unteilbarkeit Ruß lands einig sind. Ferne? wird verlangt .die Einstellung der Ausfuhr von Lebensmitteln^und Rohstoffen — also Blockade auch unserer OstgrenzeL der letzten, über die England bis dahin noch nichtwersskgen konnte. Dafür als Gegenleistung: Rückgabe, alleqwon den Zentralmächten be- i-tzten Gebiete gemäß den Menzen von 1914, was den Polen nicht gerade angenehm in den Ohren klingen wird. Und schließlich sollen auch dbe JäpanerLim Osten nur bitz zu einer bestimmten Linie an die russischen Interessen Herangelaffen werden. So ungefähr lautet das Programin, mit dem das antibolschewistische Rußland gewonnen «erden soll. Und zweifellos auch gewonnen werden wird. In Moskau spürt man bereits ein unterirdisches Beben, man sieht sich nach Hilse um; vielleicht daß die Sterbestunde sich doch noch etwas hinausschiebeu läßt. Deshalb die krampfhaften Anbiederungen nach Deutschland hin, wo man nicht nur Gesinnungsgenoffen für die Revolution, »sondern auch Kampfgenossen gegen die Entente zu finden -hofft. Deshalb die ungesäumte Ankündigung einer Dele- oatio» fäc d«, Delegiertentag Unserer ASN, »er Mitte Forderungen der Feinde. Dezember stattfinden soll, die vom Vorwärts mit sicherem Instinkt iü das Land verwiesen wird, wo der Pfeffer wächst. Deshalb die krampfhafte Aufrechterhaltung von Beziehungen zu uns, obwohl die Reichsregierung ihrer seits diese Beziehungen ganz unmißverständlich abge brochen hat. Das Sowjet-Rußland ist eben für jeden Kulturstaat oertragsunfähig geworden. Es muß sterben — und wehe dem Land, das sich in seinen Untergang mit kiueinreiken '^ßtl Kochs Mimakum verlängert. Das linksrheinische Verkehrswesen. Der Vorschlag dv» deutschen Waffenstillstandskommission, Deutschland wolle bis 1. Februar alle in Reparatur be findlichen Lokomotiven ausliefern, wobei die in Belgien und Nordfraukreich beschlagnahmten deutschen Lokomotiven in Anrechnung gebracht werden sollten, ist von französischer Seite ohne Widerspruch entgegengenommen worden. Es darf daraus gefolgert werden, daß das Ultimatum still schweigend verlängert bezw. auf die ultimative Er ledigung der Angelegenheit verzichtet werden wird. Die französische Antwort steht noch aus. Auf Anordnung des Marschalls Foch ist der Direktor des Verkehrswesens in Köln zu einer Sitzung eingeladen, um über den gesamten Verkehrsdienst in dem von den Alliierten besetzten Gebiete und über die damit zusammenhängenden Angelegenheiten Auskunft zu erteilen. Der Termin für die Internierung der Armee Mackensen ist auf Bitte der deutschen Wdffen- stillstandskommission um zwei Tage verlängert worden Die Entente und Wilhelm l! Welche Maßregeln etwa gegen den ehemaligen deutschen Kaiser zu treffen seien, das ist eine Frage, die im feind lichen Lager immer noch eifrigst behandelt wird. So hat jetzt das englische Kriegsministerium die Sache untersucht und ist zu folgendem Entschluß gelangt: 1. daß es in der Befugnis der alliierten Regierungen liege, die Auslieferung des Kaisers zu fordern, 2. daß die englische Regierung alle notwendigen Schritte tun werde, um seine Auslieferung zu erlangen. 3. daß, wenn seine Auslieferung feststehe, der Kaiser sich vor einem Gerichte zu verantworten haben werde. Es wird weiter mitgeteilt, daß das Ministerium keine Schritte ergreife, ehe es sich mit den anderen alliierten Regierungen beraten habe. Es wird jedoch nicht daran gezweifelt, daß die französische und die italienische Re gierung dieser Politik zustimmen. Von Wilson wird be richtet, daß er in der ganzen Kaiser-Angelegenheit größte Milde walten lassen will und nicht für Rache maßregeln ist. Die Kosten der feindlichen Besatzung. Nach dem Waffenstillstandsvertrag müssen wir auch die Kosten der feindlichen Besetzung tragen. Diese sind gar nicht unerheblich und müssen kurzfristig bezahlt werden. General Nndent hat der deutschen Kommission eine Note überreicht, in der für die englischen Bc,aNungstruppcn sür de» ersten Monat 4V Millionen Mark gefordert werden, für die amerikanischen .14 Millionen. Die erste Rate von l<> Millionen ist in Türen, weitere 30 sind am 12. Dezember in Köln abzn^icfer». Forderungen über weitere Kosten der Besatzung werden noch bekanntgcgeben werden. In Aachen machen sich die belgischen Truppen sehr unbeliebt. Wenn belgische Offiziere kommen, müssen alle Bürger vom Bürgersteig treten und die Köpfe entblößen. Geschieht das nicht sofort, so schlagen diese Offiziere gleich mit den Reitpeitschen drauf los. Kämpfe zwischen Mackenseu und Tschechen. Nach Meldungen aus Budapest kam es in Neudorf zu einem Kampf zwischen Tschechen und deutschen Truppen, als erstere einen gerade Angegangenen Personenzug aus plündern wollten. Ein Gegenzug mit deutschen Soldaten der Armee Mackensen war gerade eingelaufen. Es kam zu einem Kampfe zwischen Deutschen und Tschechen, der drei Stunden dauerte. Schließlich wurden die Tschechen vertrieben. Später traf auch eine ungarische Verstärkung ein. In-Ler Nacht rückten die tschechischen Truppen wieder in Marchegg ein und besetzten den Ort. KuP Darauf stellte sich ihnen ein Bataillon der deutsch-österreichischen^ Volkswehr entgegen und vertrieb die Tschechen wieder. Ariedensschlutz im Frühjahr. Vor seiner Abreise nach Europa hat Wilson sich mit einer Botschaft an beide Häuser de§ Kongresses gewandt. Er sprach die Hoffnung aus, daß er formell den FriedenS- schluß für das Frühjahr ankündigen könne. Er gehe persönlich nach Europa, damit die Ideale, für welche die «nerikauischeu Soldaten gekämpft haben, auch verwirklicht Das neue »riße amerikanische Flottenpro»»*»« m»te»Wcht «, Mail « »s Mr mwerUÜnft« kalten »ü»de. wenn Amerika sich in seinem Flotlenprogamm einer zu künftigen Weltpolitik schon jetzt anpassen würde, da über diese Weltpolitik noch keine Entscheidung getroffen ist. Verschiedene Meldungen. Zweibrücke», 3. Dez Nach dem Einrücken französischer Tnippenabteilungen, unter denen sich auch Farbige befanden, wurde die Stadt unter französisches Oberkommando gestellt. Spaa, 3. Dez. Die deutsche Waffenstillstandskommission hat unter Bezug auf Vorgänge in Aachen, wo ein belgischer Offizier jeden Telephonverkehr abgestellt, ersucht, daß die ^betreffenden eine Verordnung erlassen möchten, durch die der artige Beeinträchtigungen des deutschen Verkehrswesens ver hütet werden. Kehl, 3. Dez. Aus Straßburg meldet Havas: Eine Mini- sterialverordnung ersetzt zugunsten der Maß-Lothringer das deutsche Münzspstem durch das französische, zum Kurs von 1,2S Frank die Mark. Unerhörte Forderungen der Keinde. öl) Milliarden für Frankreich und Belgien. Rotterdam, 3. Dezember. Nach Meldungen ans London stellen unsere Feinde geradezu unerhörte Forderungen, die auf die wirtschaftliche Vernichtung Deutschlands hinauslaufen und mit einem sogenannten „Rechtsf.ieden" nichts mehr gemeinsam haben. Wie verlautet verlangen sie: I. Während einer Reihe von Jahren soll Schaden ersatz in (Seid geleistet »«erden, n»d zwar für sämtliche in Belgien und Frankreich «„gerichteten Schäden. Diese werde» auf rund 50 Milliarden Mark berechnet. 2. Sämtliche vernichteten Häuser in den Städten dieser Gebiete müssen von deutschen Arbeitern aufgebaut und das zu dem Wiederaufbau notwendige Material von deutschen Arbeiter» beschafft werden. i Es soll Schadenersatz für den vernichteten Schiffsbau geleistet werde». Dazu ist eine Vereinbarung zwischen den Alliierten und den Mittelmächten z» treffen, die dahin gehen sollte, daß sämtliche deutschen Schiffe für Rcchnnng der ge samten Welt fahren, oder daß auf deutschen Werften nene Schiffe für die britischen oder anderen Kausfahrteiflotten gebaut werden. Außer dem Schadenersatz an Belgien und Frankreich ist eine Entschädigung für sonstige Verluste zu zahlen. Auch sollen wir - unseren gesamten Goldbestand an die Feinde abliefern. Von der Erzeugung der deutschen Kohlenbergwerke wird eine Abgabe erhoben, die eine Reihe von Jahren beibehalten werden muß. Außerdem ist die deutsche Kohlenerzeugung unter die Kontrolle der Alliierten zu stellen. — Die Verheerungen in Italien, Serbien und Rumänien find gleichfalls wieder gut- zumachen. Wilson und die Seepolizei. Über Wilsons Pläne verlauten jetzt Einzelheiten. Da- I nach will er eine Wellpolizei zur See schaffen, an der sich I alle internationalen Seemächte beteiligen sollen. Den Kern dieser Polizeiflotte sollen die ausgelieferten deutschen Kriegsschiffe bilden. Eine englische Stimme äußert sich hierüber folgendermaßen: Zwei Punkte stehen fest, der Völkerbund und die freie See. Hierüber werden vielleicht zwischen Wilson und den Alliierten Meinungsverschieden, heilen bestehen, aber diese hofft man, bald beheben zu können, ebenso wie eine Anzahl strittiger handelspolitischer Streitfragen. Über die Dauer des Friedenskongresses oerlautet in London, daß dieser etwa in sechs bis sieben Wochen beendet sein werde. Konferenz der deutschen Regierungen. Eisner lenkt ein. München, 3. Dezember. Zu einer Konferenz der deutschen Regierungen fordert der bayerische Ministerpräsident Eisner die Reichs regierung auf. Eisner wünscht, daß diese nach, Jena oder einem andern zentral gelegenen Ort einberufen wird, in der eine programmatische Kundgebung der äußeren und inneren Politik zu vereinbaren ist. Zu dem Merläßlichen Programmpunklen, sagt Eisner weiter, gehörEsiie Fragen der Nationalversammlung, die Besetzung des Auswärtigen Amtes in Berlin und die Aktenveröffentlichnngen. Dl« Konferenz soll, je nach der Größe der Bundesstaaten, aus 1 bis 3 Mitgliedern zusammengesetzt werden. Gleichzeitig gab Eisner namens der bayerischen Re- gierung eine. Erklärung ab, in der er sich zur Sc^ffung eines föderativen Staatswesens, damit also zur Reichs einheit bekennt und weiter u. a. sagt: Die Volksregierung Bayerns bekämpft einmütig die Methode des Terrors und der privaten Expropriation, wie sie auch unter den heutigen Verhältnissen eine sofortige umfassende Sozialisierung der Priduktion nicht für möglich hält. Dir Volkkriaierur«»