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Amis-I für -ie Königliche Amtshauptmannschast Meißen, für -as Königliche Amtsgericht und Den Gta-trat zu Wilsdruff sowie für das Königliche Fo.lirentamt zu Tharandt Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6. Postscheck.Konto: Leipzig Nr. 28614. Donnerstag den 3i. Oktober >9 8 77. Jahrg Der amtliche Teil befindet sich auf der 4. Seite Weitere Friedensnolen Andrassys Nationalrat Hot die Vcr- abhängig gemacht. alle Verbandsstaaten mit dem Friedens ¬ angebot. Die Deutsch-Böhmen an den Reichskanzler. Eine von 200 Vertrauensleuten aller Gaue un Stände Deutsch-Böhmens besuchte Versammlung in Aussig bat Telegramm an Lansing. des Wassenstiltstandseriuchens. Wien, 20 Oktober. Weitere Kriedensnoten Andrassys. Direkte Frtedensbttte an die Verbandsländer. Wien, 29. Oktober. Die österreichisch-ungarische Regierung hat gleichzeitig mit der an den Staatssekretär Lansing gerichteten Note den Inhalt derselben der französischen,königlich großbritannischen, kaiserlich japanischen und königlich italienischen Regierung Mit der Bitte mitgetcilt, dem darin enthaltenen Vorschlag auch ihrerseits zuzustimmen und denselben bet dem Herr« Präsidenten Wilson zu unterstützen. an den Reichskanzler ein Telegramm gerichtet, in dem der Erwartung Ausdruck gegeben wird, daß die deutsche Nationalversammlung mit allem Nachdruck eine enge staatsrechtliche Verbindung mit dem Deutschen Reiche herbeiführen wird. / Nr. 255 Der tschecho-slowakische Staat. Wien, 29. Oktober. Das tschechische Böhmen hat sich gestern nachmittag un> Ein Ergänzung Der Minister des Nutzern Graf Andrassy hat an den Staatssekretär Lansing folgendes Telegramm gerichtet: „Sofort nach Übernahme der Leitung des Ministeriums des Äußern habe ich eine offizielle Antwort auf Ihre Note vom 18. 10. abgcsandt, aus welcher Sie entuchmrn werden, daß wir in allen Punkten die Grundsätze annehmen, welche der Präsident der Vereinigten Staate» in feinen verschiedenen Erklärungen ausgestellt hat. In voller Übereinstimmung, zur Sicherung vor künftigen Kriegen und zur Schaffung einer Vöikerfamiiie haben wir bereits Vorbereitungen getroffen, damit die Völker Österreichs und Ungarns ihre künftige Gestaltung nach eigenem Wunsche gänzlich unbehindert bestimmen und vollziehen können. Seit dem Regierungsantritt des Kaisers und Königs Karl ryar es sein unentwegtes Bestreben, das Ende des Krieges herbeizuführen. Mehr als je ist das heute der Wunsch des Herrschers und aller Völker Österreichs und Ungarn, die von der Überzeugung durchdrungen sind, datz ihr kümtiges Schicksal nur in einer friedlichen Welt, frei von Erschütterungen, Prüfungen, Entbehrungen und Bitter nissen des Krieges gestaltet werden könne. Ich wende mich deshalb direkt an Sie, Herr Staats sekretär, mit der Bitte, bei dem Herrn PräNdenle» der Ber einigten Staaten dahin wirken zu wollen, daß im Interesse der Humanität, sowie im Interesse aller Völker, dir in Österreich und Ungarn leben, der sofortige Waffenstillstand an allen Fronten Österreich-Ungarns hcrbeigesühri werde und die Einleitung von Fricd-nsvcrhandlungcu erfolge." Da Graf Andrassy sich allen Forderungen W lions unterworfen hat, ist kaum daran zu zweifeln, daa «er Waffenstillstand gewährt werden und daß die Be-mmig über den Frieden unmittelbar darauf beginnen wird. Nicht verzagen! Don einem militärischen Mitarbeiter. 1 , In der feindlichen Presse, besonders in der franzö sischen, werden in diesen Tagen immer wieder Stimmen laut, die als Vorbedingung für den Waffenstillstand die restlose und vorbehaltlose Waffenstreckung der deutschen Armee, Auslieferung eines Teils des deutschen Kriegs materials, Überlassung von befestigten Plätzen und Häfen, sowie Auslieferung Helgolands und eines Teiles unserer Flotte fordern. Wir stehen unmittelbar vor der Stunde, da im Verfolg des Notenwechsels mit dem Präsidenten Wilson die Feinde ihre Bedingungen bekanntgeben werden. Dennoch ist es gut, sich mit diesen Forderungen ausein anderzusetzen. Kapitulation, d. h. Waffenstreckung eines ungeschlagenen Heeres, wäre unerhört in der Weltgeschichte. Es ist durch aus glaubhaft, wenn es heißt, Marschall Foch hätte dem fanatischen Clemenceau gegenüber die Meinung vertreten, angesichts der militärischen Lage lasse fick die Forderung der Waffenstreckung nicht rechtfertigen. Foch ist Soldat durch und durch, er kennt die Kriegsgeschichte und weiß, datz eine überspannte Forderung, die die Ehre einer in hundert Schlachten siegreichen Armee, die nicht ver nichtet, ja nicht einmal geschlagen auf feindlichem Boden steht, anzutasten geeignet wäre, leicht Entschlüsse reifen lassen könnte, die sicher nicht im Interesse der fran zösischen Armee und des französischen Volkes lägen. Man weiß auch in Frankreich, daß Deutschland, so Heib es den Frieden ersehnt, so sehr es zum Frieden bereit ist, doch unter keinen Umständen das Joch. schmachvoller Bedin- Wallung dcS ganzen Landes übernommen. Aus den Straßen werden Vcrbiüdcrungsfeste zwischen den Soldaten und Publikum gefeiert. Der Statthalter ist nach Wien abgereist. Der Nationalrat hat den Beamten mit Handschlag den Eid abgenommen, daß sie dein Narodni Vybor gehorsam sein werden. Zwischen dem Nationalrat und dem Militär kommando ist ein Übereinkommen zustande gekommen, nach welchem die Soldaten nur zur Aufrechterhaltung der Ordnung verwendet werden dürfen, wogegen sich der Nat onalrat verpflichtet für ihre Verpflegung Soige zu tragen. Auf dem Wenzelplatz hielten tschechische Ab geordnete Ansprachen an die Menge, die nach Hundert- tausenden zählte. Unablässig eüünten die Rufe: »Hoch tue tschecho-slowakische Republik! Hoch Wilson!"' Am Abenü erschienen der kommandierende General Feldmarsckalleutnant Kestranek und FeldmarschalleutnanH Zancmtoni mit ihrem ganzen Stade in den Rä »nen des tschechischen Nationalrats und übergaben die wülitär» gemalt in die Hände des tschechischen National-- rats. Ein Erlaß des Nationalausschuffes verkündet; „Am 28. Oktober ist der selbständige Staar ins Leben gerufen worden, um die Kontinuität der bisherigen Rechts^ ordnung mit dem neuen Zustande aufrecktzuerboltenH Wirren zu vermeiden und den ungehinderten ü-er«anL zu dem neuen staatlichen Leben zu regeln." > Gras Andrassy, der eigentlich streng genommen nm für die Dynastie handelt, da sich alle Völker vom alten Osterreich-Ungarn losgelöst haben, scheint zu fürchten, daß der Friedensschluß, den er erstrebt, durch den Notenwechsel mit Wilson zu lange hinausgezögert werde, daher wendet er sich direkt an Znserüonsprelö pfq. für Vie S-yespallene Korpuszeile oder deren Raum, Lolalprcis Pfg., Reklamen Pfg., alles mli o-z, TeucrunKszuschlag. Zellraub und tabellarischer Gatz mit 5V°- Aufschlag Bei Wiederholung und Jahresumsätzen enisprcchcnder Nachlaß. Bekanntmachungen im amtlichen Teil lnur von Behörden, die Spaitzeile bo pfg. bez. pfg. / Nachweisung». und Nffeetengebühr 2V bez. Z0 Pfg. / Telephonische Inseraien-Aufgabe schließ! jedes Restamaiwnseech! aus. / Anzeigenannahme bis 11 Uhr vormitiags. / Beilagengebühr das Tausend 6 Ms-, ir die Postauflage Zuschlag. / Für das Erscheinen der Anzeigen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Gewähr geleistet. / Strikte piahvorschrist 2ä°/. Aufschlag ohne Rabatt. T Die Rabattsätze und Nettopreise haben nur bei Bar. Zahlung binnen ZO Tagen Gültigkeit; längeres Ziel, gerichtllche Einziehung, ge meinsame Anzeigen versch. Inserenten bedingen die Berechnung des Bruiw-Zeilen» Preises. / Sofern nicht schon früher ausdrücklich oder stillschweigend als Erfüllungsort Wilsdruff vereinbar! ist, gilt es als vereinbart durch Annahme der Rechnung, falls nicht der Empfänger innerh. 8 Tagen, vom Rechnungstage an, Widerspruch erhebt. Antwort in Washington. Keine neue Noie Wilsons. Amsterdam, 29. Oktober. Ans Washington wird gemeldet: Die deutsche Antworte notr g.iangle in den Belitz der amerikanischen Regierung, Ta „e lediglich als Beoällgung des Empfanges der Mit, tcilung des Präsidenten angeictzeu wird, erfolgt von feite» Winans keine Antwort. Die Behörden wiederholen, daß jetzt, nachdem Wilson die gesanile Korrespondenz leinen Verbündeten unterbreitet hat, der nächste Schritt durch die verbündeten Mächte in gemeinschaftlichem Auftreten stattfinden müsse. In Londoner und Washingtoner pol tischen Kreisen wird die deutsche Nole nahezu allgemein als ein Beweis auf gefaßt, daß Deutschland gewillt ist, nicht auf halbem Wege stehen zu bleiben. Und obgleich einige konservative eng lische Blätter schreiben, es sei nur eine List des Feindes, ist doch leder überzeugt, daß die Frieüensaussichten wieder viel günstiger sind. vorangegangen war, eine umgeleyrle jem würde. Der Rücktritt Enver Paschas war das erste Anzeichen; nun heißt es bereits, daß osfizielle Verhandlungen mit der Entente -- also nicht bloß mit Wilson — eingeleiiet seien, deren Bedingungen in Konstantinopel schon vorliegen sollen. Man spricht von der Öffnung der Meerei.gen und der Ein fahrt der britisch-französischen Flotte, von der Überwachung der türkischen Demobilisation, der Bildung eines Gen darmeriekorps, der Bestrafung gewisser Personen — kurz der Sieg der Westmächte soll, ganz abgesehen von den territorialen Veränderungen, mit voller Unbarmherzigkeit ausgekostet werden. Das ist bitter für die Türken, Lit sich tapfer geschlagen und uns vier lange Jahre hindurch Lie Treue gehalten haben. Es ist aber auch ein Vori geschmack dessen, was uns erwartet, wenn wir einen Gel iwaltfrieden hinnehmen müssen statt des Rechts sriedeusj Iden unsere Voltsregierung anstrebt. , An meinen Jungen. lMein lieber Junge, das ist nun so, «Man bat uns verkauft und verraten./ Sie teilen schon von Herzen froh 'Den saftigen deutschen Braten. I Mein lieber Junge, du bist noch klein. Doch beute schon lerne das Haffen. .'' Lunge, lerne: Deutscher sein, > Heißt sich nur auf sich selber verlassen!' Rolf Brandt (am S. August 1914.) -> Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend. Erscheint seit dem Jahre ll84O Oos »WIlsdniffer Tageblast- erschein« täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, abends s Uhr für den folgenden Tag. / Bezugspreis bet Selbstabholung von der Druckerei wöchentlich 20 Pfg., monatlich .0 Pfg., vierteljähriich 2,10 MI.; durch unsere Austräger zugetragen monatlich »0 pfg., vierteljährlich 2,40 Mk.; bei den deutschen Postanstalten vierteljährlich 2,40 Mk. ohne Zustellungsgebühr. Aste Postanstalten, Postboten sowie unsere Austräger und Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. / Zm Faste höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen der Betriebe der Zeitungen, der Lieferanten oder der Beförderungseinrichtungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung »der Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Ferner hat der Inserent in den obengenannten Fällen keine Ansprüche, falls die Zeitima verspätet, in beschränktem Umfange oder nicht erscheint. / Einzel« Verkaufspreis der Nummer 40 Pfg. , Zuschriften find nicht persönlich zu adressieren, sondern an den Verlag, die Schrlstlestung oder die Geschäftsstelle. T Anonpme Zuschriften bleiben unberücksichtigt. / Berliner Vertretung: Berlin SW. 48. Österreich a. O. Als Reich, als Staat, als Bundesgenosse — es ist 'aus mit den Überlieferungen einer langen und ruhmvollen Geschichte, darüber kann nachgerade nicht mehr der ge ringste Zweifel bestehen. Regierungen werden ein- und abgesetzt, Minister kommen und gehen, aber die Monarchie,! die sie schützen und erhalten, die sie leiten und verwalten sollen, schwindet immer mehr dahin. Sie spaltet sich, löst sich auf, Ungarn trennt sich von Österreich und in diesem! wie in jenem Kronland gehen die einzelnen Nationalitäten ihre eigenen Wege. Für Böhmen oder vielmehr für das Tschecho - Slowakenreich besteht bereits eine' von Frankre ch anerkannte vorläufige Regierung mit dem Sitz in Paris, zu der nun alle großen Herren aus Prag die Wallfahrt über die Schweiz an-! getreten haben, die Südslawen sind mit ihrer Staals-' bildung auch bereits sehr weit vorgeschritten, die Polen; verhandeln nur noch mit Warschau, nicht mehr out Wien,! in Lemberg hat sich ein ukrainischer Nationalrat gebildet, und zuletzt haben sich auch Lie guten Deutschen zusammen getan, um aus dem allgemeinen Zusammenbruch für sich zu retten, was noch zu reften ist. Aber leibst das für stark gehaltene Ungarreich bricht auseinander. Serben, Kroaten, Slowaken scheinen entschlossen auch den Rahmen der Stephanslrone zu sprengen, und in Budapest selbst pochen die Unabhängigen des Grafen Karolyi mitsamt den Revolutionären Arbeiterschaften an die bislang für un-, hinnehmbar gehaltene Zwingburg des Magyarentums^ , oädrend die ungarländischen Rumänen sich in Gemein-^ ' chaft mit ihren Stammesgenossen in der Bukowina von, oer Zentralgewalt losgesagt haben. So geht es zu Ende,! mutz es zu Ende gehen mit Lem Staaisgebilde, für dessen Erhaltung wir vor vier Jahren zu den Waffen gegriffen haben — und wenn jetzt d e Wiener Regierung um einen Sonderfrieden mit der Entente bittet, so bedeutet das nur den Schlußpunkt hinter einer Entwicklung, die nach dem inneren Zerfall Osterreich-Ungarns auch zur Auflösung des Bündnisses der beiden Mittelmächte führen müßte. > Ob diese Entwicklung in lhren Anfängen noch auf zuhalten, ob sie vielleicht mit geschickter Hand noch ab-! zuleuken gewesen wäre, darüber zu streiten wäre heute em' recht überflüssiges Beginnen. Vom deutschen Standpunkt! aus gesehen hätten wir wahrscheinlich gegen die Wiener! Regierung manchen Vorwurf zu erheben, ohne jedoch mit, Sicherheit behaupten zu können, datz eine andere Staaten-1 Politik auch zu anderen Ergebnissen geführt hätte. Zweifellos: ist in der Einschätzung der nationalen Kräfte, in der Be-i Wertung der internationalen Fäden, die namentlich von Prag aus schon sehr frühzeitig nach Frankreich und nach Amerika hin gewonnen wurden, viel und schwer gesündigt worden. Aber wirklich entscheidend für den Gang der Ereign.sse war doch wohl nur dre Tatsache, daß die lange Dauer des Krieges allen umstürzlerischen ,Elementen der Donaumonarchie über jede Erwartung hinaus zugute kam, und daß sie diese Gunst der Lage außerordentlich wirksam zu nutzen verstanden. Für uns ^eißt es zunächst, sich mit den neuen Verhältnissen 'abzufinden. Dabei wollen wir uns gar nicht darüber täuschen, was der Ausfall Österreich-Ungarns mili tärisch für unser Vaterland zu bedeuten hat. Mit dem Zusammenbruch Bulgariens gewann die: Entente sofort ein neues Aufmarschgeviet gegen', die Mittelmächte und ihrem türkischen Bundesgenossen' und nichts berechtigt zu der Hoffnung, Laß sie der! Wiener Regierung, oder wer sonst an deren Stelle voni Herrn Wilson zu Verhandlungen mit den neuen Weltbau-I meistern zugelassen wird, billigere Bedingungen zugesteben: würde. Dann müßten wir in absehbarer Zeit Schlesien,! Sachsen, Bayern als bedroht ansehen und cs wäre nur eine Frage des Machtaufgebots und der Kräfteverteilung, wenn diese Bedrohung sich zu einer ernstlichen Gefahr steigern würde. Noch ist es narürlich nicht so weit, und je zäher unsere Verteidiger im Westen standhalten, desto länger! verhindern sie auch den Aufbau neuer Kampffronten tun Süden des Reiches. Aber soviel versteht sich immerhin von selbst, daß die hier sichtbar werdenden neuen Scyröierig-l leiten bei der Beurteilung unserer militärischen und poli tischen Gesamtlage nicht übersehen weiden können, und datz von ihnen auch die deutsche Friedensaktion nicht un berührt bleiben kann, die nun wohl bald zur Bekannt-j gäbe der Waffenstlllstandsdedingungen unserer Feindet führen wird. Dann wird die letzte Entscheidung über! ihre Annehmbarkeit oder Unannehmbarkeit zu fällen sein,' — und damit auch über Bestand und Zukunft desj Deutschen Reiches. Daß das österreichische Beispiel sehr bald auch von. der Türkei befolgt werden würde, war unschwer voraus- zusehen. Man hatte sogar erwart.t, daß die Reihenfolge: des Abfalls vom Vierbund, nachdem Bulgarien einmal