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An demselben Tage, an dem der deutsche Heeresbericy, meldete, daß ein neuer Angriff südwestlich Noyon uns achttausend Gefangene brachte, verbreitete die französische Heeresleitung sich des langen und breiten über die Tat sache, daß es ihr gelungen ist, in diesen Kämpfen an einer Stelle 60, an einer anderen 200, zusammen also 260 Deutsche »u Gefangenen zu machen. Sie unterläßt natürlich nicht, von der prächtigen Tapserkeit ihrer Leute zu sprechen, von Stellungen, die sie verbessert hätten, und von schweren Verlusten, die der Feind erlitten habe. Aber daß ihr die Höhen von Gury entrissen wurden, daß wieder eine ganze Reihe kleinerer Ortschaften in deutschen Besitz übergegangen sind, davon schweigt des Sängers Höflichkeit. Herr Clemenceau hat es gelernt, die Dosen der franzö sischen Schlachtberichte mit äußerster Vorsicht auszugeden, und da er feindliche Meldungen in das geheiligte Frank reich nicht hineinläßt, kann er seinem Volke sogar 260 Ge fangene — „darunter fünf Offiziere" — servieren unter Vorenthaltung der Tatsache, daß zu gleicher Zeit acht tausend Franzosen in die deutschen Gefangenenlager ab geführt worden sind. So unmündig wird eine Nation behandelt, der Tag für Tag gepredigt wird, daß sie berufen sei, der Wahrheit gegen die Lüge, dem Licht gegen die Nacht der Finsternis zum Siege zu verhelfen. Trotzdem gibt es natürlich auch in Frankreich Leute, die sich zu den Wissenden zählen dürfen, die in der Lage sind, die spärlichen — nehmt alles nur in allem! — im Grunde doch recht kläglichen Tagesberichte des Generals Foch auS anderen Quellen zu ergänzen und die danach ihre bargen Sorgen über die militärische Lage des Landes kaum noch zu unterdrücken vermögen. Der Minister präsident selbst mußte sogar neulich in der Kammer an deuten, daß die Menschenvorräte Frankreichs und Eng lands sich nachgerade zu erschöpfen beginnen; er vergaß natürlich nicht hinzuzufügen, daß die Amerikaner rechtzeitig den nötigen Ausgleich bringen würden, aber einmal läßt die zahlenmäßige Anlieferung dieser neuen Schlachtopfer doch sehr viel zu wünschen übrig, und dann kommt man mit ihnen ja auch nicht vorwärts, wenn sie nur dazu d'enen, die furchtbaren Lücken der Westfront immer wieder auszufüllen, statt den Westmächten endlich wieder die schöne Zahlenüberlegenheit zurückzugeben, über die sie vor dem Abbau der Ostfront so unbestritten verfügten. Mehr und mehr bedrückt die einsichtigen Franzosen die blasse Furcht, daß sich das Land wirklich und wörtlich verbluten muß, wenn die Dinge so weitergehen wie bisher. In ihrer angstvollen Suche nach Rettung fällt ihnen kein anderes Mittel ein als der Versuch, uns zu neuen Friedensgesprächen zu er muntern. Sie haben etwas davon gehört, daß in Deutsch land wieder eine Friedensoffensive von der Regierung gefordert wird, diesmal sogar von einer Seite, die nicht den Mehrheitsparteien des Reichstages nahesteht, und daraus scheinen sie die Hoffnung herzuleiten, daß wir wieder in früher begangene Fehler zurückfallen könnten. „Wenn unsere Feinde vom Frieden reden wollen", heißt es in dem Aufruf einer neuerrichteten republikanischen Vereinigung, „dann sollen sie ihre Gedanken klar äußern, wir werden vor Fallstricken keine Angst haben. Eine offene, ehrliche Beratung von der Parlamentstribüne herab wird genügen, um alle zwei deutigen Manöver zu vereiteln". Und das Blatt des Herrn Clemenceau, der „Homme libre", fügt hinzu: „Deutschland soll sprechen, wir sind bereit zu hören, aber fest entschlossen,' alle zweifelhaften Anerbietungen zur Ab haltung von vorher nicht genau umrissenen Be sprechungen zurückzuweisen. Wir möchten gern er fahren, was Deutschland will, und würden mit größter Aufmerksamkeit die Bedingungen, die es für die Einstellung seines Banditenwesens und für die Aufgabe seiner aggressiven Pläne stellt, prüfen." Das „Banditenwesen" wollen wir den angstgepeitschten Herzen der Franzosen zugute halten; das Schimpfen liegt ihnen nun einmal im Blut. Aber die Sehnsucht nach unseren Friedensbedingungen mag diesmal aufrichtig gemeint sein, denn die Partie ist mittlerweile in der Tat zu ungleich geworden. Wir könnten ihre Echtheit ja auch auf die Probe stellen und —zum Beispiel — den endgültigenund unbedingten Verzicht auf Elsaß-Lothringen von den Franzosen fordern für uns, wie sie ja wissen, die allerselbstverständlichste Sache von der Welt. Das wäre gewiß weder ein Fall strick noch ein zweifelhaftes Anerbieten, und würde die Gegenseite sich fähig und bereit zeigen, auf diese Be dingung einzugehen, dann würde sich über den Frieden schon weiter reden lassen. Aber wenn das blutige Spiel heutzutage schon steht wie 260 zu 8000, dann müssen sich die Franzosen allerdings schon selbst sagen, daß sie viel Leit nickt mehr zu verlieren haben. z England wird vielleicht noch eine Weile länger aus- ? halten können, als sie, gleichviel ob die Republik darüber j völlig zu Grunde geht. Aber sind die Verbündeten auch ' in diesem Punkte wirklich einer Meinung? Die Fran zosen, die jetzt mitten aus der Kampfgemeinschaft mit den ! Engländern heraus in deutsche Gefangenschaft abwandern l mußten, erwarten von dem Bündnis alles andere für ihre i unglückliche Heimat nur kein Heil und keinen Segen mehr, l Wie lange wird Paris sich dieser bitteren Erkenntnis noch ! gewaltsam verschließen können? Der Durchstoß an -er Matz. Ein neuer deutscher Sieg. Der neue Vorstoß der Armee Hutier südwestlich Noyori ' .hat den Feind bis zur Aronde zurückgeworfen. Damit ist - . . . — —— Compiögne aufs neue bedroht und Paris näher dem Feuer der deutschen Geschütze gerückt. Der Steg au der Matz sichert uns den Besitz Ler Hühensteltungen. I Wirkung der Beschießung von Parks. französische Funkspruche wollen die Welt glauben machen, daß die Beschießung von Paris durch die deutschen Geschütze und Flugzeuge wirkungslos sei. Durch zahl reiche Gefangenenaussagen und Briefe an die Gefangenen wird erneut das Gegenteil bestätigt. Wie die Kölnische Volkszeitung aus zuverlässiger Quelle erfährt, richteten die Geschosse unserer weittragenden Ferngeschütze auch an einzelnen militärisch wertvollen Objekten in Paris Schaden an. Geschosse schlugen z. B. auf dem Ostbahnhof und dem Bahnhof St. Lazare ein. Auch der Quai d'Orsay (daS Ministerium des Äußerns, der Justizpalast und die Place de la Concorde wurden getroffen. Während der ver« schiedenen unregelmäßigen Fernbeschießungen stand der Verkehr stundenlang still, was jetzt, angesichts der Unter bindung zahlreicher Verkehrsadern durch die deutschen Er folge doppelt schwer ins Gewicht fällt. Amerikas Hospitalschiff. Das amerikanische Hospitalschiff „Comfort", daS zwischen den Vereinigten Staaten und der amerikanischen Marinebasis in Europa vermehren soll, wird, wie fran- zösilche Blätter melden, ohne Geleit den Ozean durch queren. Die amerikanische Regierung wird der deutschen Regierung eine genaue Beschreibung des „Comfort" geben und ihr den Zweck der Reise mittejlen. Das Schiff wird die Zeichen des Roten Kreuzes tragen. Kleine Kriegspost. Stockholm, 11. Juni. Die französische Regierung hat die Abberufung ihres Moskauer Gesandten No ule ns, die von der Räteregierung gefordert worden war. verweigert. Kiew, 11. Juni. Nach Moskauer Berichten sind di» tschecho-slawischen gegenrevolutionären Truppen m Sibirien von den Truppen der Sowjetregierung geschlagen worden. Indessen gehen die Kämpfe weiter. Lynchen — Teeren — Kedern. Von Dr. Mar Schwarz. Von Anbeginn des Krieges an und lange bevor sie selbst sich als Mitwirkende in das große Völkerringen ein mischten, gcelt es den meisten der englisch sprechenden und fühlenden Amerikaner für ausgemacht, daß die Mittel mächte, Deutschland voran, sich die „Knechtung der Völker" als Kriegsziel gesetzt hätten. Präsident Wilson, der Führer und Verführer des amerikanischen Volkes, hat' in zahllösen Noten, Ansprachen und Kongreßreden immer wieder das Schlagwort von der unbedingten Notwendigkeit der Nieder haltung der die Kultur bedrohenden Deutschen in die Wagschale geworfen. Daß zur Ausrottung der „kultur feindlichen Elemente" so zivilisierte Völkerschaften wie Indianer, Neger und Feuerländer aufgeboten wurden, sei nur nebenbei bemerkt. Man muß nun, sollte man meinen, selbst eine achtung gebietende Kulturhöhe «-reicht haben, wenn man den Mut hat, sich in dieser Weise zum Anwalt der gefährdeten Zivilisation aufzuwerfen. Wie ist es aber in Wirklichkeit mit der vielgerühmten amerikanischen Kultur bestellt? Jeder Tag kann uns jetzt lehren, wie man auf der andern Seite des Ozeans die Menschlichkeit verficht und die Sittengesetze, die die Menschheit sich gegeben, auslegt. Triumphierend und voll Genugtuung verkünden täglich englische und französische Blätter, die hier sicher dock als unverfälschte Quellen gelten dürfen, daß drüben wieder ein Deutschg^sinnter gelyncht oder geteert und ge federt oder mit b nten Farben bemalt oder in irgendeiner andern Weise mißhandelt und gebrandmarkt worden sei. Das Teeren und Federn besonders, von den Zeiten der Negersklaverei her sattsam bekannt und berüchtigt, scheint wieder zum Range eines Lieblingssports der Vankees aufgestiegen zu sein. Als gegen das Ende des 17. Jahrhunderts die Kolonialgesetze, die in der „Neuen Welt" verkündet worden waren, keinen genügenden Schutz gegen die Verwüstungen, die flüchtige Sklaven und Verbrecher in Norücarouna an den Pflanzungen verübten, zu gewähren schienen, wurde ein gewisser John Lynch von den Bewohnern des Landes mit unumschränkter Macht bekleidet. Das war der Beginn einer Volksjustiz, wonach Privatpersonen, ohne dazu befugt zu sein, wirkliche oder vermeintliche Verbrechen und gemeinschädliche Handlungen, die das Strafgesetz gar nicht oder nach der öffentlichen Meinung nicht hart und schnell genug zu treffen vermochte, eigenmächtig und ohne jede Voruntersuchung straften. Man war dreist genug, diese höchste Ungesetzlichkeit Gesetz zu nennen und von „Lynch law" (Lynchgesetz) wie von einem in einem Strafgesetz buch rechtmäßig festgelegten Gerichtsverfahren zu sprechen. Das Lynchen wurde ursprünglich nur in neu besiedelten und schwach bewohnten Gegenden ausgeübt, und zwar hauptsächlich gegen Pferdediebe, Gauner, betrügerische Bankhalter, Kuppler, Frauenschänder usw.; in den Sklaven staaten wurde es aber auch gegen die sog. „Abolitionisten" angewandt, d. h. gegen diejenigen, welche den flüchtigen Sklaven Vorschub leisteten oder sich gegen die Sklaverei überhaupt erklärten. Die Methode der Bestrafung läßt mannigfache Abwechselungen zu. Das eigentliche Lynchen besteht darin, daß man das — nicht selten wie ein wildes Pferd mit dem Lasso eingefangene — Opfer an irgend einem Baume in die Höhe zieht und mit der um den Hals geworfenen Fangschlinge erwürgt. Der Strafvollzug geschieht, etwa wie es bei den mittelalterlichen Femgerichten der Fall war. meist heimlich. Der Mob rottet sich zusammen, „erledigt" den Sünder und geht dann, als wenn nichts, geschehen wäre, still auseinander. Oft aber wird in breitester Öffentlichkeit gelyncht, und es kommt durchaus nicht selten vor, daß der Sheriff, der ausgesandt wurde, um einen Lynchakt zu verhindern, sich selbst an der Urteils vollstreckung beteiligt. Daß hier und da ein Falscher ge lyncht wird, tut dem Vergnügen keinen Abbruch. Das Verfahren wurde ja, wie erwähnt, anfänglich meist gegen Neger angewandt, und da alle Neger schwarz sind, war der Richtige nicht immer gleich herauszufinden. Als eine besonders reizvolle Unterart des Lynchen- wurde das Teeren und Federn erfunden. Das unglückliche Opfer wird splitternackt in eine mit Teer gefüllte Tonne gesteckt oder am ganzen Körper mit Teer bestrichen und nachher in Federn gewälzt. Mehr als einmal geschah es dann, daß dem „seltenen Vogel" die Federn wieder ver sengt wurden, mit anderen Worten: er wurde in Brand gesteckt und bei lebendigem Leibe geröstet. Vergleichsweise harmlos gestaltet sich das Wälzen in Sirup, in Meuscheu- und Tierkot, in Schmierseife usw., was alles auch noch in Übung ist. Es ist eine Art Sadismus, der bei allen diesen Grausamkeiten und Schandtaten eine Rolle spielt, und daß die Opfer, wie jetzt gemeldet wird, gepeitscht, bespien, in Farbenkübel getaucht und indianermäßig bemalt werden, paßt genau zu allem übrigen und läßt das Bild, das man sich von amerikanischer Kultur zu machen hat, in seiner gamen Schönheit erscheinen. Die Roheiten und tierischen Triebe, die Harriet Beecher-Stowe in ihrem er greifenden Roman „Onkel Toms Hütte" als besondere amerikanische Charaktermerkinale für ewige Zeiten gekenn zeichnet hat, haben die „freien Amerikaner" noch heute nickt überwunden, und beute noch gilt, was Carl Julius