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MdmfferTageblati AI alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks! HIT Nr. H7 — gz Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt" Mittwoch, den 23. Mai 1934 Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und T^eblatt»/tr1»xim an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,—RM.' iir» Postbestellung 1.80 NM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern IO Sipsg. Alle Postanftalten und Poft- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend z,°° >fr,°g°d.sonstiger — U— B-ttiedsstörung-n besteht! "M,pruch.au! 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Als kurz vor Pfingsten die französische Deputierten- zusammentrat, gab es ein interessantes Zwischen- m: der Sozialistenführcr Blum, der schon fast gewohnt .'vWm Parlament seinen Willen aufzuzwingen, hatte Z^./llterpcllation über die allgemeine Politik der fran- - stichen Regierung eingebracht; plötzlich sah er sich aber gcichlossencn Mehrheit von rund 400 Abgeordneten a-^uber, die eine Besprechung dieser Interpellation Ili,, ablehntcn. Das war symptomatisch für die , "Verschiebung der Stellung, die das Parlament '«über der Regierung Doumergue hat durchmachen und die sich vielleicht am besten mit den Worten , Pariser Zeitung „Temps" so ausdrücken läßt: „Nach einen Auffassung des parlamentarischen 8imes regiert dasKabinett unter der Kontrolle d," Parlaments niit der Unterstützung der Mehrheit; nach ^Aderen Aufsassung regiert dasParlament unter z-, ."vnirolle und der Leitung der Heftigsten, und die z.Mung sei nur darauf bedacht, durch Kon- ,Z.Uonen an diese Heftigsten ihr schwankendes und Leben zu verlängern. Wohin die letztgenannte führe, habe man vor wenigen Monaten gesehen; Heine man im Parlament zum Besseren bekehrt zu "-vorausgesetzt, daß dies von Dauer ist!" Wir haben in Deutschland die letztere Art von i" r lam e n t a r i s m u s" mehr als nur zur Genüge „Mosten müssen, dann aber ist es über einen kurzen nicht gerade sehr erfolgreichen Versuch hinweg, sich lasieren Art eines solchen „Parlamentarismus" zu jMNen, endlich in der Stunde schärfster innerer Zu- zur Beseitigung des Parlamentarismus in i?Aci Sinne gekommen und zu seiner Ersetzung durch Gedanken des Führertums und der Verant - ^Mung, — einer Verantwortung allerdings nicht vor einer an sich verantwortungslosen Mehrheit, vor dem natürlich gegliederten Gesamtvolk. Daß kill? Abkehr vom Parlamentarismus im deutschen Volke . ^gültige Entwicklung ist, — daran zweifelt in der j^M Welt ebensowenig irgend jemand wie in Deutsch- "Zelbst! im Lettland und jetzt auch inBulgarien hat dj..-'nun, obwohl jenes Land auch eine Republik und Mi, Ein Königreich ist, das Zwischenstadium des so- ivtitt en „richtig aufgefaßten" Parlamentarismus über- dieMn, weil gar keine Zeit mehr dazu vorhanden war, du vi Eperiment zu versuchen. Es ist übrigens ein Witz iHf^ ^schichte, daß in beiden Ländern gerade die ^teien es waren, die durch ihr Verhalten im stsMMent dem Parlamentarismus in seiner ausgepräg- sych ?wnn die Existenzmöglichkcit nahmen. Es ging ein- mehr weiter auf diesem Wege, sollte der Staat , -nud, besonders Bulgarien nicht zusammen- König Boris hat es npmer wieder versucht, zusammenzubringen, das im Parlament eine He Arbeitsmehrhcit auf längere Sicht hinter sich das aber war unmöglich. Krise folgte auf Krise, auf Kabinettsturz, bis schließlich nun König nn" unheiligcn Tempel dieses Parlamentarismus -IM Hilfe der nationalen Kräfte seines Landes "iis Es Militärs fügte er ein Kabinett zusammen, das Ebener Machtvollkommenheit, d. h. aus dem Bewußt- Hcht den Parteien, sondern nur dem Lande EHer verantwortlich zu sein, bereits umfassende A En getroffen hat, um Bulgarien der Mißherr- Parlamentarischen Regimes zu entziehen und Staatswesen auf faschistischer Grundlage aufzubauen. ?glich hatte dieses Land nicht bloß unter den "E" des verlorenen Krieges zu leiden, sondern nicht st"*? unter den kommunistischen und sozialistischen ^chs/Eften, die natürlich in dem verarmten Lande zu- einmal starken Zulauf fanden, bis dann die be- h<i?n Attentate und schließlich ein regelrechter kom- Mischer Aufstand die Regierung und vor H König selbst zu einem energischen Einschreiten ^rhAEn. Natürlich hatten sich bei dieser Gelegenheit Fäden oder vielmehr die Verbindnngstäue gc- E von dem bulgarischen Kommunismus nach hmübcrführten. Diese vor allem dürften nun "Kn durchschnitten sein. In den letzten Jahren war der verschiedenen bulgarischen Regierungen i Krise, von der dieser Agrarstaat besonders stark 'vst nm immer vergeblich gewesen, weil in Sofia, »EHg l „Temps" zu reden, die jeweilige Regierung ^r,n °Edacht sein mußte, durch Konzessionen an die im ^stk^ent am lautesten Lärmenden ihr schwankendes und . As Leben zu verlängern." p st l".E "Duplizität der Ereignisse" in Lettland und ^std^, Zlen bedeutet also für jene immer weniger wer- Mk^"-"Ekcr sogenannten parlamentarischen Ge- , ' m?'ue grimmig-deutliche Enttäuschung hinsichtlich .lkst„j^^barkeit" ihrer Theorie. Frankreich selbst ist ja '" kz-H das lwste Beispiel für diese Entwicklung, — nnr NvioAt ^u Massen noch nicht so recht zum Bewußtsein Hn, nach welcher Richtung sich die eigentliche Kräfte- MWM WWtastbM IMllWg. „Aufrüstung oder Abrüstung." Die Römer Besprechungen von Ribbentrops. über die Unterredung des Beauftragten der Reichs regierung für Abrüstungsfragen mit dem italienischen Regierungschef Mussolini erfahren wir nach seiner Rück- Herr von Ribbentrop erklärte dem Duce, daß Deutsch land seinerzeit den Äeist der italienischen Ab - rüstungsdenkschrift vom Januar, die sich als erste auf den Boden der realen Tatsachen stellte, WWM begrüßt habe. Ribbentrop stellte nochmals die von der ganzen Wett anerkannte Angemessenheit der deutschen Forderungen fest unter gleichzeitigem Hinweis, daß der Kanzler von vorn herein nur gefordert habe, was Deutschland zu seiner Ver teidigung benötige, und daß an diesen Forderungen nie mals mehr zu rütteln sei. Den grundsätzlichen Standpunkt der i l a lienischen Regierung erläuterte am besten der vor kurzem in einer Berliner Zeitung erschienene Artikel Mussolinis „Ab rüstung oder Aufrüstung?", der sich durch die dem italie nischen Regierungschef eigene Klarheit auszeichnet. Ab solute Einigkeit herrschte darüber, wie dies bereits die amt liche iralienische Mitteilung ausgedrückt habe, daß — die Worte Sir John Simons zu gebrauchen — irgendein Ab rüstungsabkommen, und fei es auch nur eine solche der Rüstungsbeschränkung, besser sei als gar keine. Damit wäre der erste große Schritt zu einem völligen Um schwung der Dinge und zur Befriedung Europas gegeben. Der angeführte Artikel Mussolinis enthält eine drin gende Warnung an Frankreich, seine Halsstarrigkeit nicht zu weit zu treiben und zeigt die drohenden Gefahren, die für den Frieden Europas aus einem völligen Scheitern der Abrüstungskonferenz erwachsen müßten. Unter der Überschrift „Abrüstung oder Ausrüstung?" führt Musso lini u. a. aus: „Zum letzten Male werde ich mich heute mit Abrüstungsfragen zu beschäftigen, haben, mit der Ab rüstungskonferenz und mit den Aussichten, die sich er öffnen. Diese Aussichten zwingen zu der Erkenntnis, daß die Konferenz der Abrüstung beendet ist und eine Konfe renz der Ausrüstung ihren Anfang nimmt." Gegenüber der Weigerung der Franzosen, den zweiten Teil des italienischen Memorandums, der die Annahme der deutschen Forderungen empfiehlt, anzunehmen weist Mussolini darauf hin, daß der An nahme dieser Forderungen bedeutsame Gegenforderungen, nämlich die Umwandlung der Reichswehr vom Berufs heer zum üblichen Söldnerheer, die Kontrolle auch über alle halbmilitärischen Formationen und die Rückkehr Deutschlands zum Völkerbund, gegenüber stünden. Im Falle eines Fehlschlages der Abrüstungs konferenz würden die bewaffneten Nationen weiterrüsten, und auch Deutschland werde dasselbe tun. Niemand werde Deutschland daran hindern können, denn dazu gäbe es nur einen einzigen Weg: den „Präventivkrieg". Frankreich wisse aber, daß es im Falle eines Präventiv krieges nicht auf jene Solidarität rechnen könne, die ihm im letzten Kriege geholfen habe, als der strategische Sieg an der Marne durch dis Neutralitätserklärung Italiens ermöglicht worden sei. Wenn man den Ge danken an einen „Präventivkrieg" fallen läßt und statt dessen das Wettrüsten proklamiert, so wird in einem gegebenen Moment der Geschichte ein neuer Krieg ausbrechen müssen, der die Nationen Europas jn zwei feindliche Laaer spalten wird, die um Verschiebung in der Lenkung des Staates vollzogen hat. Wenn gerade dort die Verteidiger dieses parlamentarischen Mehrheitsgrundsatzes darüber klagen, daß ihre Anhänger scharen immer kleiner werden, so haben sie es doch selbst erlebt, daß einerseits ein Geschöpf aus ihrer Hand — Lett land —, andererseits wieder ein Opfer der Versailler Vorortdiktate, nämlich Bulgarien, mit dem Parlamen tarismus Schluß machte, um Staat und Volk vor den Par teien zu retten. Damit ist in allen vier Ländern, gegen die einst die alliierten Mächte der Entente angeblich zur Ver teidigung der „Weltdemokratie" zu Felde zogen, und die man in jenen Diktaten von 1919 zu parlamentarischen Demokratien im westlcrischen Sinne abgestempelt hatte, ist in Deutschland und bei allen seinen damaligen Verbünde ten das aufgezwungene Gewand des parlamentarischen Regimes abgestreist worden. Italien, Polen und jetzt Lettland taten desgleichen, Jugoslawien auch, — Götzendärnmerung des Parlamentarismus? Tod und Leben kämpfen. Inzwischen wird das Ende des Völkerbundes die unvermeidliche Folge eines Mißlingens der Abrüstungskonferenz sein. Seine Politik, die offen sichtlich Staatenblocks verhindern will, wird ersetzt werden durch die Politik der Bündnisse, mit anderen Worten die Vorkriegspolitik — bis schließlich Ihre Majestät die Kanone sprechen wird. Vielleicht vermag England die letzte Karte auszu-- spielen, seine Macht und sein Prestige einsetzend. Die Wett wartet seit Wochen darauf, jetzt, wo cs sich nicht um das Ende von Kabinettskoalitionen handelt, sondern wo das Leben von Millionen und das Schick sal Europas auf dem Spiel stehen. Doll-Konfuses aus Österreich. Bisher siebzig Nationalsozialisten in Österreich fcstgcnoinmcn. Auf Anfrage teilen die maßgebenden Stellen mit, daß bisher siebzig Nationalsozialisten als Vergeltung für die von den Behörden behauptete, aber durch keinerlei Tai- sachen bewiesene nationalsozialistische Urheberschaft an den Eisenbahnanschlägen am Sonnabend festgenommen wur den. Unter den Verhafteten befinden sich der Gauleiter für Niederösterreich, Joseph Leopold, der ehemalige Gau inspektor von Wien, Gemeinderat Neumann, und die beiden Brüder des ehemaligen Gauleiters von Wien, Eduard und Richard Frauenfeld, ferner der Sektionsrat im Heeresministerium Jlz und viele andere. Die Enthaftung der Sozialdemokraten. Zugleich mit der Verhaftung der Nationalsozialisten wurden sämtliche sozialdemokratischen Funktionäre mii' Ausnahme des früheren Bürgermeisters Seitz, des Lan deshauptmannstellvertreters von Niederösterreich Helmer und des Schutzbundführers General a. D. Körner auf freien Fuß gesetzt. Diese Enthaftungen sind besonders auffällig, da die verschiedenen sozialdemokratischen Partei größen nicht wegen des gleichen Deliktes in Haft saßen. Ein Teil von ihnen war wegen Mitwisserschaft an den Februarrevolten, ein anderer Teil wegen der Mitwisser schaft und der Geldgebarung bei der Arbeiterbank in Haft genommen worden. Es ist doch kaum anzuuehmen, daß die Strafuntersuchungen wegen der verschiedenen Delikte zu der gleichen Zeit beendet waren. Sowjetsterne im Wiener Wald. Wie schon gemeldet, verdichten sich die Nachrichterr, daß die Eisenbahnsabotageakte von revolutionärer mar xistischer Seite ausgingen. Darauf deutet auch der Um stand, daß die Marxisten für die Pfingstfeiertage auch andere große Aktionen vorbereitet hatten. So waren, wie jetzt berichtet wird, die Bäume an zahlreichen bekam,Im Wegen im Ausflugsgebiet des Wiener Waldes mit roten Sowjetsternen bemalt, auf vielen Wegen fah man „Drei- pfcilabzeichcn" und auf der Donau ließen sich Faltboote, die mit sozialdemokratischen Zeichen bemalt waren, den Strom hiuabtreiben. Ihre Insassen schwenkten rote Fahnen und gaben Schüsse ab, um die Aufmerksamkeit der Vorübergehenden auf sich zu lenken. Kommunistischer Racheakt in Braunau. Jn Braunau am Inn wurde durch Sprengungen erheblicher Sachschaden am städtischen Wasserwerk und an einem Transformator der städtischen Elektrizitätswerke angerichtet. Die Anschläge waren der Racheakt einiger Kommunisten, k« von der Stadtgenieinde vor kurzer Zeit entlassen worden waren. * Frauenfeld geflüchtet. Wie amtlich mitgeteilt wird, ist der ehemalige natio nalsozialistische Gauleiter von Wien, Frauenfeld, geflüch tet und für die österreichischen Behörden unauffindbar. Papierböller und Hakenkreuzfahnen an Luftballons. Jn Schärding in Oberösterreich fand eine Kundgebung der „Vaterländischen Front" statt, bei der der Landes hauptmann von Oberösterreich Dr. Gleißner sprach. Als der Landeshauptmann das Podium betrat, krachte über dem Stadtplatz ein Papierböller, der an einem großen Luftballon hing. Weiterhin entrollte sich eine fechs Meter lange Hakcnkreuzfahne, die von fünf Luftballons getragen wurde. Einen weiteren Böller, der von drei Luftballons getragen wurde, schossen die Leimweüren ab. worauf er