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MdmfferTageblatl Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und 'Das .Wilsdruffer Tageblatt-Ierjcheim an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— NM.' Aei Haus, bei Postbestellung 1.80 LM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post- voten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle, nehmen zu Derzeit Bestellungen ent- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umaeaend gegen. Im Falle höherer, Gewalt, Krieg od. sonstiger - ' - > > > Betriebsstörungen besteht - *ein Anspruch.auf Lieferung:der Zeitung oder Kürzung Les Bezugspreises..Rücksendung eingesandter.Schriftstücke, erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks An,tigrnprkise laut auslicgendcm Tarif Nr. 4.»- Nachweisunga-Grbühr'Lr» RpfKt»—. Dorg.schritbtno Erfcheinungsiagc und Piaevogchrisien.. wcrdcrrLnach. :,Möglichkeit berüikfichtigt^"— t Anzeigen - Annahme bis normitiags w Uhr. , "V- , - Für die Nichtigkeit de3 durch Fernruf Übermil. Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 teilen Anzeigen übernehm men wir keine Gewähr. - V— Jeder Rabattanfpruä, erlifcht, wenn der. Betrag, durch Klage eingezogen werden, .muh odcr^ ,der.^.Aultraggeber> iiu. Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadt-- rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 133 — 93. Jahrgang Telegr.-Adr.r „Tageblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 11. Juni 1934 Weltdürreperiode? .. Lum ersten Male wieder seit sehr langer Zeit beginnt die Menschheit zu begreifen, daß es bittere Wahrheit war, wenn die alten Chroniken immer wieder berichten, es seien landauf und landab Menschen und Vieh elendiglich vcrfchmachtet. Wir stehen anscheinend im Beginn einer Wcltdürreperiode, von der wir noch nicht absehen können, welchen Umfang sie annehmen wird. In Deutschland lauten die Angaben derjenigen, die Wetterverlauf Buch führen oder ein gutes Gc- verschieden. Einige erklären, daß wir seit «v Zähren, andere sogar seit 39 Jahren nicht mehr solche «oigen einer Frühsommertrockenheit zu beklagen gehabt batten. Wenn man alte Bauern verschiedener Gegenden s? ^tragen Gelegenheit hat, so wird man seststellen, daß o^r^Oaben voneinander abweichen. Das ist sehr be- Ar.ssiUch, denn je nach Lage und Klima kann sich die unterschiedlich bemerkbar machen. Die gelehrten Wcnerkundigen rechnen wieder mit anderen und um- durchschnitten. Sie weisen darauf bin, daß ic WetterlageDeutschland dieses Jahr genau der- "des Jahres 1893 gleicht, wenn man -cutMand als eine Gesamteinheit betrachtet. m„ ? ? Hauptsache ist, daß bei uns immer ein gewisser Wen» sch stattgefunden hat, und so ist das fahle Ge- b.-oi >no^D"rre, das im Mittelalter und noch bis in das licbe "-Unzehnte Jahrhundert in Deutschland ört- die Vn^^ in seinem Gefolge gehabt hat, durch die am Verkehrs überwunden worden. In Brotaof^i^^iten betroffenen Gegenden konnte immer Viehsutter aus solchen ausgeführt wirda^K^ gewissen Überschuß hatten, und das Dos esmalder Fall fein. °er Unterschied zu Ländern wie China und der i^?- die Hungersnot eine dauernde Plage ist, §Hr koa eine große Anzahl von Menschen zum sebr Aach dort sind immer nur bestimmte, ost es Landstriche auf einmal betroffen. Aber andere» ^wohnlich spät, bis in diesen die Hilfe von Mit,rru anlangt. So alt die Kultur etwa im Reiche der ja- hat man es noch nicht zu einer weit voraus- «?„ue"den Vorrats Wirtschaft und zu einem der brochi^nahrung dienenden Ausbau der Verkehrswege ge- ..^Dafür ist der Ausbau der Wcltverkehrsneße so fort- aiilfie,^"8 viele geglaubt haben, es sei ganz gleich- Ei "8, ob in unserem Vaterlande in einem Jahre einmal Anins Mißernte eintrete. Dann könne man eben das aus anderen Ländern kaufen, so lehrte der nchestcrliche Liberalismus, und der Marxismus war Nm. dn verbrecherischen Ansicht, unser einheimischer lluernstand verdiene nichts Besseres als zugrunde zu wenn er nicht ebenso billig erzeugen könne, als in anderes Land. Da, wo das Brot am billigsten Hie, da solle man es kaufen. , Dürre hat diesmal vor keinem der in Betracht dn' , nden Erzeugungsländer haltgcmacht. Amerika, früher mit seinen Ernteüberschüssen den Bauer der Welt völlig zugrunde zu richten im Zuge war, ist v 'vligt, bereits in zehn seiner Getreidestaaten die Land- öffentlichen Mitteln zu unterstützen. Sehr ^"'vm sehen die Dinge in Rußland aus. Rußland m früher das Ausland mit seinen Weizenmengen förm- M überschwemmen können. Die Sowjets gedachten durch we Anlage der ungeheuren kommunistischen Staatsgüter oi^e Erzeugung noch zu steigern, und unbedenklich ver nichteten sie daher den Bauernstand und verwandelten nme Träger in wurzellose Lohnsklaven. Dis sogenannten ^hwarzerdcgebiete haben aber eine gefährliche Eigen- lchaft. Wegen ihrer steppcnartigen Beschaffenheit drängt sich bei ihnen die Bestellung auf eine ganz kurze Zeit zu sammen. Darum mußten besondere Großmaschinen gebaut werden, um die riesigen Flächen in wenigen Tagen sür die Saat Herrichten zu können. Macht nun die Witterung cvwn Strich durch die Rechnung, so bleibt die ganze Fläche unfruchtbar, die Mißernte nimmt eine entsprechende unge- bcurc Ausdehnung an. Inzwischen liegen die Ackerstreisen aller der früheren Bauernhöfe brach, aus denen der Bauer untn Ausnützung einiger günstiger Lagen und mit Ein satz der Kräfte aller seiner Familienmitglieder immer noch uicht nur sein eigenes Brot, sondern auch noch einen Ver kaufsüberschuß abgegeben hat, wenn früher auf den Groß- gutern die Dürre alles verbrannt hatte. . Solche Betrachtungen zeigen uns, w«e berechtigt es ist und wie segensreich für die gesamte Volksernährung, daß im Dritten Reiche der Bauer wieder in seine unveräußerlichen Rechte ein gesetzt worden ist Var allem abev zeigt sich, wie richtig der Weg ist, den die Fübrung gezeigt hat. Auf der Er furter Ausstellung war im Hause Marktregelung xine sehr eindringliche Darstellung. Deutschland wurde «zweimal als ein einziger großer Bauernhof gezeigt, ein mal so, wie er früher wmc. mit unnötigem Überfluß, bei spielsweise an Getreide, dann wie ?r in Zukunft sein soll, mit genügende- Eigene-zcnguna alles dessen, was wir bedürfen Ölfrüchte, wicttickaftseigcne Futtermittel, so? wohl Grünland als auch E'Weißstoüe. Jie Beseitigung -er Ar-eitslWeit. Aus der Tagung der Kommission für Wirtschaftspolitik der NSDAP, in München. In München trat die Kommission für Wirtschafts politik der NSDAP, zu ihrer ersten Tagung zusammen Das erste Referat erstattete Staatssekretär Reinhardt über den „Kampf um die Beseitigung der Arbeitslosigkeit". In seiner Rede führte der Staatssekretär u. a. folgendes aus: Damit das Schwungrad der Wirtschaft in Bewegung komme und hleibe, müßten erstens Wirtschaft und Vol! zur Staatsführung unbedingtes Vertraue» haben, zweitens müsse der Staat durch geeignete Maß nahmen zur Deckung vorhandenen Bedarfs anregen, und drittens müsse der Staat die Umschich tungen verordnen und durchführen, die eine Gesundung der Lebensgrundlagen des Volkes bedingen. Der Staats sekretär ging dann ausführlich auf die Einzelheiten de: Arbeitsbeschaffung und ihrer Finanzierung ein und wies darauf hin, daß Arbeiten im Rahmen des Arbeitsbeschaffungs gesetzes vom 1. Juni 1933 sich bis zum Frühjahr und Sommer 1S35 erstrecken werden. Eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme sei auch dir Grundförderung durch die Reichsanstalt für Ar beitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung Di« Haushaltslage der Länder, Gemeinden und Ge- meindeverbände ergebe 1934 gegenüber dem Vorjahr« eine Verbesserung von insgesamt 453 Millionen. Bei dieser Verbesserung könne von den Ländern, Gemein den und Gemeindeverbänden verlangt werden, daß sie mit einem Grundförderungssatz von 2,50 Mark je Tag und Mann zufrieden seien und auch dazu übergingen, öffentliche Arbeiten auseigenen Mitteln ohne Grundsörderung zu finanzieren. Die Begrenzung der Grundförderungssumme auf 310 Millionen Mark sei aufgehoben worden. Es werde möglich sein, die Grund förderung für weitere mindestens 30 006 Mann zu gewähren. Die Arbeitslosenziffer würde allein infolge der Aus wirkung dieser Maßnahme in den nächsten Wochen um weitere 300 000 Mann sinken. Die Gewährung von Grundförderung dürfe aber zu keiner Dauereinrichtung werden, sondern solle nur arbeitslosen Volksgenossen, die anders noch nicht Arbeit finden können, dieNotstandsarbeit bringen. Der Redner betonte weiter, daß zu den gegenwärtig in der Landwirtschaft untergebrachten 116 000 Landhelfcrn und Landhelferinnen weitere 300 000 hinzukommen könnten. Durch das Gesetz zur Überführung weiblicher Arbeits kräfte in die Hauswirtschaft sei bereits eine dauernde Entlastung des Arbeitsmarktes um 100 000 er reicht. Durch das Gesetz zur Förderung derEhefchlie - ßungen sei eine unmittelbare Verminderung der Arbeitslosigkeit um 200 000 erzielt. Dazu komme die be deutende Belebung in der Möbel- und Haus geräteindu st rie, die mit ebenfalls 200000 anzu nehmen sei. Diese Belebungen werden dauernd sein, denn die Ehestandsdarlehen sollen gewährt werden, solange es heiratsfähige Arbeitnehmerinnen gebe. In Auswirkung des Gesetzes zur Förderung der Ehe schließungen würden jährlich auch 200 000 Klein wohnungen mehr gebraucht werden als bisher. VierJahre nach Inkrafttreten des Gesetzes werde allein in seiner Auswirkung der Arbeitsmarkt eineEnt- l a st u n g u m e i n e M i l l i o n Menschen erfahren haben und der jährliche Finanzbedarf der Arbeitslosenhilfe um 500 Millionen Reichsmark gesunken sein. Nach einer Kennzeichnung der weiteren Maßnahmen zur Verminderung der Arbeitslosigkeit kam Reinhardt auf das Kaufkrastaesek ru fvrechen und saate: Der Arbeitnehmer solle von seinem rohen Gehalt od« Lohn mehr ausbczahlt erhalten als bisher. In dieser Richtung bewegten sich auch das Spendengesetz und das Beiträgegesetz, zu denen in den nächsten Tagen die Durchführungsverordnung erscheinen werde, die wahrscheinlich die Erhebung unHSnehMtgter Spenden unter Strafe stellen werde. Die Maßnahmen zur Verminderung der Arbeits losigkeit würden ergänzt durch eine durchgreifende Zins senkung und durch einen Umbau der Steuern und eine weitestmögliche Senkung der Steuersä He. Mit der Ztnssenkung werde gegenwärtig begonnen. § Die Steuerreform werde im Herbst 1934 erscheinen. Die neuen Steuergesetze würden zum größten Teil am 1. Januar 1935 in Kraft treten. Reinhardt schilderte weiter die Maßnahmen zur organischen Senkung des Zinsfußes aus 4 Prozent und verwies auf die 4pro- zentige Anleihe des Deutschen Reiches von 1934, an deren Zeichnung sich möglichst viel Volksgenossen beteiligen sollten. , Eine sicherere Geldanleihe fei undenkbar. Der Staatssekretär verwies ferner darauf, daß das Steueraufkommen sich ausgezeichnet entwickele. Es sei in den Monaten April und Mai um rund 150 Millionen Mark größer gewesen, als in den entsprechenden Monaten des Rechnungsjahres 1933. Staatssekretär Reinhardt schloß: Die Zahl der Arbeitslosen betrage heute noch 2,5 Millionen. Es werde gelingen, diese Zahl in den nächsten sechs Monaten um rund eine Million zu vermindern, im kom menden Winter von einem Wiederansteigen über 2 Mil-- lionen verschont zu bleiben, und er werde gelingen, die Arb»1^4osigkcit innerhalb längstens zweier Jahre so gut wie restlos zu be seitigen. k lJhm schwebe über den Rahmen Mer bezeichneten Maß^ nahmen hinaus eine weiters z*vße Maßnahme vor, die zu einer fast v o l l st ä n dtg v « B e s eiti g u n g der Arbeitslosigkeit, wahrscheinlich schon innerhalb eines Jahres, führen würde. fünfer erster Blick gilt immer dem schaffenden Menschen Dann äußerte sich der Beauftragte des Führers für Wirtschaftsfragen, Keppler, über „Grundsätze der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik". Wir sehen immer mehr, so betonte der Redner, daß die Erkenntnisse auK dem politischen Leben auch im Wirt schaftsleben ihre Anwendung finden müssen. Die Idee der Volksgemeinschaft verlangt von jedem in der Wirt schaft höchstes Verantwortungsbewußtsein, höchste Achtung vor der Arbeit und dem Arbeiter. Der erste Blick gilt bei uns immer dem schaffenden ' Menschen, dann erst darf an die Sachgüter und daS Kapital gedacht werden. Der Schwerpunkt des Wirtschaftslebens kann nicht beim Staate liegen. Das freie Spiel der Kräfte mutz in Industrie und Gewerbe immer mehr zum Durchbruch kommen. Der Leiter der Kommission für Wirtschaftspolitik, Köhler, gab eine längere Betrachtung über das Mema „Politischer Sozialismus", wobei er u. a. sagte: Der Sozialismus kann nicht in einem Wirtschaftssystem bestehen. Sozialismus ist größte Tüchtigkeit, größte Leistung, beste Vorausschauung aus die Zukunft nach jeder Richtung. Die Wirtschaft muß ein teilen, muß Vorsorgen, muß Vermögen bilden, weil das Volk in der Zukunft wachsen muß. Darin liegt die V er bt n d u n g der Wirtschaft mit dem Schicksal des Volkes. Wir müssen eine politische Gestaltung des Volkes haben, die den Sozialismus verbürgt. Darauf hat nun dieses drohende Dürrejahr schon eine Antwort erteilt: Die Nachrichten über die Aussichten der Viehhaltung lauten teilweise, z. B. örtlich, recht be denklich. In den Gebieten, wo man schon im Mai den ersten Grasschnitt einbringt, ist man vielfach genötigt, diesen bereits restlos zu verfüttern. In den süddeutschen Alpengebieten, wo dus Vieh über den Sommer auf die Hochweiden getrieben wird, hat man es teilweise wieder zu Tale führen müssen, da die Almen sich als gänzlich aus gebrannt und futterlos erwiesen haben und obendrein die Tränken versiegt sind. In anderen Gegenden bat man mit der Verfütterung grünen Roggens und Hafers be ginnen müssen, wo dieser infolge ungünstiger Lage keinen Ansatz zur Körnerbildung verspricht. Wer aber den Richt linien der Führunä aesolat ist und Grünkläcken iowie Feldfutterbau begonnen hat, der begrüßt jeden so an gelegten Acker als eine Willkommens Zubuße. Es ist möglich, daß die Menschen, die über die vom Bauer als verheerend empfundene Andauer des „schönen" Wetters in diesem Jahre jubeln, eine ernsthafte Beleh rung darüber bekommen, daß zum Gedeihen der Saaten beides gehört, Sonne und Regen, und daß ein paar durchnäßte Sommerkleider leichter zu verschmerzen sind als Mangel an Gemüse usw. Im ganzen aber haben wie die begründete Zuversicht, daß die Erstarkung unseres Bauerntums und seine Willigkeit, der Führung zu folgen, in der Lage sind, von unserem Vaterlande für immer die schlimmen Wirkungen der fahlen Not abznhalten, die in anderen Staaten schon zu so bitteren und nicht mehr ab wendbaren Folgen geführt haben. W. Scheuecrmann.