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Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreis: die I spailige Millimeierzeile stkmm breit) ?Rpsg.,'bie Lspallige MiMmeterzeile der amtlichen -Bekannt machungen bei direkter Auftragserteilung II Rpfg. ohnrNochlak, die lipaltigeText-Millimeterzcile <gvmm breit) Nachweijungs. Gebühr: ,, - A> Sipsg. DorgeschriebenZ Erscheinungstage u.Plag. Fernsprecher: Ami Wilsdruff Nr. 6 norschristen werden naiA Möglichkeit derüchsichtigt. — ' Anzeigen » Annahme bis» vormittags li> Uhr Für die Nichtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Gewahr. Iedcw Aabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muh oder der Auftraggeber in Konkurs geräll Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und -Das^.Wilsdruffer ^erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. srer Haus, bet Postbestellung 1,80 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Npsg. Alle Postanstalren und Post- jederzeit Bestellungm^ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend ^ege^Iw Falle^höherer E-w°,!,Knegod.s°ichiger — —— !— ! -H Betriebsstörungen besteht kelN„Anspruch ^aul Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Aucksendung^Lingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto deiliegt. Nr. 109 — 93. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 12. Mai 1934 Man soll sich nicht wundern! Hie leine Abrüstung, hie Aufrüstung — Der Franzose aus Freiburg — Ein zerstörtes Denkmal. In der heutigen Welt der Irrungen und Wirrungen verschuldeter oder unverschuldeter Art überrascht uns Zeitgenossen wirklich gar nichts mehr, und die Mahnung eines alten römischen Dichters, sich über nichts zu Wun dern, brauchen wir heute durchaus nicht. Nicht einmal das setzt uns in Erstaunen, daß der gute alte Hender son, einstens des englischen Ministerpräsidenten Mac- Donald Außenminister und jetzt seit drei Jahren Präsi dent der Abrüstungskonferenz, auch heute noch mit fast krampfhaft oder schon krankhaft wirkendem Eiser versucht, an die Genfer Tragödie einen weiteren Akt anzuhängen, ^ie Zuhörer pfeifen den Regisseur bereits aus, aber un verdrossen zog er jetzt wieder einmal nach Paris, um dort nach verschiebend« letzten Versuchen nun den „wirklich allerletzten" zu machen, die Abrüstungskonferenz an 'M"'. sogenannten „Leben" zu erhalten. Dort mag er vielleicht als erstes gehört haben — auch darüber wundert sich niemand mehr —, der japanische Marine- minlster habe erklärt, daß sein Land auf der für 1935 bevorstehenden internationalen Flottenkonferenz versuchen werde, die heutigen Bindungen für den Ausbau seiner -Marine zu beseitigen und völlige Seerüstungs- sreiheit zu verlangen. Selbstverständlich nur aus wN°idlgungsabsichten gegenüber der „militärischen ^nvität verschiedener Mächte im Fernen Osten", wo- erstens der Ausbau der englischen Seefestung Singa- des „Gibraltars des Ostens" gemeint ist — denn die Malakkastraße geht an dieser Festung vorbei „käsige brauchbare Seeweg nach China und Japan! und seitens meinte der japanische Marineminister die wirklichen Verteidigungsmaßnahmen Rußlands für letzten Hafen an der Ostküste Sibiriens, -Wladiwostok! Beide europäischen Mächte stehen nun aber Japan gegenüber auf dem durchaus nicht über- wasng tapfren Standpunkt: Tu uns nichts, dann tun dir auch nichts! Ebenso aber, wie wir Muches Erstaunen über diese Entwicklung verloren haben, wundern wir uns heute auch gar nicht mehr über den grotesken Gegensatz, in dem jene hart- "Egen Bemühungen eines Henderson um „seine" Ab rüstungskonferenz zu der bevorstehenden Zertrümmerung bes einzigen internationalen Abkommens über eine -m'.tungsbegrenzung stehen. * * Besonders wir Deutsche haben uns jegliches Er staunen so gründlich abgewöhnen müssen, daß wir selbst für die an sich „erstaunlichsten" Dinge kaum noch ein -tlchsclzucken übrig haben, aber — wir vergessen sie nicht! Heute weniger denn je, da jene Herrschaften, die w solchen Fällen sofort ihre „Milch der frommen -enkungsart" in Betrieb setzten, jetzt in Deutschland nichts wehr zu sagen haben und bei ihnen im Ausland sich besagte Milch in „gährend' Drachengift verwandelte", das ne nun überall gegen Deutschland ausspritzen. Höchstens noch ein Kopfschütteln können wir Deutsche aufbringen, wenn der Berichterstatter über die Saarfrage im Aus-, wartigen Ausschuß der Deputiertcnkammer, ein Mann nnt dem echt französischen Namen Fribourg — lies: Frei- vurg — erklärte, Frankreich müsse die religiöse Frei heit der Saarbevölkerung schützen. Ausgerechnet Frank reich, dessen „Kirchenfreundschaft" ja so Welt- und weit bekannt ist, daß man sie schon gar nicht mehr sieht und ?. B. die Elsässer sich die Augen danach ausgucken! Merk- wurdig, — auch die Sozialdemokraten, Pazifisten und Kommunisten im Saargebiet einschließlich der Emigranten ^Wn sich plötzlich als geradezu fanatische Verteidiger "er — gar nicht bedrohten — Rechte der Kirche. Vor Tünche las man's anders, nämlich damals, als jene Kreise 'n Deutschland noch etwas zu sagen halten! Die Saar- wnder fallen darauf nicht herein, und sie würden, wenn ne berlinisch sprechen könnten, die drastische Antwort neben: „Auf dem Kalmus piep ich nicht!" übrigens er- v 'Er Mann aus Fribourg zudem auch noch, Frank reich müsse für die ganz unbedingte Freiheit der Ab- Istwwnng im Saargebiet sorgen, — die auch niemand bfdroht! Allerdings ist ein ganz großes „Aber" bei oicser „Sorge": Wenn nämlich die Saarbevölkerung das oikerbundregime verwerfe — Herr Fribourg ver- nn-d sehr sorgfältig ein „für Deutschland stimmen!" —, wMie man sich dort darüber klar sein, daß dann die komische Barriere zwischen diesem Gebiet und Frank- 'wch „durch eine wirtschaftliche Mauer ver- "rkt^ werden würde. Also Überschrift: „Und folgt ihr M willig, so brauch' ich Gewalt!", was durchaus nicht unvert, gleich hinterher auszurufen, wie einst und mmer, wenn Frankreich in irgendein fremdes Land ein orach: „Vivo la Uderts!" „Es lebe die Freiheit!" * .. Erstaunt sind wir also nicht wegen dieser Äußerungen nnes Ungeistes, der so oft den Frieden in der Welt Ä und jetzt auch einen wahren Frieden nicht er- uehen läßt, der die ibm zur Versöbnuna hinaestreckte GW MiMer Wh Klitwster. Dr. Goebbels eröffnet den Kampf im Berliner Sportpalast Der Gau Groß-Berlin der NSDAP, eröffnete den angekündigten Feldzug gegen Miesmacher und Kritikaster mit einer Riesenkundgebung im Sportpalast. Der Reichs minister für Ävlksaufklärung und Propaganda Dr. Goebbels selbst leitete diese Angrisfsschlacht gegen die Schädlinge im nationalsozialistischen Staat mit einer großen Rede ein. Der Sportpalast war überfüllt. Auf der Straße standen Tausende von Menschen und jubcUen dem Minister bei seiner Ankunft zu. Stürmische Heilrufe setzten ein, als Reichsminister Dr. Goebbels in Beglei tung des stellvertretenden Gauleiters Görlitzer im Saal erschien. Von erneutem Beifall begrüßt, führte dann Reichsminister Dr. Goebbels u. a. aus: Es gibt Menschen, die mögen sich selbst nicht leiden, und sie ärgern sich schon, wenn sie in den Spiegel Hineinschauen. Sie haben an allem etwas auszusetzen. Wir kennen diese Sorte hinlänglich aus dem Kriege. Das waren diejenigen, die am Stammtisch Warschau und Paris eroberten, und jedes Gespräch mit den Worten begannen: Wenn ich Hindenburg wäre . . . Leider gab es damals in Deutschland keine politische Führung, die damit aufzuräumen verstand. (Lebhafte Zustimmung.) Da wir uns in den vergangenen 15 Monaten mit allen un seren Kräften mit den großen uns gestellten Aufgaben beschäftigen mußten, haben die Kritikaster angenommen, sie könnten ihr löbliches Handwerk auch in der national sozialistischen Revolution fortsetzen. Aber sie sollen sich getäuscht haben. (Anhaltender Beifall.) Hätten wir die Arbeitslosigkeit nicht beseitigt, dann würden sie darüber schmähen und schimpfen. Jetzt, wo wir im Zuge sind, sie zu beseitigen, geht es ihnen zu schnell. Jetzt halten sie mit ihrem Asthma das Tempo nicht aus. Früher schimpften sie über die Parteien, jetzt schimpfen sie, daß keine Parteien mehr da sind; früher schimpften sie, daß die Regierungen so oft wechselten, heute schimp fen sie, daß diese Regierung so lange bleibt. (Beifall und stürmisches Lachen.) Früher waren ihnen die Zeitungen zu zweitönig; jetzt sind sie ihnen zu eintönig; früher schimpften sie, daß jeden Abend soundsoviele Tote im politischen Kampf zu verzeichnen feien, jetzt schimpfen sie, daß nichts mehr passiert. Es ist ihnen zu langweilig in Deutschland geworden, es geht ihnen zu gut, und wenn es dem Esel zu Wohl wird, dann begibt er sich aufs Eis. Eine Zeitlang haben wir uns mit diesen Leuten nicht auseinandergesetzt, jetzt sollen sie uns kennen lernen! Wir tun das nicht, wie wir es wohl könnten, mit der Staats gewalt, sondern wir appellieren an den Bundesgenossen Volk. Das Volk selbst soll urteilen! (Stürm. Beifall.) Dann wird in kürzester Zeit dieser Spuk verflogen fein. Das deutsche Volk vergleicht die nationalsozialistischen Taten mit denen der vorangegangenen Regierungen. Das Volk ist nicht ungerecht, denn es weiß, daß wir keine Wunder tun können, wohl aber weiß es, daß wir alles getan haben, was menschenmöglich ist. Deshalb kann unsere Arbeit Anspruch darauf erheben, vom eigenen Volke geachtet zu werden. Wir sind sofort nach Erlangung der Macht an die ganze Arbeit gegangen. Wir haben uns nicht etwa nach 14jährigem Kampf eine Ruhepause gegönnt, sondern sind dem schwersten und drückendsten Problem zu Leibe gerückt. Der 1. Mai hat ja bewiesen, wie das Volk über unsere Leistungen denkt. Und wer die Ereignisse gerecht würdigen will, darf nicht vergessen, was wir übernahmen. Wir haben es nicht nötig geha't, mit Kanonen ganze Arbeiterviertel niederzulegen. Mit dem Volk zusammen und ohne Einsetzung der staat lichen Machtmittel vollzog sich eine der größten Umwäl zungen der Weltgeschichte. Das deutsche Volk hat der nationalsozialistischen Re gierung einen Freibrief für vier Jahre gegeben. Nach kaum einem Jahre hat es mit überwältigender Geschlos- fenheit fein zustimmendes Urteil über die im ersten Ab schnitt des Aufbauwerkes erreichten Erfolge gefällt. Wir wären jeden Tag bereit, wenn man cs von uns forderte, die Nation erneut zu befragen, und auch dieses Urteil, so erklärte Dr. Goebbels unter stürmischer Zustimmung, würde nicht gegen, son dern für uns ausfallen. Nach wenig mehr als einem Jahre können wir darauf verweisen, daß die Arbeitslosigkeit um die Hälfte gesun ken ist, daß die Parteien beseitigt sind, daß die Außen politik wieder dem deutschen Ehcenstandpunkt gerecht wird, daß wir aus dem Völkerbunde auszutreten wagten, als man uns als Nation zweiter Klasse behandeln wollte, daß die Nation aus dem lähmenden Pessimismus hcr- ausgerissen ist. Und so können wir wohl sagen, daß wir unsere Versprechungen wahrgemacht haben. Wenn ausländische Berichterstatter scststellcn, daß Deutschland wieder das Land des Lächelns ge worden ist, so spricht das Bände, denn in der gleichen Zeit sind andere Völker von Revo lutionen, kriegerischen Erschütterungen und schwersten Ver fallserscheinungen heimgesucht worden. Wenn heute dis Miesmacher glauben, sie könnten auf Grund unseres Schweigens nun ihrerseits das Wort ergreifen, fo sollen sie sich in uns getäuscht haben. Denn die, die uns beim Aufbauwerk halfen, wissen, wie schwer es war, und füllen darum auch ein gerechtes Urteil. Und nur die, die keinen Anteil am Aufbau hatten, sind sich auch nicht im klaren über die Lage, die vorhanden war, als wir die Macht übernahmen. So werden wir uns nun mit ihnen aus-» einandersetzen. Die nationalsozialistische Bewegung übernahm die Macht in einer kritischen Situation.: Ihre erste Ausgabe mußte darin bestehen, die politisches Sicherheit in Deutschland wiederherzustellen. Dann konnte^ die Regierung sich an die großen wirtschaftlichen, sozialen,j innen- und außenpolitischen Probleme heranwagen. Das! erste und cntscheidenste war das Problem der Arbcits-j losigkeit. Die Zahl der Arbeitslosen betrug annähernd! sieben Millionen. Diese Riesenzahl machte jede Zukunfis-, berechnung auf dem Gebiete der Finanzen illusorisch.! Wir standen auf dem Standpunkt, daß wir dieses große Zentralproblem nur lösen konnten, wenn wir uns darauß konzentrierten, und alle anderen Probleme demgegenüber, zurückstellten. Ich gebe zu, daß eine Reihe nationalsozia-j listischer Programmpunkte vor allem auf wirtschaftlichem Gebiet noch nicht gelöst worden sind. Die nationalsoziali-, stische Regierung konnte in einer so zugespitzten Lag« nicht Versuche unternehmen, von denen sie im Augenblick! nicht wußte, ob sie gelingen konnten. Die deutsche Wirt^ schäft befand sich in einer Krise, die keine Experimente! vertrug. Darum haben wir Experimente bis auf spätere,! bessere Zeiten verschoben. Wir haben damit unsere na-- tionalsozialistischen Gesichtspunkte nicht aufgegeben, son dern wir haben im Augenblick Methoden eingeschlagen, von denen wir wußten, daß sie diesem ersten Problem wirksam zu Leibe rücken würden, in der Ueberzeugung, daß, wenn dieses Problem gelöst wäre, es unschwer sein würde, auch andere nationalsozialistische Programmpunkte zu lösen. Der Nationalsozialismus kann mit Stolz dar auf verweisen, daß er, ohne daß er irgendwie seinen welt anschaulichen Prinzipien Abbruch getan hätte, die Ar beitslosigkeit zur Hälfte beseitigt hat. Das ist an sich schon eine Leistung, die sich sehen lassen kann. Wenn aus dieser^ Leistung heraus andere Krisenerscheinungen sich bemerk-, bar machen, so werden diese Erscheinungen genau so überwunden werden müssen, wie die Arbeitslosigkeit über wunden worden ist. Wenn in diesem Sommer nahezu vier Millionen! Menschen mehr beschäftigt werden als vor zwei Jahren, dann ist es selbstverständlich, daß diese Menschen, um be schäftigt werden zu können, der Rohstoffe bedürfen. Es, ist ebenso selbstverständlich, daß wir die eingeführtew Rohstoffe bezahlen müssen, und weil wir so viel Menschen Hand immer wieder zurückstößt, eines Ungeistes, der . . . aber wir stehen jetzt unmittelbar vor dem Fest des Geistes ! Erstaunt sind wir nicht, aber wir bedauern es darum doppelt, daß von jenseits des Rheins nicht endlich ein neuer Geist, sondern immer noch der eises- kalte Hauch der Unversöhnlichkeit herüberbläst. Gewiß sind wir Deutsche, seitdem wir wieder nnser-TS Volkstums, unserer Vergangenheit bewußt und erhobenen Hauptes in die Zukunft hineinschreitend, gewillt, uns keinem Hauch, aber auch keinem Sturm zu beugen. Aber gerade jetzt, da ganz Deutschland um seine 8 6 Söhne trauert, die der heiße Tod im Kalischacht mitten aus dem Leben herausxitz^ — ds schweift die Erinnerung vielleicht auch zurück an jene Tat deutscher Männer, ä!s wenigs Jahre vor dem Kriege deutsche Rettungskolonnen und' Bergleute hinübereilten über Frankreichs Grenze nach Courriöre, tim den Hunderten bei einem furchtbaren Grubenunglück eingeschlossenen französischen Bergkame raden zu Hilfe zu kommen. Das Denkmal, das wegen dieser heldenmütigen Tat errichtet wurde, zertrümmert« der Weltkrieg. Wie lange sollen denn nun diese Ruinen — und nicht nur diese — stehenbleiben, wie lange sollen denn die Ruinen aus der Vergangenheit aufs sorgfältigste! erhalten werden als Dokumente des hassenden Ungeistes?! Auch das ist eine Schicksalsfrage, ist die Frage nach dem Schicksal Europas. Ar, Pp