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MsdrufferNgebN Nationale Tageszeitung für (ondwirtschafi und alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks I LsE Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 erlischt, wenn Ler Betrag durch Klage eingezogen werden- muk odev der Aufkra^gebes^^^Änkurs ^erät. Das Wilsdruffer TaEblatl ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt °Ucn Wkrdlagkn nachmilwgs 4 Uhr. BkjUg-rrrir monallich 2,- AM. RM. zuzüglich Brstcllgrlv Einzklnummcrn lU «psg. All- Poslanftall-n und Poft. Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgeflend »ein Ansnv^, Betriebsstörungen besteht lp ch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. Nr. 149 — 93. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 29. Juni 1934 Gteuerentlastung. . Entwurf der neuen Einkommensteuergesetze Entlastung der kinder- Familienväter, insbesondere der klei - L - Mittleren Einkommensempfänger vor; durch ,»,^^b"tliche Entlastung der Kinderreichen wird nicht - r » am i l i e n g e d a n k c und der bcvölke- s p o l i t i s ch e Gedanke gefördert, sondern gleich- >o-i « m Gedanken einer Verminderung der Arbeits- gedient.« Natürlich steht bei diesen drei Ab- öurch den neuen Steuerreform plan rivirklicht werden sollen, der bevölkerungspolitische Ge- E"e ,m Vordergrund; da aber bekanntlich die kinder- " Familien überwiegend in jenen Kreisen der Be- finden sind, deren Einkommen in der Regel geringe Höhe erreicht, so sprechen hier auch c>L ? r en t l a stu n g e n für die allgemeine soziale Lebenshaltung ein sehr lautes Wort. v , ^"bei ist noch eins vorauszuschicken: Nach dem neuen ^cwrmplan 'st überhaupt eine allgemeine Senkung des "'"Aensteuertarifs vorgesehen; begann er bisher I"" '0 Prozent, so wird er in Zukunft mit nur 8 Pro- Außerdem erhoben die Gemeinden noch >^.urgcrsteuer nach der Höhe des Einkommens, und kün?.- "-bsttarif hierfür war 3 Mark; diese Steuer fällt "lug überhaupt weg. Sie war ursprünglich gedacht Zahlung an die Kommunalkasse für die Kosten ^^"brisünterstützungen; der Rückgang der Ar- ,,.^"°Meit hat aber den Kommunalkassen eine außer- a in starke Entlastung gebracht. Zunächst kommt . ^7. dlc,e allgemeine Senkung des Einkommensteuer- «nE- '^dstverständlich auch den kinderreichen Steuer- bii^„?.-^.^9ute, und das ist sehr wesentlich im Hin- die Tatsache, daß die Löbne und Gehälter im eber eine leichte Tendenz nach unten anf- wencn als nach oben. Einkommensteuergesetz will nun die Abzüge di. ° sKindstch schon erhöhen, außerdem so, daß . neuen Abzüge nun auch für jedes Kind noch pro- v steigen; der Abzug für ein Kind wird also runsilg 15 Prozent, für zwei Kinder aber nicht 30, - , I" 35 Prozent, bei drei Kindern sogar 60 Pro- 1M, in ragen und schließlich werden für fünf Kinder Prozent des Einkommens abgezogen werden können, ^as wird freilich nur „theoretisch" geschehen, der Vater von fünf Kindern wird nun an sich und ohne weiteres Vicht etwa ganz einkommensteuersrei. Denn schon der bis herige Zustand kannte hier eine Höchstgrenze; sie "."rüg 600 Mark für jedes Kind. Auch das wird auf der einen Seite so geändert, daß diese Höchstgrenze für ein -und nun von 600 Mark auf 1 2 0 0 Mark heraufgesetzt ""ö- aber dann wieder beträgt sie für zwei Kinder nun nicht etwa 2400 Mark, sondern 2 8 0 0 Mark, bei drei Kin ern nicht 3600 Mark, sondern 4 8 0 0 Mark und die Höchst- bei fünf Kindern beträgt gar 10 000 Mark. In Mi, aris wird sich demgemäß nun doch ergeben, daß ein -'Nier mit fünf Kindern einkommensteuerfrei ist; denn in- I Oe der Ermäßigung des Einkommcnsteuertarifs und derk - der Kinderermäßigung bleiben zum Beispiel "heiratete. Lohnempfänger schon einkommensteuerfrei, wenn ihr Einkommen bei zwei Kindern 125 Mark, bei drei -lindern 175 Mark monatlich nicht überschreitet. rae bevölkerungspolitische Absicht dieser Kinder- rrvwtz'gungen bei der Einkommensteuer geht aber noch weiter. Man muß nämlich ausdrücklich auf die Neu- cmmmung aufmerksam machen, wonach nun tz.ie Kinder- ermablgung jm Gegensatz zu dem bisherigen Einkommen- ^"drgesetz auch sür volljährige Kinder gewährt wlange diese nämlich zum Haushalt des Steuer- t süchtigen gehören, auf Kosten des Steuerpflichtigen für E" Beruf ausgebildet werden und das 25. Jahr Nicht überschritten haben. stößt die Verwirklichung der bevölkerungspoliti- Abpchten des Reformplanes auch noch nach zwei 'ocren Richtungen sehr weit vor. Das gilt zunächst für e Vermögenssteuer. Bisher bestand eine Be- ^"dlungsfreigrenze bis 20000 Mark; von da ab ist bei <Eogenssteuer fällig, ganz gleichgültig, ob es sich Steuerpflichtigen um einen Ledigen oder um " »amilienvater mit Frau und Kindern handelt. Das kl LH"? radikal abgeändert worden. Der neue Ent- in ooo nämlich einen Steuer fr e i b e t r a g von l Mark für Mann, Frau und jedes nicht- zur Vermögenssteuer veranlagte Kind unter "or- Daraus ergibt sich z. B. eine Steuer- ar " Lu 50 000 Mark für eine Familie von ^ann, Frau und drei Kindern. Die Steuerreform will , " L? Sbarsinn des Familienvaters fördern, und Grenze, in der die Eristenzmöglich- tzepchert sind. Noch weiter geht der Entwurf schließ- Erbschaftssteuer; auch hier tritt an einer BestcuerungsgrenZe von 5000 Mark eine wiche von grundsätzlich 30 000 Mark für Kinder VOO Mark für Enkel. Diese Bestimmung ist in H?.",Grbanfällen besonders wichtig, wo das Erbe in omauchem Vermögen bestellt und es daher oft auch Letzter HM««die Vermst der Völker Rudolf Heß warnt vor einem Boykott Deutschlands. Anläßlich der Tagung der deutschen Auslands handelskammern hielt Reichsminister Rudolf Hetz auf einem Tee-Empfang eine Rede, in der er u. a. aus führte: Die Welt fühlt, daß aus Deutschland heraus eine neue Weltanschauung geboren wurde, die an den Fundamenten des gesamten Denkens unserer Zeit rüttelt. Die Welt fühlt, daß diese Weltanschauung so stark in unserer Zeit verwurzelt, zugleich aber in Naturgesetzen von so allge meiner Gültigkeit fußt, daß die Gefahr eines Übersprin gens wohl gegeben sein könnte. Tatsächlich sind allerorts dem Nationalsozialismus oder dem Faschis mus verwandte Bewegungen bereits entstanden. Sie sind entstanden ohne das geringste aktive Zutun Deutschlands oder etwa seiner nationalsozialistischen Ver tretungen im Ausland, die im Gegenteil, wie Sie wissen, den strikten Befehl haben, sich aus den inneren Verhält nissen ihrer Gaststaaten fernzuhalten. Um so mehr kann und muß Deutschland aber auch erwarten, daß auch die Umwelt sich frei hält von jedem Versuch, sich in die inneren Verhältnisse Deutschlands einzumischen oder auf die Ent wicklung in Deutschland Einfluß zu nehmen. Als einen solchen Versuch, der insbesondere auch mit den einst so laut verkündeten Grundsätzen des Selbst bestimmungsrechtes und der Freiheit der Nationen in schroffem Widerspruch steht, sehen wir den Boykott deutscher Waren im Auslande an, denn dieser Boykott soll doch einen Druck ausübcn, daß wir unsere inneren Verhältnisse nach dem Willen des Aus landes regeln entgegen dem eigenen Wollen. Weite Kreise im Ausland haben im übrigen bereits er kannt, daß der Boykottei nezweisch neidige Waffeist und daß die ausländischen Juden, die ihre Gastfreundschaft genießen, sie in eine Lage Hinein bringen, die der Wirtschaft des Gastlandes schwersten Schaden zufügen kann. Wir, das nationalsozialistische Deutschland, hatten die Absicht und haben sie immer wieder betont, einen regen Güteraustausch mit anderen Völ kern zu pflegen, nicht zuletzt, weil dies ein Weg ist zu gegenseitigem Verständnis und damit zum Frieden. Wir Wollen durchaus nicht eine Autarkie anstreben. Ein erfolgreicher Boykott jedoch würde uns zwingen, alles zu tun, um uns soweit als möglich vom Aus land unabhängig zu machen. Was bliebe uns denn anderes übrig, wenn das Ausland uns die Möglich keit nähme, die Mittel zu beschaffen, um draußen ein zukaufen, und das dürfte das Ausland wissen: Wenn wir wirklich uns entschließen, uns vom Ausland un abhängig zu machen, dann tun wir es mit der Ent- schlossenheit, die Deutschland von jeher auszeichnet, wenn es sich in den Grundlagen seiner Existenz be droht fühlt. Daß diese Entschlossenheit unter der Führung eines Adolf Hitler nicht gerade geringer geworden ist, dürfte der Welt auch bekannt sein. Ebensowenig wird man draußen annehmen, die Erfindungsgabe unserer Ge lehrten und die Leistungsfähigkeit unserer Industrie auf dem Gebiete der Ersatzstoffbeschaffung seien heute ge ringer als einst. Das Gegenteil ist der Fall, und die Welt kann sich auf Überraschungen in dieser Hinsicht gefaßt machen, wenn der Boykott weiterhin anhält. Auf die Dauer wird der Nachteil für das deutsche Volk ge ringer als für eine große Zahl fremder Staaten, die wesentlich auf den Absatz von Rohstoffen nach Deutschland angewiesen sind. Und ich betone nochmals: Wir wünschen die damit verbundene Verschärfung der wirtschaftlichen Weltkrise nicht, so wenig wie das Elend und den Hunger, der in den be troffenen Staaten Hand in Hand gebt und den Boden bereitet zu ihrer Bolschewisierung. Aber noch weniger ist das deutsche Volk gewillt, die Boykott maßnahmen des Auslandes ohne Gegenwehr hin zunehmen und sich etwa den Verzicht daraus abpressen zu lassen, sich sein eigenes Haus so einzurichten, wie es 9 Prozent des deutschen Volkes wünschen äußerst schwierig ist, die Erbschaftssteuer überhaupt auf zubringen. Dieser Überblick zcigi also, in welch außerordentlich großem Umfang der En Wurf eine steuerliche Entlastung der Familienväter oder besonders der kinderreicheren von ihnen Vorsicht. Denn, so sagt er selbst, „daß in der Steuergesetzgebung mehr als bisher auf das Vorhanden sein von Kindern Rücksicht genommen wird, ist eine der elementarsten Grundsätze der national sozialistischen Steuerpolitik." Dr. Pr. Reichsminister Heß schloß: Wo Schwierigkeiten sich ergeben, werden sie gemeistert. Adolf Hitler und seine Mitkämpfer sind in den langen Jahren bis zur Macht ergreifung geschult worden vom Schicksal, wie man der Schwierigkeiten Herr wird. Sie können draußen berichten, das Deutschland Adolf Hitlers steht un erschüttere lich. Vizekanzler von Papen spricht. Vor den Vertretern der deutschen Auslandshandels kammern hielt in Krolls Festsälen auch Vizekanzler von Papen eine Ansprache, in der er u. a. ausführte: Namens des Führers, der zu seinem außerordentlichen Bedauern heute nicht hier anwesend sein kann, heiße ich Sie in der Reichshauptstadt herzlich willkommen. Der heutige Tag, den Sie in unserer Mitte verleben, birgt bitterste Erinnerungen. Die auf Halbmast gesetzten Fahnen im ganzen Reiche zeigen Ihnen auch äußerlich, wie schick salsschwer dieser 28. Juni von allen Deutschen empfun den wird. An diesen Tag erinnern heißt, auf jenes Störungszentrum der weltpolitischen und weltwirtschaft lichen Beziehungen der Völker Hinweisen, das bis auf die heutige Stunde seine verderblichen Wirkungen ausstrahlt, denen kein Land sich hat entziehen können und die ab zumildern oder gar zu beseitigen das leider fruchtlose Bemühen von 15 Jahren gewesen ist. Statt einer in ihren Tiefen aufgewühlten Welt einen wirklichen und dauerhaften Frieden und die Sicherung neuer Wohlfahrt zu bringen, hat jener kultur-vernichtende Tag fast in jedem Volke die Grundlagen seines wirtschaftlichen und sozia len Lebens erschüttert und die Völker gezwungen, sich immer mehr und mehr aus dem wechselseitigen Wirtschafts verkehr zu lösen und auf sich selbst zu stellen. Heute gilt es für jedes Volk unter Einsatz aller seiner geistigen und materiellen Kräfte, einen neuen festen Ausgangspunkt seines nationalen Lebens zu finden. Das gilt für kein Volk so zwingend und unerbittlich, wie gerade für das deutsche. Wenn es nicht gelingt, diesem 65-Millionen-Volk im Herzen Europas neuen gesicherten wirtschaftlichen Auf stieg, politische Gleichberechtigung im Rate der Völler zu verschaffen, dann glaube ich, ist das Schicksal dieses Kon tinents unwiderruflich besiegelt. Das Ausland hat gerade in den letzten Wochen die innerpolitischen Auseinandersetzungen Deutschlands mit erhöhter Aufmerksamkeit verfolgt und aus ihnen vielfach Schlüsse gezogen, die manchmal auf Böswilligkeit, meist aber aus Unkenntnis und Nichtverstehen der tatsächlichen Lage schließen lassen. Daher möchte ich gerade in Ihrem Kreise auf eines Hinweisen: Kein Zweifel besteht in deutschen Landen, daß der Kanzler und Führer das Werk der geistigen und der mate riellen Wiedergeburt der Nation siegreich zu Ende führen wird, daß das ganze und ungeschmälerte Vertrauen der Nation ihm gehört. Jede Spekulation des Auslandes aus innere deutsche Zwistigkeiten könnten nur zu einer falschen Politik Deutschland gegenüber verleiten und müßten auf diese Weise die Gesundung Europas verhängnisvoll ver langsamen. Die deutsche Geschichte vieler. Jahrhunderte hat uns gelehrt, daß ein Volk in der zentralen Lage Euro pas wie das unsrige nur daun etwas auszurichtcn ver mag, wenn es sich über alle Fragen des Alltags hinweg in seinem großen Ziele einig ist. Es ist nicht erstaunlich, daß in dem gewaltigen Pro zeß des geistigen Umbruchs der gesamten abendländischen Welt die alten ewig gestrigen Kräfte gegen die neuen kämpfen. Bei diesem Zustand der Dinge ein einwandfreies Bild der deutschen Lage zu gewinnen, vermag kein noch so gut geschriebener Zeitungsartikel zu vermitteln. Des halb begrüßt der Führer ganz besonders Ihre Anwesen heit in Berlin, damit Sie mit eigenen Augen sehen, wie heroisch dieses deutsche Volk seine schier unfatzliche Lebens kraft daran setzt, aus der Wirrnis chaotischer Nachkricgs- jahre sich zu lösen, sein unvergängliches Lebensrecht gel tend zu machen und nach eigenen Ideen sich ein neues Reich aufzubauen. Der Herr Reichsaußenminister hat gestern betont, wie sehr wir wünschen, in Frieden und wechselseitigem Austausch mit allen Völkern zu leben. Indessen, wir allein vermögen der Welt nicht jenes Gleich gewicht wiederzugeben, ohne das neue Wohlfahrt, neuer Aufstieg unmöglich ist. Ich weiß, daß die Grundfrage dieses Problems die Vertrauensfrage ist, welche die na türliche Brücke für das Sich-wieder-zueinanderfinden der Völker bildet. Seien Sie die Interpreten dieses geistigen Sich-Wiederfindcns, Sie, die Sie sich niemals von der alten Heimat lösen konnten, auch soweit Sie treue Bürger eines anderen Landes geworden sind.