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Marz, zog eins der wütendsten Hetzblätter Englands, dis „Daily Mail", den Schlußstrich unter die englische Kriegs, bilanz, in der einem riesengroßen Soll ein winziges Haben Hegenübersteht. „Und doch wird", gestand das Blatt ein? „die Stunde kommen, da ein zweiter Lord Chatam, der >1778 dem Unterhause die Unmöglichkeit bewiesen hat, Amerika zu besiegen, dem jetzigen Beherrscher Englands sagen wird: Deutschland kann nicht besiegt werden!"! l Seit jenen Tagen hat Englands Beherrscher, Lloyd George, viele Reden gehalten und auch manchmal vom, Sieg gesprochen, einem Siege, nicht aus eigener Kraft,! sondern mit Amerikas Hilfe. Clemenceau, der nicht, Ministerpräsident für Friedensschluß, sondern für de« Krieg bis aufs Messer war, schwieg zwar, wenn Hinden-' burgs Hammerschläge fielen, führte im übrigen aber den! Kampf gegen Franzosen der vernünftigen Tonart und fetzt« es nach Haigs Niederlage durch, daß Foch Einheits-j generalisfimus mit den üblichen Vorschußlorbeeren ward.« Aber jeder Tag brachte jene Schicksalsstunde näher. Wilsiur griff in die Speichen, lobte in Marktschreiermanier Frank-' reich, auf daß es bei der Stange bliebe. Doch ließ sich die Wahrheit nicht völlig vertuschen. Ausgeblutet, in letzter! Kraftanstrengung gegen die Stunde der Entscheidung sich -nstemmend, fühlt Frankreichs Poilu die ganze Last des' Kampfes auf seinen Schultern. Foch sollte der Retter Englands werden mit Frankreichs Blut. Die Rollen waren vertauscht worden. Nicht mehr England schützte Varis, Frankreich schützte England vor dem militärischen Niederbruch. Gefühlsmäßig wächst darüber Frankreichs Erbitterung., Was gefangene Franzosen in herben Worten aussagen, daß die Briten versagten, setzt sich sogar in der französischen Presse zu Anklagen um. Schrieb doch der „Cri de Paris", Frankreich könne keinen Separatfrieden schließen, da sonst seine lieben anglo-amerikanischen Verbündeten die Hunger peitsche gegen Marianne schwingen würden. Renaudel and andere Clemenceaufeinde bilden die Phalanx zum Sturz Clemenceaus. Weshalb blieben er, Poincarä und Ribot taub, verlangten sie Köln und Mainz und die Vfalz, das Saartal und noch etliche Stücke Deutsch lands , wenn sie nicht die Macht besaßen, siegreich zu sein? Amerika kann nicht den durch die östlichen Friedensschlüsse erfolgten Ausfall von 6 bis 10 Millionen Streitern ersetzen. Und selbst als diese noch gegen die Mittelmächte anstürmten, neigte sich doch nicht die Wage zugunsten des Rauboerbandes. Kühle Berechnung der Hoffnungslosigkeit paart sich also Mit einer Nadelstichpolitik der französischen Presse gegen die Briten und Wilson. Jetzt in den Tagen des neuen Hindenburgschen Stoßes zwischen Reims und Soissons schreibt sogar die halbamtliche französische „Agence Havas" dem Zurückgehen der britischen Divisionen am Damenwege die Niederlage zu. Die Eroberung von Soissons, jener Stadt, da Chlodwig den Syagrius schlug und der erste Karolinger sich die Krone aufs Haupt setzte, wird auf Frankreichs Massen noch uiederdrückender wirken als im März der Fall von Bapaume. Jede Stadt, die in die Hände der Deutschen fällt, ist ein losgerissenes Stück aus Frankreichs Hoffnungskränzen. Es war niemals etwas mit der militärischen Über legenheit der Entente und es wird erst recht nichts werden. Während auf' den sommerlichen Feldern Frankreichs Jochs Heer zermürbt und dann in immer wieder fallenden furcht baren Schlägen zerschmettert wird, bis in der lang und zäd von den Deutschen durchgefochtenen Offensive der Feinde militärische Macht gebrochen ist, geht die Sorgej um Indien wieder durch die britische Presse. Deutschland- bahne sich am Schwarzen Meer entlang und über Klein asien einen neuen Handelsweg zum Kronjuwel des Briten reiches, den weder Brite noch Danke« verlegen können Gleichzeitig fiel Clemenceaus Hoffnung, Japan würde im fernen Osten in Sibirien intervenieren und den Deutschen dort ein Feuerlein anzünden, kläg lich ins Wasser. „Die Japaner bewundern die! militärischen Errungenschaften der Deutschen", meldet diez „Daily Mail" aus Tokio. „Der Japaner bekümmert sich! wenig um Behauptungen, ihn interessieren nur Tatsachen.^ Und Tatsache bleibt, daß unser Schwert und untere militärische Kraft stärker sind als die Worte des Viel- oerdandes. Dessen Pläne im Westen sind ein Scherben haufen. Ganz abgesehen davon, daß im Osten Japan nach russischen Blättern bereits seine Rechnung aufinacht und, Freigabe der japanischen Einwanderung in Australien und! Südafrika fordert, dazu Aufhebung aller Ausnahme bestimmungen Nordamerikas gegen japanische Staats»! dürger; ferner wünscht es Anerkennung seiner Vorherig kbalt über China. Es stellt also Forderungen, über dis australische und amerikanische Arbeiter sowie die Afrikander ein Wutgeheul wider Londons Politik an- ftimmen werden. Mählich rundet sich damit das Bild des Welt^ geschehens. Hindenburgs Hammerschläge, mit immer ge-> wattigerer Kraft wiederholt, hämmern nicht nur den Franzosen die Wahrheit über ihre Lage ein, sie legen auch im Britenlande und über den Wellen der Ozeane au» dem getrübten Bewußtsein der Völker die Erkenntnis der Nutz losigkeit dieses Krieges gegen Deutschlands Lebenskraft bloß. So wird die Stunde der Einkehr kommen. Nicht plötzlich, unvermutet. Sie will von uns erkämpft sein! Und jeder Schlag, mit furchtbarer Wucht geführt, bringt ste uns und der Entente näher. Die große Märzschlacht war glücklicher Beginn; der Stoß über Soissons uni Reims ist ein weiteres Stück rum Ziele, das nah u»t näher kommt. Auf der französischen Mckzugsstraße- Ungeheure Materialverluste. Der Rückzug vom Chemin des Dames hat die Fran zosen große Opfer an Menschen und Material gekostet. In den keffelförmigen Tälern, auf den tiefeingeschnittenen wenigen Straßen lag die undurchdringliche Feuersperro unserer Großgeschosse. Die zum Rücktransport von Material und Geschützen, zum Anttansport von Reserven oorgefahrenen Lastkraftwagen wurden zum großen Teil zerschmettert oder von ihren Führern im Stich gelaffen. An der Steilwand jedes Abhanges, im Schutze jeder! Böschung, im Schatten jedes Waldrandes türmt sich das Kriegsmaterial zuhauf. Wohlgeordnet hinter den Hängen Das Kampfgevket zwischen Reims und SoiffonS. des Winterberges und des östlichen Damenrückens, auch jetzt noch die Mündungen wachsam in Richtung wider die ehemaligen deutschen Stellungen in den Himmel reckend^ stehen britische Batterien in meist geradezu erstaunlicher Vollzähligkeit. Wochen wird es erfordern, all diese Ge schütze zu ordnen und neuer Bestimmung zuzuführen. Und doch sind die Geschütze und die erbeuteten riesigen Munitionslager, deren Ersatz Millionen englischen und französischen Goldes oder weitere Schuldverschreibungen nach Amerika führen wird, nur ein Bruchteil des in deutsche Hände gefallenen Materials. Hinter dem Damen rücken liegen weitausgedehnie gewaltige Pionierdepots. Das ganze Aisne-Tal aber ist eine einzige Kette von großen Lagern von Kriegsmaterialien aller Art. In den Aisne-Niederungen wurden weit ausgedehnte Proviant lager unser. Auf den Stationen stehen Züge, die zur Ab fahrt nicht mehr die Zeit oder die Lokomotive fanden. Die zahlreich erbeuteten Automobile sind als will kommene Ergänzung unserer Nachschubmittel schon in Be trieb genommen und mit besonderem Stolz fährt der deutsche Kraftfahrer den Wagen mit britischen nud fran zösischen Truppenzeichen als Merkmal der Neueroberung. Bei Magneux fiel ein sehr umfangreicher französischer Flug zeughafen mit Hallen, Gerät und Apparaten in unsere Hand, über die mit Faschinen und kleinen Brücken ausgebesserten Straßen ergießt sich ohne Pause der rastlose Strom der nach vorn eilenden deutschen Munitionskolonnen und Trains. Mensch und Pferd geben alle Kraft her, um der oorstürmenden Infanterie zu folgen. Augenzeugen be stätigen, daß die deutschen Verluste beispiellos gering sind. Niemals feit dem Vormarsch 1914 ist ein großer Sieg im Westen mit so geringen Opfern bezahlt worden. Kompagnien, die daS furchtbare Bergmassio gestürmt, zwei Flußläufe über schritten, schwere und leichte Geschütze erobert haben, melden keine Toten und kaum Verwundete Meilenweit ist längs den Marschstraßen kein deutscher Toter zu er blicken. Der Grund liegt in der Überraschung deS Feinde» und in der geschickten Taktik unserer Truppen. Aus dem; Gefühl absoluter Überlegenheit über den Feind erklärt sich bas di« Erwartungen der eigenen Führung übertreffende! Tempo der Verfolgung, überraschend gering ist Ler! Verlust auch an Pferden. ^Sieder ein großer Transportdampfer versenkt. Amsterdam, 30. Mai. Dtc englische Admiralität meldet amtlich r Der TranS- portdampfcr„Leasowccastle" (8737 To.) ist im Mittel» meer am S6. Mai durch ei» feindliches Unterseeboot torpediert worden und gesunken. Neun Angestellte der Gesellschaft werden vermißt, man nimmt an, daß sie ertrunken sind, einschließlich des Kapitäns und zweier Funkentelegraphisten; weiter werden 13 Miki» tärs im Offiziersrang und 79 anderer Grade vermißt. Englands schwere Frachtraumnot. Die vor einigen Wochen im St. Georgskanal erfolgte Versenkung eines kleinen Seglers von 312 Br.-Reg.-To, läßt in mehrfacher Hinsicht interessante Schlüsse auf die durch den U-Boot-Krieg hervorgerufene Frachtraumnol unserer Feinde zu. Dieses Segelschiff, ein Dreimast schoner, batte 454 Tonnen Pech geladen, das von Fleet wood bei Liverpool nach Cadin bestimmt war. Für diese -adung erhielt das Schiff eine Fracht von 75 000 Mark, die im voraus bezahlt worden war, also 185 Mark für eine Lonne. Im Frieden hätte man höchstens 10 Mark für die Tonne auf Äeser kurzen Reise bezahlt. Dieses Beispiel beweist treffend, wie drückend England die Schiffs raumnot empfindet und wie teuer es den Überseeverkehr entlohnen muß. Ferner geht daraus hervor, daß bei der Versenkung eines Schiffes nicht nur der Wert von Schiff und Ladung, sondern auch häufig die nicht unbedeutende Frachtsumme verloren ist. Holland und die neue deutsche Prtsenordnung. Auf eine Anfrage erklärte der holländische Minister des Äußeren über die neue Prisenordnung: Die deutsche Regierung hat dem holländischen Gesandten in Berlin auf seine Frage mitgeteilt, das sie die Änderung der Prisenordnung für die holländische Schiffahrt für anwendbar halte, da nach Abzug der holländischen Schiffe, die zurzeit nicht in Fahrt seien, mehr als die Hälfte des holländischen Schiffsraums von den Alliierten beschlagnahmt worden sei: Der Minister teilte ferner mit, daß Holland Protest er hoben habe, da die neue Verordnung den Verdacht einer neutralitätswidrigen Unterstützung deS Feindes enthalte.- — Die holländische Rechtsverwahrung übersieht, daß e» sich für Deutschland um eine unumgängliche Ausgleich maßnahme handelt, zu der der Schiffsraub der Entente gezwungen hat. Eingeständnisse der Feinde. Die außerordentlich gewundenen französischen undj englischen militärischen Berichte vom 29. Mai versuche»! Kus jede nur mögliche Weise den deutschen großen Sieg: um der Aisne zu verkleinern. Ihr Hauptschlagwort isL jimmer wieder „der Anfangserfolg", wie er nach jedem, Ärtillerieoorbereitungsfeuer einzutteten pflegt. Dabei ver- ;gessen die Ententeschreiber völlig, daß wie bei der Somme- schlacht und bei der Flandernoffensive, soauch jetzt an derAisne das deutscheArtillerievorbereitungsfeuer imGegensatz zu dem wochenlangen Trommelfeuer Ler Franzofen und Engländer nur kurze Stunden dauerte. Wie die englische, so gibt auch die Pariser Presse jetzt den Ernst der Lage zu. Der „Matin" sagt u. a.: Die numerische Übermacht der Deutschen kann nur durch Manövrieren ausgehalten werden, waS jedoch viel Zeit erfordert. Alle BlAter heben hervor, daß der Durchbruch an der Front zwischen Craonelle- Brimont an der Stelle erfolgte, wo eine englische Division, die dorthin vor kurzem zur Erholung geschickt worden war, überrannt wurde, was den allgemeinen Rückzug zur Folge hatte. Was die Italiener sagen. Der neue deutsche Sieg an der Aisne erregt in Italien peinliches Aufsehen. Das Volk hatte immer wieder ge hört, die Heeresleitung der Verbündeten erwarte die be vorstehende Fortsetzung der deutschen Offensive und habe sichere Maßregeln getrosten, um sie abzuwehren. Dennoch müssen die italienischen Korrespondenten jetzt telegraphieren, daß die Deutschen ihren Erfolg der Überraschung ver danken. Der Pariser Korrespondent des „Secolo" erklärt den deutschen Erfolg mit dem Nebel, welchen die vor gehenden deutschen Trnvven aeschickt ausoenukt Kälten