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für die Königliche Amishaupimannschast Meißen, für das Königliche Amtsgericht und den Giadirai zu Wilsdruff sowie für das Königliche Ko.-strentamt zu Tharandt. Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6. Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 28614. e Nr. 76 Mittwoch den 3. April !8i8 Der amtliche,Teil befindet sich aus der 4. Seite Fortschritte in Richtung auf Amiens schnellstens zu verlassen. (wtb) Das ganze deutsche Volk mit seiner Arbeits- und Wirtschaftskraft bürgt für ihre Sicherheit ö - e e lr iS te m (wtb.) Amtlich wird aus Paris vom 31. März ge meldet: Das deutsche weittragende Geschütz hat die Be schießung der Pariser Gegend vom 30. März fortgesetzt. Acht Personen, darunter vier Frauen, wurden getötet und 37, darunter 9 Frauen und 7 Kinder, verwundet. Paris, 1. April (wtb.) (Agence Havas). Der Feind setzte ain 31. März die Fernbeschießung der Umgegend von Paris fort. Ein Toter, ein Verwundeter. mündelsichere Kapitalsanlage w Znserftonsprels r Pfg. für die s-gespaitene Korpuszelle oder deren Raum, Lolalprels r.'-Pfg.,Reklamen 4Zpfg., alles mil «"/«Teuerungszuschlag. Zellraub und tabellarischer Satz mit 5v"/° Aufschlag Sei Wiederholung und Zabresumsähen entsprechender Nachlaß. Lelanntmachungen im amtlichen Lell (nur von Behörden! die Spaltzeile so Pfg. bez. 45 Pfg. / Rachwelsungs- und fdffertengebühr 20 bez. 30 Pfg. / Telephonische Znseraien-Aufgabe schließt jedes Rellamatlonsrcchl aus. / Anzeigenannahme bis 44 Uhr vormittags. / Bcilagengebühr das Tausend s Mft. für dle Poftauflage Zuschlag. / Für das Erscheinen der Anzeigen an bestimmten Tagen und Plätzen wird leine Gewähr geleistet. / Stritte Platzvorschrist 25"/« Aufschlag ohne Rabatt. / Sie Rabattsähe und Nettopreise haben nur bet Bar zahlung binnen 30 Tagen Gültigteiti längeres Ziel, gerichtliche Einziehung, ge meinsame Anzeigen vcrsch. Zmeremen bedingen dle Berechnung des Briiiö-Zei.en- prelses. / Sofern nicht schon früher ausdrücklich oder stlltschwelgend als Erfüllungsort Wilsdruff vereinbart ist, gilt es als vereinbart durch Annahme der Rechnung, falls nicht der Empfänger lnnerh. 8 Tagen, vom Rechnungstage an, Widerspruch erhebt. e- n, und seine Vergangenheit, seine Gegenwart und seine Zu kunft. Und es verliert das hohe Spiel, weil Clemenceau und seine Kumpanen das eigene Ich über Volkswohlfahrl stellen und weil das Volk selbst in den Krieg bereits ein trat als Volk ohne Zukunft, als zurückgebliebene Nation, der nicht das übermorgen gewiß war, sondern das im Gestern lebte. Und nun fällt der letzte Schlag gegen Frankreichs Verblendung; die deutsche Faust zerbricht Mariannens englische Krücken. DaS übermorgen Frankreichs ist also nach geschichtlichen und wirtschaftlichen Gesetzen ehern vor- geschrieben: es ist der Zusammenbruch aller französischer Träume und da» Hinabsinken in die Reihe kleiner, aus« gebluteter und lebensschwacher Nationen. Petersburg nach dem FrLedensschtuß« Schlimmer als im Kriege. Der Friedensschluß von Brest-Litowsk hat der Peters burger Bevölkerung keineswegs die Erlösung aus ihrer vorher schon fast unhaltbaren Lage gebracht. Im Gegen teil, die Petersburger scheinen von Tag zu Tag in eins größere Aufregung zu geraten. Wer nicht dringende Ge schäfte zu besorgen hat, hütet sich, das Haus zu verlassen und die Stadt scheint ausgestorben zu sein. Die Straßenbeleuchtung ist auf ein Mindestmaß be schränkt worden, und viele Straßen sind am Abend völlig in Dunkel getaucht. Die Droschkenkutscher, die auf die Maximalistenherrschaft mehr schimpfen als irgendein anderer Stand, kehren bei Einbruch der Nacht zu ihren Depots zurück und sind dann zu keiner Fahrt mehr zu be wegen; da infolge des Kohlenmangels auch die Straßen bahnen den Verkehr entweder ganz eingestellt oder doch stark beschränkt haben, sind die einzigen Wagen, die man noch auf den Straßen sieht, die „Dienstwagen"' der „Roten Gardisten" und Soldaten, die aus irgendwelchen, nicht ohne weiteres ersichtlichen Gründen Erkundungs fahrten unternehmen. Gruppenweise halten die Freunde undVerteidigerderMaximalistenregierungmit aufgepflanztem Bajonett auf den Bürgersteigen verdächtige Versammlungen ab, worauf sie gewöhnlich eiligen Schrittes nach unbekannten Gefilden abmarschieren. Es ist begreiflich, daß zahlreiche Petersburger den dringenden Wunsch haben, aus dieser unheimlichen Atmosphäre herauszukommen und die Haupt stadt zu verlassen; es gelingt aber nur wenigen, der Wach samkeit der Bolschewiki ein Schnippchen zu schlagen. Die „Passierscheine", die erst den Erwerb einer Eisenbahn fahrkarte ermöglichen, werden grundsätzlich nur für Leute aus den untersten Ständen ausgestellt, allen anderen Ein wohnern aber systematisch verweigert. Der wohlhabende Bürgerstand ist in der Stadt gefangen und kann Peters burg höchstens zu Fuß verlassen, in der Hoffnung, irgendwo unterwegs ein Beförderungsmittel zu finden. Wer ein paar tausend Rubel bei sich hat, darf hoffen, die Reise zu einem gedeihlichen Ende zu führen. Die kleineren Bahn stationen sind umlagert von einer fieberhaft erregten Menge, die oft tagelang warten muß, bevor sie einen Zug „stürmen" kann. Und wenn ein Passagier sich wirklich schon ein Abteil erkämpft hat, darf er immer noch nicht mit Sicherheit darauf rechnen, daß er ans Ziel gelangt. Häufig werden die Züge irgendwo unterwegs von Soldaten angehalten; die Reisenden werden einfach hinaus- gejagt, und die heimkehrenden Krieger nehmen ihre Plätze ein und zwingen den Lokomotivführer, der Fahrt irgend eine andere Richtung, die ihnen genehm ist, zu geben. Oaö »Wilsdruffer Tageblatt- erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, abends s Uhr für den folgenden Tag. / Bezugspreis bei Selbstabholung von der Druckerei wöchentlich 20 Pfg., monatlich 70 Pfg., vierteljährlich 2,40 Mk.; durch unsere Austräger zugetragen monatlich 80 Pfg., vierteljährlich 2,40 Ml.; bei den deutschen Postanstalten vierteljährlich 2,40 Ml. ohne Zustellungsgebühr. Alle Postanstallen, Postboten sowie unsere Austräger und Geschäftsstelle nebmen jederzeit Bestellungen entgegen. / Zm Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen der Betriebe der Zeitungen, der Lieferanten oder der Beförderungseinrichtungen — hat der Bezieher leinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Ferner hat der Fnserent ln den obengenannten Fällen leine Ansprüche, falls dle Zeitung verspätet, in beschränktem Umfange oder nicht erscheint. / Einzel- verlauftprels der Nummer 40 Pfg. / Zuschriften find nicht persönlich zu adressieren, sondern an den Derlag, die Gchrlstleitung oder die Geschäftsstelle. / Snonyme Zuschriften bleiben unberücksichtigt. / Berliner Vertretung: Berlin SW. 48. englische Kommando vollkommen aus dem Konzept brachte, durch die Verwendung von Schützengrabenmörsern und einer neuen deutschen Kanone mit sehr niedriger Lafette, die so leicht transportierbar ist wie ein Gebirgsgeschütz. Die wirkungsvolle Beschiessung von Paris. Soldaten einer französischen Division, die von Paris eiligst mit Kraftwagen in die Gegend von Noyon trans portiert wurden, schildern nach ihrer Gefangennahme die miterlebte Beschießung der französischen Festung als außer ordentlich wirksam. Verschiedentlich seien die Bahnhöfe von deutschen Granaten getroffen, worunter der Verkehr schwer leide. Die wohlhabendere Bevölkerung versuche die Festung Oer neue Verbands-Generalissimus. Nach langen Verhandlungen ist General Foch zum Generalissimus der englisch-französischen Armeen an der Westfront ernannt worden. Die Ernennung erfolgte nicht ohne Einschränkung; denn sie gilt nur „für die Dauer der gegenwärtigen Operationen". Wenn die Havasmeldung der Ernennung'hinzufügt, daß die Ernennung in Übereinstim mung mit dem englischen General Haig -rfolgt ist, so zeigt das, daß man sich erst nach längerem Sträuben unter dem Gebot der höchsten Not auf englischer Seite entschloß, einem Franzosen das Ober kommando über die englischen Streitkräfte auf Frankreichs Erde zu überlassen. General Foch war bisher Oberbefehls haber der Reserve-Armee, die, etwa 30 Divisionen stark, be stimmt war, im Falle eines deutschen Angriffes entweder die besonders bedrohten Stellen zu decken, oder aber durch Gegenangriff den deutschen Druck aufzuheben. Nichts kann klarer den Beweis für die Erschütterung des englischen Selbstbewußtseins und der englischen Kampfkraft beibringen, als die Tatsache, daß man in letzter Stunde — nach unendlich langen Aus einandersetzungen dem französischen Oberkommando zu- stimmte. Lloyd Georges Hilferuf an Amerika. Reuter meldet aus Washington, daß das Telegramm Lloyd Georges dem amerikanischen Volke und den Arbeitern der Schiffswerften und der Munitionsfabriken zeigen ioll, wie dringend notwendig es sei, amerikanische Truppen nach der französischen Front zu schicken. Es ver lautet, daß die Regierung alles anwende, in der Hoffnung, noch dieses Jahr eine Million Mann oder mehr an die Front zu bringen. Die größten Schwierigkeiten hierbei bietet ledoch das Schiffahrtßproblem. Tic neue Angriffstaktik der Deutschen. Über die neue, für die Engländer vollkommen über raschende deutsche Angriffsmethode, der die deutsche Heeres leitung den Durchbruch verdankt, teilt der Havas-Korre- spondent an der französischen Front mit: Bei Beendigung der Artillerievorbereitung waren die deutschen Sturmkolonnen in mehreren Angriffswellen hintereinander gestaffelt aufgestellt. Die erste besetzte die erste feindliche Stellung und begann von dort auf zwei Kilometer Entfernung durch ein furchtbares Maschinen gewehrfeuer die englischen Reserven mit Eisenhagel zu überschütten. Die zweite Kolonne stürmte über die erste hinaus, besetzte die zweite englische Linie und wiederholte die Taktik der ersten Kolonne. Es folgte die dritte deutsche Sturmwelle, die in gleicher Weise vorging, dann die vierte und so fort. Unterstützt wurde dieses Vorgehen, das das „übermorgen Das greise Mongolengesicht Clemenceaus war „ent zückt". als der Hindenburg-Sturm losbrach, „befriedigt", als der deutsche Sturm Englands und Frankreichs Truppen und Reserven zerbrach. Jetzt gesteht der Greis, den der Hauch der Betrügereien im Panamaskandal und die Tatsache, daß 1893 seine Wähler ihn ab' Spion Englands davon jagten, nicht beschwert, er habe r dem Sturm keine Nacht geschlafen. Aber er telegraphr - , Wir sind ruhig, tapfer, und des Übermorgens gewiß. DaS „übermorgen"! Se" >em Sedantage des Jahres 1870 wird es Frankreichs B , als Hoffnungsmedizin von seinen kurpfuschenden Polih ,n verordnet, und der Erfolg war, daß der Volkskörver immer siecher wurde. Gewiß, die gallische Nation war einst überragend, als andere Völker Europas nicht national zusammengefaßt und daher dem militärisch und wirtschaftlich stramm organisierten Frankreich keine gleiche Stoßkraft ent gegensetzen konnten. Hinzu kam, daß die Gallier prahlerisch, leicht zu Raufereien geneigt, wie schon Cäsar sagte, so lange von ihrer „Kultur" redeten, bis sämtliche europäische Michel davon berauscht wurden. Aber schon unter Napoleon, setzte der Rückschlag ein. Endlose Kriege schwächten Frankreichs Volkskraft: gleichzeitig erstarkten daS Nationalbewußtsein und die wirtschaftliche Kraft in anderen Staaten des Festlandes. Paris aber zog alle Kraft Frank chs an sich, ward zum Wasserkopf des Landes, wäh. die Provinzen tot blieben, lahme Körperteile ohne er 's Leben wurden. Paris wurde Frankreich, die Stadt Lichtes und des Schmutzes, der Skandale und der U»...ulichkeit. In der französischen Provinz arbeitete man zwar, aber in den alten, aus gefahrenen Geleisen. Der Sparstrumpf und frühes Rentnertum blieben das Ideal des Durchschnittsfranzosen, diesem Ideal opferte man Kindersegen und Volkswohl fahrt. Aber wirtschaftlich geschlagen von England und Deutschland, zurückgeblieben in jeder Beziehung träumte Frankreich dennoch den Tagen des verblichenen Glanze» nach. Geschäftskundige Pariser Berufspolitiker münzten diese Sehnsucht aus, peitschten die Nerven des alternden Frankreichs mit Habgesängen gegen Deutsch land und die französische Nation stürzte sich in diesen Krieg mit der alternden Verbissenheit eines sterbenden Volkes. Dieser Krieg sollte ein Jungbad für Frankreich werden, predigten seine falschen Prediger, das Gestern Frankreichs wurde Frankreichs Übermorgen. Es schlug sich tapfer, gewiß, eS fühlte, daß es verblutete. Aber dabei, in dem Kautel der Phrasen, in die Gaswolken der von Paris aus geschürten Wut gegen Deutschland ein gehüllt, verübte es nicht nur niederträchtige Scheußlichkeiten gegen deutsche Gefangene, sondern war blind gegen daS eigene Schicksal. Frankreichs Sparstrümpfe waren in Rußland verschwunden; Schulden über Schulden machte daS Land in Amerika und England, seine Mannes kraft lag in Massengräbern an der Marne und in der Champagne, bei Verdun und cm der Somme. England hauste in Nordfrankreich als Gebieter, und die Feuerwalze deS Krieges hatte bereits, als Deutschland zum erstenmal die Hand zum Frieden bot, eine Zone von 375 Kilometer Läng, und 50 Kilometer Breite durch Frankreich gelegt, wo für Menschenalter jede Industrie, jeder Ackerbau ver nichtet ist. Der Feind saß im Lande, der falsche Freund verzehrte Galliens Lebensmark. Aber Frankreich focht weiter, blind gegen sich selbst, gegen die Tatsachen der Geschichte und dieses Krieges. Die ganze Nation lebte in einem Rausch, in einem Totentanz ohne Ende. Der Wille zum Weiter- kämpfen wurde so der Wille zur Selbstoernichtung. Einem Lande wie Frankreich, dem Ruhr und Frieden notwendig gewesen wären wie täglich Brot, bringt dieser Krieg nimmermehr den Sieg. Die Hoffnung auf England zerbarst, Amerikas Hilfe liegt in weiter Ferne oder kommt sicherlich zu spät. So wirft Frankreich jetzt sein Letztes in den großen Schmelztiegel des Krieges, seine letzte Kraft Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend. Erscheint seit dem Jahre 4844.