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Hindenburgs 'Hammerschläge sind die Antwort aus die Politik der Worte und der Angelsachsen Raffgier und Zerschmetterungs willen: die gewaltige Tat wirft alle politischen Be rechnungen, alle fein ausgesponnenen Pläne Wilsons und Lloyd Georges über den Haufen, oerwirrt alle politischen Anmarschlinien gegen uns und läßt Wilson und Lloyd George am Trümmerhaufen ihrer Pläne niit Weh im Herzen einander antelegraphieren. Nicht Worte, die eherne Tat, die Notwendigkeit scharfen Schwertschlags bringen jetzt den Frieden. Wir griffen zu oft mit der Friedenshand ins Leere, stießen dabei auf Wilsons Phrasen, Albions Dünkel, Frankreichs alternde Verbissenheit. Jetzt stehen wir, schlachtendampfend, nahe dem Ziel! Und der Frieden, sagt Hindenburg, wird kein weicher Frieden sein. > Was zerbarst nicht alles vor unseren Sturmkolonnenl Lord Kitchener hat als Englands Ziel die Maaslinie hin- gestellt: die »Times" schrieben, Englands Herz sei jetzt Belgien. Der „Spectator", Englands angesehenste Wochenschrift, schrieb noch kurz vor Beginn des großen Weststurmes, die militärische Lage sei für England so günstig, daß ein Verständigungsfricde ausgeschlossen sei. Oberst Repington, das Haupt der britischen Unentwegten, stimmte dem zu. Zwar sprach Wilson vom Frieden und Lord Lans- downe, der ehemalige Einkesselungspolitiker, sekundierte ihm auf der britischen Insel, aber nur die Wege dieser Politiker unterschieden sich von denen Lloyd Georges und Clemenceaus, das Ziel wax das gleiche: England und Amerika wollten mit Durchsetzung von Frankreichs und Italiens Zielen Herren der Politik auf dem euro päischen Festlande bleiben, Deutschland durch einen Ring von Gibraltar nach Indien, durch Schaffung eines britisch - französischen Afrika, durch Sperrung amerikanischer Rohstoffauellen zwingen, sich die wirtschaftlichen und politischen Gesetze vom Anglo-Ameri- kanismus oorschreiben zu lassen. Und jetzt? »Wie anders, Gretchen. . Jetzt schreiben wir dem Gegner das Gesetz des Handelns vor. Das ist die Wirkung des Ost friedens, und eine weitere Fernwirkung wird nach den Ereignissen in Frankreich eintreten, ja, läßt sich jetzt schon feststellen. Wilson telegraphiert wehmütig, er wolle helfen, da die Hälfte von Englands Heer bereits auf Frankreichs Fluren hart geschlagen ist, Fochs Reservearmee brockenweise in dem Strudel des Rückzuges verblutete. Aber Smuts, jener Burengeneral von der traurigen Gestalt, fordert 2 Millionen amerikanischer Soldaten, und Amerikas Journa listen geben diese Forderung ohne Freude ihren Lesern kund und zu wissen. 2 Millionen! Repington plaudert aus, daß die amerikanische Hilfe bis jetzt nur wenige Hunderttausend Mann betrug, und daß man jede Hoffnung für dieses Jahr fahren lassen müsse. Oberst House, den Amerikas »Weiser Vater", diesen Erzvater der Lüge, gen Europa auf Kundschaft sandte, berichtete Trübes: die amerikanischen Blätter schreien jetzt, nachdem die Zeit kritikloser Selbst beweihräucherung vorüber, Zetermordio über die Zustände in der amerikanischen Armee. „Leslie Newspaper", ein rn Millionen-Auffage erscheinendes Wochenblatt, rührt an den Kernpunkt der Frage amerikanischer Ohnmacht. „Wohl brachten", gesteht das Blatt, „wir Amerikaner eine Milliarde Dollar für den Schiffsbau zusammen, aber da durch haben wir noch keine Schiffe erhalten. Im Jahre 1918, zwei Jahre nachdem wir mit dem Schiffsbau begonnen haben, werden imganzenJahr nur so viel neue Schiffe fertig, wie die U-Boote in zwei Monaten versenken. — Hatte nicht Lord Fisher, Englands volkstümlichster Seelord, immer wieder den Engländern gepredigt: Auf der britischen Flotte ruht das britische Reich. Keiner unserer Soldaten kann irgendwohin kommen, wenn ihn nicht ein Matrose auf seinem Rücken trägt? — Jetzt fehlt der Rücken des Matrosen durch unsere U-Boot-Erfolge vor allem dem amerikanischen Soldaten, und damit fällt die amerikanische Hilssrüstung, nach der Frankreich und.Eng land schreit, buchstäblich ins Wasser. . . So gehen die Ereignisse ihren ehernen Gang; unser Stoß im Westen, unser Ü-Boot-Krieg, wirken mit starkem Druck zugunsten eines deutschen Friedens. Da die Entente militärisch den Stoß nicht auffangen kann, versucht üe inzwischen nach altem Rezept ihm politisch zu begegnen. Die »Newyork World", Wilsons Organ, meldet, der Präsident „studiere" neue Grundlagen eines „Ver ständigungsfriedens". «nd Sena: Owen, der dem Präsi denten nahe steht, beantragt, ..merikas Volksvertreter sollten den Präsidenten ersuchen, innerhalb 50 Tagen Frieden zu schließen. Also Krieg auf sechswöchige Kündigung! Nichts kennzeichnet schärfer Amerikas Ohn macht als dieser wohl von Wilson bestellter Antrag. Nein, der Krieg geht jetzt bis zur Entscheidung weiter, bis unsere Gegner auf ihre Weltmachts- und Aushunge- rungsoläne, auf die Erdrosselung unserer wirtschaftlichen Entwicklung verzichten, nicht nur in Worten sondern durch die Tat. Es geht jetzt ums Ganze, darum wer oben oder unten bleiben soll! England wollte es io. Und die deutsche Nation ist sich dessen bewußt: Du mußt steigen oder sinken, Du mußt herrschen und gewinnen. Oder dienen und verlieren, Leiden oder triumpbieren. Ambos oder Hammer sein. Mn Mittelding gibt es jetzt nicht mehr Unsere Gegner wo'... es so. Das auf Frankreichs Schlachtfeldern oer- gossene Blut kommt über sie. Und Hindenburg der Hammer, schlägt mit blitzendem Schwert die Pforn oes Friedens ein, di« Haß und Raubsucht und Eitelkeit ver sperrt hielten. Siegreich vorwärts. Ungeheure Verluste der Engländer. Mit ungeheurer Wucht schreitet der deutsche Angriff, wie am ersten Tage fort. Starke feindliche Reserven konnten auch am 6. Schlachttage den Ansturm nicht brechen, gäben Widerstand leistend zieht sich der Engländer auf allen Teilen der weitgestreckten Front zurück. Die blutigen Verluste der Engländer und ihrer Hilfsvölker steigern stch zu ungeheuren Zahlen. Sie übertreffen alles bisher Da gewesene. Weder in Rußland noch in Italien waren die Ovker von solcher Höhr. Diese Tatsache erklärt sich aus dcw zähen Widerstand der Briten und ihren massierten, von Franzosen und Amerikanern unterstützten Gegen angriffen. Dazu kommt, daß die englische Infanterie unter dem Kreuzfeuer ihrer eigenen Artillerie leidet. Eine große Anzahl englischer Divisionen ist gänzlich aufgerieben. In sechs Tagen hat unsere Infanterie, der dichtauf die Artillerie folgt, unterstützt von Pionieren und nicht zuletzt durch unsere schneidige Luftwaffe das ganze Gebiet der Sommeschlacht und noch mehr erobert, Roye, Noyon und Albert sind in unseren Händen und damit dem Feinde äußerst wichtige Stützpunkte ent rissen. Insbesondere muß ibn der Verlust von Albert empfindlich treffen, da sich hier der Schulterpunkt der eng lischen Stellung befindet, der seine befestigten Linien nach Norden deckt. Ganz hervorragend war unsere Artillerie ani Kampfe beteiligt. Durch bisher nicht angewandte Fliegerdeckungen blieb der deutsche Aufmarsch dem Feind verborgen, durch neue technische Mittel wurde das Ein schieben verschleiert. Selbst die Feinde machen keinen Hehl aus ihrer Bewunderung der deutschen Angriffskraft und englische Zeitungen schreiben bereits, England werde unter keinen Umständen nachgeben und wenn der Kampf allein mit der Flotte zu Ende geführt werden müßte. In Frankreich versucht man vergeblich, die großen deutschen Erfolge zu verschleiern, in Italien verfolgt man mit steigender Angst die Entwicklung der Dinge und im ganzen neutralen Aussand hält man mit seiner staunenden Bewunderung deutscher Kraft nicht zurück. Wahrlich, wir können mit Stolz auf unser Heer und seine Führer blicken, die solche Taten vollbringen, bei deren Geschehen die Welt den Atem anhält. * Winston Churchills Notruf. Der englische Munitionsminister Winston Churchill fordert in öffentlicher Bekanntmachung zu ganz besonderen Anstrengungen zum sofortigen Ersatz der ernstlichen Ver luste an Geschützen, Maschinengewehren und Schietz- bcdarf infolge der großen Schlacht in Frankreich auf: die ! Ausrüstung der fechtenden Truppen müsse aus der Hohe erhalten werden. Glücklicherweise genügten die Hilfsmittel in jeder Hinsicht, doch. sei höchste Eile geboten: gewisse Arten von Geschützen und Granaten könnten in noch viel höherer Zahl als bisher angefertigt werden, ebenso Tanks, Maschinengewehre und Ausbesserungswerkzeuge. Die Arbeit dürfe auch während der Osterfeiertage nicht ruhen, das kämpfende Heer solle jetzt sehen, was das Heer in den Fabriken leisten könne. Die Beschießung von Paris. Feindliche Berichte über die neue Wunderkanone. Unmittelbar nach der ersten Beschießung von Parrs durch das neue deutsche weittragende Geschütz begann bei inneren Feinden ein großes Rätselraten, wo eigentlich dieses Geschütz ausgestellt und welcher Art es sei. Während die „Action francaise" behauptete, das gespensterhaste Ge schütz sei in der Hochebene von Gobain, 120 Kilometer von Paris aufgestellt, erklärte die Regierungspresse, es handele sich lediglich um einen Bluff der Deutschen, darauf berechnet, die Moral der Pariser Bevölkerung während der Offensive zu erschüttern. „Petit Parisien" aber wußte zu melden, daß die Bevölkerung überhaupt nicht an die weittragende Kanone glauben wolle, sondern überzeugt sei, daß die Deutschen vor Paris stehen und es aus der Nähe beschießen. Gerüchtweise ver lautet, daß das Geschütz, das Paris beschießt, ein Geschoß abfeuert, das hinlänglich mit Zügen versehen ist und in seiner ganzen Länge ein »weites Geschoß umfaßt, das in einer Entfernung von 38 Kilometern von dem Punkt« feiner Abfeuerung losgeht und mittels Flügel mit einer Schnelligkeit weiterfliegt, die es noch 70 bis 80 Kilometer weitertreibt. Das „Journal" läßt durch seinen artilleristi schen Mitarbeiter erklären, es sei anzunehmen, daß dank einer neuen Vorrichtung aus den Geschossen während der Flugdauer neue Geschosse sich entluden, also eine Art Relais-Methode verwandt wurde. Man sieht, welche tolle Blüten die allgemeine Bestürzung treibt. Der Sachverständige des Mailänder „Corriere della Sera" wirft die Frage auf, wie eS möglich war, daß deutsche Geschosse Pqris zu er reichen vermochten, und stellt folgende niedliche Vermutung aus : Entweder müsse es den deutschen Agenten gelungen sein, in der Nähe von Paris ein solches Geschütz bis zum