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Mit schneidender Schärfe hat der alte Clemenceau, wieder einmal in der Kammer interpelliert über seine höchst unfreiheitliche Art der Regierung, jeden Bedanken an Frieden zurückgewiesen. Er sieht die Moral de- französischen Volke- durch die lange Kriegsdauer gefähr det ; um so mehr fühlt er die Verpflichtung, sie von oben her durch Beweise männlicher Stärke zu bewahren. Und er kennt kein bessere- Mittel dazu, al- der Heimat die Moral de- Soldaten an der Front immer wieder mit stärkstem Nach druck vor Augen zu halten. Sie aber würde ins Wanken geraten, wenn man den Truppen vom Frieden reden wollte: dann wäre alle- verloren. Gewiß, wer wünschte keinen baldigen Frieden? Er müßte ja ein Ver-. brecher sein, wenn er anders dächte. Aber durchs vlöken nach dem Frieden bringt man den preußischen Militarismus nicht zum Schweigen, sagt Herr Clemenceau und erntet damit lebhaften Beifall bei der groben Mehrheit der Kammer. Er ist und will sein nn Mann de- Krieges; im Innern: überall Krieg, nach mtzen: Krieg und nochmals Krieg. „Rußland hat un- oerraten? Ich fahre fort ürUeg »u führen und werde fort- sahren bi- zur letzten Viertelstunde: denn die letzte Viertel stunde wird uns gehören. Alle Welt dankt uns und wünscht eS. Darin find wir einig/ Sprach'- und erhielt «um Dank mit 400 gegen 76 Stimmen den Dank der Volksvertretung ausgesprochen. So wissen wir wieder einmal woran wir sind. In London hat eS uns, nach der letzten großen Kanzlerrede, Minister Balfour al-bald kund und zu wissm getan, daß die britische Regierung für unsere Friedensvorschläge nicht zu haben ist und daß sie auch der Anregung de- Grafen Hertling zu einer völlig unverbindlichen Aus sprache im kleinen Kreise keinen Geschmack abzugewinnen vermag. Worauf natürlich auch der italienische Minister präsident in da- gleiche Horn stieß. Und nun kommt Frankreichs Herr und Gebieter und weist die Friedens freunde im Lande energisch zur Ruhe. Nur zornige Verachtung kennt er für sie und er weiß schon, das muß man sagen, den Ton zu treffen, den die Franzosen sich, auch wenn sie mit dem Redner nicht einverstanden find, doch widerspruchslos gefallen lasten. Die Unentwegtheit dieses Manne-, der schon vom Rande deS Grabes nicht mehr weit entfernt ist, muß ihnen imponieren — für heute und morgen, wenigstens, bi- sich die bangen Zweifel wieder in Köpfen und Herzen zum Wort melden, da doch alles stolze Bered« der letzten Wochen und Monate den mit Händen Ku greifenden Niedergang der Ententesacht nicht aufzuhalten vermocht hat. Aber Clemenceau will auch nichts anderes 'als Zeit gewinnen, kann nicht- anderes wollen. Eine Umkehr von der Bahn, auf der er sein Volk dem völligen Zusammenbruch entgegenführt, sie würde ihm und seinen Mitschuldigen ohne weiteres Kopf und Kragen kosten. Und wenn er etwa in das „Blöken nach dem Frieden" mit einstimmen oder es gutheißen wollte, wer 'würde ihm, dem geborenen Kampfbahn und leidenschaft- klichen Hasser alle- Deutschen, damit über den Weg trauen? Da- liegt ihm nicht. Er versteht sich besser auf das Auf peitschen der «Stimmungen; in dieser Kunst hat er sich sein ganze- Leben lang geübt, und er hat jetzt, wo er nach menschlichem Ermesten vor dem baldigen Abschluß seiner irdischen Laufbahn angelangt ist, nicht das Amt des Ministerpräsidenten übernommen, um von Frieden und Versöhnung zu schwätzen. Lieber wählt er den Untergang für sich und für sein Land. Es will uns scheinen, daß die Wahl, di« er jetzt getroffen hat, nicht mehr rückgängig zu machen ist. Denn die letzte Viertelstunde, von der Herr Clemenceau gesprochen, ist wohl näher als er glaubt. Es ist die höchste Zeit, sagte der deutsche Reichskanzler am 25. Februar, als er seinen Blick von dem niedergeschmetterten Rußland nach dem Westen wandte und unserer Vorbereitungen ge dachte für den kommenden Frühling. Die höchste Zeit zum Einlenken, wenn nicht abermals der Schrecken des Krieges in furchtbarster Größe entfesselt werden soll. Aber weder England noch Frankreich sind für den Frieden der Verständigung zu haben — so fällt die volle Verant wortung für alles, was nun kommt, unweigerlich kommen muß, aus die Häupter der feindlichen Regierungen. Das deutsche Schwert ist eS, das sich auch im Westen den Frieden erkämpfen muß, und es wird auch die letzte Viertelstunde nach unserem Willen gestalten. Dann wird selbst Herr Clemenceau die Segel endgültig ftreichep müssen. Die Entwicklung im Osten. Kaiser Wilhelm Herzog von Kurland? Berlin, 11. März. Deutsche Zeitungen aus dem Gebiet der Verwaltung Ober-Ost berichten: Der LandeSrat von Kurland hat angeblich beschlossen, die Herzogkrone dem Deutschen Kaiser anzubieten. Wie von unterrichteter Seite mitgeteilt wird, ist eine Bestätigung dieser Nachricht bisher in Berlin nicht einge troffen und an hiesiger amtlicher Stelle von einem solchen Beschluß bis zur Stunde wenigstens nichts bekannt. Ein falsches Gerücht. In der schwedischen Presse wird berichtet: Prinz Oskar von Preußen sei als künftiger Herrscher von Finnland in Aussicht genommen. An dieser Meldung, die vielfach tendenziös gegen Deutschland ausgebeutet wird, ist, wie von amtlicher Stellt mitgeteilt wird, kein wahres Wort. * Deutsche Truppen vor Odessa. Bei der Räumung der Ukraine von den bolschewisti schen Banden haben sich unsere Truppen Odessa auf etwq S Meilen genähert. In der Gegend von Bagmatsch stehest unsere Truppen im Gefecht mit zahlenmäßig überlegenen außerordentlich starken Banden, die sich zum groben Teil aus tschechischen (l) Deserteuren zusammensetzen. Bei Petschori, östlich von Pskow, wurden die verstümmelten Leichen von 9 deutschen Soldaten gefunden. Der Stadt ist dafür eine Kontribution von 3 000 000 Rubeln auferlegt worden. Im allgemeinen sind nunniehr aber an der groß russischen Front die Kämpfe gegen Rote Garde und Banden beendet und die militärischen Operationen dort eingestellt worden. Die Einstellung der Feindseligkeiten im Osten. Am 5. März hat der Oberbefehlshaber Krylenko einer. Funkspruch an den Oberbefehlshabcr Ost gerichtet, in dem er aus die Bedingung des Friedensvertrages hinwies, nach der die Feindseligkeiten der Front einzustellen wären, in dem er ferner anfragt, ob alle Anordnungen getroffen sind, daß die Feindseligkeiten eingestellt werden. Daraufhin erfolgte am 6. März vom Oberbefehlshaber Ost die Ant« wort, daß die Einstellung der Feindseligkeiten deutscherseits für den 3. März 1 Uhr nachmittags befohlen wurden. Wenn es trotzdem noch zu Kämpfen gekommen ist, so wird dies.deutscherseits bedauert. Die Ursache war der Wider stand, der in Estland und in der Ukraine geleistet wurde. Es ist der lebhafte Wunsch der Obersten Heeresleitung, daß auch diese Kämpfe bald völlig aufhören und da« anderseits die dazu erforderlichen Anordnungen getroffen werden. Damit erledigen sich die tendenziös in der aus ländischen Presse verbreiteten Nachrichten. Die Rumänen räumen die Bukowina. Nus dem österreichischen Kriegspresseauartier wird ge meldet: Den Bestimmungen des Vorfriedensschlustes mit Rumänien zufolge räumen die Rumänen fest dem 7. Mär, die von ihnen bisher noch besetzt gehaltenen Teile da Bukowina. Von den ihnen nachrückenden österreichischen Detachements zog ein österreichisch-iwgm-ischeS B-iioilloa in Anwesenheit eines Divifwusloummadaut«» « di, Srreth ein. Neuer Hilferuf an Japan. Lord Robert Cecil erklärte in einer Unterredung,' Deutschland hege den riesenhaften Plan einer Welt eroberung. Deutschland hat Odessa besetzt oder ist wenigstens im Begriff, es zu besetzen, und gleichzeitig hat es auf der Rückgabe der Häfen im Osten und im Schwarzen Meere an die Türkei bestanden. Deutschlands Absicht hierbei ist, die Bagdadeisenbahn durch eine neue Linie nach Osten über den Kaukasus und durch Nordwestperffen zu ersetzen. Gibt es irgendeinen Grund, weshalb Deutsch land nicht versuchen sollte, in Sibirien einzudringen, wie es das anderswo getan hat? Wir würden im höchsten Grade töricht und verbrecherisch handeln, wenn wir nicht jeden möglichen Schritt versuchen, um diesen deutschen Plan zu vereiteln. Ich denke, wir würden gut beraten fein, wenn wir den Beistand unseres japanischen Ver bündeten bei einer Sache suchten, in der er und er allein wirksame Dienste leisten kann. Die Nahrnngsmittelkrise in England. Die Londoner „Sunday Times" schreibt: „Das Voll kann nicht begreifen, warum die solange hinausgeschoben« Rationierung plötzlich eingeführt wird, d^für muß di« Admiralität verantwortlich gemacht werden. Sie hat den ilmfang unserer Schiffsverluste geheimgehalten, und in dem Wunsche, dem Feind keine Anhaltspunkte zu geben, einen gänzlich falschen Eindruck im Lande hervorgerufen. Dem Durchschnittscngländer wurde nie die äußerst wichtig« Tatsache mitgeteilt, — daß wir nicht mehr auf die reich lichen überseeischen Zufuhren rechnen können, von denen wir in der Vergangenheit lebten. Die Unterseeboots drohung hat sich zu einer richtigen Gefahr gestaltet, und wir sind unleugbar in bisher nie gekannter Weise auf unsere eigene Erzeugung angewiesen. Vereinsamte Weltverkeyrswege. Fregattenkapitän Nerger, der Kommandant des Hilfs kreuzers „Wols", der jetzt in Lübeck seine Millionenläüung löscht, äußerte sich in einer Unterredung mit einem Ver treter von W.T.B. über die Wirkungen des U-Boot-Krieges dabin, daß auf den Verkehrswegen des Atlantisches Ozeans eine seltsame Verkehrsstille herrscht. Die Schiff fahrt zwischen Australien und Südamerika hat so gut wie ganz aufgehört. Unter der Bevölkerung Neuseelands und Australiens herrscht im allgemeinen eine starke Mißstim mung sowohl gegen die Regierungen dieser Länder wie gegen das Mutterland. In Australien hat sich Japan wirtschaftlich erheblich ausgedehnt und den englischen- Handel fast ganz verdrängt. Das erregt iu Australien größte Besorgnis, da man glaubt, daß das erhebliche An wachsen der wirtschaftlichen und damit auch politischen Macht Japans keine zeitlich vorübergehende Erscheinung sei, sondern auch nach dem Kriege sortbestehen werde. Die Stimmung der Inder gegen die Engländer ist durch- weg gereizt und erreicht häufig den Grad.offener Feind schaft. Berühmie Kampfflieger. Ritter v. Tutschek — Oberleutnant Bubbecke Der im letzten Generalstabsbericht genannte Haupts mann Ritter v. Tutschek hat seinen 27. Luftsieg erfochten.' Er ist einer jener Offi ziere, die erst ihre Lauf bahn begannen, als Immelman« und Bölcke bereits ihr Helden leben beschlossen hatten. Aber der Geist dieser Unvergleichlichen lebt wie in so vielen andern auch in diesem kühnen Flieger, der in letzter Zeit wiederholt als Sieger im Luftkampf genannt wurde. — Mit Oberleutnant Buddecke, der am Sonntag im Luftkampf gefallen ist, ist einer unserer er probtesten Flieger dahin- gegangrn. Bereits im Frühjahr 1916 wurde er mit dem Orden ?onr Io werite aus gezeichnet. Der kühne Flieger, der sich auch Riner v. Tutschek. durch wertvolle Er kundungsflüge hervorgetan, gehörte vor dem Kriege dem Leibgarde-Jnfanterie-Regiment (I.Großherzoglich Hessischen) Nr. 115 al- Reserveoffizier an, im vorigen Jahre wurde er als Oberleutnant mit einem Patent vom 27. Januar wieder im Heere angestellt. Der zweite Strafongriff aEpariS. Unbelehrt durch unseren Strafangriff gegen die Stadt Paris in der Nacht vom 30. Januar und durch unsere er neuten Warnungen haben die Gegner während der ver gangenen Wochen wiederum friedliche deutsche Städte weit hinter der Kampfzone mit Bomben heimgesucht. Die an gedrohte Strafe ist vorgestern Nacht abermals vollstreckt worden: Die Stadt Paris war wiederum das Ziel unseres Vergeltungsangriffes. Dem verbrecherischen und verblendeten Verhalten unserer Gegner entsprechend wurde der Angriff mit noch größerer Stärke und Wucht geführt als der erste. Die Stadt Paris wurde mit Insgesamt! 23700 Kilogramm Bomben belegt. Wie stark die Wirkungen des Angriffs waren, geht au-j einem Genfer Bericht hervor, in dem es u. a. heißt: Diei Feuerwehren in Paris und den Vororten arbeiteten tags über ununterbrochen, namentlich in den nördlichen und östlichen Bezirken und den den Boulevards benachbarten