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MMufferTageblaN Blatt Amts für die Königliche Amtshaupimannschast Meißen, für das Königliche Amisgenchi und den Sia-irai zu Wilsdruff sowie für das Königliche Iorstrentamt zu Tharandt Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6. Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 28614. Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend. Erscheint seit dem Jahre ^84^. Insertionspreis r Psg. für die S«ges»alienc KorpuSzeilc oder deren Rau», Lolaiprei« l.'-pfg., Reklamen 4Lpfg.. alles mii «"/»Teuerungszuschlag. Zeitroob und tabellarischer Satz mii S0°/° Aufschlag. Bei Wiederholung und Jahresumsätzen entsprechender Nachlaß. 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Der an Stelle Trotzkis von der Petersburger Regierung zur Unterzeichnung des Friedens ins deutsche Hauptquartier der Ostfront entsandte Herr Sokolnikow war unzufrieden. Verhandeln, über legen, prüfen? Nein, das habe ja keinen Sinn. Das' deutsche Ultimatum habe die russische Republik im Zustande der Demobilmachung getroffen, er sehe sich deshalb ge zwungen, es anzunehmen und die vorgelegten Bedingungen zu unterschreiben. Das sei aber natürlich kein Ver- ständignngsfriede. Unter dem Vorwande des Selbst- beftimmuugsrechtes unterstelle man die russischen Rand völker dem Einfluß des Gegners, und in Finnland und der Ukraine stütze der Vierbund die Be strebungen der Gegenrevolution. Durch den Bruch des Waffenstillstandes vergewaltigt, unterzeichne Rußland den Friedensvertrag, ohne in Verhandlungen darüber ein- zutreten, nachdem es vergeblich an die deutschen Arbeiter appelliert habe. Ein zweiter Protest richtete sich gegen die Neuordnung der staatsrechtlichen Verhältnisse in den ehemals türkischen Bezirken Erdehan, Batumund Kars, die, wie Herrn Sokolnikow alsbald oorgehalten wurde, vier Jahrhunderte hindurch zum Osmanenreich gehört hatten, bis sie 1878 von Rußland als Ersatz für eine nicht empfangene Kriegsentschädigung annektiert wurden. Also ein Akt historischer Gerechtigkeit, dem sich am allerwenigsten Apostel des Friedens und der internationalen Verträglichkeit, als welche die Bolsche wisten ja zur Macht gekommen sind, verjagen sollten. Die Vertreter des Vierbundes sind dem Führer der russischen Delegation die Antwort natürlich nicht schuldig geblieben. Zwei Monate lang habe man bei voller Waffen ruhe mit Rußland verhandelt, das allein die Verant wortung dafür zu tragen habe, wenn bei den jetzigen Schlußberatungen ohne näheres Eingehen auf Einzelfragen verfahren werde. General Hoffmann verwahrte sich insbesondere gegen den Vorwurf einer Verletzung des Waffenstillstandsvertrages durch Deutschland. Herrn Trotzki sei sofort am 10. Februar durch Herrn o. Kühl mann klipp und - klar gesagt worden, daß mit einem einseitigen Abbruch der Friedensverhandlungen der Waffenstillstand von selbst außer Kraft trete, und Herr Trotzki habe diese Erklärung widerspruchslos zur Kenntnis genommen. Im übrigen sei die russische Demobilmachung ja schon seit Wochen im Gange gewesen, ganz unabhängig von den Aussichten und dem Stande der Friedens verbandlungen; darüber sei man in Petersburg ebenso gut unterrichtet gewesen.wie in Brest-Litowsk. Nicht minder entschieden wies der Gesandte o. Rosenberg das Wort der Russen von dem Appell an die deutschen Arbeiter -ürück, sur die es eine Beleidigung bedeute, wenn ihnen zugerputet würde, daß sie sich mit Feinden ihres Landes gegen die eigene Regierung zusammentun sollen. Herr Sykolnikory. blieb natürlich bei seinen Gedankengängen — und unterschrieb. Dann ging man unter einigen möglichst freundlich gehaltenen Abschiedsworten des österreichischen Bevollmächtigten auseinander, Was nun weiter? Die Methode Sokolnikow unter scheidet sich nicht sehr wesentlich von der Methode Trotzki, soviel ist gewiß. Die Herren wollen den Kampf fort setzen, wenn auch nicht mit d^-n Waffen, so doch mit Wort Und Schrift, vielleicht auch mit passiver Auflehnung gegen die Durchführung des Friedensvertrages. Glücklicherweise verfügen wir über Mittel und Wege, einen sanften Druck auszuüben, wo und sobald er erforderlich werden sollte, was die Lage der Petersburger Regierung allerdings nur noch mehr verschlimmern müßte. Aber wie lange wird sie überhaupt noch am Ruder sein? Und mit den Leuten, die nach ihr kommen, werden wir uns ohnedies wohl wieder auf neuer Grundlage verständigen müssen. * Mas bringt -er Friede im Osten? Folgendes Nachwort zu vem Friedens- schluß in Brest-Litowsk gebt uns von be- sonderer Seite zu: Der Friedensschluß von Brest- Litowst bringt dem alten Rußland schwere Verluste. Gleichwohl sind ihm keine demütigenden Bedingungen auferlegt worden. So wie der Frieden mit Rußland jetzt oorliegt, ist er der Ausdruck der Verschiebung der Machtoerhältnisse und der inneren Auf lösung des nur durch zentralistische Gewalt künstlich zu sammengehaltenen russischen Reichsbaues. Auch den Widerstrebenden unter uns, die dem Phantom eines Friedens mit einem in sich geschlossenen Rußland nachjagten, wird nun wohl die Einsicht kommen, daß unsere Staats.kunst auf dem rechten Wege war, als sie, die wirk lichen Verhältnisse erfassend, der inneren Neugrnppierung Rußlands Rechnung trug, und sie in den Dienst unserer Interessen stellte. Was in Brest-Litowsk geleistet und an fruchtbaren Ergebnissen erzielt worden ist, wird erst eine spätere Zeit voll abzuschätzen vermögen. Wir Zeitgenossen befinden uns zu sehr unter dem starken Ein druck der gewaltigen Geschehnisse, um es in vollem Um fange zu übersehen. An uns ist es, mit Empfindungen tiefen Dankes der Arbeit aller Beteiligten zu gedenken, die für sich das Zeugnis in Anspruch nehmen dürfen, daß die Feder nickt verdorben bat, was vom Schwert geschaffen worden war . . Was der Friede mit Rußland über die militärische Entlastung hinaus uns bringt, tritt schon jetzt in klaren Umrissen zu Tage. Eine unmittelbare Folge ist das Ab lassen der Maximalisten von den störenden Eingriffen in die Neuordnung der ukrainischen Verhältnisse, mit deren Festigung die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen des jungen Staates zu den Vierbundmächten auf eine sichere Grundlage gestellt werden. In gleichem Schritt wird die Ukraine als Bezugsgebiet wichtiger Erzeugnisse im Werte wachsen. Im hoben Norden ist es Finnland, das von den Eingriffen der maximalistischen Anarchie be freit wird und damit die Möglichkeit empfängt, feine An gelegenheiten nach eigenem Ermessen zu gestalten. Neben der erfreulichen Wirkung der Abdämmung der anarchisti schen Flutwelle gegen Westeuropa sind es auch hier be deutende wirtschaftliche Interessen, durch die wir rn einer neu gesicherten gesunden Entwicklung des von Rußland losgelösten finnländischen Staats wesens beteiligt sind. Daran schließt sich die Elm ' »er westlichen Randvölker Rußlands. Von E> Vvien sind eine Reihe von Randstaaten m Bildung be- griffen, die das lebhafteste Interesse an einem für sie und für uns gedeihlichen Verhältnis zu Deutschland haben. Dieses Interesse wird auch dort zum Durchbruch ge- langen, wo es, wie in Polen, zum Teil durch Verkennung der ausschlaggebenden Umstände noch getrübt ist. Als Befreier vom russischen Joch ist Deutschland diesen Völkern erschienen und es wird ihre Bestrebungen mit Wohlwollen verfolgen. Die kommenden Ereignisfe werden dafür Zeugnis ablegen. Und stehen auch noch schwere Kämpfe bevor, so ist doch schon die Morgenröte deS herannahenden allgemeinen Friedens sichtbar.... Trovalledem . . , Das Hungergespenst naht! In England. London (indirekt). 6. März. Unter der Überschrift „Dil schwierigste Lage während der nächsten zwei Monate" ers wähnte die „Times" am 6. vorigen Monats eine» Bor trag dss ErnährnngSministerS Lord Rhondda. Da ghe, der Inhalt vertraulicher Art war, enthielt sich das Blatt eines Berichtes. Nur der Abgeordnete Herbert Samuel äußerte hierüber am IS. Februar im Unterhäuser „Die Abgeordneten seien mit schwere» Zweifeln au der Lage der Rahrungsmittelzufnhr nach Hause gegangen." Washington, 6. März (Reuter). Der NahrungS- mittel-Kommissar Hoeoer hat eine neue Verordnung über die Lebensmittelersparnis erlassen, wonach die Alliierten weitere erhöhte Zufuhr von Brotgetreide verlangt haben, wegen der geringen Ankünfte aus Argentinien. Deshalb sei es notwendig, zur weiteren Ersparnis von Brot den Fleischgenuß wieder mehr auszudehnen und auch de» Alliierten soviel Fleisch zu schicken, als Transportmöglich keiten vorhanden. Es werden infolgedessen die bestehenden Beschränkungen im Fleischgenuß aufgehoben. Der Vorfriede mii Rumänien. Berlin, 6. März. Wie amtlich mitgeteitt wird, ist gestern im Schlofft Buftea bei Bukarest von den bevollmächtigten Vertretern der Vierbundmächte und den rumänischen Bevollmächtigten ein Vertrag unterzeichnet worden, in dem es heißt, daß, nachdem der zu Focsani am 9. Dezember 1917 unterzeichnete Wasienstillstandsvertrag am 2. März gekündigt und am 5. März 1918 um 12 Uhrmittags abgelaufen ist, vom ö. März 1918 mitternachts an eine vierzehntägige Waffen ruhe mit dreitägiger Kündigungsfrist laufen soll. Die Friedcnsbedinguugen. Zwischen den Unterzeichneten besteht vollkommene Über einstimmung darüber, daß innerhalb dieses Zeitraumes bei endgültige Friede abzuschltcße» ist und zwar auf Grund lage nachstehender Vereinbarung: Rumänien tritt an die verbündeten Mächte die Dobrudsch« bis zur Donau ab. Die Mächte des Vierbundes werden für die Erhaltung Ebenso werden der Lage entsprechefide Maßnahmen 2U! wiUfchaftlichem Gebiete grundsätzlich zugestanden. Sofortige Demobilisierung. Tie rumänische Regierung verpflichtet sich, sofort acht Divisionen der rumänischen Armee zu Le- mobutueren. Die Leitung Ler Demobilmachung wird ge meinsam durch das Oberkommando der Heeresgruppe Martensen nnd die rumänische Oberste Heeresleitung er folgen. Sobald zwischen Rußland und Rumänien der Friede wiederhergestellt ist, werden auch die übrigen Teile der rumänischen Armee zu demobilisieren sein, foweit sie nicht zum Sicherheitsdienst an der russisch-rumänischen Grenze benötigt werden. Die rumänischen Truppen haben sofort das von ihnen besetzte Gebiet der österreichisck-ungarifchen Monarchie zu räumen. Die rumänische Regierung verpflichtet sich, den Trans port von Truppen der verbündeten Mächte durch die Moldau und Beßarabien nach Odessa cisenbahntechnisch mit allen Kräften zu unterstützen. Rumänien verpflichtet sich, die noch in rumänischen Diensten stehenden Offiziere der mit dem Vierbunde im Kriege befindlichen Mächte sofort zu entlassen. Diesen Offizieren wird seitens der Vierbundsmächte freies Geleite rugesickert. Dieser Vertrag tritt sofort in Kraft. Der Vertrag ist von sämtlichen Bevollmächtigten unter zeichnet und mit ihren Siegeln versehen. In vierzehn Tagen! Nock vor wenigen Tagen schien es, als ob der rumänische Oberbefehlshaber und jetzige Ministerpräsident Averescu nicht geneigt sei, aus der unhaltbaren Lage Ramäuiens die allein möglichen Folgerungen zu ziehen. Er schien noch immer gewissen Einflüssen der Westmächte geneigt zu sein. Nun hat er sich — m i zuletzt unter dem Eindruck des deutschen Vormarsches endgültig oom Verband getrennt und den Friedensweg beschritten. Die Wandlung wird Rumänien sicher zum Segen gereichen. Die Mittelmächte aber hoben durch ihre Waffenerfolge nunmehr die Ostfront abgeräumt. Der Kaiser an den Reichstag. Berlin, 0. Mär». Auf daS vom Präsidium des Reichstages an den Kaiser gerichtete Glückwunschtelegramm auS Anlaß des Friedens schlusses mit Rußland ist an den Vizepräsidenten deS Reichs tages Dove nachstehende Antwort eingegangen: Herzlichen Dank für da» Telegramm des Reichstag», besten Fassung mich sehr erfreut hat. Der völlige Sieg im Osten erfüllt mich mit tiefer Dankbarkeit. Er läßt uns wieder einen der großenMomente erleben, in denen wir ehrfürchtig GotteS Wallen in der Geschichte bewundern können. Welch eine Wendung durch GotteS Fügung l Die Heldentaten unserer Truppen, die Erfolge unserer großen Feldherren, die be wunderungswürdigen Leistungen der Heimat wurzeln letzten Endes in den sittlichen Kräften, im kategorischen Imperativ, die unserem Volk in harter Schule anerzogen sind. Sie werden uns auch durch die entscheidenden Schlußkämpfe hindurchtragen, endgültigem Siege entgegen. Bei den großen Aufgaben, die uns Friedensschluß, Wiederaufbau und Heilung der Kciegswunden stellen werden, wünsche ich meinem geliebten Deutschen Volk die alte geschichtliche Er fahrung, daß Einigkeit stark macht. Möchte e» mit starkem Wirklichkeitssinn, mit unbeugsamem Glauben an sich selbst und seine Mission, mit starkem Staatsgefühl und stolzer Freude am Vaterland, an die neue Zeit und ihre Aufgaben berantreten, mit mir und meinem Hause durck die altbewährten Bande gegenseitigen Vertrauens verbunden! Ich zweifle nicht, daß au» den Stürmen und Opfern dieser Zeit eine reiche, starke und glückliche Zukunft erwachsen wird. DaS Befinden des ReichStagSpräsidenten Kaemos begleite ich mit besten Wünschen für baldige Genesung! Wer blieb Sieger? Die Westmächte beziffern nach ihren eigenen Heere-- berichten die Gefangenen- und Beuteoerluste Mittel mächte seit dem 1. Dezember 1917 auf insgesamt: 9 656 Gefangene, 17 Geschütze, 322 Maschinengewehre, 18 Grabenwaffen.