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Königliche Amisgerichi und -en Giadirai zu Wilsdruff für -ie Königliche Amishaupimannschast Meißen, für das sowie für das Königliche i Korstrentami zu Tharan-i Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6. Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 28614. Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend. Erscheint seit dem Jahre 1844. Inscrtwnöpmö r Pfg. für die s-gespaljcne KprpuSzclle odcr deren Raum, Lokalpre!s I^Pfg., NeNamcn 4Z pfg., alles ml! 0V„ Teuerungszufchlag. Zellraub und labcllarischer Satz mit zo"/- Aufschlag. Bei Wiedcrbolung und Jahresumsätzen entzprechender Rachlaß. Bekanntmachungen im amtlichen Lell <nur von Behörden! die Spaltzeile bv Pfg. bez. 4S pfg. / Rachwcisungs- und Offertcngebühr 20 bez. 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Der Präsident der Vereinigten; Staaten dagegen hat die lange Überlegungsfrist, die er! gebraucht hat, lediglich dazu benutzt, um «ine neues Auflage seiner sattsam bekannten, wortreichen und^ salbungsvollen Kongreßbotschaften herzustellen, die, wenn! man sie genossen hat, an dem Stande der Dinge im wesent-; lichen alles unverändert lassen, wie es war. Ein paar hochmütige Redensarten mehr oder weniger; die dreist«! Tonart «twas laut«r oder gedämpfter genommen, das ist der einzige Unterschied in diesen Ergüssen, so oft wir sie bisher auch schon vorgesetzt bekommen haben. Nachher hat die Weltgeschichte bis jetzt immer noch ihren Gang fort- geseht, als wäre nichts geschehen, rein gar nichts. Wird rS diesmal anders sein? Das ist kaum zu hoffen. Herr Wilson leistet sich daS billig« Vergnügen, zwischen dem klaren und sanftmütigen! Trafen Czernin auf der einen und dem dunklen, geheimnis vollen Grafen Hertling auf der andern Seite zu unter-! scheiden und anzudeuten, daß er mit Wien wohl allenfalls; sich verständigen möchte und könnte, wenn eS nicht an! Berlin gekettet wäre. Die Militärpartei in Deutschland, die! läßt den friedfertigsten aller Staatenlenker nicht zur Ruhe! kommen, den Mann, der di« Westmächte, als er noch, neutral war, unentwegt mit der gesamten Geld- und! Wirtschaftskraft seines Landes unterstützte, und der sich leit bald Jahresfrist die gewaltigste Rüstung zulegt, um! nur ja in Europa keine den wirklichen Machtverhältnissen! dieser Erdteils entsprechende Entscheidung zuzulassen, i Gewiß, der deutsche Militarismus — wenn der nicht ge«! wesen wär«, dann könnte Graf Czernin heute schwerlich« als Sieger die Friedenshand darbieten, dann wäre die! Donaumonarchie längst zerstückelt und zerschlagen: in; Galizien säßen heute die Russen, in Sieben»! bürgen die Rumänen, in Ungarn und Kroatien! die Serben und in Trient und Triest die Italiener.« Mit dem Rest wären — die Tschechen spielend fertig ge-! worden. Diese Tatsachen wird man in Wien und Budapest j noch nicht vergessen haben. Der deutsche Militarismus i war also immerhin eine ganz nützliche Einrichtung auchj für die Bundesgenossen des Deutschen Reiches. Herr! Wilson kann locken und girren so viel er will, es wird ! ihm schwerlich etwas helfen. Auch daß er sich diesmal j gegen unsere Regierung nur gewohnte Angriffe leistet,; dafür aber den Reichstag und seine Friedensresolution! um so geflissentlicher herausstreicht, ändert an dem Gesamt inhalt seiner Botschaft gar nichts. Dieser aber laust, um es i kurz zu sagen, lediglich auf eine Wiederholung derj alten Wilson'schen Friedensdeklamationen hinaus: DaS! irgendwo in den Wolken schwebende »Gericht der Mensch-! heil* hat über den Wiederaufbau der Welt zu entscheiden! — nach Grundsätzen, die natürlich einzig und allein in! Washington diktiert werden können —, und wer sich ihnen nicht bedingungslos unterwirft, der bleibt in ewiger Ver-' bammniS. DaS ist ein Weg, auf den wir wohl niemals auS dem Kriegszustand Herauskommen würden; also wird, eS sich schon empfehlen, auf Wilson'sche Ratschläge end-; giltig zu verzichten. ! Freilich, er hat offensichtlich das Bestreben, di*? Diskussion über seine Friedensbedingungen nicht wieder' einschlafen zu lassen, und um sie zu erleichtern und' vielleicht auch Widerstrebenden etwas schmackhafter zu machen, faßt er seine berühmten vierzehn^ Punkte dies mal in vier Punkte zusammen. Sieht man indessen genauer zu, so ist auch hier alles beim alten geblieben. Er hat in diese vier Punkte so viel Greifbare- und Un- greifbares hineingepackt, daß mit ihnen ebensogut »lleS wie gar nichts zu erreichen ist. Der Kom promiß dagegen, die Verständigung, auf die Graf Czernin und Graf Hertling hinarbeiten — in dieser Beziehung besteht zwischen den beiden Regierungen nicht Ler geringste Unterschied —, für sie ist doch in den weiten Sriedensformeln deS Präsidenten kein Raum. Und so wer den sie uuS dem Frieden schwerlich näher bringen. ES wird wieder ein große« Gerede und Geschreibe um sie anheben, und dann wird wieder alles still werden. Di« Höflichkeit Ler Mittelmächte wird ihre Leiter auch jetzt davon sprechen lassen, daß die neu« Botschaft vuS Washington »diskutable Grundlagen" enthalte für weiter« Verhandlungen. Inzwischen wird aber Herr Wilson seine militärischen Kraftanstrengungen mit äußerster^ Energie fortsetzen, waS er la selbst mit der größten Bestimmtheit ankündigt, und so wird er auch von! UnS nicht erwarten können, daß wir den kommenden Dingen, ! lediglich mit Friedensbeteuerungen entgegen harren. Wir! schließen Frieden, wo wir die ernstliche Bereitschaft dazu! finden, und brauchen damit, wie die letzten Tage bewiesen« haben, und die nächsten wohl auf's neue beweisen werden,' nicht auf Washingtoner Heilsbotschaften zu warten. Wo! dagegen, — der Versailler Kriegserklärung zufolge — weiter! gekämpft werden soll, da werden wir unseren Mann stehen,! trotz der amerikanischen Divisionen, die bereits in die West»! front eingereiht worden si.; Wir sind bereit — ob! unsere Gegner das auch von sich behaupten können, ist eine! andere Frage. Sie wird abseits von allen Noten und Kongrebreden entschieden werden. Nur noch einS: auf sein« Erklärung, daß ein weiterer! Gedankenaustausch zwischen Wien und Washington ihm angebracht erscheine, hat^Graf Czernin von Herrn Wilson keine Antwort erhalten. Wird er begreifen, daß keine Antwort — auch «ine Antwort ist? — «- Die vier Grundsätze, die Wilson als Grundpfeiler für einen dauerhaft m Welt-' frieden aufstellt, mögen hier in sinngetreuer Übersetzung folgen: 1. »aß jeder Teil einer endgültigen Vere! ^«rnng 1» wesentlichen auf der Gerechtigkeit in dem bestimmte» Falle und auf einem solche» Ausgleich aufgebaut sei» muß, von dem eS am wahrscheinlichsten ist, baß er eine» Frieden, der dauernd ist, herbeiführ«» wird; 2. daß Vlilker und Provinzen nicht von einer TtaatS- »berhoheit in eine andere herumgeschobeu werden, als ob eS sich lediglich um Gegenstände oder Steine in einem Spiel handelt, wenn auch iu dem großen Spiel deS Gleichgewichts der Kräfte, daS nun für alle Zeiten dis kreditiert ist; daß jedoch 2. jede Lösung einer GeLietSfrage, die durch diese» Krieg aufgeworfen wurde, im Interesse und zugunsten der betroffenen Bevölkerungen und nicht alS Teil eines bloßen Ausgleiches oder Kompromisses der Ansprüche rivali sierender Staaten getroffen werde» muß; 4. daß alle klar umschriebene» nationalen Ansprüche die weitgehendste Befriedigung finden sollen, die ihnen zuteil werden kann, ohne neue oder die Verewigung alter Elemente von Zwist und Gegnerschaft, die den Friede» Europa» und somit der ganze» Welt wahrscheinlich bald wieder stören würden, aufzunehmen. Ei» allgemeiner, Friede auf solcher Grundlage errichtet, kann erörtert werden. Bi» ein solcher Friede gesichert ist, haben wir kein« andere Wahl, als mit dem Krieg fortzufahren. Von ihnen behauptet Wilson, daß soweit er dies be» urteilen könne, diese Grundsätze schon überall anerkannt Verden, mit Ausnahme der »Wortführer der deutschen Rllitär-Annexionspartei'. Oer Krieg. Die Amerikaner im Feuer. In dem Wochenbericht deS amerikanischen Kriegs- sekretärS Baker heißt es, daß auf einer Strecke der ameri kanischen Linie, die dicht an den deutschen Stellungen liege, Bombenkämpfe und häufige Handgranatenkämpf« stattgefunden hätten. Deutsche Flugzeuge hätten zahlreiche Erkundungsflüge gemacht, seien aber stets vom Feuer Ler Abwehrgeschütz« «mpfangtn worden. * Wieder ei« britischer Zerstörer vernichtet. Eine amtliche Reutermeldung besagt: Der britische Lerstörer .Boxer' ist in d«r Nacht vom 8. Februar infolge «in«s Zusammenstoßes tm Kanal gesunken. Sin Man« wird vermißt. * Englische Ltmin'eve in Rußland. Geldopfer für ein Polenheer. Die in Warschau erscheinende »Hodzina polski' bringt Mitteilungen eines ihrer kürzlich aus Petersburg heim-i gekehrten Mitarbeiter über die eigenartige Rolle, die England während der Revolution in Rußland gespielt hat. Die engltsche Agitation In Rußland verfolgtc den Zweck, ein polnisches Heer zu bilden, welches den Westmächten zu Diensten wäre. Sie stellte dem Polenkomite« Millionen-! s»mme» zur Verfügung, zwecks Aussonderung der Pol«« a«S der russischen Armee und zwecks Bildung besonderer polnischer Korps. Es entstanden auch zwei Korps von je SV 000 Mann. Da gestand England seine Absicht, sie a« di« französische Front zu schicke«. - Ehe sich das Petersburger Ministerium zur Zu stimmung entschließen konnte, brach die maximalistische Revolution aus. Die polnischen Regimenter zogen sich nach Minsk zurück und Englands Plan war zu Wasser geworden. l * , Die Nichtigkeitserklärung der Staatsschuld. Das Dekret über die Nichtigkeitserklärung der Staats schuld erklärt alle Staatsanleihen, die von den Regierungen der Bourgeoisie ausgenommen sind, mit dem 1. Dezember 1917 für nichtig. Alle ausländischen Ausnahmen werden bedingungslos und ohne Ausnahme annulliert. Minder bemittelte Bürger, die annullierte innere Anleihe bis zu, 10 000 Rubel besitzen, werden durch Anteile der neuen An leihe der russischen sozialistischen föderativen Räterepublik entschädigt.» Einlagen in den staatlichen Sparkassen und, deren Zinsen sind unantastbar. Die Feststellung der Minder-' bemittelten erfolgt durch besondere Kommissionen. i Ferner wird der Plan des Dekrets über die Kon-! fiskation der Aktienkapitals der früheren Privatbanken veröffentlicht. Demgemäß werden alle diese Kapitale in vollem Umfange konfisziert und der Volksbank der russischen Republik übergeben. Alle Bankaktien werden annulliert and jede Dividendenauszahlung eingestellt. , -st Eine „besondere Mission". i Im Auftrage des Oberbefehlshabers der polnischer. Truppen in Rußland, des Generals Dambor-Musnicki; sind drei Abgeordnete in besonderer Mission in Warschau- eingetroffen. — General Dambor-Musnicki hat in den letzten Tagen mit seinen Truppen große Erfolge in Weiß- rußland gegen die waximalistischen Truppen errungen.-- Er hat Mohilew, Orscha und andere Städte besetzt. Es handelt sich offenbar um Verhandlungen, die darauf abzielen, einen Zusammenschluß der polnisches ILegionen mit den Truppen des Generals Dambor-4 ; Musnicki herbeizuführen, die den Regentschaftsrat als , rechtmäßige Regierung anerkannt haben. Diese Truppen waren es bekanntlich, die in letzter Zeit auf eigene Faush Krieg auf weißrussischem Boden führten und u. a. das 'Gouvernement Mohilew zu Polen annektierten. * Lloyd Georgs will keinen Frieden England hält an seinen Kriegszielen fest. Das englische Unterhaus trat nach kurzer Pause wieder zusammen. In der Thronrede führte der König u. a. aus, es sei die Pflicht Englands den Krieg bis zum Siege, den Krieg mit aller Kraft fvrtzusetzen. Bei der Erörterung der Thronrede erklärt« Premier- mintstcr Lloyd George, daß in den jnngsteu Reden der Feinde nichts zu entdecken sei, waS darauf Hinweise« könnte, daß die Mittelmächte bereit wären, auf ehrlicher Grundlage Frieden zu schließe«. Die englische Ncgierüng weiche nicht im geringste« von ihrer Erklärung über die Kricgöziele ab, die vom Lande alö ehrlich und gerecht anerkannt seien. Das Haus stimmt der Erklärung zu, daß der Krieg mit äußerster Kraftanstrengung weiter geführt werden müsse, bis die Mittelmächte die Kriegsziele der Westmächte, denen auch Amerika zustimme, anerkennen. In diesem Zusam menhangs ist übrigens ein Artikel der „Daily News" in teressant, der auf die umsichgreifende Mißstimmung iri der Arbeiterschaft hinweist, die ihre Ursache in der Weigerung Ler Regierung habe, ihre Kriegsziele kurz und klar bekannt zu gebe«. Der Artikel schließt mit der Feststellung, daß in England zwischen Regierung und Volk sich eine tiefe Kluft d«s Mißtrauens aufgetan habe. Englands Blutschuld. Durch den Friedensschluß mit der Ukraine und zugleich mit der Friedenserklärung Trotzkis, so schreibt das W.T.B., ist die russische Dampfwalze, die sich seit August 1914 auf dem Wege nach Berlin und Wien befand und von Lloyd Georg« trotz mehrfachen Versagens rücksichtslos immer wieder geheizt wurde, endgültig liegengeblieben. Der kriegsoerlängernde Lloyd George hat umsonst versucht, aus dem militärischen Zusammenbruch Rußlands noch in letzter Stunde zu retten, was zu retten war. Die Siege Hinden burgs und Ludendorffs und die unvergleichlichen Taten deS deutschen VolksheereS verdarben ihm ein für allemal seine Rechnung und erreichten, daß aus dem Zweifronten krieg, der Deutschlands Untergang bringen sollte, der Ein frontenkrieg geworden ist, für besten weitere Führung den englischen Premierminister allein die Verantwortung trifft. Die Ström« von Blut, die nach der Kriegserklärung von Versailles noch versoffen werden sollen, werden lediglich auf den Willen dieses Mannes hin fließen, der der im- vertalistischm Ziele Englands wegen der ganzen Welt,