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Wochenblatt siir Wilsdruff Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonnementspreis ' vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 ML 25 Pf. — Einzelne Nummern 10 Pf. Tharandt. Men, Menlehn und die Umgegenden. Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. JnsertionspreiS 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. für die Rgl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den ^tadtrath zu Wilsdruff, No. 97. sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Dienstag, Sen 5. Dezember 1893. Bekanntmachung. Die in Gemäßheit von Art. II. § 6 der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Juni 1887 — Reichsgesetzblatt S. 245 flgd. — nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise der Hauptmarktortes Meißen im Monate Oktober dies. Js. festgesetzte und um fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für die von den Gemeinden resp. Ouartierwirthen innerhalb der Amts hauptmannschaft im Monate November dies. Js. an Militär-Pferde zur Verabreichung gelangte Marschfourage beträgt 9 M. 34,5 Pf. für 50 Kilo Hafer, 5 „ 77,5 „ „ 50 Kilo Heu, 3 „ 36 „ „ 50 Kilo Stroh. Meißen, am 30. November 1893. Königliche Amtshanptmannschaft. v. Airchbach. Bekanntmachung, Geldansleihnng betreffend. Bei der Königlichen Amtshauptmannschaft Meißen sind aus Bezirksmitteln zu Ln-e dieses Jahres 7500 M. - Pf., unter Uniständen auch ein wesentlich höherer Betrag in einer mündelmäßigen Hypothek auf ein größeres Landgrundstück auszuleihen, und würde dieses Kapital bei pünktlicher Zinszahlung voraussichtlich nicht so bald einer Kündigung unterliegen. Etwaigen Gesuchen sind Folienauszug, Besitzstandsverzeichniß und beziehentlich Brandversicherungsschcin, sowie ein Angebot über die Verzinsung beizufügen. , Königliche Amtshanptmannschaft Meitze», am 30. November 1893. v. Uirchbach. i - Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche auf den Namen Wilhelm Leberecht weichst- eingetragene Grundstück, bestehend aus Wohngebäude, Schmiedewerkstattgebäude mit Dampfkesselraum und Wagenschuppenanbau, Scheunengebäude, Hofraum, Garten und Feld, No. 27 und 53 des Flurbuchs, No. 1 des Brandkatasters und Folium 1 des Grundbuchs für Limbach, nach dem Flurbuche 50,3 n — 273 HsRuthen groß, mit 93,65 Steuereinheiten belegt, bei der Landesbrandkassc mit 7310,00 M. nach 427 Beitragseinheiten versichert, durch die Ortsgerichte atls 10000,00 Mk. geschätzt, soll im hiesigen Amtsgerichte zwangsweise versteigert werden und ist der 14. Dezember 18S3, Bormittags 1b Uhr, als Versteigerungstermin, sowie Ser 27. Dezember 1893, Vormittags 9 Uhr, als Termin zu Verkündung des Vertheilungsplans anberaumt worden. . " Eine Übersicht der auf ^dem^Grundstück lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses kann in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Königliches Amtsgericht. Gangtsff. . Holzversteigeimng. Vom Spechtshausener Forstrevier sollen Montag, de« 11 Dezember d. I., von Bormittag - 1b Uhr au im Gasthause zu Spechtshausen 1756 w. Stämme, 86 w. Klötzer, 4 buch, dergl., 2 h. und 132 w. Stangenklötzer, 20,27 Hdt. fichtne Stangen, 1'/, Rm. tan. Nutzscheite, 3 Nm. fichtne Nutzknüppel, 980 Rm. h. u. w. Brennhölzer in den Abtheilungen 1 bis 50 versteigert werden. Näheres enthalten die in Schankstätten und bei den Ortsbehörden der umliegenden Orte aushängenden Plakate. Königliche Forstrevierverwaltung SPechtshausen und König!. Forstrentamt Tharandt, am 30. November 1893. Tagesgeschichte. Die mehrtägige Generaldebatte des Reichstages über den Etat hat sich, wie immer bei solchem Anlaß, zu einer parlamen tarischen Erörterung der verschiedensten Vorgänge und Fragen gestaltet. Denn neben dem eigentlichen Etat selbst wurden die neuen Steuervorlagen und die Reichsfinanzreform, die Kolonial politik, der Militarismus, der Antisemitismus, der Spieler und Wucherer-Prozeß von Hanover, und noch viele andere Dinge, die mit dem Etat entweder nur lose oder auch gar nicht zusammenhingen, in den Kreis der Betrachtungen gezogen. Man kann indessen nicht behaupten, daß die diesmalige General debatte besonders interessant und aufregend war, obwohl es gar nicht an einzelnen pikanten und bemerkenswerthen Scenen fehlte z offenbar litten die gejammten Verhandlungen unter dem Um stande, daß ihnen die bewegte erstmalige Lesung der neuen Handelsverträge so unmittelbar vorangegangen war. Wenn jedoch die Generaldiskussion über den Etat ein besonderes Resultat gezeitigt hat, so ist dies wohl die Wahrnehmung, daß bei der Mehrheit des Reichstages keine große Neigung herrscht, auf die steuer- und finanzpolitischen Projekte der Regierung liebevoll einzugehen, und hierüber wird man sich in Regierungskceisen hoffentlich keiner Täuschung hingeben. Die Aufhebung des Jesuitengcsetzes ist vom Reichstag in 2. Lesung angenommen worden. Wenn auch hie 3. Lesung ein gleiches Resultat ergeben sollte, wird das doch eine prak tische Bedeutung nicht haben, da der Bundesrath zweifellos diesem Reichstagsbeschlusse seine Bestätigung versagen wird. Die Abgeordneten Gamp, v. Kardorff, Merbach und Graf von Arnim haben im Reichstage folgenden Antrag eingebracht: Der Reichstag wolle beschließen: den Herrn Reichskanzler zu ersuchen: 1. mit möglichster Beschleunigung einen Gesetzentwurf vorzulegcn, durch welchen 1. dem gesammten Handwerk eine vrganisirte Vertretung in Handwerkerkammern gegeben wird, denen die Beaufsichtigung des Lehrlingswesens, des Herbergen wesens u. s. w., sowie die Aufgabe zu übertragen wäre, die ^meresscn des Handwerks in technischer und wirthschaftlicher Beziehung zu vertreten, 2. diejenigen von der Ausübung des handwerksmäßigen Betriebes ausgeschlossen werden, welche ihre Befähigung zu diesem Betriebe nicht durch eine längere Aus bildung als Lehrling und Geselle dargethan haben (Befähigungs nachweis); II. bei den Bundesregierungen dahin zu wirken, daß die die Handwerker schädigende Beschäftigung der Strafgefangenen nach Möglichkeit eingeschränkt werde. Der Plan einer internationalen Vereinbarung gegen das anarchistische Verbrecherthum wird infolge der neuesten Atten tate und der zu gleichem Zwecke versuchten Vorbereitungen wieder lebhaft erörtert. Immer lauter wird der Wunsch, daß es gelingen möge, eine internationale Aktion zu jenem Zwecke zu Wege zu bringen. Noch haben sich zwar die Meldungen über die Initiative dieser oder jener Regierung als verfrüht erwiesen, allein es liegt gewissermaßen in der Luft, daß auf Schritte zur Herbeiführung internationaler Maßnahmen zu rechnen ist, und wie aus Wien gemeldet wird, hat man auch genügende Anhaltspunkte dafür, daß die Betheiligung an solchen Schritten auch in jenen Staaten keinen Wiederstand mehr finden werde, die bisher sich nicht geneigt gezeigt hatten, sich an der artigen Maßnahmen zu betheiligen. Das offiziöse Organ des russischen Ministeriums des Auswärtigen, das „Journal de St. Petersbourg", bemerkt zu dem Orleaner Explosivstoff sendungen nach Berlin: „Falls es sich hier um ein neues Verbrechen der Anarchisten handeln sollte, so wäre dies nur ein neuer Beweis für die dringende Nothwendigkeit, einmal ernste Maßregel zu ergreifen, um den finsteren Thaten wahn sinniger Menschen, welcher der ganzen Gesellschaft den Krieg erklärt zu haben scheinen, ein Ende zu machen." Der „Vorwärts" veröffentlicht ein „eigenhändiges" Akten stück, das der preußische Minister des Innern, Graf von Eulen burg, am 29. Juli d. I. an sämmtliche Regierungspräsidenten gerichtet hat und worin er zur Bekämpfung der Sozialdemokratie auffordert. Man wird es im Lande dem Herrn Minister Dank wissen, daß er sich bemüht zeigt, insbesondere das Vordringen der Sozialdemokratie auf dem flachen Lande zu erschweren. Mit Recht heißt es aber in dem Aktenstücke: „Mit den staatlichen Machtmitteln allein, deren Anwendung überdies vielfach ge setzlich beschränkt ist, läßt sich die Sozialdemokratie mit Erfo'g nicht bekämpfen." Der Minister empfiehlt dazu „das Zu sammenwirken und die andauernde planmäßige Thätigkeit der Wohlgesinnten aus allen Kreisen der Bevölkerung." Ulm. Nächst dem Kölner Dom ist unser großartiges Münster bekanntlich die größte Kirche Deutschlands und zu gleich eins der schönsten Denkmäler altdeutscher gothischer Bau kunst. Der Kirchenbau sing bereits im Jahre 1377 an und bis 1492 haben viele hervorragende Baumeister an dem genialen Vollendungsplane gearbeitet. Nach fast 350jähriger Ruhepause begannen alsdann am 21. August 1844 die längst ersehnten und von Freunden der alten Kunst geplanten Restaurations arbeiten. Es entstanden die fehlenden Strebepfeiler und Strebe bögen von kollossalee Spannweite, sowie der äußere Chorum gang und die beiden Chorthürme. Das innere des Münsters hat viele Sehenswürdigkeiten, von denen die beiden berühmten bemalten Fenster im Chor, sowie die aus Eichenholz geschnitzten Chorgestühle, ferner das 26 m hohe Sakramentshäuschen und die aus Lindenholz geschnitzte Schalldecke der Kanzel zu nennen sind. Um dieses hervorragend herrliche Baukunstdenkmal nicht verfallen zu lassen, hat das Baukomitee die Genehmigung zu Geldlotterien erhalten, aus deren Ueberschuß die Mittel zur Restaurirung genommen werden. Loose L 3 Mark zu der nächsten Lotterie, welche bereits am 16. Januar 1894 statt findet, sind durch das bekannte Bankhaus Karl Heintz, Berlin W., zu beziehen. Wie die „Kölnische Zeitung" aus Sofia meldet, sind in den letzten Tagen mehrere Verhaftungen vorgenommen worden, weil ein Mordanschlag gegen den Prinzen Ferdinand geplant gewesen war. Derselbe sollte am Tage vor der Ankunft der Leiche des Grafen Hartenau ausgeführt werden. Der Haupt schuldige ist der frühere bulgarische Offizier Iwanow, der vor drei Jahren als Brigadeadjutant mit der Bngadekasse durch gegangen war. Durch Zufall wurde der Plan zwei Tage vor der Ankunft der Leiche des Grafen Hartenau entdeckt. Iwanow, der einen russischen Paß hatte, wurde im Eisenbahnzuge von einem früheren Kameraden erkannt und entfloh auf der Station Kasitschane, verfolgt von Gendarmen und Bauern, auf die er wiederholt feuerte. Der Polizei von Sofia unter Führung des Polizeichefs gelang es nach langer Verfolgung Iwanow