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WochMIt für Wilsdruff Tharandt, Mn, Mealehn md die Umsrgenden. Imlsdlull 4 für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. 1893. Dienstag, den 15. August No. 65. Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionsvreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. Erscheint wöchentlich zweimal u. zwar Dienstags und Freitags. — Abonnementspreis ) vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne Nummern 10 Pf. Bekanntmachung, die diesjährigen Truppenübungen betreffend. Nach einer von dem Königlichen General-Commando anher'gelangten Mitteilung sind mit Rücksicht auf den in diesem Jahre in einigen Gegenden obwaltenden Futter- und Streu-Mangel Maßnahmen ergriffen worden, welche einerseits die Sicherstellung der Bedürfnisse der übenden Truppen bezwecken, andererseits die Einquartierungslast in jeder zulässigen Welfe erleichtern sollen. Es werden deshalb in den von dem Königlichen General-Commando ausgeworfenen Marschquartieren, in welchen die Truppen bestimmungsgemäß die Naturalverpflegung und Fourage durch den Quartiergeber zu erhalten haben, (§ 4 und 5 des Gesetzes über die Naturalleistungen) nur die Naluralverpflegungen, nicht aber auch die Fourage in Anspruch genommen werden. Die Fourage wird einschließlich des Streustrohes (§ 10 des Regulatives zum Ouartierleistungsgesetze) aus Proviantämtern oder Manöver-Proviantämtern geliefert werden. Ebenso wird die für Biwaks oder enge Quartiere während der Cavallerie-Aufklärungs-Uebung erforderliche Fourage und das Stroh nicht durch die Truppentheile erkauft, sondern denselben, sobald cs sich um Eskadrons oder stärkere Abtheilungen handelt, geliefert werden. In den Fällen, in denen die Militärverwaltung das Streustroh liefert, wird seitens derselben der Stallservis einbehalten werden. Meißen, am 10. August 1893. Königliche Amtshauptmannschaft. v. Airchbaeh. Donnerstag, den 17. ds. Mts., Nachmittags 6 Uhr, öffentliche Stadtgememderathssitzung. Wilsdruff, am 14. August 1893. Der Stadtgemeinderath. Dicker, Brgmstr. Auktion. Donnerstag, den §0. August Nachnr. Nh» kommen in Grund bei Mohorn 2 Pferde (Rappen), 4 Zuchtschweine (2 mit Jungen), 8 Schafe, 2 Parzellen anstehender Hafer und ca. 50 Centner Heu zur Versteigerung * Sammelplatz Vogel'scher Gasthof in Grund. Tharandt, am 11. August 1893. Der Gerichtsvollzieher bei dem Königl. Amtsgericht das. A.-G.-Wachtmeister Arocker. Auktion. Dienstag, den jS. Angnst ,8Y5 von vorn,, y Uhr ab gelangen in der Weichsl-'schen Wirtschaft m Limbach b. Wilsdruff die vollständige Ein richtung einer Dampfschmieberverkstatt, darunter eine Drehbank mit Zubehör, 2 Bohrmaschinen, 2 Amboße, 1 Transmission, 1 Stauchmaschine, 2 Feilbänke, 5 Schraubstocke, ver schiedene Schneidekluppen, Feilen, Hammer, Dorne, Meisel, eine größere Partie Roheisen, halbfertige Ackergeräte und Räder, ferner 1 Ziege, 1 Schreibsekretär, I Sopha, 1 Wäschemangel, sowie andere Möbelstücke, Haus- und Küchengeräte meistbietend gegen sofortige Baarzahlung zur Versteigerung. Dresden, am 7. August 1893. Der Konkursverwalter Rechtsanwalt Gustav Müller. Tagesgeschichte. Von einer den eben abgeschlossenen Finanzminister konferenzen nahe gestandener Seite wird der Gesammt- eindruck geschildert, den die Berathungen gemacht haben. Dieser soll ein sehr günstiger sein; man sei in den wenigen Tagen der Besprechungen weitergekommen, als sonst durch Monate dauernde Korrespondenz. Infolge dessen sollen die Konferenzen auch in künftigen Bedarfsfällen wiederholt werden. Die Ver treter des Reiches und Preußens haben, wie sich aus mancherlei Anzeichen schließen läßt, gefunden, daß auch die Finanzver waltung der Einzelstaaten hervorragend tüchtige Kräfte besitzen; hoffentlich trägt diese Erkenntniß dazu bei, daß das Reich und Preußen in wachsendem Maße den berechtigten Interessen, ins besondere des Südens, gerecht werden. E einen Gewinn mag man es auch bezeichnen daß durch die Konferenz die Ansicht sich befestigt hat, daß der jetzige Zustand unhaltbar ist wonach den Reichsausgaben keine Grenre ae oaen ist. Und da man selbst m den Kreisen der FinanzmmisKr sich d-r EmM mcht verschließt, daß die irgendwie heranriehbaren Steucrquellen durch die Verwirklichung der jetzt erörterten Projekte, erschöpft werden, müßte eine solche Erkenntniß daru sichren daß man an eine Einschränkung der Ausgaben des Reiches — und hier käme natürlich das Militär in erster Reihe in Betracht — zu denken babe. Die Denkschrift in ihrer jetzigen Form soll nicht ver öffentlicht werden, vielmehr wird dem Reichstage eine neue Denkschrift vorgelegt werden, was ganz begreiflich erscheint, da durch die Berathungen eine Reihe der zu erörternden Fragen ein ganz anderes Gesicht gewonnen haben. l lieber die letzten Verhandlungen der Finanzminister- Co nfe re nz in Frankfurt a. M., das wichtigste Ereigniß des Tages, theilen wir nach der „Frankf. Ztg.« noch das Folgende mit: „In der von 10 Uhr bis nach 4 Uhr dauernden Sitzung ist es gelungen, sämmtliche Fragen zu erörtern uno soweit zu erledigen, daß eine vorläufige und grundsätzliche Einigung — wie es heißt, — in allen Punkten erzielt wurde. Es bleibt, nachdem man zu diesem Abschlusse gekommen ist, »och übrig, die verschiedenen Steucrprojekte, hinsichtlicv deren natürlich noch einige Meinungsverschiedenheiten bestehen, in eingehenden Verhandlungen durch eine besondere Commffsion berathen zu lassen. Die Commission soll in Berlin zusammentreten und aus den Vertretern der Regierungen und den Commissaren der Reichsverwaltung bestehen; eine beschleunigte Behandlung d« Einzelfragen ist" vorgesehen und es sollen die Entwürfe dem Reichstag bei seinem nächsten Zusammentreten zugehen. Diese cvmmissarische Berathung dürfte da gerade von besonderer Wichtigkeit sein, wo, wie das bezüglich der Börsensteuer und der Quittungssteuer der Fall ist, die ganze Fragesichnoch im Flusse befindet; es steht noch zu hoffen, daß die aus den Interessentenkreisen kommenden Einwände, deren Bedeutung man nicht verkannt zu haben scheint, eine einigermaßen ent sprechende Berücksichtigung erfahren. Die für den Süden ganz besonders wichtige Weinsteuerangelegenheit soll ebenfalls eine „befriedigende" Lösung finden. Wiehervorgehoben wurde, ist der Widerstand, den die Regierungen weinbautreibender Staaten gegen das Reichs-Weinsteuerprvjekt — abgesehen von den formalen, auf den Zollvereinsvertrag sich stützenden Be denken — geltend machten, darauf gegründet, daß der Ueber- gang der Weinbesteuerung an das Reich den Einzelstaaten ein autzbildungsfähiges Steuerobjekt entziehen und den Süden un- verhältnißmäßig hoch zu Gunsten des Nordens belasten würde, und daß ferner die Durchführung des Projektes den Wein auch da, wo er direkt Nahrungsmittel ist, treffen müßte. Gutem Vernehmen nach hat nun die heutige Berathung zu dem Ergebniß geführt, daß das Weinsteuerprojekt eine angeblich auch für den Süden acceptable Form erhalten wird. -- Von anderer Seite gehen der „Norddeutschen Allg. Ztg." noch folgende Mittheilungen zu: Die heutige Berathung der speciellen Be steuerungsobjekte beschäftigte sich ferner namentlich eingehend auch mit der Wehrsteuer und mit der Besteuerung der Zeitungs- Ewncen. Dem Vernehmen nach wären die Bedenken gegen die Wehrsteuer sehr überwiegend gewesen, insbesondere auch, sie eine unverhältnißmäßige Belastung der minder besitzenden Volksklassen mit sich brächte und als eine Kopfsteuer der schlimmsten Art angesehen würde, als welche sie sich auch in Frankreich und der Schweiz darstelle. Außerdem fei die Ver anlagung nach den verschiedenen Steuersystemen der Einzel- staaten ungemein schwierig, von denen eine erhebliche Anzahl ja überhaupt keine Einkommensteuer habe. Ferner wurde in Betracht gezogen, daß dadurch die Grenzen zwischen direkter und indirekter Besteuerung in Einzelstaaten und Reich alterirt werden würden. Endlich sollen auch die Schwierigkeiten einer gerechten Durchführung für diese Steuer betont worden sein, insofern, als kaum möglich sein würde, die richtige Grenze zwischen Felddienstuntauglichkeit und Erwerbsunfähigkeit festzu stellen. Ein definitiver Beschluß wurde jedoch noch nicht ge faßt. — In ähnlicher Weise wurde die fogenannte Jnseraten- steuer behandelt: weitere Erörterungen in dieser Beziehung bleiben Vorbehalten. Ueber den allgemeinen Eindruck unter den Betheiligten hören wir noch, daß er ein „höchst befriedigender" sein soll. Es habe sich, worauf an manchen Stellen immer wieder Gewicht gelegt wird, betreffs der Hauptziele und der Art ihrer Erreichung im Wesentlichen eine Ueberreinstimmung ergeben, und in dieser Hinsicht hat sich die mündliche Aus sprache zwischen den Organen des Reiches und der Einzelstaaten bewährt, weil sie, wie man betont, die geeignetste Methode sei, mißverständliche Auffassungen zu corrigiren. Es habe sich auch gezeigt, daß selbst verschiedene Interessen von Staaten und Landestheilen sehr wohl auszugleichen seien, wenn gegenseitiges Entgegenkommen, allseitige Würdigung der Interessen des Reiches und die Erkenntniß obwalteten, daß diese im Wesent lichen identisch seien mit den Interessen der Einzelstaaten. Frankfurt a. M., 10. August. Die Berathungen der Finanzminister sind heute Nachmittag geschlossen worden. Heute wurde in der Berathung der speziellen Vorschläge zur Deckung der Reichsausgaben und zur Durchführung der Reform fortge fahren. Man einigte sich auch hier über die wesentlichen Grund lagen und beschloß die detaillirte Ausarbeitung und die Er ledigung einer Reihe von Spezialfragen der alsbald in Berlin zusammentretenden, aus Vertretern der wesentlich betheiligten Staaten und aus Commissaren der Reichsverwaltung niederzu setzenden Commission zu übertragen. Es scheint beabsichtigt zu werden, soweit irgend thunlich, die gesammten Gesetzentwürfe gleichzeitig dem Reichstage bei seinem demnächstigen Zusammen treten vorzulegen. Alle Aeußerungen der Theilnehmer atr der Konferenz zeigen, daß dieselben von den Ergebnissen der Be rathungen sehr befriedigt sind. Ueber diese Ergebnisse wird mitgetheilt, daß über den Gang der weiteren Vorarbeiten für die eventuell dem Bundesrathe zu machenden Vorlagen überall ein Einverständniß erzielt ist, insbesondere auch hinsichtlich der heute berathenen Frage der eventuellen Besteuerung des Weines. Bindende Beschlüsse sind selbstverständlich nirgends gefaßt worden, da die ganzen Berathungen nur den Charakter eines vorläufigen Gedankenaustausches trugen. Die Frage der eventuellen Be steuerungen der Inserate soll bei den Eröterungen ebenfalls gestreift sein. Der „Reichs-Anzeiger veröffentlicht folgende beherzigens- werthe Mittheilung: „Wir nähern uns den Tagen, in denen vor Jahresfrist der plötzliche Ausbruch und das schnelle Um sichgreifen der Cholera in Hamburg unser ganzes Vaterland in